Kurzgeschichte: Rabenzeit




Rabenzeit

Der Morgen gehörte der Schlange.

Die Sonne weckte Teh-Ak-Wa. Ihr Platz im Schlafraum war auf das Fenster im Osten ausgerichtet. Sie brauchte keinen Wecker. Sie spürte die Wärme und das Licht der aufgehenden Sonne durch das geschlossene Fenster.

Sorgsam rollte sie ihre Decke auf dem Boden zusammen. Sie schlief gerne auf dem Boden. Anfangs wiesen die Pfleger ihr ein Bett zu, das sie verweigerte. Ihre Weigerung führte zu einem kleinen Kampf. Ihr Willen gegen die Leute, die hier die Regeln bestimmten. Sie fesselten sie abends ans Bett, wollten ihren Widerstand brechen und brachen ihn.

Scheinbar.

Sie überwand ihren Ekel und nässte jede Nacht in Ihr Bett. Bis man den Aufwand, ihr jeden Morgen das Bett zu erneuern, scheute und ihr ihre Decke und den Schlafplatz auf dem harten Fußboden duldete.

Aus rein medizinischen Gründen, wie die Pfleger betonten.

Wie jeden Morgen gehörte sie zu den ersten wachen Patienten. Ein kleiner Teil der Mitbewohner war zwar vor ihr wach, nicht um die Sonne zu begrüßen, sondern weil sie die Nacht fürchteten. Sie schrien, weinten, manche versteckten sich vor der Nacht oder warteten zitternd auf die Rituale des Tages. Einer von ihnen hatte in der Nacht erbrochen. Der scharfe Gestank des Mageninhalts vermischte sich mit dem Geruch eines schlecht gelüfteten Schlafraums mit zu vielen Menschen.

Andere saßen dumpf und teilnahmslos auf ihren Betten und warteten stumm. Die Weißen gaben einigen von ihnen Tränke und Kapseln, die ihnen helfen sollten, in der Nacht zu schlafen. Bei einigen zeigten sie nicht oder nicht mehr den gewünschten Erfolg. Diese Patienten saßen die Nacht über mit leeren Augen teilnahmslos in ihren Betten und dämmerten bis weit in den Morgen hinein. Unfähig zu erkennen, wann die Nacht vorbei war.

Es wurde Zeit, die Sonne zu begrüßen. Sie schloss die Augen, sprach die magischen Worte, und ihre Haut erinnerte sich an ihre wärmenden Strahlen nach kühler Nacht. In ihren Gedanken griff sie in ihre Kitteltasche und fand den kleinen roten Stoffbeutel mit dem geheiligten Staub. Sie hatte ihn mit blauen Linien bestickt. Zeichen mit starker Zauberkraft, die ihre Ehrfurcht vor der Sonne bezeugten.

Teh-Ak-Wa hob den Beutel wenige Zentimeter über den Boden und ließ ihn sanft fallen. Durch die Poren des Stoffes schlugen kleine, weiche Staubfäden des geheiligten Staubs, goldene Fäden im Sonnenlicht, die sich bald auflösten und verschwanden. Sie grüßte in jede Himmelsrichtung und wiederholte ihr Ritual noch viermal.

Im Geist murmelte sie die Worte, die den Geistern ihre Dankbarkeit zeigten und griff nach dem Zauberbeutel. Bevor sie ihn zurück in die Tasche stecken konnte, hatte sie kurz das Bild einer schwarzen Feder vor Augen. Einer großen Feder, die direkt neben ihr und der Tasche auf dem wie Gold glänzenden Staub lag. Als sie sie nehmen wollte, verschwand sie. Erneut sammelte Teh-Ak-Wa alle ihre Konzentration für die Zeremonie. Sie war noch nicht zu Ende.

Sie war froh, dass sie den Stoffbeutel mit der Kraft ihrer Gedanken erschaffen konnte. Echter Staub wäre auf dem Boden aus blauem Lin-o-leum liegen geblieben. Er wäre nicht in der Lage gewesen, sich mit der Mutter Erde zu vereinigen und durch eine andere Hand geheiligt erneut zur Opfergabe zu werden. Die Pfleger hätten sie stattdessen gescholten, weil sie den Fußboden verdreckte.

Der Morgengruß machte sie leicht und offen, langsam folgte sie den Anderen. Die weiße Tür des Schlafraums war geöffnet worden, und draußen wartete die Schlange auf sie.

Sie folgte den Mitpatienten in die weite Vorhalle. Sonnenlicht drang durch die hohen Fenster der einen Wand. Ihre schweren Gitter teilten das Licht in diagonalen Streifen, Staub bildete kleine wirbelnde Schleier. Für Teh-Ak-Wa waren sie wertlos. Ihre Substanz war nicht heilig, nicht geweiht. Ihre Herkunft war der Staub in den Kleidern der Leute und des ungepflegten Lin-o-leum auf dem Boden.

Die Türen zu den anderen Schlafräumen waren offen, und ihre Bewohner sammelten sich zusammen mit den Menschen aus ihrem Zimmer vor einem kleinen Fenster an der weiß gestrichenen Wand. Gemeinsam warteten sie auf das all morgendliche Ritual: Dem Ritual der Schlange.

Sie stellten sich in Reihe vor dem kleinen Fenster auf, warteten und bildeten eine lebendige Kette aus verwirrten, weinenden oder stöhnenden Menschen.

Teh-Ak-Wa kannte ihre Aufgabe.

Sie nahm ihren Platz am Ende der Schlange ein und tanzte. Sie war gewohnt, dass Patienten versuchten, sich hinter sie zu stellen. Teh-Ak-Wa trieb sie mit kleinen Zischlauten und Stößen fort und behauptete ihren Platz. Sie begann mit leichten Schritten, prüfte den Boden und wartete auf die Boten der Geisterwelt. Vor ihrem Auge erschienen nach wenigen Schritten schwere, erdbraune Tiere mit dicken Schuppen. Klapperschlangen, wie sie sie aus ihrer Heimat und den Träumen kannte. Ihre verhornten Schwanzenden klapperten drohend, dreieckige Köpfe zuckten hin und her, züngelnde Mäuler bissen nach ihren Füßen.

Teh-Ak-Wa war eine erfahrene Tänzerin, sie nahm den Takt auf, den ihr die Schlangen vorgaben. Ihre Schritte wichen den Angriffen aus, schnell fand sie tanzend den vorgegebenen Rhythmus und versank tiefer in Trance. Zunge und Kehle ahmten das Geräusch der drohend klappernden Schwanzenden nach, sie zischte wie ihre Tanzpartner, und in Trance träumte sie von ihren beiden Töchtern.

In ihrer Kitteltasche verwahrte sie ihren einzigen Schatz, den Kopf einer alten Puppe. Ausgewaschene Stofffetzen auf einer kleinen Kugel aus Schaumstoff bildeten das lächelnde Gesicht eines kleinen Mädchens nach. Es war das letzte Spielzeug ihrer Töchter. Einst hatte sie es der Älteren geschenkt, später überlies die es selbstlos der jüngeren Schwester. Gewalt, Tod und die Zeit hatten von der Puppe nur den Kopf übrig gelassen. Sie berührte die Kugel und rief ihre Töchter. Ihre Mutterliebe, die ihrer Kinder und die Zuneigung, die die beiden Schwestern der Puppe gezeigt hatten, bildeten eine Brücke zwischen dem Jetzt und dem Früher und machten den Weg frei. 

Teh-Ak-Wa bewunderte ihre Töchter, die vor ihr mittanzten und lachten. An ihren Gürtel hingen hölzerne Klappern. Sie klangen bei jedem Schritt wie das warnende Rasseln der Schlangen und beschützten ihre Kinder beim Spielen im Wald und auf den Bergen vor wilden Tieren. 

Die Schlange aus Patienten am Fenster wurde kürzer und kürzer, jeder nannte seinen Namen, erhielt Tränke, gepresstes Pulver oder Kapseln gereicht und ging zurück in die Vorhalle. Wie jeden Tag stand sie als Letzte vor dem Schalter. Sie nahm Abschied von ihren Kindern, verbannte die Klapperschlangen und öffnete ihre Seele für das Jetzt.

Eine Hand reichte ihr einen kleinen Pappbecher mit einer milchigen Flüssigkeit. Teh-Ak-Wa ekelte sich vor dem Geruch nach Metall, Kupfer und Blut, der aus dem Becher aufstieg. Sie kannte die Wirkung des Tranks. Zum Mittagessen gab man ihr einen neuen Becher mit dem gleichen Trank. Da sie sich in der Nacht ruhig verhielt und schlief, brauchte sie abends nicht erneut aus dem Becher zu trinken. Die Dosis war so hoch, dass jeder Kontakt mit der Welt der Geister scheiterte.

Und über Tag machte sie der Inhalt müde. Druck hinter ihren Augen baute sich langsam auf, und bitterer Schweiß auf der Stirn nahm ihr die Sicht auf die Träume und ihre Bewohner. Metallgeschmack lähmte ihre Zunge, machte sie unfähig, die Geister ihrer Vergangenheit, ihrer Gegenwart und ihrer Zukunft zu rufen und zu beschwören. Heilige Wesen fürchteten sich vor ihrem Atem, der den Gestank des Tranks angenommen hatte, sie flohen vor ihr, und sie blieb den Tag alleine im Jetzt. Es gelang ihr unter dem Einfluss der Medizin nicht mehr Kontakt zu ihren Töchtern auf zu nehmen. Sie konnte sie am Rand der Welt erahnen, wartend, ihre Geistgestalten schwach wahrnehmbar. Sie fürchteten sich vor ihr und der Wirkung des Bechers.

Sie vermisste ihre persönlichen Wächter: Wölfe und Rabe.

Der Rabe leitete sie in die Geisterwelt, brachte ihr die Lieder bei, hatte sie geliebt. Die Wölfe schützten sie auf ihren Wegen und stellten sich zwischen ihr und jedem der bösen Wesen, die diese Welt bewohnten.

Die beiden Tränke wirkten noch bis in die Nacht hinein. Es blieb ihr allein der Tanz der Schlange am frühen Morgen unmittelbar nach dem Aufstehen. Die bittere Flüssigkeit am Ausgabefenster rief sie in die Wirklichkeit zurück und zerriss die dünnen Fäden in die andere Welt.

Raue Stimmen forderten sie auf, endlich zu trinken, ein wütendes Gesicht erschien in dem kleinen Fenster.

„Trink endlich, Alte. Ich hab nicht ewig Zeit!“

Unentschlossen drehte sie den Becher in der Hand. Ihr Blick senkte sich auf den Boden, sie wollte den wütenden Mann nicht noch mehr reizen. Zu ihrer Überraschung lag hier eine schwarze Feder auf dem Boden. Nie hatte sie an dieser Stelle eine Vision gehabt. Die Feder musste ein Zeichen der Geister sein. Sie wirkte wie ein Fremdkörper auf dem blauem Lin-o-leum.

Es musste der Ruf sein. Ihr Ruf sein.

Schritte näherten sich. Grobe Worte, Beschimpfungen, eine harte Hand fasste ihren Oberarm.

„Pass auf George! Sie ist hier, weil sie zwei Kerle getötet hat. Hat ihnen die Kehle durchgebissen!“

„Los, Miststück! Trink den Becher aus, oder du bekommst den Elektrostock zu spüren!“

Entschlossen befreite Teh-Ak-Wa ihren Oberarm aus dem Griff des Mannes. Sie verbeugte sich und versperrte mit dieser Geste die Sicht auf den Becher. Unauffällig griff sie mit der freien Hand in ihre Tasche, zog verstohlen den Puppenkopf heraus und lies ihn in den Becher fallen, ohne dass es jemand bemerkte. 

Es war ihr Ruf. Es war ihr Tag.

Trotzig schaute sie die Männer an, hielt den Puppenkopf aus Schaumstoff durch die dünnen Papierwände am Boden des Bechers fest und setzte ihn an ihre Lippen. Mittlerweile hatte der Schaumstoff die Flüssigkeit aufgesogen, sie musste sich nur noch gegen den metallischen Gestank wehren, als sie vorgab, den Becher auszutrinken. Verstohlen steckte sie ihn in ihre Kitteltasche.

„Gib den Becher her!“

Sie griff in die Tasche, fingerte den Puppenkopf heraus und übergab den leeren Becher mit einer tiefen Verbeugung. Langsam folgte sie den anderen Patienten in den großen Aufenthaltsraum.
Ihr Atem war frei, ihr Kopf ohne Klammern, ihre Gedanken flogen, und kein Trank hielt sie noch gefangen.

Niemand wunderte sich darüber, dass sie als Letzte in den großen Saal eintrat. Das Ritual der Schlange hielt sie jeden Morgen auf, und alle anderen Patienten saßen an ihren gewohnten Plätzen. Teh-Ak-Wa setzte sich direkt neben der Eingangstür auf den Boden. Alle Sitz- oder attraktiven Stehplätze waren besetzt, und ihre Besitzer ließen sich nach ihren Erfahrungen nicht mehr vertreiben. Ihrer Meinung nach war die Tür der beste Ort, um alle Patienten beobachten zu können.

Die Luft war schal, die Ausdünstungen der Patienten, der Geruch von Krankheit und Verzweiflung mischten sich mit Bohnerwachs und Desinfektionsmitteln. Ohne die Ketten der Medikamente öffnete Teh-Ak-Wa ungehindert ihren Geist und fand in die Geisterwelt zurück.

Als erste erschienen die Wölfe. Ihre grauen Körper wanderten zwischen den übrigen Patienten, wichen ihnen aus und zogen enge Kreise um Teh-Ak-Wa. Am Rande ihres Blickwinkels zeigten sich ihre Töchter und warteten schweigend. Ihre Kleider waren mit Blut befleckt, Wunden bedeckten ihre nackten Arme und Beine. Ihre Augen suchten traurig nach Teh-Ak-Wa, und versuchten ihren Blick zu fangen. Es war nicht mehr nötig, den Blick zu erwidern, ihre Mutter hatte die Zeichen der Zeit lesen können. Es war der Tag des Rufes, der Tag der Rache. Heute würde sich das Schicksal erfüllen und ihr und ihren Kindern die Freiheit bringen.

Sie suchte in der Tiefe der Erinnerung nach dem Stoffbeutel und verteilte den heiligen Staub in zauberkräftigen Mustern auf dem Boden. Als sie fertig war, erfüllte das Geräusch schwerer Schwingen den Raum. Sie wagte nicht auf zu schauen, soviel Kraft strömte aus der Anwesenheit ihres Mentors aus der Geisterwelt. Lautlos klang sein Lied in ihrem Kopf, Teh-Ak-Wa nahm die Melodie auf und stimmte ein. Neue Kraft strömte durch ihren Körper, ihr Lied und sein Lied wurden ein Lied. Dann schwieg er, das Geräusch seiner Schwingen verstummte, aber Teh-Ak-Wa wusste, der Rabe war noch da. Unsichtbar, seine Kraft hatte sich auf sie übertragen und gab ihr Mut und Zuversicht.

Ihre Finger suchten nach dem Puppenkopf und zogen ihn aus der Kitteltasche. Als ihre Töchter ihn erkannten, leuchteten ihre Augen und beide Kinder begannen langsam zu tanzen. Ihre Schritte formten das Zeichen des Raben, ehrten und huldigten ihn. Ihre Mutter gebot ihnen mit einer schroffen Bewegung zu warten und sie hielten inne.

Erst kam noch die Zeit der Wölfe.

Langsam stand sie auf und ging in den Aufenthaltsraum hinein. Sofort bildeten die Wölfe einen kleinen Kreis um sie. Knurrend folgten sie ihr, bildeten einen lebendigen Schutzwall aus grauen Körpern. Obwohl nur sie und ihre Kinder sie sehen konnten, wichen die übrigen Patienten der kleinen Gruppe aus, als ahnten sie die Anwesenheit der grauen Tiere.

Teh-Ak-Wa suchte den dritten, den letzten Mann. Sie wusste, er war hier.

Sie schloss ihre Augen, und der enge Kreis der Wölfe führte sie durch den Raum. Zweimal durchquerte sie den Saal. Sie berührte ohne Ausnahme jeden Patienten. Erfolglos. Sie fand ihn nicht! Ihre Augen begannen zu tränen und zu brennen. Er musste hier sein!

„Du hast kein Vertrauen zu mir?“ Die Stimme des Raben klang in ihrem Kopf. Verzweifelt antwortete sie ihm in ihrer eigenen Sprache: „Wir waren so lange getrennt, Geliebter!“

„Vertrau mir. Vertrau meiner Kraft. Sind sie nicht alle hier? Die Wölfe, deine Kinder, dein Geliebter!“

„Sie sind hier!“

„Dann schau!“

Ihr Treiben war nicht unbeobachtet geblieben. Panik breitete sich im Saal aus. Die Patienten reagierten verwirrt, sie waren an einen festen Rhythmus gewohnt. Eine auf indianisch singende und tanzende Frau störte sie. Manche liefen selber durch den Raum, ziellos und ohne Sinn. Andere äfften ihren Gesang und ihre Tanzschritte in einer Karikatur ihres Geistertanzes nach und berührten andere Patienten. Manche der Patienten versuchten in ihre Angst wegzulaufen und der ganze Saal füllte sich mehr und mehr mit schreienden, verwirrten und weinenden Patienten.

Da beschlossen die Pfleger einzuschreiten.

Eine bekannte raue Hand fasste sie am Oberarm: „Komm her, alte Vettel. Willst du weiter Schwierigkeiten machen? Sei brav und komm mit!“ Es war der gleiche Pfleger, der sie zwingen wollte, ihren Trank einzunehmen.

Teh-Ak-Wa öffnete ihre Augen. Sie sah das Blut auf dem Hemd des Pflegers, und sie erkannte es. Es war das Blut ihrer Töchter.

Seine beiden Komplizen waren tot, gestorben durch ihre Hand. Sie hatte ihr Blut getrunken und die Toten gerufen. Teh-Ak-Wa hatte die Kraft des Raben genutzt und die Geister der Mörder beschworen.

Die Geister erzählten ihr, wie die Männer über ihre Töchter herfielen, sie verstümmelten und töteten. Sie schilderten alle Einzelheiten ihrer grausamen Tat und verrieten den Aufenthaltsort des dritten flüchtigen Mörders. Und führten sie an den Ort, an dem die Mörder die Kinder vergruben.

Teh-Ak-Wa grub die Körper ihrer Töchter aus und brachte sie in den heiligen Wald, wo sie weiter leben und spielen sollten. Doch für ihr Weiterleben in der Geisterwelt brauchte sie das Blut ihrer Mörder.

Aller drei Mörder!

Kräftige Hände zwangen sie zu Boden. Die Wölfe verschwanden, als sie beim Sturz den Puppenkopf verlor und ihr Geist voller Panik die Geisterwelt verließ. Sie wehrte sich erfolglos, sie war eine alte Frau und die Weißen in der Übermacht. Der Pfleger zerriss einen Ärmel ihres Kittels.

„Ich weiß nicht, wie du es gemacht hast. Was du brauchst, ist diese Spritze. Ich versprech dir, du wirst viel ruhiger schlafen. Und lange, du Miststück!“

Teh-Ak-Wa nahm alle Kraft zusammen, sie konnte aber der Kraft der Männer nicht lange widerstehen. Der Pfleger fixierte ihren Arm am Boden, während seine Kollegen den anderen Arm und ihre Beine festhielten. Dann zeigte er ihr die Spritze und beugte sich nah an ihr Ohr: „Nur ein kleiner Pickser, alte Frau. Dann wirst du lange, lange schlafen!“

Teh-Ak-Wa erschlaffte, wog ihn in Sicherheit, und als er seinen Griff löste, und sich mit der Spritze in der Hand über sie beugte, grub sie ihre Zähne tief in seine Kehle und lies sie nicht mehr los. Die Wölfe erschienen und halfen ihr. Sie trank sein Blut und ihre Kraft war zu groß, dass er nicht in der Lage war zu schreien, als sie seine Kehle zudrückte. Sie lockerte ihren Biss nicht, als er bereits tot war und ihr die anderen Pfleger in ihrer Panik mit ihren Schlagstöcken den Kopf einschlugen.

Sie vernahm das kräftige Schlagen schwarzer Schwingen. Der Rabe zeigte sich ihr.

Dem Tod nahe entspannte Teh-Ak-Wa ihren Geist, öffnete sich und machte es ihrem Geliebten bequem. Voll Frieden folgte sie ihm in den heiligen Wald und zu ihren Kindern. In die goldenen Strahlen der Sonne.

©peterhilger 


Kommentare

  1. Holla, die Waldfee..
    Ich hab lange auf die Story gewartet und kannte nur den Titel.
    Aber das ist gut.. richtig gut geworden..
    Wie sich das alles im Laufe der Geschichte zusammenfügt.. bravo !

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