Das Duell ...


Endlich findet das Finale des Turniers statt. Weyn vom Mark tritt gegen den erklärten Feind seiner Familie an. Von Braggen wird alles tun, um ihr zu schaden und die wertvolle Rüstung "Silberschwan"
in seinen Besitz zu bringen.

Unsere Helden ahnen nicht, wie skrupellos er seine Ziele verfolgt.

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Eisen und Magie: Das Turnier"!


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Eisen und Magie:

Das 
Turnier

von Peter H. Brendt

Der Flaschenzug ächzte und quietschte, als er die schwere Last aufnahm. Sheen hatte darauf bestanden, ihr vorher zu überprüfen. Denn kein gepanzerter Reiter in einer stählernen Rüstung konnte ohne Hilfe auf ein Pferd steigen. Eine Menge Hände waren nötig, bis ein Turnierkämpfer im Sattel saß. Man erledigte dies fern von allen neugierigen Zuschauern. Der Anblick eines an Tauen hängenden gerüsteten Ritters, der wie ein großer Sack auf sein Ross gehoben wurde, ließ nicht viel von der Würde eines Kämpfers übrig.

Besorgt verfolgte der wachsame Wersh die Bewegungen der straff gespannten Seile, während die Begleiter und Wachen den Hilflosen hochzogen. Dann führte Bertram das Pferd unter den sanft baumelnden Reiter. Der Verwalter und Sheen sorgten dafür, dass das Reittier genau an der richtigen Position stand, als die Männer ihren Schützling langsam in den Sattel hinunter ließen. Alle atmeten erst in dem Moment erleichtert auf, als das Manöver geglückt und der Ritter sicher auf seinem Platz saß.

Doch Weyn schüttelte den Kopf. «Ich sitze noch nicht fest genug. Die rechte Hüfte ist zu weit vorne.»

Wieder quietschte der Flaschenzug, die Männer zogen den gepanzerten Reiter ein kleines Stück hoch. Wersh korrigierte die Position des Pferds und drückte die Hüfte seines Schützlings ein wenig nach hinten. Auf ein Zeichen ließ man Weyn nochmals auf den Sattel hinab. Der überprüfte noch einmal den festen Sitz, rutschte, soweit es die Rüstung zuließ, vorwärts und nickte zufrieden. «Kann losgehen!»

Zu Bertrams Aufgaben gehörte es jetzt, den Ritter auf dem Pferd sicher zum Turnierplatz zu führen. Eine Wache begleitete ihn, um Neugierige fernzuhalten. Der Knappe beruhigte das Ross, das die Situation erkannte und voller Ungeduld wartete. Die flatternden Fahnen, die Rufe der Menge, steigerten die Unruhe des Turnierpferds, aber Weyns beruhigende Stimme sorgte dafür, dass sie ohne Zwischenfall den Kampfplatz erreichten.

Betram führte das Pferd bis an den Pfosten, auf dem der Helm wartete. Im Licht der Sonne funkelte der polierte Vogelkopf und schien ihm zuzunicken. Die Zuschauer begrüßten «Silberschwan» und ihren Träger mit bewundernden Zurufen. Die Familie von Mark war im Land bekannt und beliebt. Hieß es doch, dass sie sich besser um ihre Bürger kümmerten, als die meisten Adligen im Reich.

Welchen Ruf von Braggen besaß, machten die Zuschauer bei seinem Eintreffen deutlich. Da mischten sie unter höflichen Grüßen auch die ein oder andere Beschimpfung. Wie es den Regeln entsprach, warteten beide Ritter mit unbewegtem Gesicht auf Baron von Weienfels, zu dessen Aufgabe es gehörte, das Duell zu eröffnen..

Der Herold ließ sich Zeit. Offenbar fehlten wichtige Zuschauer auf der Ehrentribüne. Der Veranstalter des Turniers, Graf Reben, litt aufgrund des Alters unter Arthritis, erzählte man. Er brauchte für größere Strecken eine Sänfte. Doch ohne ihn würde der Finalkampf nicht beginnen.

Bertram wollte die Wartezeit nutzen, um den Gegner seines Ritters genauer zu mustern. Er verglich die Rüstung beider Reiter und kam zu dem Schluss, dass «Silberschwan» deutlich prächtiger in der Sonne funkelte, als der polierte Stahl auf der gegenüberliegenden Seite des Turnierplatzes.

Er kannte das Geschick Weyn vom Mark im Lanzenkampf und zweifelte keinen Moment, wer als Sieger aus dem Duell hervorging. Dann wurde ihm erneut übel.

Die Kopfschmerzen kehrten zurück. Hunderte kleiner Hämmer schlugen auf seinen Schädel ein. Das in der Aufregung hastig verschlungene Frühstück stieg langsam, aber unaufhaltsam die Speiseröhre hoch. Der Schwindel packte den Knappen und zwang ihn, unauffällig mit einer Hand den Pfosten zu greifen, auf dem der Turnierhelm wartete. Ohne diesen Halt wäre er vermutlich zusammengebrochen.

Endlich erschien der Fürst und kurz darauf betrat Baron Weißenfels die Kampfbahn. Er erklärte die Regeln und die Strafen für Verstöße. Dann überließ er das Feld zwei weiteren niedrigen Herolden. Mit lauter Stimme, teilweise von dem Klang einer Trommel begleitet, rühmten sie die Heldentaten und Verdienste beider Ritter.

Bertrams Griff an den Pfosten wurde fester, ja er schwankte sogar. Bereits zweimal war es ihm gelungen, die Speisereste herunterzuschlucken, aber das Frühstück weigerte sich, im Magen zu bleiben. Die Kopfschmerzen sorgten dafür, dass der Rand seines Blickfelds stetig schmaler wurde. Schwarze Punkte erschienen.

Endlich gab ein Trompeter das Signal für den Beginn des Kampfes. Jetzt wartete eine letzte Aufgabe auf den Knappen. So würdevoll er es in dem Zustand vollbringen konnte, hob er den Helm vom Pfosten und reichte ihn Weyn vom Mark hoch. Der nahm ihn ebenso andächtig an und setzte ihn auf.

Er hörte noch, wie das Pferd mit einem zufriedenen Laut tief aus der Kehle loslief. Dann nutzte er aus, dass das allgemeine Interesse dem Duell der beiden Reiter galt, wand sich vom Kampfplatz weg und gab das Frühstück frei.

Erleichtert wischte er danach die Schmutzreste vom Anzug, schaute auf den Turnierplatz und stellte erschrocken fest, dass Mark von Weyn, sein Ritter, neben dem nervös tänzelnden Pferd auf dem Boden lag. Die Lanzenspitze von Braggens an der nackten Kehle.





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