EIne neue Episode aus "Eisen und Magie: Das Turnier"


Es wird Zeit, dass unsere Helden die Initiative ergreifen. Wer steckt hinter dem Anschlag auf Weyn vom Mark.

Ein Verhör bringt sie auf die entscheidende Spur. Gut, dass Sheens Fähigkeiten als Feuermagier zwar beschränkt, aber doch recht eindrucksvoll sind ...

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Eisen und Magie: Das Turnier"!

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Die ersten Kapitel aus "Eisen und Magie: Das Turnier" findet Ihr hier:

Erstes Kapitel: hier
Zweites Kapitel: hier
Drittel Kapitel: hier
Viertes Kapitel: hier



Eisen und Magie:

Das

Turnier


von Peter H. Brendt



Es dauerte nur kurze Zeit, bis sie den verdächtigen Wachsoldaten fanden. Er wartete mit den übrigen Männern und Soldaten vor dem Zelt. Er zögerte, als er eintrat. Drei Augenpaare fixierten ihn, er las darin finstere Entschlossenheit und Wut.

«Setz Dich», forderte ihn Wersh auf. Er erhob sich von einem Schemel und bot seinen Sitzplatz Debeth an. «Wir befragen alle hier! Und da du heute Nacht Wache hattest, fangen wir mit dir an!»

Der Wachsoldat nahm Platz. Unsicher erforschte er das Innere des Zelts, fand Weyn vom Mark, der mit geschlossen Augen und flachem Atem auf einer Liege lag.

«Was ist mit dem Ritter», wollte er wissen. «Wird er gesund?»

«Ich hoffe, dass er wieder aufwacht.» Sheen stellte sich zwischen dem Bewusstlosen und Debeth. «Wir sind auf deine Mithilfe angewiesen. Du sollst uns ein paar Fragen beantworten.»

«Selbstverständlich! Ich werde alles tun, um Euch zu helfen!»

«Deine Aufgabe war es, Rüstung und Waffen zu bewachen. Ist dir etwas Ungewöhnliches aufgefallen?»

«Nein. Es blieb ruhig. Da war nichts, was irgendwie besonders war. Ich trat meinen Dienst an, erledigte ihn gewissenhaft und wurde in den Morgenstunden abgelöst. Habe dann gefrühstückt und mich ein wenig aufs Ohr gelegt, um das Turnier zu sehen.»

«Hast du zu irgendeinem Zeitpunkt deinen Posten verlassen!» Der Blick des Verwalters schien den Wachsoldaten zu durchbohren.

«Nein, ich würde meinen Dienst niemals so vernachlässigen.»

Wersh wies auf den Knappen. Bertram stand am Lager seines Ritters und beobachtete aufmerksam jede Reaktion des Verhörten.

«Der Junge übernachtete im Zelt. Er behauptet, er wäre aufgewacht, aber du warst nicht da. Erst zur Stunde des Kranichs konnte er dich wieder auf deinem Posten sehen!»

«Der Bengel lügt. Ich bin nie fort gewesen! Das schwöre ich bei dem Leben meiner Mutter!»

«Dann bleibt nur eine Möglichkeit. Du warst es, der unseren Herrn vergiftet hat.»

«Ich? Gift. Das würde ich niemals tun. Wie kommt Ihr darauf?»

«Ein Unbekannter schlug Bertram nieder. Danach bestrich er das Innere des Helms mit einer giftigen Salbe. Wenn du die ganze Zeit hier auf Posten standst, kannst nur du es gewesen sein.»

«Ich erwischte den Jungen, wie er sich an der Rüstung zu schaffen machte. Er hat sie gereinigt und geölt. Da besaß er eine gute Gelegenheit. Ohne dass jemand dabei Verdacht schöpfte.»

«Was hat er genau getan. Wobei hast du ihn erwischt?»

«Ich weiß es nicht. Aber er schaute mich so seltsam an. Als ob er etwas zu verbergen hätte.»

Sheen mischte sich in das Verhör ein. «Und anschließend nahm er einen mit Sand gefüllten Beutel und schlug ihn auf den eigenen Hinterkopf.»

«Ich bleibe dabei. Wenn einer unseren Herrn vergiftete, dann war es Bertram!»

Im Zelt wurde es still. Nur das leise Weinen des Knappen war zu hören. «Er lügt», war alles, was der Junge über die Lippen brachte.

Sheen schaute Depeth ruhig an. «Kehren wir zu einem anderen stritten Punkt zurück. Ich selbst bezweifle, dass du Ritter vom Mark vergiftet hast. So viel Raffinesse traue ich dir nicht zu. Allerdings denke ich auch, dass Bertran nichts damit zu tun hat. Das lässt nur einen Schluss zu. Du hast den dir anvertrauten Posten verlassen. Irgendwann vor der Stunde des Kranichs. In der Zeit bis zu deiner Rückkehr schlug jemand den Knappen nieder und bestrich das Innere des Topfhelms mit einer giftigen Salbe. Deshalb frage ich noch einmal, um dir eine letzte Möglichkeit zu geben, die Wahrheit zu sagen. Hast du das Zelt unbewacht gelassen!»

«Niemals!»

Sheen lächelte leicht. «Was weißt du über mich?»

«Ihr seid ein Mönch, nein ein Novize. Lehrt meinem Ritter und den Knappen irgendwelche Dinge, von denen ich nichts verstehe. Ihr seid außerdem ein Heiler. Habe gesehen, wie ihr kleinere Wunden bei Mensch und Tier versorgt habt.»

«Das alles ist richtig. Aber du hast was ausgelassen!»

Depeth zögerte. «Es gibt Gerüchte. Man erzählt sich hinter vorgehaltener Hand, dass Ihr ein Magier sein sollt. Ein Feuermagier!»

«Und glaubst du es?»

«Pah! Feuermagier sehen anders aus. Mächtiger. Beeindruckender. Ihr seid nur ein grüner Junge!»

Sheen lächelte, doch Depeth las keinen Humor in seinen Augen.

Der Novize hielt dem Wachsoldaten die flache rechte Hand hin. «Schau sie dir an!»

Im nächsten Augenblick erschien eine winzige Flamme auf der Handfläche. Aus ein paar Funken entstand ein kleines Feuer. Obwohl es heftig brannte, verursachte es offenbar keine Schmerzen. Depeth blieb auf dem Schemel sitzen und schaute den jungen Mönch an: «Ich sagte, Feuermagier sind beeindruckender!»

Sheen grinste freudlos, schloss kurz die Hand und schleuderte dann eine Feuerkugel rechts und links an dem Wachposten vorbei. Im nächsten Augenblick erkannte Debeth, aus welchem Gründen ihm Wersh den Sitzplatz angeboten hatte. In seinem Rücken, gerade am Rand des Blickfelds, steckten zwei Fackeln im Boden. Sie entzündeten sich und entwickelten eine Hitze, die schnell unangenehm wurde.

Mehr noch. Eine weitere brennende Kugel setzte einen Kreis aus Öl um den Schemel in Brand, so dass er praktisch von Feuer umzingelt war.

«Versuch aufzustehen und du bist im gleichen Moment der Mittelpunkt einer Feuerlohe, die bis ins Zeltdach reicht! Aus Sheens Augen war jeder Funken Freundlichkeit gewichen. «Eine verdiente Strafe, für eine Wache, die seinen Herrn verrät!»

Depeth ballte die Fäuste. Er drehte den Kopf hin und her. Die Facken im Rücken entwickelten eine Hitze, die schnell durch die dünne Kleidung schnitt. Auch der Kreis brennenden Öls versengte die Schuhe aus weichem Leder. Er meinte schon, den Geruch schmorender Haut zu riechen.

Sheen beugte sich vor. Obwohl er in unmittelbarer Reichweite der Flammen stand, bereitete ihm die Nähe des Feuers keine Probleme. Depeth sah nicht einmal Schweißtropfen auf der Stirn des Feuermagiers.

«Die Sitzfläche des Schemels, auf dem du Platz genommen hat, ist ebenfalls mit einem Gemisch auf Öl und Pech beschmiert» raunte der Novize ihm zu. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Hitze der Fackel und des Ölkreises so hoch ist, dass sie es entzündet. Selbst wenn du aufstehst, wirst du das Zelt nur als Leiche verlassen, da es mittlerweile an deiner Hose klebt. Der einzige Grund, warum du in diesem Moment nicht zu Asche verbrennst, dass du auf dem Hosenboden sitzt und er dich vor der Feuerhitze schützt. Aber es dauert nur noch wenige Augenblicke, bis die Flammen den Schemel erreichen. Dann ist es vorbei!»

Mit aufgerissenen Augen beobachtete Depeth den Feuermagier, der eine weitere Feuerkugel auf seiner Hand entstehen ließ. Wie bei einem Akrobaten wanderte die Kugel über und zwischen die Finger, ohne dass sie dem Novizen Schmerzen bereitete. Schließlich blieb sie auf der Spitze des Zeigefingers liegen und rotierte dort wie ein Kinderball. Kleine Funken stoben davon, doch der Wachposten besaß keinen Blick dafür. Ängstlich verfolgte er, wie Sheen die Fingerspitze senkte, bis sie auf den Schemel wies. «Natürlich», meinte er «kann ich das Ganze auch etwas beschleunigen!»

Das war zu viel für die untreue Wache. «Ihr habt recht. Ich war vor der Stunde des Kranichs unterwegs», stieß er hervor. «Bitte nehmt das Feuer weg!»

«Erst wenn wir alles wissen!»

«Mein Schwager hat mich eingeladen. Auf einen Branntwein in der Schenke. Er meinte, es würde eh keiner merken. Ich gebe zu, es war dann mehr als nur ein Schnaps. Aber ich habe dem Jungen nichts getan. Und auch mit dem Gift habe ich nichts zu tun!»

«Ihr habt eben schon einmal falsch geschworen.» Sheen zeigte sich unbeeindruckt.

«Es ist die Wahrheit.» Mittlerweile stiegen kleine Rauchfäden aus der Kleidung des Wachpostens. «Ich wollte nur was trinken. So oft sehe ich meinen Schwager nicht. Ich hatte keine Ahnung, dass in der Zeit im Zelt etwas passieren sollte. Glaubt mir! Bitte!»

«Es ist genug», entschied Wersh. Im gleichen Augenblick erloschen alle Flammen. Depeth verdrehte die Augen, dann sank er in Ohnmacht.

***


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