Es geht wieder los.

Haben wir letzte Woche die Hafenstadt Thumberg mit dem Gefühl verlassen, dort wäre alles im Butter, so müssen wir heute erfahren, dass die Ruhe nur trügerisch war. Bald. soviel kann ich verraten, steht unseren beiden Helden Mochtgehrn und Master Leym ein neues Abenteuer bevor.

Heute geht es los.

Viel Spaß dabei.

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:-)



-1-

Das "Atton", benannt nach seinem Gründer, gehörte zu den besseren Unterkünften in Thumberg. Die Legende erzählt, sogar der berühmte Sänger Walter Vogelglügg hätte hier einmal genächtigt. Das Rosenzimmer galt als der beste Ort, wenn ein Gast nach Bequemlichkeit und Ruhe verlangte. Der Komfort konnte sich nicht mit den Häusern in "Sonnberg" messen. Aber die dicken Mauern hielten den Lärm der nächtlichen Stadt so weit fern, dass eine gute Nachtruhe kein Problem bedeutete.

So freute sich Sonton, dass es ihm mit viel Glück gelungen war, dieses Zimmer zu erhalten. In Gedanken dankte er dem guten Mann, der ihm das Zimmer überlassen hatte. Aber eigentlich sollte er schlafen.

Der Kaufmann aus Sonnenberg war schon vor Stunden eingeschlafen, aber jetzt weckte ihn die Kälte. Verdrossen zog er die Bettdecke hoch. Kaum vorstellbar, dass er in einem Hotelzimmer in dieser Preisklasse fror. Eine Wolke verbarg den Mond und es war dunkel im Raum. Doch seine Nase verriet ihm, dass im Kamin noch Glut glomm. Das Aroma des glimmernden Duftholzes, das den Geruch des Brennholzes angenehm übertünchte, kitzelte seine Nasenhaare. Nicht das teure Zeug, dass er in seiner Heimat gewohnt war. Und bei weitem nicht die Qualität, die er gelegentlich selbst aus den Saftwäldern des Südens importierte, aber für eine Provinzstadt wie Thumberg akzeptabel.

Tief einatmen funktionierte auch nicht. Sollte sein Arzt Recht behalten. "Sie essen zu viel", hörte er seine Stimme. "Zu wenig Bewegung!" Sonton setzte all seine Tricks ein, die sein Medikus ihm beibrachte. Entspannende Gedanken an grüne Wiesen mit neckischen Elfen. Leises Flötenspiel und der Duft tausender Blüten. Das reichte in den letzten Monaten aus, den Druck von der Brust zu nehmen.

In dieser Nacht klappte das aus unbekannten Gründen nicht. Jedes Mal, wenn er ausatmete, wurde es schwerer, den Brustkorb anschließend zu heben. Wie eine eiserne Zwinge presste es seine ganzen Oberkörper zusammen. Kein Gedanke an fröhliche Spiele mit Elfen und Blütenpracht. Langsam trat ihm der Angstschweiß auf die Stirn. Was geschah mit ihm. Mittlerweile benötigte er alle seine Kraft für einen neuen Atemzug.

Am besten schien es zu sein, möglichst flach zu atmen. So brauchte er den Brustkorb nur leicht anzuheben. Das schaffte er gerade noch.

Er richtete seine Sinne auf seine Zehen. Kalt, ohne Zweifel. Aber seine Füße steckten warm unter der Decke. Wie konnten sie dann frieren? Ein kühler Hauch traf auch seine Wangen. Wie das? Die Zimmerfenster waren doch geschlossen?

Müde erinnerte er sich an die Kerze, die ihm der freundliche Gastwirt auf den kleinen Schrank neben seinem Bett zur Verfügung stellte. Am besten war es, mal nach dem Rechten zu sehen. Dazu musste er sich aufrichten, allerdings verweigerten seine Arme ihren Dienst. Das Gewicht auf seiner Brust jedoch ließ es einfach nicht zu. Etwas hielt außerdem seine Handgelenke fest. In seiner Panik glaubte er, dass ein verräterischer Wirt ihn im Schlaf in eine dicke Kette gewickelt und ans Nachtlager gefesselt hatte.

Siedend heiß fiel ihm ein, mit welchen kostbaren Dingen er nach Thumberg gereist war. War er einer Räuberbande in die Hände gefallen? Wie war das möglich? Das "Atton" besaß einen ausgezeichneten Ruf.

Sonton beschloss, all seinen Reichtum zu opfern, wenn er dafür nur wieder tief atmen durfte. Er öffnete den Mund, wollte um Gnade bitten, doch da war nur ein heiseres Krächzen.

In diesem Moment entließ die Wolke den nächtlichen Mond. Sein Schein drang durch das Fenster und gab gute Sicht auf die Dinge in seinem Schlafzimmer. Als der Kaufmann sah, was da auf seiner Brust hockte, wünschte er sich, es wäre im Zimmer dunkel geblieben.

***

-2-

"Wie komme ich an bessere Leute?"

"Durch bessere Bezahlung!"

"Woher nehme ich das Geld dafür?"

"Steuern. Zölle. Bestechung. Schutzgeld!"

"Deine Vorschläge, Master Leym, sind die eines Verbrechers!"

Pan Mochtgehrn, seines Zeichens "Sonderbeauftragter und geheimer Berater im Bezug auf die Sicherheit der Südmauer in Thumberg und der Angelegenheiten in unmittelbarer Nähe" seufzte. Müde schob er den Weinbecher in die Mitte des Schanktisches.

"Aber so finanziert sich doch die ganze Stadt", warf Master Leym ein. "Nur Du wirst das eingenommene Geld zum Wohle der südlichen Mauer verwenden."

"Soll ich mich auf das Niveau eines Theo Dicklage herunterlassen?" Pan Mochtgehrn gelang es gerade noch seine Stimme auf ein Flüstern zu reduzieren. Wer wusste schon, wer im "Roten Pony", die neuerdings die Stammschenke der beiden Freunde geworden war, ihr Gespräch mithörte. Man munkelte, dass der einflussreiche Rat bereits eine eigene Geheimarmee besaß. In Gedanken drehte er sich zu der Eingangstür hin, die sich im Moment knarrend öffnete. Eine kleine Gruppe neuer Gäste weckten seine Aufmerksamkeit.

"Er setzt Dir ziemlich zu!" Master Leym trank aus und bestellte die nächste Runde. Sein seidener Anzug passte nicht zur Kleidung der übrigen Besucher. Aber den zwei Beamten gefiel es hier und Standesdünkel kannten sie nicht. Am Anfang gab es die eine oder andere Bemerkung, die regelte jedoch sein Begleiter entweder mit freundlichen Worten, gelegentlich auch mit einer gnadenlosen Rechten.

"Da sagst Du was. Zurzeit habe ich bei meinem Vorgesetzten noch einen Stein im Brett. Aber der Widerstand bröckelt." Pan trank aus, denn Litwolff, der gute Geist des "Roten Pony" brachte neue Getränke.

Er wartete, bis sie wieder alleine waren, dann fragte er: "Bei der Gelegenheit, was macht dein Liebesleben?"

Master Leym grinste und zwinkerte ihm zu. "Wahre Liebe findet einen Weg." Er hob prostend seinen Becher, aber sein Freund schien ihn gar nicht zu bemerken, Mochtgehrn starrte mit offenem Mund einen der neuen Gäste an.

"Bei den Göttern", stieß er hervor. "Dieser Mann dürfte gar nicht hier sein!"

***

-3-

Die Hände des Henkers zitterten!

Dies weckte Geheimrat Bismags, der rechten Hand des Bürgermeisters, tiefste Besorgnis. Mit seinem dichten Kinnbart und in seinem steifen schwarzen Ledermantel, der ihm über die Knie reichte, wirkte er auf unbedachte Beobachter arrogant. Die hochgeschlagenen Kragen, die seine Wangen fast vollständig verbargen, und die weiße Wollkappe erinnerten viele an einen Magier.

Und sie hatten Recht. Wenn ihm auch jederlei magische Fähigkeiten fehlten, so liefen doch sämtliche Fäden der Stadt in seinen schlanken Fingern zusammen. Es gab keine Angelegenheit, die Thumberg betraf, die er nicht kannte.

Wie ein Magier zog er an den Schnüren, die diese Gemeinde am Leben hielten. Löste dort einen Knoten, knüpfte hier einen neuen oder zerschnitt ihn. Und so war es selbstverständlich, dass er auch dieses Problem in Angriff nahm.

Denn alles Mögliche konnte in der Hafenstadt vorfallen, jedoch eine einzige Person durfte niemals und unter keinen Umständen ein Zeichen von Unsicherheit zeigen. Der vom Rat der Stadt eingesetzte Henker.

***





Kommentare

  1. Ein erstes Kapitel und direkt drei Schauplätze, an die man geführt wird, versprechen eine rasante Geschichte, mit viel Spannung.

    Denkt man sich im ersten Moment noch "Eigentlich möchte ich gar nicht wissen, was da auf der Brust des Kaufmanns sitzt (hoffentlich "nur" ein Nachtmar) freut man sich schon über das Wiedersehen mit dem Herrn Mochtgern und Master Leym, zuckt zusammen beim ungläubigen Staunen von Pan.. Und schon wird man weggesaugt von zittrigen Händen eines Henkers und der Vorstellung eines neuen geheimnisvollen Mannes.

    Also ist wieder alles vorhanden, um wieder stundenlang gebannt zu lesen und Teil der GEschichte zu werden.

    Ich bin mehr als gespannt, wie sich das Buch entwickelt.

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