Das Wochenende und "Eisen und Magie: Das Turnier"

Zum Wochenende ein neues Kapitel aus "Eisen und Magie: Das Turnier"!

Weyn vom Mark liegt am Boden. Seine kostbare Rüstung verloren. Es scheint, als ob das Böse wieder einmal gewonnen hat.

Doch unser Ritter weiß kluge und entschlossene Freunde an seiner Seite. Doch nun gilt erst einmal das Rätsel zu lösen, wie der Ritter besiegt werden konnte.

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Eisen und Magie: Das Turnier"!

Den Kurzroman aus der gleichen Reihe: "Im Sumpf von Lorden" noch nicht gelesen?. Dann beeilt euch! Die Kapitel stehen nur noch dieses Wochenende hier kostenlos zum Lesen zur Verfügung.

Die ersten Kapitel aus "Eisen und Magie: Das Turnier" findet Ihr hier:

Erstes Kapitel: hier
Zweites Kapitel: hier
Drittel Kapitel: hier


Eisen und Magie:


Das
Turnier

von Peter H. Brendt 
Bertram lief sofort los, um seinem Ritter zu helfen. Doch Sheen und Wersh erreichten den Gestürzten vor ihm. Der Novize stieß die Lanze beiseite und kniete neben vom Mark. Er hob das Augenlid des Bewusstlosen und kontrollierte dann mit einem polierten Kupferspiegel, ob er noch atmete.

Der Topfhelm des Reiters lag einige Schritte weit auf dem Boden des Turnierplatzes. Der Riemen, der ihn mit der Rüstung verband, war zerrissen. Dies zeigte Sheen, wie heftig der Zusammenprall gewesen war.

Von Braggen wich nicht zurück. Er machte Anstalten die Beiden niederzureiten, aber der Herold warf sich dazwischen und schickte ihn weg. Da Weyns Gegner bei einer Weigerung mit schweren Folgen über das Turnier hinaus rechnen musste, kam er der Aufforderung, wenn auch widerwillig nach.

Sheen untersuchte den bewusstlosen Ritter, der nur flach atmete. «Die Rüstung verhindert, dass ich feststellen kann, ob er etwas gebrochen hat», sagte er zu dem Verwalter. Besorgt schaute er Bertram an, der keuchend an dem Unglücksort eintraf.

«Was ist mit ihm», fragte der Junge. «Wie ist das passiert?»

«Er schaffte es kaum, die Lanze anzuheben. Als ob er zum ersten Mal auf einem Kampfplatz ritt», meinte Wersh. «Nicht einmal das Pferd konnte er lenken. Sein Gegner hatte leichtes Spiel.»

«Ich will die Rüstung haben», unterbrach sie Rod von Braggen. «Zieht sie ihm aus. Als Sieger des Duells gehört sie jetzt mir. Macht schnell!»

«Was seid ihr für ein Mensch», schleuderte ihm Sheen entgegen. «Ich muss sie ihm vorsichtig in unserem Zelt ausziehen. Wer weiß, ob er sich darunter etwas gebrochen hat.» Er stand auf und schaute den Ritter wütend an. «Falls er den Rücken verletzt hat, könnte er gelähmt bleiben. Ihr müsst bis morgen früh warten!»

Der Angesprochene blickte den Herold an, der die Hände in die Hüften stemmte und zustimmte. «Der Ruf der Familie vom Mark ist ohne Makel. Der Sieger des Duells wird die Rüstung erhalten, sobald sein Träger versorgt ist. So lange werdet Ihr Euch gedulden müssen! Kommt nach dem Sonnenaufgang wieder!»

Das Gesicht färbte sich puterrot, aber Rod von Braggen gab nicht auf. «Wenigstens den Helm nehme ich mit. Den hat er ja schon verloren.» Mit der Lanzenspitze hob er den Topfhelm auf und band ihn am Sattel fest. «Den Rest dann morgen!»

Brüsk drehte er sein Pferd herum und verließ ohne ein weiteres Wort den Turnierplatz.

***

Vorsichtig legten Sheen und ein paar Männer Weyn vom Mark auf dem Boden des Zelts ab. Bertram beobachtete sie, er konnte die Tränen nicht zurückhalten. «Mir war so übel. Es ist alles meine Schuld. Das ganze Frühstück liegt an dem Pfosten. Ich hätte besser aufpassen müssen!»

«Benimm dich», fuhr ihm Wersh an. «Er ist geritten wie ein Anfänger. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass er gegen diesen Rüpel verlieren würde.»

Der Knappe kniete neben dem Ritter und sah dann den Novizen verzweifelt an. «Wird er wieder gesund?»

«Er macht mir Sorgen! Es war ein schwerer Sturz, sein Atem geht beängstigend flach. Haltet ihn fest. Sehr fest. So dass er nicht in der Lage ist, ein Glied zu rühren. Ich werde versuchen, ihn zu wecken!»

Die Männer packten Arme und Beine des Bewusstlosen und drückten sie auf den Boden. Bei einer Rückenverletzung konnte eine plötzliche Bewegung des Verletzten sonst zum Tod oder einer Lähmung führen. Mersh nahm auf der Brust der Rüstung Platz. «Heb den Kopf des Ritters an, Bertram», forderte Sheen den Jungen auf. Dann holte er einen Beutel, in dem er Salben und Tränke verwahrte.

Der Novize fand ein kleines Tonfläschen, öffnete es und hielt es Weyn vom Mark unter die Nase. Jedem im Zelt stockte der Atem, so sehr biss der Geruch, der daraus drang. Doch der Bewusstlose zeigte keine Reaktion. «Es ist schlimmer, als ich dachte!»

Sheen verschloss die Flasche. Dann warf er einen verwunderten Blick auf Bertram, der erneut versuchte, seinen Mageninhalt runterzuschlucken. «Ist dir schlecht, Junge? So eine Wirkung von Richlingsaft habe ich noch nie gesehen. Es soll Tote aufwecken können. Aber du ... du bist ja kreidebleich im Gesicht.»

«Es geht mit seit gestern Nacht so. Da bin ich ...»

«Warte», unterbrach ihn der Novize. Er beugte sich tief über den Ritter. «Da ist was!» Er suchte ein sauberes Tuch und wischte sorgfältig den Dreck aus der Nase von Weyn vom Mark. Er zeigte den Männern die schwarzen Flecken darauf. «Das ist kein Schmutz vom Turnierplatz. Er ist ölig, irgendwie schmierig.» Er roch daran, dann stand er blitzschnell auf und lief aus dem Zelt. Dort erbrach er wie Bertram das Frühstück.

Die Zurückgebliebenen schauten sich ratlos an und warteten auf Sheen, der nach kurzer Zeit zurückkehrte. «Schnell. Geht alle raus. Wersh, nur Ihr bleibt bei mir und dem Ritter!» Sein Blick fand den Knappen. «Auch du wartest ebenfalls bei uns.»

Nachdem die übrigen Männer das Zelt verließen, sagte er: «Ich bitte um Entschuldigung. Aber ich reagiere sehr heftig auf Thell-Wurzel.»

«Thell-Wurzel?» Wersh schaute ihn fragend an.

«Ja, Hauptbestandteil des Drecks, den ich aus Weyns Nase gewischt habe. Zusammen mit ein wenig Teer und Essig!»

«Wie kommt das dahin und was ist das für ein Zeug?»

«Heiler mischen den Sud der Wurzel mit Teer und Essig, bis er zu einer Salbe wird. Früher benutzten es Schmiede und Tierheiler gerne, um Pferde ruhig zu stellen. Beispielsweise vor einer Behandlung, wenn man fürchtete, dass das Tier sich wehrte oder ausschlug. Heutzutage verwendet man es nur selten, da es auch für Menschen übelst stinkt.

Mit einem Wurzelstück, so lang wie der Mittelfinger eines Mannes, schläfert man einen starken Gaul ohne Probleme ein. Man muss ihm nur blitzschnell ein mit der Salbe getränktes Tuch über die Nüstern werfen. Noch bevor das Pferd erkennt, was man vorhat. Die Vierbeiner merken sich den Geruch. Ein zweites Mal gelingt es daher nicht oft, das gleiche Tier in die Nähe von Thellwurzelsalbe zu bringen. Aus diesem Grund benutzt man es heutzutage selten.»

«Wie kommt das Zeug in Marks Nase?»

«Ich habe so eine Vermutung», antwortete Sheen. «Ich denke, unser junger Freund hier kann dabei helfen.»

«Ich?» Bertram wich ängstlich zurück und hob abwehrend beide Hände. «Ich habe noch nie von der Salbe gehört!»

«Ich beschuldige dich keinesfalls. Du scheinst ebenfalls sehr empfindlich auf die Wurzel zu reagieren. Vermutlich hättest du nicht einmal in die Nähe der Salbe kommen können.»

«Mir war schon heute Morgen übel. Wo ich doch in der Nacht gefallen bin. Daher habe ich die Kopfschmerzen. Und deswegen musste ich beim Turnier ...!»

«Ruhig, mein junger Freund.» Sheen versuchte, den aufgebrachten Knappen zu beruhigen. «Erzähle der Reihe nach. Seit wann ist dir schlecht?»

«In der Nacht bin ich gestürzt. Hier im Zelt.» Bertram berührte die kleine Beule am Hinterkopf. «Zunächst hatte ich nur Kopfschmerzen. Sogar das Frühstück hat mir geschmeckt. Doch dann brachte ich den Helm zum Turnierplatz. Es fehlte nicht viel und ich hätte es auf dem Weg ausgespuckt.

Aber auf dem Rückweg war es mir gut. Bis auf die Schmerzen am Kopf. Die waren allerdings auszuhalten. Als ich später neben dem Topfhelm auf den Beginn des Duells wartete, fing es von vorne an. Diesmal habe ich es ausgekotzt.» Plötzlich standen Bertram die Tränen in den Augen. «Ich hätte auf Ritter vom Mark besser aufpassen müssen.» Verzweifelt schaute der Knappe Sheen und Wersh an. «Das alles ist meine Schuld!»

«Du hättest ihm nicht helfen können» beruhigte ihn der Novize. Dann untersuchte er vorsichtig die Beule am Hinterkopf des Jungen. «Kannst du dich an den Sturz erinnern?»

«Nein.»

«Wer war außer dir da!»

«Der Wachposten. Aber eigentlich kam er erst später dazu.»

«Wie meinst du das genau?»

«Als ich nach dem Sturz aufwachte, war er da. Vorher war er verschwunden.»

Wersh unterbrach die Beiden ungeduldig. «Sheen. Was denkst du, ist geschehen. Wurde unser Herr vergiftet?»

«Zumindest betäubt. Mit einer Salbe, mit der man normalerweise ein Pferd ruhig stellt. Kein Wunder, dass er auf dem Turnierplatz wie ein Anfänger aus dem Sattel gehoben wurde.»

«Aber wie ...?»

«Das Zeug muss in dem Topfhelm gewesen sein. Jemand hat ihn von innen mit der Salbe eingeschmiert. Sobald Weyn vom Mark ihn aufsetzte, war er der Wirkung der Droge ausgesetzt. Wahrscheinlich besaß er nicht einmal mehr die Kraft, ihn abzusetzen.»

«Wann soll das passiert sein?»

«Ich vermute in der Nacht. Diese Beule stammt von keinem Sturz. Das sieht mir nach einem Schlag aus. Die Wachsoldaten von Thumberg benutzen gern kleine mit Sand gefüllte Socken, um Streitigkeiten in den Schenken und Bordellen zu schlichten. Ich habe solche Schwellungen dort gesehen. Die Wunden bluten kaum, doch Kopfschmerzen treten regelmäßig auf. Häufig erinnern sich die Opfer nicht mehr an den Vorfall.» Er grinste. «Was den Wachen sehr gelegen kommt. Bisweilen erwachen die Bewusstlosen im Gefängnis ohne Geld oder Schmuck. Das haben dann die Soldaten vorsichtshalber in Gewahrsam genommen. Ein Grund, warum diese Sandbeutel bei ihnen recht beliebt sind.»

«Du meinst, es war jemand aus Thumberg», wollte Wersh wissen.

«Nein, die Art Waffe wird auch von Dieben und Straßenräubern benutzt. Ich denke, der Unbekannte nutzte aus, dass der Wachposten seinen Platz verließ, und hat den armen Jungen niedergeschlagen. Dann bestrich er das Innere des Helms mit der Salbe.»

Sheen strich Bertram sanft über den Kopf. «Aus dem Grund wurde ihm jedes Mal schlecht, wenn er in die Nähe des Topfhelms kam.»

Wersh zog einen Schemel heran. «Dahinter kann nur der Verfluchte von Braggen stecken. Auf diese Weise konnte er sicher sein, das Turnier zu gewinnen.»

«Und die Rüstung», ergänzte der Novize.

«Aber wir brauchen Beweise. Sonst nutzen uns all unsere Vermutungen nichts!» Der Verwalter stand auf. «Wir werden die Wachsoldaten befragen. Wer hatte Wache, Bertram?»

«Es war Debeth. Er war nur kurz weg.»

Sheen schaute ihn streng an. «Weißt du, wie lange du bewusstlos warst.»

«Nein!»

«Wie kannst du dann sagen, dass er nur für kurze Zeit weg war?»

Bertram senkte den Kopf. «Ihr habt recht. Ich hörte das Horn des Kranichs, als ich aufwachte. Da bin ich mir aber sicher!»

«Debeth hat einen Schwager unter den Männern von Braggens», sagte Wersh. «Vielleicht ...»

Sheen nickte. «Es würde passen. Gut möglich, dass er es selber war, der den Jungen niederschlug und den Helm präparierte.»

Wershs warf einen Blick auf den bewusstlosen Ritter. Die Augen des Verwalters funkelten vor Wut. «Ich lasse ihn holen. Wenn er nicht gesteht, werde ich ihn foltern.»

***





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