Endlich wieder Internet ...

Und schon geht es weiter in unser bunten Folge aus spannenden Geschichten. Heute sind die Ereignisse aus "Thumberg: Der Alte Gladiator" an der Reihe. In der Fantasywelt mit Helden, weniger großen Helden, normalen Menschen, Beamten und Magie eskalieren heute die Ereignisse. Unsere Helden befinden sich auf der Flucht, jeder gegen einen übermächtigen Gegner. Pan sucht sein Heil in einem dubiosen Zaubererladen, die Wachen knapp hinter sich. Auch Master Leym braucht eine offene Hintertür im Amüsierviertel von Thumberg, um den Piraten zu entgehen, die auf das Kopfgeld scharf sind.

Lasst Euch überraschen, ob und wie die Beiden entkommen können.

Viel Spaß mit der neusten Episode aus "Thumberg: Der Alte Gladiator"!

Die ersten Folgen verpasst? Ihr könnt die ersten Episoden hier nachlesen.




Master Leym suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Er wusste einen Trupp Piraten vor und hinter sich. Von der Gasse gingen einige Türen ab. Hinterzimmer und Zugänge zu Schenken und Spielhöllen. Doch um diese Uhrzeit sollte dort niemand mehr sein. Längst lagen die Orte dahinter verlassen und verschlossen. Das ein oder andere Etablissement kannte er aus eigener Erfahrung. Manche mied er lieber, da das Publikum nicht seinem Geschmack entsprach.

Aber halt!

Möglich, dass die Tür zum "Grünen Sperrträger" noch offen war. Master Leym verkehrte nur sehr selten in dem in Thumberg verrufenen Treffpunkt. Die Stammgäste, sämtlich harte Brocken mit Hang zu recht derben Handgreiflichkeiten, setzten erfahrungsgemäß den Wirt so stark unter Druck, bis sie ihre Gelage weit über die Sperrstunde fortsetzen konnten. Wenn er eine Chance zur Flucht finden wollte, dann mit etwas Glück in dieser Schenke. Vielleicht hielten sich im Schankraum trotz der späten Stunde mehr oder weniger verschlafene Zecher auf. Einige Stammkunden schliefen auf den Tischen und Bänken ihren Rausch aus, um beim Aufwachen dort weiterzumachen, wo sie am Abend zuvor aufhörten.

Aber welche der gleich aussehenden Holztüren führte in den "Grünen Speerträger?"

Verzweifelt suchte er in der Erinnerung. Wo fand er den gesuchten Ausgang? In der Regel benutzte er in der Gegend hier den Haupteingang vorne. Und falls er mal über die Stränge schlug und länger blieb als üblich, bedeutete dies, dass er reichlich betrunken Richtung in Schlafstätte ging. Alleine oder zu zweit. Im ersten Fall wollte er nur zuhause den Rausch ausschlafen. Doch meistens kümmerte er sich so intensiv um seine Begleitung, dass er kein Auge für die Umgebung besaß.

Zwei Ausgänge kamen in die engere Auswahl. Er eilte zur Nächstgelegenen und rüttelte am Griff. Ohne Erfolg. Die Tür gab nicht nach. So stark und verzweifelt er auch dagegen drückte oder zog.

Jetzt hatten ihn die Verfolger entdeckt und machten sich gegenseitig auf ihn aufmerksam. Freudenrufe hallten durch die Gasse. Der zweite Hinterausgang wartete nur wenige Schritte weiter auf ihn. Blitzender Stahl in den Fäusten der Piraten verriet Master Leym, welches Schicksal ihn erwartete, wenn er in ihre Hände fiel.

Auch diese Tür leistete Widerstand. Doch es gelang ihm, sie wenigstens einen Fingerbreit in Richtung Straße zu öffnen. Ein starker Riegel innen verhinderte, dass er sie aufziehen konnte. Durch den schmalen Spalt drang Licht nach draußen. Daher musste sich mit etwas Glück noch jemand darin aufhalten. Da passte zum „Grünen Speerträger“. Es ließ seine Gäste gelegentlich bis zur Morgenstunde und darüber hinaus zechen.

Er drückte die Lippen in die Lücke zwischen Rahmen und Türblatt und brüllte: „Hilfe. Ich bin es Master Leym. Ich stecke in der Klemme!“

Er hörte unwilliges Raunen aus dem Raum dahinter. Dort lag der Gastraum. Offenbar schlief hier jemand seinen Rausch aus. Jetzt musste er es nur noch schaffen, ihn so weit aufzuwecken, dass er die Tür öffnete.

Laute Rufe und schnelle Schritte in der Gasse bewiesen, dass ihm die Zeit davonlief. Jeden Moment erreichten ihn die Verfolger.

Er wiederholte den Hilferuf. Lauter. Dringender. Energischer.

Endlich näherte sich jemand der Tür. „Bist du es wirklich, mein kleines Flittchen!“

„Bei den Göttern mach auf, da sind ein paar üble Kerle hinter mir her!“

Das Geräusch eines zurückgleitenden Türriegels, Master Leym drückte die Tür im gleichen Moment auf und drängte in den Gastraum. Als er sah, wer und was ihn dort erwartete, wusste er, dass er vom Regen in die Traufe geraten war.

***

Der Ladenbesitzer zuckte erschrocken zurück. Sein Blick glitt über die Töpfe und Tiegel in den Regalen hin und her. Dann drehte er sich zu Pan Mochtgehrn hin. Meridoc schob die langen Haare aus dem Gesicht und fixierte ihn drohend.

„Bei den Göttern! Nein! Alle diese Stoffe sind harmlos. Erst durch die Mischung im richtigen Verhältnis untereinander erhalten sie jene gesegneten Eigenschaften, wofür ich sie an interessierte Kunden gegen ein geringes Entgelt weitergebe.“

„Amtlich genehmigte Zauberer, hoffe ich!“ Pan versuchte, Zeit zu gewinnen. Er spähte verzweifelt an dem Besitzer vorbei. Dort gab es ein kleines Zimmerchen, nur durch einen Vorhang getrennt. Ob er da ein Versteck oder einen Fluchtweg fand? Jeden Moment mussten seine Verfolger den Laden betreten.

„Das versteht sich von selbst! Ohne die erforderliche Lizenz darf ich diese Mittel gar nicht verkaufen!“

„Und ihre eigene Lizenz; Herr ... äh Meridoc?“ Pan fiel rechtzeitig der Name auf dem Ladenschild ein.

„Selbstverständlich besitze ich eine entsprechende Erlaubnis. Aber dürfte ich die Ihre noch einmal sehen. Der Fetzen Papier, den Ihr eben schwenktet, glich stark einem Wäschezettel.“

Entweder wuchs das Misstrauen gegenüber diese „Inspektion“ oder er bemerkte, dass gerade eine Gruppe Bewaffneter sein Geschäft stürmen wollte. Plötzlich hielt der Ladenbesitzer einen Stab in der Hand, den er wohl unter dem Verkaufstisch verwahrte. Der seidige Schimmer des Schafts erinnerte Pan an uraltes Pawar-Holz. Doch vielmehr irritierte ihn der Kopf einer Schlange, die das Ende des Stocks bildete und nun mit geöffnetem Maul hin und her pendelte. Die zwei Giftzähne darin sahen durchaus echt aus.

„Vielleicht ist es besser, wenn Ihr nun mein Laden verlasst.“

Mochtgehrn entdeckte in diesem Augenblick eine kleine Tür hinter Meridoc, der weiter standhaft jedes Vordringen behinderte. Ein bunter Vorhang mit zarten Vogelmotiven verhinderte, dass er erkennen konnte, was der Ladenbesitzer dahinter verbarg. Doch vermutete er ein Hinterzimmer. Das machte selbst in so einem winzigen Geschäft Sinn. Er meinte, Tageslicht durch den dünnen Stoff schimmern zu sehen. Das konnte bedeuten, dass ihm dort ein Fenster eine Fluchtmöglichkeit bot.

Hinter ihm öffneten die Verfolger die widerstrebende Tür in den Laden. Ihr Ziel vor Augen waren die Soldaten mit solchem Eifer bei der Sache, dass sie sich gegenseitig behinderten. Der Eingang bot zu wenig Platz, um allen gleichzeitig Zugang zu gewähren. Jeder boxte, schubste oder stieß seinen Nachbarn, um als Erster zu Pan zu gelangen. Offenbar hatte jemand eine ansehnliche Belohnung auf ihn ausgestellt.

Zeit, zu reagieren.

Er riss Meridoc, den das Eindringen der Soldaten sichtlich verwirrte, den Stab aus der Hand, wobei er sich hütete, dem schnappenden Schlangenkopf zu nahe zu kommen. Dann begann er die Töpfe und Tiegel in den Regalen zu zerschlagen.

Schnell füllte das Pulver aus den Behältern den Raum, viele so leicht, dass sie wie Wolken in der Luft schwebten. Der Besitzer versuchte ihm, den Stock zu entreißen, aber Pan eilte von einer Ecke zur anderen. Er zertrümmerte jedes Gefäß, das er erreichen konnte, bis der Laden nur aus buntem Nebel zu bestehen schien.

Dabei hielt er den Atem an, nicht auszudenken, was passierte, falls er das Zeug in die Lungen bekam. Der Ladenbesitzer Meridoc stand fassungslos, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Längst hatte er aufgegeben, ihm seinen Stab abnehmen zu wollen. Für einen Moment tat er Pan Leid, er verlor soeben das ganze Kapital. Doch er hatte den Weg in das rettende Hinterzimmer freigegeben.

Im Laden selbst herrschte ein Chaos aus farbigen Nebelwolken, fluchenden Soldaten und blitzendem Waffenstahl. Kaum noch möglich, den bunten Vorhang in dem Durcheinander zu erkennen. Pan huschte dorthin, wo er das Zimmer vermutete und zog auf dem Weg den armen Meridoc mit sich. Der durfte auf keinen Fall hierbleiben. Nicht auszudenken, was die Verfolger mit ihm in ihrer Enttäuschung anstellten.

Aber erst einmal mussten sie beide hier raus.

In der Tür zum Hinterzimmer blieb Pan stehen und schaute zurück. Doch da waren nur bunte Farbwolken, aus denen Flüche und Verwünschungen drangen. Viele nannten seinen Namen in allen möglichen Dialekten und Mundarten. Heute hatte er eine Menge neuer Feinde gewonnen.

Aus einem spontanen Gedanken heraus stieß er mit dem Schlangenstab heftig auf den Boden. Später meinte er, er habe nie eine so große Dummheit begangen.

In dem Augenblick zündete ein Blitz und die Farbwolke verwandelte sich in eine Feuerwolke. Der Vorhang verschwand, doch die aufgedruckten Vögel flogen plötzlich, wie echte Wesen in der Luft, ohne dass den Tieren die Flammen etwas anzuhaben schienen. Während er noch mit offenem Mund das Spektakel bestaunte, erfasste ihn eine ungeheure Faust und schleuderte ihn das Hinterzimmer.

Zu Pans Erschrecken war dort kein Fluchtfenster, aber der Sturm, der ihn zu Boden riss, zerstörte in seiner Wut auch die dünne Rückwand des Ladens. Ihr kurzer Widerstand reichte nicht aus, die Macht, die in ihm steckte, zu schwächen. Mochtgehrn taumelte, wie ein Vogel auf dem ersten Ausflug aus dem Heimatnest, weiter. Der Flug trug ihn hoch über die Gasse und das dahinter stehende Gebäude. Jedoch dann verließ die unbekannte Kraft ihr Opfer so plötzlich, wie es ihn erfasst hatte.

Während des Sturzes bemerkte er, dass er immer noch den Schlangenstab in der Hand hielt. Ihm blieb keine Zeit, sich darüber zu wundern. Im nächsten Moment schlug er wie ein Geschoss im Hafenbecken von Thumberg ein.







Kommentare

  1. Schnell und heftig.. eigentlich möchte man Pan Mochtgern unterstellen, dass er nach gelungener Flucht dem Herrn Meridoc eine entsprechende Vergütung zukommen lässt, um all den Schaden zu begleichen, den er verursacht hat.
    Andererseits weiss man noch gar nicht, was der Ladenbesitzer zu all Dem sagt, was gerade geschehen ist.
    Er dürfte nicht wenig überrascht sein und ich wage zu behaupten, er hat den Schaden noch gar nicht realisiert. Zu sehr dürfte er auf Pan, den Stab und die zerborstene Rückwand fixiert sein..
    Ich mag mir nicht vorstellen, wie es um die Soldaten herum aussieht.. Pulver, Feuer, Rauch und Fluchen..

    Vom "Regen in die Traufe" klingt nicht sonderlich ermutigend. Master Leym dürfte aber trotz allem seine Lage verbessert haben - eigentlich.. aber ich vertraue auf seine ur-eigene Feststellung und erwarte Unangenehmes. Vieleicht ein Überbleibsel eines One-Night-Stands, eine nicht bezahlte Rechnung.. die Begrüssung als Flittchen, lässt auch einiges denken.
    Aber.. dürfte nicht alles besser sein, als in die Hand der Piraten zu fallen ?

    Wir werden sehen.. und warten müssen..
    ...und da es nun wieder internet gibt.. nicht mehr ganz so lange..

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