"Eisen und Magie: Dämonenhand" Kapitel -2-

Nach der Einführung unseres Helden geht es heut eim 2.Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand" weiter. Sandos sucht immer noch nach dem Spitzel, der ihm die nötigen Informationen besorgen soll.

Der Kopfgeldjäger lernt eine alte Lektion: Trau keinem, der sich für Geld kaufen lässt!

Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel aus "Eisen und Magie: Dämonenhand"!

Das erste Kapitel findet Ihr hier.


Eisen und Magie:

Dämonenhand

"Im Loch"


von Peter H. Brendt
Nach dem Zwielicht und der düsteren Stimmung in der Schenke empfingen ihn draußen die goldenen Strahlen der Abendsonne. Der Kopfgeldjäger holte tief Luft und beschloss direkt in den Stall zu gehen. Gut, dass er den Stallwärter für eine Nacht auf dem Stroh unter dem Dach beim Eintreffen heute Mittag schon bezahlte. Das Abendessen musste er ausfallen lassen. Morgen würde er auf dem Marktplatz eine Möglichkeit suchen weiter in den Norden zu ziehen. Gerüchteweise hielt sich Rieser bei einem der Barbarenstämme dort auf. Es gab immer einen Händler, der bereit war, einen Bewaffneten für die Reise durch den «Düsteren Wald» zu engagieren. Offenbar fiel das Treffen mit Zesh diesmal ins Wasser oder der Kerl konnte trotz der Anzahlung die gewünschte Information nicht liefern.

Doch eine Bewegung in den Augenwinkeln warnte ihn. Er erspähte hinter dem Vorhang eines Obststandes eine Gestalt, die er wiederkannte. Sein Kontaktmann wartete anstatt in der Schenke auf der Straße auf ihn.

Wirklich gab ihm Zesh ein Zeichen zu folgen. Im gleichen Augenblick hörte er laute Kommandos und das Geräusch schwerer Stiefel in Richtung des «Einbeinigen Jägers» hasten. Offenbar blieb der kleiner Zwischenfall mit den betrunkenen Soldaten nicht unbemerkt. Die Wachen wollten vermutlich die genauen Hintergründe erfragen. Auf wen sie ihren Zorn richteten, falls sie vom Schicksal ihrer beiden Kameraden erfuhren, konnte sich Sandos leicht ausrechnen. Zeit zu verschwinden.

So unauffällig es für einen Mann seiner Größe möglich war, folgte er Zesh durch die dunklen Gassen der Stadt, bevor sie auf ihn aufmerksam wurden.

Der Informant kannte das Labyrinth der Straßen und wußte von jedem versteckten Eingang und Durchbruch. Ohne Zögern führte er ihn zunächst außer Sichtweite der Soldaten, anschließend kreuz und quer durch die verschachtelten Gässchen und Wege. Schließlich fand sich Sandos in einer Sackgasse wieder, doch sein Kontaktmann klopfte ein Signal an eine schäbige Holztür, die daraufhin vorsichtig geöffnet wurde.

Ein Riese von einem Mann, der selbst den Kopfgeldjäger um zwei Köpfe überragte, musterte die Beiden. Er wartete, bis ihm Zesh ein paar Losungsworte zuflüsterte, dann trat er beiseite und gab den Eingang frei.

Wenn der «Einbeinige Jäger» bestenfalls als schäbig bezeichnet werden konnte, wirkte er gegenüber dem Ort, den Sandos jetzt betrat, geradezu luxuriös und gepflegt. Der Kopfgeldjäger erkannte den Gestank von Pilzwein wieder. Er schaffte es problemlos die Ausdünstungen von Urin, Schweiß und ungewaschener Kleidung, der ihn wie ein Nebel umgab, zu durchdringen.

Das war augenscheinlich der Ort, von wo die beiden Wachen ihren Branntwein bezogen. Zesh bestätigte seine Vermutung. «Hier bekommt Ihr alles, was es woanders nicht gibt. Und einiges mehr dazu!»

Sandos verzog das Gesicht. Was im «Einbeinigen Jäger» als Bodensatz galt, gehörte hier zum «normalen» Gast. Auf Tische verzichtete man. Einzelne Überreste auf dem fleckigen Boden verrieten, dass sie hier nur eine kurze Lebenszeit besaßen. Stattdessen zechten die Leute an aufrecht ausgestellten Fässern, die der Wirt vermutlich mit Sand gefüllt hatte, um ihnen einen sicheren Stand zu verschaffen.

Pilzwein schien das beliebteste Getränk zu sein. Kein Wunder, dass ein Riese hier die Aussicht führte. Der Türsteher beobachtete den Kopfgeldjäger von seinem Standort aus misstrauisch. An der Wand neben ihm wartete eine riesige Holzkeule auf ihren Einsatz.

Zesh zog ihn in eine dunkle Ecke. «Sandos. Ihr seid mir nicht böse, wenn ich ihnen nicht in den «Einbeinigen Jäger» folgen wollte. Ich sah die Brüder Loff. Ziemlich üble Mitglieder der Wache auf dem Weg dorthin. Da ich wusste, welche Mengen an Pilzwein sie bereits intus hatten, beschloss ich, draußen zu warten.»

«Kommen wir zur Sache», unterbrach ihn der Kopfgeldjäger. «Ich erwarte, dass du deinen Teil der Verabredung einhältst. Ich brauche ein Treffen mit Rob, dem Kahlen. Und zwar umgehend!»

«Sicher. Aber das ist schwieriger als erwartet.» Zesh senkte den Blick. Nervös spielten seine Finger mit einem Stück Holz, dass auf dem Fass lag.

«Etwas zu trinken?» Eine Stimme unterbrach ihr Gespräch. Ein Kellner, der einen Krug und Becher mitbrachte, trat heran. Zwei stahlblaue Augen in einem Gesicht, auf dem der Dreck in einer dicken Schicht lag. Sandos bemerkte, dass der Kerl das Fell einer Katze auf dem Kopf trug. Eine eher jämmerliche Perücke.

«Verpiss dich», zischte der Kopfgeldjäger. «Du störst unsere Geschäfte!» Eine Warnung, die man an einem solchen Ort besser beachtete. Der Keller bewies, dass er sein Handwerk verstand, und zog sich unverrichteter Dinger ins Halbdunkel zurück.

«Ich habe bezahlt. Gut bezahlt. Das schließt das Entfernen eventueller Schwierigkeiten mit ein.» Sandos besaß keine Lust, für einen bereits ausbezahlten Dienst noch einmal zu zahlen. Das hier gehörte zum unvermeidlichen Ritual im Umgang mit einem Spitzel.

«Es ist wahr“ stieß Zesh hervvor. «Rob besitzt eine Menge Feinde hier. Irgendetwas ist schiefgegangen. Kleinere Schmuggler, bei weitem nicht so erfolgreich wie er, drängen an die Spitze. Es gab drei Mordanschläge, aber «der Kahle» wirkt wie gelähmt. Von seiner üblichen Entschlossenheit ist kaum etwas übrig geblieben. Niemand hat ihn in der letzten Zeit hier gesehen.»

«Hier?»

«Das ist seine Kneipe. Sie heißt in der Stadt nur das «Schwarze Loch». Sonst ist er täglich hier. Aber seit Tagen ...« Zesh hob ratlos die Schultern.

«Dann will ich die Münzen zurück. Und versuche es auf eigene Faust.»

Der Spitzel wand sich wie ein Aal. «Das ist der Ort, an dem man ihn gewöhnlich trifft. Ich denke, ich habe mein Versprechen eingehalten. Mir steht das Geld zu!»

Sandos zeigte ein gefährliches Lächeln, das Zesh erbleichen ließ. Der Kopfgeldjäger legte ihm die Linke auf die Schulter und presste sie zusammen. «Die Vereinbarung lautete: ein Treffen! Und nicht: Ein Ort, an dem er früher einmal war.»

«Ihr tragt einen großen Anteil an seinem Verschwinden!» Der Spitzel krümmte sich vor Schmerzen.

«Erzähl keinen Unsinn!»

«Euer Ruf als Mörder geht Euch voraus.» Zesh wich einen Schritt zurück, als Sandos den Griff lockerte. «Er glaubt, Ihr seid hier, um ihn umzubringen.» Auf einmal schlich neues Selbstvertrauen in seine Stimme. «Ich war stets ehrlich zu Euch. Deshalb erfahrt die Wahrheit.» Er schaute sich in der Schenke um. Laut rief er: «Er hat mir mehr bezahlt, um Euch hierher zu bringen.»

Der Kopfgeldjäger bemerkte, dass die Stimmung im Raum kippte. Das geschäftige Treiben der Leute um ihn herum, wich einer angespannten Atmosphäre. Metall klirrte, dazu das unverkennbare Geräusch von Klingen, die aus der Scheide gezogen wurden.

Zesh schlich noch weiter zurück. Seine Stimme überschlug sich. «Das ist Sandos. Mörder und Verräter. Meine Arbeit ist getan. Jetzt seid ihr dran!»

Stühle kippten um, als die übrigen Gäste aufstanden. Es dauerte keine zwei Atemzüge, bis sie den Kopfgeldjäger umzingelten. Auch der Riese am Eingang mischte sich darunter. Die Holzkeule schabte über den Holzboden und verstärkte das drohende Murren der anderen Männer.

Plötzlich erschien der Keller wieder. Das Katzenfell fehlte, Sandos sah den haarlosen Kopf und erkannte, wer da vor ihm stand. «Ihr seid Rob, der Kahle. Euch wollte ich treffen! Wir sollten einen zusammen trinken. Aber anständigen Branntwein, nicht das Zeug, dass Ihr hier anbietet.»

Die Holztür schlug zu, als Zesh fluchtartig den Raum verließ. Der Kopfgeldjäger fluchte leise und beschloss, es dem Spitzel später heimzuzahlen. Der Klumpen unter dem Handschuh, der früher einmal eine rechte Hand gewesen war, brannte so heiß, dass Sandos erwartete, er werde sich durch das Leder brennen. Doch mehr als die Mordlust in den Augen der Männer, fürchtete er die Folgen, falls er ihn frei ließ.
***





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

heute in "Eisen und Magie: Ewige Liebe" Ein Dieb wird zum Mörder