Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt!

Internet futsch! PC im Eimer! Manchmal kommt es knüppeldick! Doch es kann nur noch aufwärts gehen. Den Anfang macht das neuste Kapitel aus "Thumberg: Der Alte Gladiator"!

Wir erinnern uns: Während Pan offenbar seinen Verfolgern "wegfliegen" konnte, sind die Piraten Master Leym weiter auf den Fersen. Im Moment scheint er im Hinterzimmer der "Grünen Speerträgers" sicher zu sein. Doch er begegnet dort ganz "speziellen" Gästen ...

Viel Spaß mit der neusten Episode auf "Thumberg: Der Alte Gladiator"!

Den Einstieg verpasst? Das letzte Kapitel? Ihr findet alle erschienenen Episoden hier!





Ausgerechnet die „Brüder der Ketten“! Eine Gemeinschaft, die eher eine derbe Form des Zusammenseins pflegte. In hartem Leder und Bronzeketten gekleidet unterschieden sie konsequent zwischen Mitgliedern, die sich gern unterwarfen und einer zweiten Gruppe, die stets bestimmten. Die Verteilung der Rollen betraf auch das persönliche Verhältnis untereinander. Es ging so weit, dass auch die Kleidung dokumentierte, zu welcher Fraktion der Einzelne gehörte. Wie in einem Codec verrieten Kleidungsstücke, Ringe, Tätowierungen und weitere Zeichen, die Art und Umfang der Praktiken, die der Träger bevorzugte. Das schloss sogar Dinge wie Peitschen, Käfighaltung und Sklavendienste ein.

Master Leym kannte die Zusammenhängen und Regeln der Bruderschaft nur wenig. Die Übergänge zwischen Bestimmenden und Gehorchenden erschienen ihm bisweilen fließend. Einige gingen Partnerschaften ein, die sich nicht nur auf die Zeit in der Schenke beschränkten. Andere wechselten ihre Positionen beim Ablauf der gemeinsamen Feste regelmäßig.

Die „Brüder der Ketten“ bestand ausschließlich aus Männern. Zu ihren Stammlokalitäten gehörte der „Grüne Sperrträger“ und es war keineswegs ungewöhnlich, dass sie ihre Treffen weit über die Sperrstunde hinaus verlängerten. Was die Begegnung für Master Leym unangenehm machte, war, dass ihr Anführer Godo, „der Schmerbauch“ seit einiger Zeit deutliches Interesse an ihm zeigte. Mehr als einmal deutete er an, dass er den eingefleischten Junggesellen gern als Sklaven zwecks gemeinsamer Aktivitäten aufnehmen wollte. Ein Ansinnen, das der Beamte stets ablehnte, womit er dessen Eifer nur noch anheizte. Nicht nur, das Godo den Spitznamen zu Recht trug. Auch die von dem Ketten-Bruder bevorzugte Form der Zweisamkeit lehnte er ab.

Ausgerechnet ihm musste er nun begegnen. Als wenn die Sorgen durch die Piraten nicht groß genug wären. Die Anwesenden erkannten ihn sofort. Und sie kannten selbstverständlich die Ambitionen ihres Anführers ihm gegenüber. Master Leyem bemerkte schnell, dass er einen ungünstigen Moment für sein Auftauchen gewählt hatte.

Die ganze Bruderschaft soff vermutlich seit dem gestrigen Tag durch. Dabei gab sie sich eifrig den speziellen Neigungen ihrer Gemeinschaft hin. Überall lagen Peitschen, Rohrstöcke und Ketten herum. Spuren auf dem Rücken einzelner Mitgliedern bewiesen, dass diese Werkzeuge auch schon zum Einsatz gekommen waren.

Offenbar legte die Bande gerade eine Pause ein, denn die Männer betrachteten Master Leym mit müden Augen. Eine Handvoll hatte die Ausschweifungen der Nacht besser überstanden. Sie saßen einträchtig zusammen um einen mit Getränken und Speisen beladenen Tisch und langten hungrig und durstig zu.

Grinsend begrüßten sie ihn und sparten dabei nicht mit anzüglichen Bemerkungen.

***

Die Energie des Flugs drückte Pan Mochtgehrn bis auf den Grund des Wassers. Er nutzte diesen Umstand und stieß sich mit den Füßen ab. So gewann er einige Meter auf dem Weg zur Oberfläche. Zum ersten Mal im Leben dankte er seinen Eltern für den Schwimmunterricht, den sie ihm gegeben hatten. Als Angehörige der Priesterschaft der Borke bestanden sie darauf, dass er von frühster Jugend an umfassend mit der Natur und ihren Eigenarten vertraut wurde.

Dazu gehörte auch der Unterricht im Schwimmen, denn er bald zu hassen lernte. Deshalb blieben seine Fähigkeiten im Wasser recht bescheiden. Doch sie reichten aus, ihn mit ein paar Bein- und Armstößen an die Oberfläche zu bringen. Dort kämpfte erst einmal wasserspuckend und um Atem ringend mit dem Schrecken des Flugs. Offenbar hatte er mit dem Schlangenstab und dem herumfliegenden Pulver eine kleine Katastrophe ausgelöst. Glücklicherweise war die Rückwand des Ladens verhältnismäßig dünn gewesen. Die Wucht der Detonation hatte sie weggesprengt und ihn fortgeschleudert.

Pan untersuchte seine Kleidung und stellte allerdings nirgends Zeichen eines Feuers fest. Ein paar Farbschleier, die ihn an die Nebel im Verkaufsraum erinnerten. Mehr nicht. Das bedeutete, dass die Explosion magische Ursachen gehabt hatte. Jetzt fiel ihm auch der Schlangenstab ein, den er immer noch in der Hand hielt. Der Kopf der Schlange stand still und starr, wie es sich für eine Schnitzerei gehörte. Dennoch glaubte er, dass ihn die Augen des Reptils tückisch anstarrten.

Er wollte den unheimlichen Gegenstand schon wegwerfen, als er in der Nähe einen Schopf Haare an der Oberfläche des Hafenwassers auftauchen sah. Jetzt fiel ihm ein, dass der Ladenbesitzer im gleichen Hinterzimmer gewesen war. Deshalb hatte er denselben Flug machen müssen und war nun ebenfalls hier gelandet. Unentschlossen paddelte er für einen Moment wie ein junger Hund dahin. Einerseits lockte ihn das rettende Ufer, andererseits wartete da jemand, der dort vermutlich Hilfe benötigte.

Die gute Erziehung seiner Eltern gewann. Mochtgehrn schwamm in Richtung des Haarschopfs. Als er danach griff, erhielt er einen heftigen Schlag auf die Hand.

„Weg da. Das sind meine Haare!“

Vor ihm tauchte ein junger Mann aus dem Wasser auf. Pan brauchte einen Moment lang, um ihn wiederzuerkennen. Es handelte sich zweifelsfrei um Meridoc, den Besitzer des Zauberladens. Doch ihm fehlten nicht nur die Haare auf dem Kopf. Ohne Bart und Augenbrauen wirkte er deutlich weniger beeindruckend. Wo vorher ein stattlicher Kinnbart hing, glänzte nun das haarlose Kinn eines Jünglings.

Pan musste lachen. Jetzt verstand er, was passiert war. „Ihr tragt eine Perücke. Auch eure Bartracht ist künstlich. Ihr habt sie auf dem Flug verloren.“

Als Antwort hob Meridoc seine zweite Hand aus dem Wasser. In ihr hielt er einen weiteren Busch Haare, aus dem das Hafenwasser troff. „Lacht nicht. Der Eindruck, den guter Verkäufer auf einen potentiellen Kunden macht, darf er niemals unterschätzen. Ein alter Zauberer wird viel eher akzeptiert, als ein junger. Aus diesem Grund trage ich stets Ersatz mit mir. Der Bart schwimmt irgendwo im Hafenbecken herum. Doch wir sollten schnell das Ufer erreichen, bevor noch mehr Wachen auf uns aufmerksam werden.“

***

Godo schaute Master Leym verliebt an. „Ich wusste, du würdest dich irgendwann einmal für mich entscheiden. Es kommt sehr überraschend, jedoch besser spät als nie.“

„Es liegt mir fern, auf den Gefühlen eines anderen herumzutrampeln. Der Grund für mein forsches Eindringen ist allerdings kein Verlangen, sondern ich bin auf der Flucht.“

In diesem Moment krachte es an der Hintertür, die der Anführer der Bruderschaft wieder geschlossen und verriegelt hatte. Wütende Rufe und Drohungen drangen in die Schenke, ihre Lautstärke vermittelte einen guten Eindruck, wie groß die Wut da draußen war. Die Randalierer verkündeten in recht drastischen Beschreibungen, was mit den Insassen geschehen würde, wenn sie die Tür nicht augenblicklich öffneten.

Godo zog die Augenbrauen hoch. „Da hast du aber eine Menge Menschen sehr böse gemacht. Niemand hat mir erzählt, dass so viele Verehrer hinter dir her sind.“

„Zugegeben“, antwortete Master Leym, „die Herrschaften vor der Tür lieben ziemlich raue Spiele. Doch ich fürchte, die wollen meinen Kopf, anstelle der Dinge, an die du gerade denkst. Es handelt sich um Piraten, die aus dem Gefängnis ausgebrochen sind. Du hast bestimmt von ihnen gehört. Es ist das gleiche Pack, dass erst vor Tagen eingesperrt worden ist.“

„Und die Wachen?“

„Ich fürchte, die haben im Augenblick andere Prioritäten!“

Mittlerweile waren alle Mitglieder der Bruderschaft aufgewacht und sammelten sich hinter Godo. Obwohl sie einen recht verkaterten Eindruck machten, schwangen die Meisten von ihnen bereits ihre Ketten und Peitschen. Die, die nach den Regeln normalerweise solche Gegenstände nicht anrühren durften, ergriffen Stuhlbeine oder ballten ihre Fäuste.

„Auch ich besaß Anteile an dem Schiff, dass sie geplündert haben“, rief Einer.

„Was haben die Kerle hier verloren“, ein Anderer.

Godo hob die Hand in die Luft, er wollte Ruhe haben. „Das ist unsere Schenke. Unser Treffpunkt. Wir lassen uns hier nicht von Seeräubern stören oder gar vertreiben.“

Dann drehte er sich zu Master Leym um. Nachdenklich rieb er das Kinn. Der Lärm vor der Tür wuchs und starke Fäuste rüttelten an dem Türriegel, der bereits bedenklich knirschte. Einer seiner Mitglieder reichte ihm eine besonders solide Kette, die er sorgsam um die rechte Hand wickelte.

„Ich denke, wir haben was beim Rat gut, wenn wir die Piraten zurück ins Gefängnis bringen. Unser Antrag, bei der großen Parade zu Ehren der Göttin Gaya teilzunehmen und zwar in voller Ledermontur wurde bisher abgewiesen. Du könntest die Herren an der Spitze der Stadt umstimmen, Master Leym.“

„Ich schätze, Bo de Koffel wird sich erkenntlich zeigen“, antwortete der Angesprochene. Für einen Moment hatte er befürcht, dass Godo andere, persönlichere Forderungen für seine Hilfe erhob. „Ich werde euren Anteil auf jeden Fall hervorheben. Doch ihr müsst entschuldigen, wenn ich euch verlasse. Dieser kleine Zwischenfall behindert mich bei der Erledigung der Pflichten, die in Thumberg warten.“

„Schade, dass du den Spaß verpasst. Aber so bleibt mehr für uns über! Deine gefürchtete Rechte ist immer so endgültig!“ Dann nahm er Master Leym kurz beiseite und raunte: „Überleg es dir. Die Bruderschaft nimmt dich gerne auf.“ Er zwinkerte ihm zu: „Meine Unterstützung ist dir gewiss. Tag und Nacht!!“

Ohne eine Antwort abzuwarten. Ging ging Godo grinsend zur Hintertür: „Ruhig ihr kleinen Täubchen. Gleich wird euch aufgetan. Wir freuen uns schon auf ein paar heiße Spielchen!“
***







Kommentare

  1. Uuuhh... Man findet sie überall, die Herren in Leder, die es mögen etwas rauher miteinander umzugehen.
    Ein Glück, dass an Master Leym lediglich "Interesse" besteht und noch nichts ähm.. geschehen ist, was einer Auflösung bedarf.
    In einem solchen Fall, oder wenn er nicht etwas in Sachen Stadtumzug machen könnte, wäre die Bereitschaft, ihm aus der Klemme zu helfen, wohl nicht so gross gewesen.
    Der Umstand, dass jemand Anteile des gekaperten Schiffes besass und somit ein persönliches Interesse an der "Bestrafung" vorliegt, kommt su Dem sicher zu Pass.
    Sicherlich ist es auch kein Schreibfehler, dass es sich hier um ein Etablissement handelt, dass "Sperrträger" statt Speerträger" heisst. Ich werde mich einmal kundig machen.
    Ich gebe zu, eine Grupppierung wie diese habe ich nicht wirklich erwartet - aber.. schön..


    Der Herr Mochtgern hat - trotz seines heftigen Abganges aus dem Zauberladen und obwohl der vermeintliche alte Magier eigentlich erzürnt sein müsste - wohl eher einen Verbündeten gewonnen. Man teilt ein Geheimnis und das Gespräch beginnt mit Rechtferigungen des Magiers. Somit ist Pan auf der eindeutig besseren Position.
    Einen Magiekundigen in den Reihen der Bekannten, vieleicht einmal Verbündeten könnte sicherlich nicht nur in diesem Falle von Vorteil sein.
    Es wird sich also zeigen, wie sich die Dinge entwickeln.
    Pan Mochtgern ist also nun nicht mehr alleine unterwegs und Master Leym hat seine Verfolger beschäftigt..
    Es könnte weitergehen - schaun wir mal ..

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

heute in "Eisen und Magie: Ewige Liebe" Ein Dieb wird zum Mörder