Zwei Vorbilder habe ich.


George Mallory und Alexander von Humboldt. Der große Deutsche steht für den Verstand. Der ehrgeizige Brite für mein Herz.

Am Sonntag, den 10.2.2013 war es wieder so weit. Das ZDF zeigte im Rahmen seiner Serie: "Terra X" Erkenntnisse über die Antwort auf die Frage: Waren Mallory und sein Begleiter Irvine doch die ersten Menschen auf dem Mount Everest ?

Dachte ich. Hoffte ich.

Leider war es nur ein Aufguss der amerikanischen Dokumentation "Der kühnste Traum" (The Wildest Dream (2010)). Es ärgert mich jedes Mal, wenn in der Ankündigung des ZDF zu lesen ist: "Die Terra-X-Expedition ...". Im ersten Moment glaubte ich an eine exklusive Sendung, eine Eigenproduktion, ja eine Erstausstrahlung. Nachdem der Film aber schon August 2010 in den Kinos lief, kommt er auf Terra-X-Doku-Länge geschnitten auf deutsche Bildschirme. Der ServusTV in Österreich zeigte den Originalfilm (86 Minuten) bereits im September 2012.

Den populären Seitenhieb auf die Zwangsabgabe zur Finanzierung der Fernseh- und Rundfunkanstalten erspare ich mir. (Zumindest teilweise.)

Aber zum Film. Als Bewunderer von Mallory hoffe ich immer wieder auf neue Hinweise. Konnte er es schaffen. Hat er es geschafft? Gibt es Beweise dafür, dass er als Erster dort war?

Nicht, dass ich es Edmund Hillary und Tenzing Norgay nicht gönne, die allerersten Bezwinger des Everest gewesen zu sein. Doch der Gedanke, dass es jemand 1924 mit den technischen Möglichkeiten der damaligen Jahre und auf einer, wie es heißt, schwierigeren Strecke schaffte, fasziniert.

Reine Gefühlssache.

Welche Erkenntnisse brachte der Film. Um es zusammenzufassen: Hollywood! D. h., die Produktionsfirma hat ne Menge Geld, Zeit und Aufwand hineingesteckt. Daher ist es wichtig, mit einem adäquaten Ergebnis zurückzukommen.

Um den Mythos zu fördern, dass die beiden Briten die Ersten waren, lassen die Macher weg, was dagegen spricht. Dafür unterstreichen sie die Punkte, die für die romantische Annahme sprechen, dass es Mallory und Irvine gelangen, den Gipfel zu erreichen.

Ein Beispiel:

Mallory trug, als Bergsteiger 1999 seine Leiche fanden, eine Schneebrille in seiner Tasche. Daher unterstellen die Dokumentarfilmer, dass er seinen Sturz erst beim Abstieg vom Gipfel, d. h. nach Sonnenuntergang erlitt. Denn tagsüber, zum Zeitpunkt des Aufstiegs musste er die Brille zum Schutz vor Erblindung tragen. Nicht nur, dass selbst ein Unfall während des Absteigens vom Berg nicht zwangsweise bedeutet, dass er auch den Gipfel erreichte. Vielmehr soll Mallory zwei Paar dieser Schutzgläser besessen haben. Ein unzulässiger Schluss also, den der Film dem Zuschauer da unterjubelt.

Das einzige Material, das überzeugte, waren Bilder, die den Bergsteiger und Filmemacher Conrad Anker beim Überklettern des "Third Step", einer Felsnase zeigen. Dieses Teilstück gilt als letztes Hindernis vor der Spitze des Everest. Seitdem die Chinesen dort eine feste Metallleiter installierten, können Kletterer diesen kritischen Punkt leichter erklettern. Für den Film entfernte das Team die Leiter, um die Situation von 1924 überklettern. Einige Fachleute bezweifelten, dass die total erschöpften Briten diesen Abschnitt überwinden konnten

Conrad Anker mit seinen Fähigkeiten besiegt dieses Hindernis. Entgegen der Ankündigung trägt er dabei eine moderne Ausrüstung, nicht die veraltete Bekleidung Irvine und Mallorys. Sie zeigen, dass ein geübter Bergsteiger, wie Mallory es zweifellos war, die Felsnase erklettern kann. Allerdings nicht, ob er es auch getan hat.

Wer nüchterner an die Frage herangehen möchte, dem sei die Dokumentation: "Als Erster auf dem Everest" empfohlen. Sie sucht ihre Antworten auf rationaler Basis.  Der Film lässt Bergmediziner, Forensiker, erfahrene Kletterer zu Wort kommen. (youtube)

Danach ist es sehr unwahrscheinlich, dass George Mallory auf dem Gipfel des höchsten Bergs der Welt war.

Schade, aber so ein kleiner Funke Hoffnung bleibt ...







Kommentare

  1. Diese Terra X - Folge scheint ein Beweis dafür zu sein, dass man alles was geschah, alles was hätte sein können, mit wenig Aufwand einfach "kaputtreden" kann. Und da es sich immer nur um "grosse Ereignisse" der Weltgeschichte handelt, die so bearbeitet - verarbeitet - werden, kommt man irgendwann an den Punkt, wo es um fast existenzielle Dinge geht. Was hat der Mensch wirklich geschafft, wann hat er es geschafft, hat der Mensch es überhaupt geschafft, was schafft ein Mensch überhaupt, wer hat gelogen, wann, warum, war er auf dem Mond, dem Everest, in der Tiefsee..

    Eine Welt der Lügen ?
    Nur gut, dass man zum "Mensch sein" keine Heldentaten braucht.
    Aber motivierend wäre es schon...

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