Wir nähern uns dem Finale von "Eisen und Magie: Das Turnier"!


Unsere Geschichte geht in die entscheidende Phase. Es gilt von Braggens Schuld zu beweisen und den Verlust der wertvollen Rüstung zu verhindern.

Bertram erhält dabei eine lebensgefährliche Aufgabe. Er muss sich einer großen Herausforderung stellen und ahnt nicht, dass er von einem Freund verraten wird.

Viel Spaß mit dem dem vorletzten Kapitel aus "Eisen und Magie: Das Turnier"!

Die ersten Kapitel verpasst. Ihr findet sie hier:

Erstes Kapitel: hier
Zweites Kapitel: hier
Drittel Kapitel: hier
Viertes Kapitel: hier
Fünftes Kapitel: hier






Eisen und Magie:

Das
Turnier


von Peter H. Brendt

Wersh wiederholte noch einmal seine Anweisungen: «Bringt ihn in den Kerker der Burg. Die Wache dort erwartet eure Ankunft bereits. Ich habe sie durch einen Boten informiert. Achtet darauf, dass er mit niemandem spricht. Besteht auf eine Einzelzelle. Beruft euch auf mich und unseren Gaststatus hier beim Turnier! Falls jemand nachfragt, sagt, dass er unseren Herrn vergiften wollte!»

Er verfolgte die Soldaten, die den gefesselten Depeth durch die neugierige Menge schleppten mit besorgtem Gesichtsausdruck. Der Verwalter nutzte die Zeit, bis er sie in der dicht gedrängten Zeltstadt aus den Augen verlor, um nachzudenken. Mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn kehrte er dann zu Sheen und Bertram zurück.

«Wir wissen jetzt, was geschehen ist», sagte er. «Aber sind wir in der Lage zu beweisen, dass von Braggen dahintersteckt? Ich meine nicht. Und damit stehen wir genau wie vor dem Geständnis da!»

«Mit dem Ergebnis des Verhörs können wir keinen Nachweis führen, dass er hinter dem Anschlag steht», stimmte ihm Sheen zu. «Der Herold würde uns zuhören, vielleicht noch von Braggen befragen. Aber der wird die eigene Beteiligung sicherlich leugnen. Wir brauchen einen Hieb und stichfesten Beweis. Bis auf ein paar Flecken auf meinem Taschentuch haben wir nichts in der Hand. Vermutlich weiß selbst Depeth nicht, warum man ihn aus dem Zelt fortlockte.»

«Stimmt.» Wersh nahm auf dem Schemel Platz, erinnerte sich aber dann, dass es der gleiche war, auf dem der Wachposten befragt worden war. Schnell stand er auf und befühlte seinen Hosenboden. Doch der Feuermagier beruhigte ihn. «Bei dem Öl und Pech auf der Sitzfläche habe ich ihn belogen. Es schien mir zu riskant. Einer großen Feuerlohe hätte das Zelt nicht widerstanden.»

Der Verwalter schmunzelte, aber die Gesichtszüge verfinsterten sich schnell, als er an den Anschlag dachte. «Wie können wir belegen, was wir jetzt zu wissen glauben? Jemand lockt den Wachposten weg, schlägt den Knappen nieder und streicht die betäubende Salbe in den Helm.»

«Wir besitzen Beweise für die ersten beiden Punkte. Das Geständnis des Postens und die Beule am Hinterkopf des armen Jungen.» Unwillkürlich betastete Bertram die Schwellung. Gut, dass die Kopfschmerzen langsam nachließen. «Aber wir brauchen noch den Helm!»

«Richtig», bestätigte Sheen.

«Deshalb hat von Braggen es auch so eilig gehabt, ihn vom Turnierplatz mitzunehmen! Wie lange hält sich die Salbe?»

«Bis morgen früh. Danach dürfte sie sich in Luft aufgelöst haben.» Der Feuermagier schaute plötzlich Bertram an. «Wie gut kannst du klettern?»

***

«Von Braggen wohnt in dem alten Bergfried. In der obersten Kammer. Mit Sicherheit verwahrt er dort auch den Helm.» Die drei Männer standen im Zelt und Sheen erklärte den Plan. «Der Turm gehörte früher zur ursprünglichen Befestigungsanlage. Aber als der Umfang der Burg wuchs, verlor er seine Aufgabe als Wachturm. Heutzutage dient er als Wohnung für vornehme Gäste. Dennoch besitzt er noch alle Eigenschaften, die er einst besaß, um Feinde abzuwehren.»

Er schaute Bertram an: «Aus diesem Grund brauchen wir einen mutigen Knappen, der es wagt, das steile Gemäuer hochzuklettern. Es gibt nur einen Zugang am Boden. Doch dahinter liegt eine Wachkammer, die mit Sicherheit besetzt ist. Die engen Schießscharten an der Spitze, die direkt in den Raum führen, in dem von Braggen schläft, sind sehr schmal. Nur jemand mit einer jungenhaften Statur wie unser junger Freund sie besitzt, schafft es, da hindurch ins Innere zu klettern. Bertrams Aufgabe besteht darin, den Helm zu stehlen und mit ihm hinabzuklettern.»

Der Knappe folgte den Worten des Novizen mit großen Augen. Die Idee, dass Wohl und Ehre seines Ritters von ihm abhingen, bereitete ihm Unbehagen. Aber er machte sich Vorwürfe. Hätte er doch in der Nacht besser aufgepasst.

Sheen schaute ihn jetzt direkt an. «Du erhältst von mir einen Beutel aus gewachstem Leder. In ihm kannst den Helm tragen, ohne dass dich die Dämpfe benebeln. Wersh und ich warten unten am Fuß des Turms auf deine Rückkehr.»

Bertram nickte eifrig. «Bist du dir über die Risiken im Klaren», wollte der Novize wissen. «Vergiss nicht. Du kletterst auf die Spitze eines alten Bergfrieds, der seit Jahren wenig gepflegt ist. Die Mauer ist brüchig, bietet kaum Halt. Du wirst alles Geschick brauchen, um oben anzukommen. Ein Sturz wäre tödlich!»

Der Knappe nickte. «Ihr könnt jeden zuhause befragen. Beim Klettern macht mir niemand was vor. Ich schaffe das!»

«Du wirst nicht nur alles Können als Kletterer benötigen. Am Ziel angekommen, musst du deine Fähigkeiten als Einbrecher auf die Probe stellen. Von Braggen wird vermutlich schlafen, nachdem er seinen Sieg feierte. Aber dennoch darfst du ihn keinesfalls wecken, das wäre das Ende. Er besäße das Recht, dich als vermeintlichen Dieb aufzuhängen. Bis wir das Gegenteil beweisen, gehört der Helm ihm. Egal, was wir vorbringen!»

Jetzt liefen Bertram einige Schauer über den Rücken. Er stellte sich gerade vor, wie ihn der Henker, die steilen Stufen zum Galgen hoch führte, spürte bereits den kratzenden Strick an seinem Hals. Tapfer schluckte er die Angst herunter. «Ich schaffe das. Ganz bestimmt!»

«Wir erwarten deine Rückkehr am Fuß des Turms. Mit dem Helm besitzen wir dann den Beweis, dass von Braggens Sieg durch Gift errungen wurde.»

***

Wersh musterte Bertram mit Sorge. Der Junge trug schwarze Leinenkleidung, viel zu dünn für die Nacht. Aber er wusste, ihm würde beim Klettern rasch warm werden. Mit dem mit Kohle geschwärzten Gesicht, erinnerte er mehr an einen dreckigen Köhlerjungen, als an einen Knappen. Doch die Augen strahlten voller Tatendrang, so dass der Verwalter für einen Moment an den Erfolg des Unternehmens glaubte.

«Vermutlich wird er sich den Hals brechen», dachte er und hoffte, dass der eigene Gesichtsausdruck die Zweifel nicht widerspiegelte. «Und wenn, ihr Götter, sorgt für einen schnellen Tod. Unter der Folter wird er alles erzählen und dann steigen Sheen und ich mit ihm die Stufen zum Galgen hinauf.» Das Eintreffen des Novizen unterbrach seine Gedankengänge.

«Hier mein junger Freund. Ich habe dir was mitgebracht.» Der Feuermagier gab Bertram ein Paar Handschuhe. «Zieh sie vorsichtig an!»

Er zeigte dem Knappen die Eisennägel, die er an den Fingerspitzen und in der Handfläche angebracht hatte. «Ich habe sie von innen mit dem Hammer durch das Leder geschlagen und dann mit einem Tropfen Bücherleim festgeklebt. Sie werden dir beim Aufstieg helfen. Aber vertrau ihnen nicht allzu sehr. Verlass dich auf deine Geschicklichkeit. Die Regel lautet: Immer mit Händen und Füßen mindestens drei feste Griffe finden, bevor du den nächsten suchst. Du hast die ganze Nacht Zeit. Wichtig ist, dass du mit dem Helm und vor allen Dingen heil wiederkommst. Stürzt du vom Turm, erhält von Braggen Silberschwan und die Familie vom Mark ist bankrott.»

Bertram nickte heftig. Mittlerweile spürte er Vorfreude auf das Abenteuer. In den kühnsten Träumen hätte er nicht daran gedacht, dass das Schicksal des Ritters einmal von seinen Fähigkeiten abhing.

Sheen schien zufrieden. „Ich weiß, dass du es schaffen wirst. Wersh bringt dich zum Turm. Achtet darauf, dass niemand euch sieht. Ich habe noch etwas zu erledigen, wir treffen uns bei der Rückkehr am Fuß des Bergfrieds wieder.»

***

Wersh und Bertram erreichten ohne Zwischenfälle ihr Ziel. Schwarz und drohend ragte der alte Wachturm in die Nacht. Es gab nur wenig Mondlicht, bisweilen schoben sich Wolken vor den Mond, so dass die Sicht noch schlechter wurde. Einerseits schützte das den Knappen vor Entdeckung, andererseits erschwerte es den Aufstieg. Der Junge musste vor allen Dingen auf seinen Tastsinn vertrauen.

«Wann kommt Sheen», wollte Bertram wissen.

«Er hat was zu erledigen. Weiß der Henker, was Feuermagier für Rituale in der Nacht durchführen müssen. Doch wenn du zurück kommst werden wir beide hier warten. Konzentrier dich auf deine Aufgabe. Eines ist sicher. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Knappe je so eine Herausforderung bewältigen musste, um die Ehre seines Ritters wiederherzustellen!»

Er legte die Hand auf die Schulter des Jungen. «Noch etwas! Sollte man dich erwischen, werden wir leugnen, von dem Vorhaben zu wissen. Man würde uns zusammen mit dir festsetzen. Bleiben wir in Freiheit, können wir dich vor dem schlimmsten bewahren. Denk dran! Es war dein eigener Plan!»

Bertram lächelte stolz, dann wagte er einen Blick zur Spitze des Turms. Sofort stieg die alte Angst in ihm hoch. Doch er schluckte sie hinunter und prüfte mit einem ersten Griff die Festigkeit der Turmmauer. Sein Abschiedsblick galt Wersh, der aufmunternd beide Daumen nach oben streckte. Entschlossen begann er den Aufstieg.

***

«Was wollen die blöden Kerle von mir!» Von Braggen herrschte den Diener an, der gerade mit einem neuen Krug Wein eintrat.

«Es ist der Herold, Baron von Weienfels. Er ist in Begleitung eines Novizen. Sein Name lautet Sheen. Er sagt, Ihr kennt ihn!»

«Das ist dieser Bücherwurm und Möchtegern-Magier, den vom Mark mit hierher geschleppt hat. Hab ihn im Zelt gesehen. Bring sie rein und dann schau nach, dass du die Magd findest, die ich dir gezeigt habe. Sie dürfte bereits in der Wachkammer warten. Und sag den Trotteln dort, sie sollen ihre Pfoten von ihr lassen. Das Frauenzimmer ist Ritterfutter!»

Bevor die beiden Angekündigten eintraten, fuhr von Braggen nachdenklich mit einem Finger über den erbeuteten Helm. Morgen erhielte er den Rest der kostbaren Rüstung. Das wäre der erste Schritt auf einem Rachefeldzug, an dessen Ende die völlige Vernichtung des Mörders seines Bruders stand. Zufrieden drehte er sich um und begrüßte die Gäste.

«Baron von Weienfels. Novize. Was bringt mir die Ehre eures Besuchs zu so später Stunde.»

Der Herold verbeugte sich leicht, wartete aber dann, bis von Braggen die Gest erwiderte. «Ihr kennt Sheen. Ein Begleiter Weyns vom Mark. Er hat eine Nachricht für Euch!»

Auch der Novize deutete eine Verbeugung an und sagte:» Ich bitte um Vergebung. Doch ich glaube, eine Knappe unseres Herrn ist gerade im Begriff eine große Dummheit zu machen!»

Die folgende Mitteilung Sheens veranlasste den wütenden von Braggen die Magd, die in der Wachkammer wartete, nach Hause zu schicken. Er würde später feiern müssen!

***





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

heute in "Eisen und Magie: Ewige Liebe" Ein Dieb wird zum Mörder