Ein kleines Experiment: Der Giftdrachen

Story-Telling heißt das Zauberwort. Wissen vermitteln, in dem man Zahlen und Fakten mit einer kleinen Geschichte verknüpft. So bleiben die Informationen besser in den Synapsen in unserem Gehirn haften.

Daher starte ich heute dieses kleine Experiment. Bleiben so ein paar überraschende Fakten über den Komodo-Waran besser haften. Aber urteilt selbst ...

Viel Spaß!


Aus der Welt von
Eisen und Magie:

Der
Giftdrachen


von Peter H. Brendt
Ritter Fortis beschloss, hier abzusteigen. Der schmale Weg vor ihm triefte vor Nässe. Die drei Tage Dauerregen zwangen den jungen Recken, eine halbe Tagesreise entfernt in einer abgelegenen Taverne auszuharren, bis das Wetter endlich umschlug. Die Wartezeit zerrte an den Nerven, plante er doch eine Heldentat, die seinen Ruhm weit über die Grenzen des Landes verbreiten sollte.

Pferd und Reiter genossen auf dem Weg ins Drachental die klare Witterung. Frühling und Sommer kämpften um die Vorherrschaft, aber die Sonne strahlte jeden Tag etwas kräftiger.

Schluss mit dem untätigen, nervenden Warten in einer von Ungeziefer verseuchten Taverne. Statt dessen Bewegung und saubere Bergluft. Und die Aussicht auf eine Heldentat.

«Hier steige ich ab, Melcher und führe dich nach oben. Der Pfad wird eng und rutschig. Gehen wir kein unnötiges Risiko ein, mein Freund!» Fortis kannte den Rappen schon als Fohlen. Zusammen bestanden sie eine Fülle von großen und kleinen Abenteuern. Das hier, sollte der vorläufige Höhepunkt werden.

Was konnte es für einen Ritter besseres geben, als eine gefangene Prinzessin aus den Krallen eines Drachen zu befreien. Nicht etwa einem der üblichen Feuerdrachen. Die letzten Exemplare dieser Rasse hatte man vor mehr als hundert Jahren gesehen. Größer als ein Haus und mit einem alles vernichtenden Feueratem ausgestattet, standen sie schnell im Mittelpunkt zahlreicher Jadgen. Am Ende wartete ihre völlige Ausrottung auf sie.

Giftdrachen lebten im Verborgenen. In unzugänglichen Orten und tiefen Höhlen. So wie auf dem Drachenberg vor ihm. Es gab Geschichten über ihn, die Menschen in der Taverne hörten nicht auf, ihn zu warnen.

«Er ist fast so groß wie ein Pferd. Nur kräftiger. Mit einem stahlharten Schwanz, so lang wie der restliche Rumpf, den er wie eine Peitsche einsetzt. Sein Maul trägt einen Kranz scharfer Zähne, die so angeordnet sind, das eine Beute, in die sie sich verbeißen, keine Möglichkeit besitzt, zu entkommen.

Sie reißen enorme Stücke Fleisch aus dem Körper ihrer Opfer.» Der Wirt hielt die Arme weit auseinander, um die Größe zu zeigen, «und verschlingen sie mit einem Happen!»

«Aber am gefährlichsten ist ihr Gift», ergänzte der Schmied. «Aus ihrem Maul rinnt es heraus. Wie ein Speichelfaden tropft es aus dem Rachen. Solche Mengen dieses Teufelszeug besitzen sie.»

«Und den armen Grafen hat es das Herz zerrissen.» Die Wirtin kämpfte mit den Tränen. «Nach dem Raub seiner Tochter ist er vor lauter Kummer gestorben. Wo er doch vorher die Ehefrau verloren hat.»

«Hat den niemand versucht, sie zu befreien», wollte Fortis wissen.

«Es kamen ein paar tapfere Helden», lautete die Antwort. «Sie ritten zur Höhle, aber kehrten nie zurück!»

Diese Aussage war Wasser auf der Mühle, die den Ehrgeiz des jungen Recken antrieb. Hier konnte er beweisen, dass er entschlossen, mutig und bereit war, die Ehre einer Prinzessin zu retten. Er brannte vor Ungeduld, sich dem Ungeheuer endlich zu stellen.

Eine Sache trübte jedoch die Vorfreude des Ritters. Es gab Menschen, die behaupteten, es existierten gar keine Giftdrachen. Sie hielten die Erzählungen für Ammenmärchen. Legenden, die das einfache Volk erfand, um Unerklärliches zu erklären.

Aus diesem Grund befragte Fortis vor dem Aufbruch den alten Gelehrten, der in einem halb verfallenen Turm der elterlichen Burg wohnte. Retep kannte viel von der Welt. Bisweilen schloss er sich tagelang in der Kammer unter dem Dach ein. Wenn er wieder auftauchte, behauptete er in der Zeit seiner Abwesenheit mit Hilfe einer Kristallkugel in ferne Sphären, ja sogar in die Zukunft und Vergangenheit zu reisen.

Eine Behauptung, die allgemein belächelt wurde. Aber er brachte von den Ausflügen viel neues und unbekanntes Wissen mit. Einiges besaß durchaus nützliche Eigenschaften und veränderte das Leben auf der Burg.

So gab es auf einmal etwas, das Retep eine Fuß-Boden-Heizung nannte. Eine nahe warme Quelle floß jetzt in Kupferrohren unter den Rittersaal hindurch. Seitdem ließ sich der Winter in dem Saal deutlich besser aushalten. Wenn das Wasser in sein altes Bett zurückkehrte, nahm es den Dreck aus der Latrine mit. Dies verwandelte den Aufenthalt dort zu einem durchaus angenehmen Erlebnis mit interessanten Gesprächen.

Der junge Ritter kannte keinen anderen Ort, der so eine Erfindung besaß. Es lag daher nahe, den Gelehrten zu fragen, ob es Giftdrachen wirklich gab. Bevor Fortis den ganzen Weg umsonst machte und sich womöglich blamierte.

«Hmm. Lass mich überlegen.» Retep verdrehte die Augen etwas nach innen, wie immer, wenn er in seiner Erinnerung suchte. «Da besuchte ich einst eine Welt, die man einfach nur «Erde» nannte. Eine blaue Kugel in einer unendlichen Schwärze voller Wunder. .Die Menschen dort sind so dumm, dass sie einander über den Haufen rennen oder gegen Bäume und stählerne Pfosten prallen. Und nur weil sie wie gebannt auf einen dunklen bisweilen auch weißen Kasten in ihrer Hand starren. Dauernd picken und rutschen sie mit ihren Fingern darauf rum. Dann wieder schreien sie hinein und lauschen auf das Echo.»

Er verstummte, als er Fortis ungeduldigen Blick bemerkte. «Hmm. Giftdrachen. Die gibt es da! Kleine, nur so lang wie das Schienbein eines Mannes. In einer Wüste. An einem Ort, den sie Me-xi-ko nennen. Oder auch Süden der Usa. Aber die Tiere nutzen das Gift eher zur Verteidigung. Sie heißen dort Gila-Echsen.»

«Und große Drachen?»

Retep lächelte. «Jetzt, wo du es erwähnst, fällt es mir wieder ein. Bei meinem letzten Besuch stellten sie fest, dass sie wirklich Giftdrachen beherbergen. Jahrzehntelang haben sie es einfach übersehen.»

«Sind sie so klein?»

«Nein, nein! Diese Drachen werden bis zu drei Meter groß. Schwarz und starrem Blick. Mit einem langen Schwanz. Ihre Körper sind mit Schuppen besetzt und ihr Maul starrt nur so von Zähnen. Sie jagen Büffel oder Hirsche. Und gelegentlich fallen ihnen Menschen zum Opfer.»

«Wie kann man solche Tiere übersehen?»

«Hmm. Genaugenommen, haben sie nur übersehen, dass sie giftig sind. Die Echsen leben in einem Land, in dem es heiß und feucht ist. Die Menschen nennen es In-do-ne-si-en. Genauer auf ein paar Inseln. Eine davon trägt den Namen Ko-mo-do. Sie liegt abgelegen und daher wussten die Gelehrten lange nichts von der Existenz der sogenannten Ko-mo-do-Warane.»

«Sieht man ihnen an, dass sie giftig sind?»

«Genau das ist der Punkt. Aus ihrem Maul fließt häufig ein dicker Speichelfaden. Bis zum Boden. Da außer dem Gilatier keine Giftechsen bekannt waren, nahm man lange an, dass in ihrem Rachen tausend mal tausend kleine Tiere leben. So winzig, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Die Warane fressen auch faulende Kadaver und die Gelehrten dachten, diese Winzlinge lebten auf den Rückständen des verfaulten Fleischs zwischen ihren Zähnen.

Die Menschen beobachteten zwar, dass gebissene Büffel langsam zugrunde gingen. Sie vermuteten jedoch, dass die kleinen Tierchen im Maul des Drachens dafür verantwortlich waren. Sie nennen das eine Blut-Vergiftung. Das kennen wir ja auch hier, wenn eine Wunde sich entzündet. Das kann dann zum Tode führen.»

«Und wie haben sie es herausgefunden?»

Retep kratzte seinen Kopf, fand einen Floh und zerdrückte ihn zwischen den Fingern. «Hmmm. Ich muss beim nächsten Besuch daran denken, Flohpulver mitzubringen. Achso. Die Giftdrachen. Nun jemand war so schlau, nahm den Kopf eines kleinen Drachens, den man wohl bequem töten konnte. Dann legte man ihn in eine Röhre. Eine Zauberröhre. Sie brummt und zischt und knarrt, dass einem darin Angst wird.»

Fortis schloss daraus, dass man offenbar auch lebende Menschen in so ein Ding hinein schob. Was für eine Folter! «Was bezweckt diese Quälerei?»

«In der Maschine sind tausende von Augen. Zauberaugen aus Glas. Sie können unter die Haut des Körpers schauen, den sie hineinschieben. Sogar in die Knochen. Auf die Weise finden sie Entzündungen und andere Sachen, die dort wachsen. Mit diesem Wissen können sie die Menschen mit etwas Glück heilen.»

«Was hat das mit dem Giftdrachen zu tun?»

«Nun, sie schauten unter die Haut des Kiefers und fanden Kanäle. Wie sie auch andere Gifttiere besitzen. Sie enden in den Zähnen der Warane. Daraus schlossen sie, dass sie über Giftzähne verfügen.

Wenn es also auf dieser Welt, der «Erde», giftige Drachen gibt, dann auch hier. Denn beide Spähren sind sich erstaunlich ähnlich!

Rechne daher bei deinem Ausflug mit dem Schlimmsten!»

***

Vor der Höhle erwartete Fortis ein grauenvoller Anblick. Etwa ein halbes Dutzend Skelette von Pferden lagen auf dem Plateau vor dem Eingang in den Berg. Das Durcheinander der Knochen, die Aasfresser bei ihren Besuchen verstreuten, machte es unmöglich, ihre genaue Zahl zu bestimmen. Doch die Überreste der Sättel verrieten, dass sie früher Rittern gehörten. Er konnte sogar das ein oder andere Wappen identifizieren.

Melcher scheute, aber nach kurzem Zögern vertraute er seinem Herrn, der ihn mit festem Griff an den toten Pferden vorbei führte. «Jetzt wissen wir, dass es wirklich ein Ungeheuer in der Höhle gibt. Ich sehe nirgends Knochen eines Menschen. Vermutlich haben unsere Vorgänger ihre Reittiere draußen angebunden. Als die Ritter nicht zurückkehrten, starben sie vor Hunger oder wurden das Opfer wilder Tiere. Diesen Fehler werden wir nicht machen.»

Fortis führte den Rappen etwas abseits, weit genug von den Kadavern. Dort band er ihn mit einer dünnen Schnur an einen der verkrüppelten Bäume fest. «Du wirst hierbleiben, bis ich zurückkehre.» Er hob die Schultern und streichelte sanft die Nüstern des Pferdes. «Die Leine reißt, wenn du nur kräftig daran ziehst. Auf diese Weise kannt du nach Hause laufen, falls ich mein Abenteuer nicht überlebe. In der engen Höhle ist es zu gefährlich für dich. Ich bezweifle, dass wir ausreichend Platz finden, hineinzureiten.«

Der junge Ritter nahm Schild und Schwert vom Sattel, und ging langsam auf den Eingang zu. Doch bevor er eintrat, drehte er sich zu seinem vierbeinigen Freund um. Melcher schaute ihn traurig an. Er war es gewohnt, dass sie ihre Erlebnisse teilten. Selbst wenn es riskant wurde. Für einen Augenblick überlegte Fortis, ob er ihn losbinden sollte. Aber in einer schmalen Höhle gab es keine Raum für einen Angriff zu Pferd.

Ein letztes Mal blickte er zum Himmel. Giftdrachen galten als entschlossene Angreifer und einem ähnlichen Gegner war er noch nie begegnet. Ob sie ihr Gift auch spritzen oder nur ihr Biss tödlich war? Retep erzählte von Schlangen, die es in die Augen ihrer Opfer sprühen konnten. Wie weit reichte wohl so ein Giftstrahl? Bot der Schild ausreichend Schutz?

Fortis verabschiedete sich mit einem kurzen Blick von dem Rappen. Alles Nachdenken machte keinen Sinn. Bald würde er die Wahrheit über Giftdrachen erfahren. Immerhin wartete tief in der Höhle eine entführte Prinzessin auf ihn.

***

Der Stollen verlief in leichten Kurven tief ins Innere des Bergs. Er wies keine Spuren menschlicher Bearbeitung auf, war also natürlichen Ursprungs. Schillernde Schleimpilze bewuchsen die Decke und Wände. Ihr grünliches Schimmern gab zu seiner Überraschung ausreichend Licht.

Ein steter Luftzug wehte ihm entgegen. Er brachte den Geruch nach warmem Stein, Verwesung und Schwefel mit. Mit jedem Schritt stieg die Temperatur leicht an, bis dem jungen Ritter in der Rüstung der Schweiß ausbrach.

Sein Weg endete auf einem breiten Plateau mit einer hohen Decke. Es besaß annähernd die Form eines Halbkreises. Die gerade Strecke grenzte an einen Abgrund, aus dem es rötlich schimmerte. Von dort stieg die Hitze auf, vermutlich floss Lava auf seinem Grund.

Über die Lavaspalte führte ein schmaler Steg aus Stein. Form und Aussehen nach stammte er von der Decke der Höhle. Erdbeben oder Korrosion brachen ihn vor Urzeiten dort ab. Steinsplitter vom Aufprall bildeten um ihn herum ein bizzares Muster, unberührt, als wenn es gestern geschehen wäre. Der Felsbrocken führte wie eine Brücke tiefer in den Berg. Doch bis dahin reichte das Licht nicht, so dass der Ritter zunächst die nähere Umgebung untersuchte.

Fleisch. Knochen und verrostetender Stahl bedeckten die Fläche davor und bezeugten das Ende der mutigen Helden, die vor ihm den Giftdrachen herausforderten. Zu seinem Entsetzten fand Fortis auch die Prinzessin. Schwere Ketten hielten sie an der Wand nicht weit vom Abgrund fest. Vermutlich hing das Skellet dort schon seit einigen Jahren. Nur ein silbernes Halsband und schimmelnde Reste eines Kleides zeigten, dass der Drache dort kein Ritter, sondern ein weibliches Wesen ankettete. Allerdings schien er mit der Versorgung seiner Gefangenen zuwenig Erfahrung zu besitzen. Es gab nirgends Wasser und Fortis bezweifelte, dass sie sich an den grausamen Mahlzeiten ihres Wärters beteiligte. So war die arme Frau am Ende verhungert oder verdurstet. Um die Prinzessin zu befreien, kam er offenbar einige Jahre zu spät.

Von dem Giftdrachen fehlte jeder Spur. Falls er sich verborgen hielt, dann auf der anderen Seite des Abgrunds. Wenn Reteps Erzählungen die Wahrheit schilderten, dann brauchte vermutlich auch die Echse hier Wärme und Feuchtigkeit, die er erst tief im Inneren des Bergs fand.

Leise schlich Fortis zu der angeketteten Gestalt. Es gab keinen Sinn mehr, länger als nötig zu bleiben. Aber er wollte ihren Hinterbliebenen wenigstens ein Andenken bringen. So nahm er der Toten das Halsband ab.

Kaum, dass er das Schmuckstück in Händen hielt, weckte ein zorniges Knirschen seine Aufmerksamkeit.

Auf dem Felssteg wartete der Giftdrache. Er entsprach fast genau der Beschreibung des Ko-mo-do-Warans. Doch betrug die Größe des Ungeheuers beinahe sechs Meter. Die Fäden silbig schimmernden Speichels, die aus dem Maul tropften, hinterließen zischende Krater auf dem Felsen.

Kalte Augen fixierten Fortis, fast gemächlich schlenderte die Echse in seine Richtung. Der hob schützend den Schild hoch. Vielleicht konnte der Drache das Gift doch auf einen Angreifer sprühen.

Der Ritter ging langsam rückwärts, sein Ziel war der Stollen. Dabei ließ er den Gegner keinen Moment aus den Augen.

Kleine Steine zerbrachen unter dem Tritt des Giftdrachens, er öffnete drohend sein Maul, so dass Fortis die Kette scharfer Zähne sehen konnte. Der Kopf der Echse reichte eine Armlänge über den Helm des Jungen hinaus. Die säulenartigen Beine besaß mehr Umfang als der junge Mann. Krallen, so lang wie sein Unterarm, kratzten beim Näherkommen ein bizarres Muster auf den Felsboden. Schuppenbewehrte Haut erzeugte bei jeder Bewegung ein leises Schlurfen.

Fortis sah, dass alle Rippen des Ungeheuers unterhalb der Wirbelsäule deutlich hervorragten. Offenbar lag die letzte Mahlzeit des Drachen schon eine Weile zurück. Damit stand fest, dass er nicht einverstanden war, wenn der Ritter das Plateau verließ.

Drohend hob Fortis sein Schwert, doch der Giftdrache zeigte sich unbeeindruckt. Mit einem scharfen Zischen eröffnete er den Zweikampf. Am Anfang schätzten beide Gegner einander ab. Scheinangriffe und Paraden wechselten. Das Maul des Drachen stieß mehrmals gegen den Schild, so dass Fortis eine Ahnung davon bekam, wie viel Kraft in dem massigen Körper steckte.

Schnell stellte er fest, dass Schwerthiebe zum Kopf des Drachen die größte Wirkung besaßen. Am wirkungsvollsten bewährten sich Angriffe in die Nähe der Augen des Ungeheuers. Die Vorgehensweise irritierte seinen Gegner. Er blinzelte jedes Mal und drehte erschrocken ab, obwohl bisher kein Hieb das Ziel getroffen hatte. Das ein oder andere Mal schrammte die Schwertspitze über die schwarzen Schuppen, hinterließ aber nur ein paar oberflächliche Kratzer. Offenbar stand die Panzerung der Echse der eigenen Rüstung des Ritters kaum nach.

Jetzt fiel Fortis auf, dass das die Pupille des rechten Auges des Drachen seltsam trüb wirkte. Ob er hier verletzt war und die Sichtweite damit eingeschränkt musste er schnell feststellen. Vielleicht fand er hier einen Weg, den Giftdrachen zu überwältigen.

Wieder drehte das Ungeheuer ab, zeigte dem Ritter sogar die ungeschützte Flanke. Gedankenschnell nutzte der die Chance, den Gegner ernsthaft zu verletzen. Er holte aus ...

... und fand sich einen Augenblick später rücklings auf dem Boden. Der Sturz schlug ihm Schwert und Schild aus der Hand. Die Klinge verschwand klirrend aus seinem Sichtfeld. Er prallte mit dem Kopf auf einen Stein, der Aufprall raubte ihm den Atem.

Fortis gab den Beinen den Befehl, aufzustehen, doch sie gehorchtem ihm nicht. Dann erkannte er, was geschehen war. Retep hatte ihn gewarnt. Der Drache auf Ko-mo-do setzte seinen kräftigen Schwanz als Waffe ein. Auf die gleiche Weise hatte ihn der Giftdrache zu Fall gebracht.

Der Ritter schaute herunter. Die Stahlpanzerung an den Beinen konnte den größten Schwung des Schwanzhiebs aufheben. Doch das zerbeulte, teilweise aufgerissene Metall bewies, mit welcher Kraft die Echse zuschlug.

Vorsichtig zog Fortis die Knie an. Es gelang ihm, wenn auch unter großen Schmerzen. Im besten Fall trug er nur schwere Prellungen davon. Möglich, dass die Knochen unter der Panzerung gebrochen waren.

Kratzenende Krallen auf Stein verrieten, dass der Giftdrache einen neuen Angriff startete. Der Ritter suchte nach seinem Schwert, doch es lag unnereichbar zwischem ihm und dem Drachen. Lediglich der Schild lag nur einige Armlängen entfernt auf dem Boden des Plateaus.

Fortis zog sich mit den Armen in diese Richtung, während die Geräusche des herannahenden Ungeheuers unerbittlich näherkamen. Er streckte den Arm aus und bekam gerade noch den Schildrand zu fassen. Schnell zog er ihn heran, packte auch mit der zweiten Hand zu, als in dem Moment der Giftdrache den entscheidenden Biss zum Kopf des Gegners ansetzte.

Blitzschnell schob Fortis den Schild ins Maul der Echse, die im selben Augenblick zubiss. Knirschend stießen stahlharte Zähne durch Holz und Leder. Gift sprühte durch die Luft, einige Spritzer erreichten den am Boden liegenden Ritter. Er schloss schnell die Augen und drehte den Kopf weg, um sich zu schützen.

Heftiges Beißen und Knurren erfüllte die Höhle, von den Wänden hallten die Wutschreie des Giftdrachen zurück. Er versuchte, das sperrige Stück aus seinem Maul zu entfernen, doch die Zähne steckten in dem zähen Leder fest.

Fortis suchte nach dem Schwert, es lag jedoch zu nah bei der Kreatur und damit unerreichbar für den schwer verletzten Ritter. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Drache den Schild aus dem Rachen herausschütteln konnte. Keine Frage, dass er anschließend den unterbrochenen Angriff fortsetzte. Der Sieger stand bereits fest.

Im Geiste sah der junge Mann den eigenen Körper zwischen den Überresten der Vorgänger auf dem Plateau verfaulen. Doch davor stillte der Giftdrache den unerbittlichen Hunger an dem toten Ritter.

Zu seiner Überraschung hörte Fortis plötzlich aus Richtung des Stollens ein bekanntes Geräusch.

Hufe klapperten. Dazu ein Wiehern, dass nur von einem Pferd stammen konnte. Melcher hatte sich losgerissen und galoppierte dem Freund zu Hilfe. Im nächsten Moment erreichte der Rappe das Plateau.

Zunächst wich er zurück. Das Brüllen des Giftdrachen erschreckte ihn. Eine solche Kreatur war ihm noch nie begegnet. Doch Größe und Aggressivität verrieten dem Tier, dass es eine Bedrohung bedeutete. Es erkannte auch, dass Fortis in Gefahr schwebte.

Melcher riss die Augen auf, stieg hoch und schlug mutig mit den Hufen nach dem Drachen. Die Treffer hörten sich an, als ob jemand mit einer Holzkeule an ein riesiges Fass klopfte. Irritiert drehte die Echse ab, offenbar überforderte sie die Herausforderung, gegen zwei Feinde gleichzeitig kämpfen zu müssen. Da beschäftigte sie einmal das Stück Holz und Leder zwischen den Zähnen, dass unbeeindruckt von dem Gift, das sie hinein spritzte, nicht aus dem Maul verschwinden wollte. Und der zu allem entschlossene Vierbeiner, der ihn mit scharfen Hornkanten attackierte.

In diesem Dilemma tat der Giftdrache das aus seiner Sicht einzig richtige. Er ignorierte den Rappen und wich über den Steg ins Innere der Höhle zurück. Erst einmal in Ruhe und ohne Bedrohung den Fremdkörper aus dem Rachen befreien. Dann würde er das Pferd angreifen.

Melcher lief zu Fortis, der gegen die Bewusstlosigkeit kämpfte. Er schaffte es noch, ihm das Kommando zum Ablegen zu geben, so dass er sich mit den Armen mühsam in den Sattel ziehen konnte. Sobald der Rappe spürte, dass der Reiter sicher saß, stand er auf und galoppierte durch den Stollen ins Freie.

Auf dem Weg verlor der Ritter den Kampf mit dem Schwindel. Ein Tunnel zog ihn in tiefe Schwärze. Er musste darauf vertrauen, dass sein vierbeiniger Gefährte den Weg zur Taverne alleine fand. Doch zuvor schossen ihm zwei Gedanken durch den Kopf.

Mit dem Halsband war er in der Lage, den Eltern der entführten Prinzessin endlich Gewissheit über ihr Schicksal zu verschaffen.

Und wie konnte ein Giftdrache eine Frau an einen Felsen ketten?

Aber das sollte Retep herausfinden.

Oder der Autor dieser kleinen Geschichte ...
***

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