Das Finale ist nicht mehr weit!

Willkommen zu den letzten Episoden von "Eisen und Magie: Der Elfenschädel"! Allein der Gedanke, dass Sheen zu den Figuren gehört, die ihren festen Platz in der Welt von E&M haben, gibt mir ein wenig Trost. Wie immer werden einem die Figuren, die man erschuf, im Laufe der Geschichte zu Freunden.

Und ich erleben immer das Gleiche. Am Anfang, wenn ich die Geschichte plane, gibt es einen Plot, einen Handlungsstrang. Helden, Begleiter und Antihelden. Man schafft eine kleine Welt und irgendwann wird man Bestandteil davon. Figuren und Handlung entwickeln eine eigene Kraft und Dynamik, die den Autor mitreißt. Ob er will oder nicht!

Was vorher nur ein Gedanke, ein Plot war, entwickelt eine eigene Logik, sogar eine eigene Gefühlswelt. Und dann, wenn man mittendrin ist, ist es vorbei. Die Geschichte geht zu Ende.

Und bei der nächsten Erzählung geht es von vorne los!

By the way! Die nächste Kurzgeschichte aus der Welt von "Eisen und Magie" steht in den Startlöchern. Ihre Helden nerven mich schon, wann es denn endlich losgeht. Das Trailer-Video ist schon fertig.

Aber zunächst mal viel Spaß mit dieser Episode aus "Eisen und Magie: Der Elfenschädel"!




Sheen erwachte mit dem seltsamen Gefühl zu schweben. Bald stellte er fest, dass jemand einen kräftigen Ast längst durch die Arme seiner Kutte schob und Handgelenke und Oberarme daran fesselte. Anschließend hängte er den Stock an einer Kette hinter dem Nacken des Novizen an der Decke des Zelts auf.

Diese Form der Kreuzigung raubte ihm vor lauter Schmerzen fast den Verstand, denn die Armgelenke mussten das gesamte Körpergewicht auffangen. Da die Füße drei Handbreit über dem Boden hingen, besaß er keine Möglichkeit den Zug auf die Gelenke abzuschwächen. Er fühlte am Kopf eine prächtige Beule an der Stelle, an den ihn offenbar das Wurfgeschoss getroffen hatte. Jeder Atemzug schmerzte, er wusste aus den Büchern, dass die Lungen bald durch den Zug auf die Brust kollabieren würden.

Ein Schatten fiel auf ihn. Vor ihm stand der Herr des Zelts. Obwohl der Novize an den Zeltstangen aufgehängt hing, schaute ihm die missgestaltete Gestalt auf gleicher Höhe in die Augen. Zerschnitte Lippen teilten sich, gaben den Blick auf abgebrochene Zähne und eine verstümmelte Zunge frei.

«Wach! Mein neuer Freund ist aufgewacht.» Überlange Finger mit schwarzen Fingernägeln, so lang wie der Ringfinger des jungen Manns, packten sein Kinn und drehten es hin und her.

«Interessant. Ich freute mich auf unsere Begegnung. In dir steckt viel Magie.»

«Wer bist du?» Sheen presste die Worte hinaus.

«Was sind Namen. Sie haben ihn verbrannt und meinen Körper vergessen.»

«Ein Elf!»

«Du meinst, wegen der Ohren. Oder das, was davon übrig ist. Ich war einer. In einem früheren Leben.»

Der Unbekannte umrundete seinen Gefangenen und musterte ihn genauer. «Ich erwartete einen alten, erfahrenen Magier. Doch du bist ein Grünschnabel. Erstaunlich!»

Noch einmal kreiste er um Sheen, der ihn verzweifelt mit den Augen verfolgte. Was hatte der Fremde vor. Offenbar gehörte er einst zu den Elfen. Körperbau, aber auch der Gang ließen keinen Zweifel zu. Die Stümpfe an beiden Seiten des Kopfes schienen die Überreste von langen Elfenohren zu sein. Jedoch hatte er nie gelesen, dass ein Mitglied dieses Volkes so verstümmelt und verunstaltet wurde.

Verbrechern schnitt man die Ohren ab. Oder zerschnitt ihnen die Zunge. Während er überlegte, zerrissen plötzlich harte Finger auf dem Rücken die Kutte. Eine Hand presste sich auf die linke Schulter, gleich über dem Herzen. Im nächsten Augenblick brannte ein Feuer an der Stelle. Sheen konnte den Geruch des verschmorenden Fleischs riechen und den Widerschein der Flammen an der Zeltdecke.

Der peinigende Schmerz verriet ihm, dass es die eigene Haut war, die dort verbrannte. Er schrie seine Qualen hinaus, jedoch erhielt er nur ein dröhnendes Lachen als Antwort. «Du schimpfst dich Feuermagier! Und hast nicht mal erkannt, dass dieses Element dein Freund ist.»

Der Elf nahm die Hand weg und sofort erloschen die Flammen. Sheen atmete in den Schmerz hinein, um bei Bewusstsein zu bleiben. Er fürchtete sich davor, was der Unbekannte mit ihm anstellte, falls er in Ohnmacht fiel. Der Novize, ahnte, dass er von nun an auf dem Rücken gezeichnet war, diese Brandnarbe würde er bis an sein Lebensende behalten. Jetzt galt es Zeit zu gewinnen, um Brenden eine Chance zu geben, einzugreifen.

«Du bist ein Magier und warst einst ein Elf» Sheen kämpfte gegen die Qualen, die ihm Wunde und Kreuzigung bereiteten. «Sogar ein Feuermagier. Das habe ich verstanden. Was hast du mit den Tiermenschen zu schaffen!»

«Sie sind nur Handlanger. Werkzeug, dass ich benutze und anschließend wegwerfe. Die Vernichtung von «Sams’s End» wird nur der Anfang sein. Der Beginn meines Rachefeldzugs. Wer auch immer die Überreste der Schenke und die Toten findet, wird auf Elfenpfeile stoßen. Und andere Hinweise auf Waldelfen. Es wird Krieg geben. Während ich im Hintergrund bleibe und beobachte, werden sich unsere Völker bekämpfen. Zerstörung und Tod. Auf beiden Seiten. Es wird sie schwächen und meinen Sieg erleichtern.»

«Warum?»

Statt einer Antwort wandte der Unbekannte sich ab und verschwand im hinteren Teil des Zelts. Nach kurzer Zeit hörte der Novizen ein Geräusch, als ob ein schwerer Gegenstand über den Boden schoben und gezerrt wurde.

Der Elf rückte eine Kiste in Sheens Blickfeld. Ein hölzerner Kasten, verrottet und beschädigt. Nur noch schemenhaft waren Elfenrunen auf dem Holz zu erkennen. In alten Tagen schmückten ihn vermutlich zahlreiche Diamanten und andere Edelsteine. Jetzt schauten die leeren Fassungen den jungen Mönch anklagend an.

Dennoch erkannte er eine Spur von Ehrfurcht in den Augen des Unbekannten, als er den Deckel behutsam öffnete.

«Wir Elfen kamen vor vielen Generationen hierhin!» Er griff langsam in die Kiste und schaute Sheen durchdringend an. «Ich spreche selbstverständlich von Elfengernerationen. Hier in diesem Sarg ruht einer der neun Gründer der Waldelfen. Sein Name war E’matah.

Allein dafür, dass ich dir das erzähle, ja nur den Namen erwähne, verdiene ich nach Meinung meines Volkes den Tod. Es ist ein Geheimnis, dass nie den Ring der Eingeweihten verlassen darf. Selbst wir erfahren es erst an dem Tag, an dem wir in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen werden.

Sein Grab war verschollen, die Suche danach verboten. Doch ich fand ihn!»

Vorsichtig hob der Elf einen Schädel aus der Kiste. Sheen erwartete ein von Magie und Kraft strahlendes Artefakt, aber er sah Gelb und Schwarz gewordenen Knochen. Einzelne Splitter fehlten, der Kopf schien jeden Augenblick zu Staub zu zerfallen.

«In ihm steckt all das Wissen und die Macht, die unsere Gründer besaßen. Und er spricht mit dem, der ihn berührt. Er kennt die Vergangenheit, Gegenwart und auch die Zukunft. Deshalb durfte ihn niemand finden.»

Der Unbekannte hob die Reliquie andächtig hoch und zeigte sie Sheen. «Als sie erfuhren, dass ich ihn suchte, legten sie mir Ketten an und zerstörten die Hülle, die ich einst war. Sie stießen mich aus ihrer Gemeinschaft aus, doch ich gab niemals auf. Ich trotzte den Verboten. Und hatte Erfolg. Ich musste Opfer bringen. Elfen und Menschen, aber am Ende ist er mein. Und er teilt sein Wissen mit mir.»

Er ließ das Artefakt los, das jedoch nicht zu Boden fiel, sondern direkt vor dem Gesicht des Novizen schwebte. «Du besitzt mehr Magie, als du ahnst. E’matah wird sie nehmen und zu der Macht der Alten und Gründer hinzufügen.«

Sheen spürte einen Sog, der von dem Relikt ausging und sich wie ein glühender Finger in den Kopf bohrte. «Du hast keine Möglichkeit dich zu wehren. Bedenke, als Teil des Schädels wirst du ewig leben und alles Wissen der Welt kennen. Du gehörst einem Mönchskult an, der Bücher und Erkenntnisse schätzt. Er teilt sie mit dir. Was für eine Vorstellung. Du brauchst es nicht mühsam zu lesen und zu lernen. Es wird da sein und du wist Bestandteil eines großartigen Ganzen. Bis ans Ende der Zeiten!»

Sheen wehrte sich gegen das Relikt, doch die Kraft, die an ihm zerrte, wurde stärker. Hoffnung keimte auf, als er einen kleinen Schatten vorsichtig in das Zelt schleichen sah. Brenden kam, um ihn zu befreien.

***

Brendherz wartete auf die erste Salve vergifteter Wurfspeere. Er ging auf die Knie und hielt die Axt zwischen sich und seinen Angreifern. Wieder raubten ihm die Krämpfe beinahe das Bewusstsein. Doch mit einer letzten Kraftanstrengung gelang es ihm, die Runen auf der Axtklinge zu wecken. Wie bei dem wilden Ritt auf dem Erzkarren, nur wenige Stunden zuvor, umgab ihn und die Pyramide ein leuchtender Schein, in der die Speere vergingen.

Mit rissigen Lippen und Schaum vor dem Mund betete er zu den Göttern seiner Familie, dass die Kraft reichte. Gleichzeitig, bat er darum, dass der Tod Brenden verschone. Auch die zweite Salve löste sich auf, bevor sie ihn erreichte. Doch die Tiermenschen gaben nicht auf. Vermutlich ahnten sie, dass ihn die tödliche Wunde bald niederstreckte, und wussten die Zeit auf ihrer Seite.

Der dritte Speerhagel scheiterte erneut an dem Schirm, den die Zwergenrunen erschufen.

Dann verließ ihn die Kraft.

Ein tödlicher Krampf erfasste das Herz des tapferen Zwergs. Er kämpfte um jeden Atemzug und wusste, dass der Kampf verloren war. Brendherz spürte, wie das Gift seinen Körper von innen zerfetzte. Es blieb nur Atem für einen letzten Hilferuf: «Lepp, mein Freund. Es ist Zeit!»

***











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