Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

Weiter geht esim Universum von "Eisen und Magie". Zum ersten Mal stehen sich die beiden Kontrahenten gegenüber. Sandos und Rob schätzen einander ein. Wer solche Auseinandersetzungen kennt, weiß, dass zuvor gern ein kleines Wortgeplänkel stattfindet.

Doch Sandos Ausbruch an Gewalt  erinnert an einen ausbrechenden Vulkan aus Blut und Fleisch.

Viel Spaß mit dem dritten Kapitel aus "Eisen und Magie: Dämonenhand"!

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Andrey Kiselev - Fotolia
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Eisen und Magie:


Dämonenhand


von Peter H. Brendt
Rob der Kahle kam ohne Furcht näher. Neugierig betrachtete er das Breitschwert, dass der Kopfgeldjäger quer auf dem Fass abgelegt hatte. «Das ist also Dämonenherz». Ich habe mir diese legendäre Waffe ein wenig ... eindrucksvoller vorgestellt.»

Sandos lächelte humorlos. Das Nest lag abgelegener, als er dachte. Die Geschichte über den Verlust des Schwerts schien hier noch nicht angekommen zu sein.

Vorsichtig berührte Rob die Klinge mit der Spitze seines Zeigefingers. «Fühlt sich wie jedes andere Metall an. Was ist daran Besonderes?»

«Wer es ohne meine Erlaubnis anfasst, verliert die Hand.»

Mit einer übertrieben erschrocken wirkenden Geste, zog der Kahle den Finger zurück. Dann lächelte er. «Huch. Da habe ich wohl einen Fehler gemacht. Ich habe viel von dir gehört, Sandos. Doch niemand erwähnte, dass du Humor besitzt.»

«Wie kommt Ihr auf den Gedanken, dass ich Humor besitze», knurrte der Kopfgeldjäger.

«Zumindest bist du offen. Und mutig! Allerdings auch überheblich.» Rob wies auf die übrigen Gäste. «Du glaubst doch nicht, dass du heil aus diesem Raum herauskommst?»

«Wenn Ihr die Geschichte von «Dämonenherz» kennt, dann hättet Ihr doppelt so viele Männer gesammelt.» Sandos zeigte auf den Riesen. «Und noch zwei von seiner Sorte.»

«Manche Geschichten sind übertrieben. Verändern sich bei jedem, der sie weitererzählt. Fähigkeiten werden zu hoch eingeschätzt. Siege verherrlicht. Niederlagen beschönigt. Was also, wenn Falsches über dich verbreitet wird?»

Sandos verzog das Gesicht vor Schmerz. Der Klumpen in dem Handschuh schrie nach Blut und Zerstörung. Der Inhalt saugte die unterschwellige Aggressivität im Raum auf wie ein Schwamm und gewann mit ihr neue Energie. Er ballte das, was früher einmal eine Faust gewesen war, zusammen und biss die Zähne auf die Lippen, so dass es blutete. Der Geschmack weckte auch seine Wut.

«Es steht Euch frei, es auszuprobieren.» Der Kopfgeldjäger ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen.»

Im ersten Moment glaubte Sandos, jemand rollte ein Fass über den Holzboden. Doch dann erkannte er, dass es das Geräusch der Holzkeule war, die der Riese, hinter sich herzog, wie ein Kind einen kleinen Hund. «Ich will mit ihm kämpfen», verkündete er. «Ihm sein großes Maul stopfen!»

Rob lächelte den Kopfgeldjäger an. «Du kennst Rhuss noch nicht. Was meinst du, wie lange du gegen ihn auf den Beinen bleibst?»

Die Antwort kam schnell und ohne Zögern. «Mit den Fäusten? Keine 15 Atemzüge. Mit dem Schwert? Keine drei! Dann liegt hier nur noch ein toter Fleischberg!»

Ein Murren kroch durch den Raum und steigerte die gespannte Atmosphäre noch einmal. «Doch ich möchte einen Kampf vermeiden», beeilte sich Sandos. «In beiden Fällen wird er Euch anschließend nicht mehr von Nutzen sein.»

«Gib ihn mir!» Rhuss Speichel sprühte durch die Schenke. Er hob die Keule wie ein Spielzeug und ließ sie in die offene Hand klatschen.

Der Kahle stellte sich zwischen sie. «Noch einen Moment. Ich brauche von unserem Freund ein paar Informationen. Dann gehört er dir!»

Er schaute Sandos an. «Vor kurzer Zeit traf mich ein großes Unglück. Eines, dass ein normaler Mensch nicht abwenden kann. Ich hörte, dass du nach mir suchtest und nachdem, was über dich erzählt wird, dachte ich, es wäre eine gute Gelegenheit, einen solch berüchtigten Mann kennenzulernen.»

«Eure Probleme könnt Ihr behalten. Ich brauch nur Informationen von Euch!»

«Zesh sagte, du wolltest meinen Kopf. Ein Gegenstand, auf den zur Zeit eine hohe Belohnung ausgesetzt ist. Klingt bei deinem Ruf plausibel. Du lebst davon. Welche Informationen?»

«Ich will einen Kopf. Das ist richtig. Aber nicht Euren. Sondern den von Rieser. Eures Bruders. Er ist ein menschliches Ungeheuer. Ein Mörder. Ohne eine Spur von Gnade. Grausam. Und er schont weder Frauen noch Kinder. Er hat die Tochter des Baron Graifenlauhe entführt und sie dann trotz Lösegeldzahlungen an einen Sklavenhändler aus Tush verkauft. Seitdem ist sie verschollen. Den Überbringer des Lösegelds hat er getötet. Tot, bringt er mir eine schöne Stange Geld ein. Mit Sicherheit mehr, als euer kahler Schädel wert ist. Lebend will ihn niemand haben.»

Rob lachte. «Wie wolltest du mich bezahlen? Damit ich meinen eigenen Bruder verrate.»

Sandos zog vorsichtig den Lederbeutel mit Echsenerz aus dem Gürtel. «Das hier bringt ebenfalls mehr ein, als das Kopfgeld auf Euch. Glasbläser geben ein Vermögen dafür.»

Der Kahle nahm den Beutel, schaute hinein und steckte ihn in einer seiner Jackentaschen. «Wir sind hier wochenlange Reisen von irgendwelchen Glasmeistern entfernt. Es besitzt bei weitem nicht den Wert, den es braucht, um meinen Bruder einem Mörder auszuliefern.»

Er zuckte kurz mit den Schultern. «Wie dem auch sei. Jetzt gehört es ohnehin mir. Ich bin enttäuscht. Wieder einmal ist die Legende größer als der Mann. Rhuss! Mach ihn fertig!»

Sandos biss die Zähne zusammen und unterdrückte den Schmerz unter dem rechten Handschuh. Der Klumpen verlangte seine Befreiung aus dem ledernen Gefängnis. Er schickte Schmerzwellen durch den übrigen Körper, um ihn dazu zu zwingen. Der Kopfgeldjäger brauchte alle Willenskraft, um den fremden Willen zu unterdrücken. Doch in diesem Loch suchte er nach Informationen, keine Köpfe.

Die Linke packte das Breitschwert am Griff wie ein großes Wurfmesser. Gedankenschnell verließ es die Hand und drang von unten durch die Kehle des Riesen. Die Spitze der Waffe durchstieß das Genick und ragte eine Handbreit aus dem Nacken heraus.

Rhuss hatte es kaum geschafft, die Holzkeule anzuheben. Jetzt polterte sie wie ein vergessenes Spielzeug auf den Holzboden. Bevor der massige Körper zu Boden sinken konnte, flog Sandos mit einem wilden Sprung auf seinen Rücken. Die Linke packte den Haarschopf des Toten und ließ ihn nicht mehr los.

In dem Moment, in dem der Riese auf den Schenkenboden prallte, sprang er ab und riss die Hand hoch in die Luft. Mit einem kurzen Knacken brachen Fleisch und Knochen. Der Kopfgeldjäger hielt Rhuss Kopf in die Höhe.

Kühl schaute er Rob, den Kahlen an. «Wie ich Euch sagte. Drei Atemzüge!»

Flüche und wütende Rufe klangen durch den Raum. Darin mischte sich das schleifende Geräusch, mit dem Klingen aus der Scheide gezogen wurden. Die Luft in der Schenke schmeckte schwer nach dem Blut des Riesen und der Wut der Männer. Sandos atmete sie mit dem Durst eines geborenen Mörders ein. Für diesen Rausch lebte er.

Das Schwert sprang wie von selbst in seine Hand zurück. Eine schnelle Bewegung aus dem Handgelenk schleuderte Blutstropen von der Schwertklinge in den Kreis der Angreifer.

Mit wildem Blick schaute er in die Gesichter von Robs Leuten, suchte die, die vor dem Blut zurückwichen. Studierte ihre Mienen, um ihre Schwächen kennenzulernen. Mit zurückgezogenen Lippen forderte er jeden Einzelnen von den Bewaffneten auf, seine Waffe gegen ihn zu erheben. In dem Blutrausch klang auch dieses Mal wie ein fernes Echo die Hoffnung mit, dass es heute endlich vorbei sei.

Die Gegner zögerten. Die Kostprobe der Kraft und Schnelligkeit des Kopfgeldjägers lähmte ihre Entschlusskraft. Niemand wollte als Nächster neben dem Riesen auf dem Boden liegen.

Irgendwann kam Bewegung in den Kreis. Die ersten Klingen deuteten in seine Richtung, noch unentschlossen, aber ihre Zahl wuchs. Freunde stießen gegenseitig die Ellenbogen aneinander, Blicke mit stummen Versprechungen wurden ausgetauscht. Rob der Kahle trat vor die Männer. «Gebt auf!»

Aufgeben? Sandos dürstete es. Das Verlangen nach dem Geruch von Kupfer und Tod beherrschte alle Sinne. Zeit, das zu tun, wofür er geboren war. Er atmete ein, kaum merklich, um den Gegner kein Zeichen zu geben. Sein Opfer, das das eigene Schicksal noch nicht kannte, wartete unschlüssig im scheinbar sicheren Kreis der Gefährten. Die Spitze des alten Schwerts, das er wohl irgendwo auf einem Müllhaufen gefunden hatte, zitterte leicht. Verriet die Unentschlossenheit und Zweifel des Besitzers.

In diesem Moment übermannten Sandos die Schmerzen in der rechten Hand. Der Klumpen schrie mit solcher Kraft danach, an dem Gemetzel teilzunehmen, dass dem Kopfgeldjäger die Sinne schwanden. Bevor er das Bewusstsein verlor, hörte er, wie die Eingangstür mit einer lauten Explosion zerbrach. Schwere Stiefel, das Schaben von Leder und das Klirren von Kettenrüstungen. Stimmen drangen wie durch einen Nebel zu ihm: «Legt die Waffen nieder. Ihr seid Gefangene der Stadtwache.»

Dann wurde es schwarz.

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foto: Andrey Kiselev - Fotolia











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