Eine geheimnisvolle Unbekannte ...

... betritt die Bühne von "Eisen und Magie: Nordwind"! Zwar wird schnell deutlich, auf wessen Seite sie steht. Doch ihr Auftritt bringt neue Fragen.

Bleibt dran! Es bleibt spannend!

Viel Spaß mit dem vierten Kapitel aus "Eisen und Magie: Nordwind"!


Eisen und Magie:

Nordwind


von Peter H. Brendt 
Die Schatten der auf dem Zeltdach gestickten silbernen und goldenen Sterne zeichneten ein Muster auf dem Gesicht des bewusstlosen Mädchens. Die aufgenähten Symbole sollten das Erste sein, wenn ein Patient im Zelt der Heilung die Augen aufschlug. Die Himmelsymbole auf der dünnen Leinwand stellten das Sternenbild des Südens dar. Der Richtung in der die Verlorenen einst vor der Verfolgung vor den Anhängern des eisernen Gottes flohen und niemals zurückkehrten. Die Heilerin seufzte, sie verdrängte die Erinnerung an die Spaltung ihres Volkes, die beinahe zum Verlust der Oase führte. Legenden erzählten, dass sie eine neue Heimat in Wäldern fanden, die sie seitdem mit ungeheurer Brutalität verteidigten.

Die Vergangenheit musste jetzt ruhen. Vor ihr lag eine junge Frau, die nur knapp dem Tod entkommen war. Elo´Tah beschloss, der Patientin Zeit zu geben, um zu erwachen. Das arme Kind hatte Schreckliches hinter sich. Die Sanddämonen rissen sie in ihr unterirdisches Reich und schleppten sie viele Meilen durch den Sand, bis es gelang, sie ihnen zu entreißen. Die Kreaturen wehrten sich, länger und kräftiger als üblich, aber die Windsprüche der Jäger aus Elo´Tahs Volk zerstreuten ihre Körper in alle vier Himmelsrichtungen. Übrig blieb das Mädchen. Es brauchte jeden Tropfen Wasser, das die Verfolger mitführten, um sie ins Leben zurückzuholen.

Die Vorgehensweise der Sandwesen weckte Elo´Tahs Interesse. In der Regel töteten sie Opfer direkt an Ort und Stelle. Saugten ihm jede Flüssigkeit aus dem Körper und ließen den ausgetrockneten Leichnam tief unter der Sanddecke der Wüste liegen.

Ihr Verhalten bestätigte den Verdacht, den der Rat schon seit einiger Zeit hegte. Eine fremde Macht dehnte ihren Einfluss auf die Wüste aus. Sie verfügte bereits über Fähigkeiten, die Dämonen des Sands unter ihr Joch zu zwingen. Es musste ein mächtiger Willen sein, dem sie sich unterwarfen, denn die Gier nach dem Wasser eines lebenden Wesens war in den grausamen Kreaturen übermächtig.

Immer wieder fanden sie in den letzten Monaten die Spuren magischer Angriffe, die an dem Schutz aus Zaubersprüchen und Liedern zerrten, die die Oase schützten. Zu stark, um von Sanddämonen zu stammen, aber noch zu schwach, um ernsthaften Schaden anzurichten. Elo´Tha glaubte, dass es sich um Probeangriffe handelte, um Stärken und Schwächen des Schutzzaubers auszuforschen.

Etwas ging da draußen vor und vermutlich konnte ihnen das bewusstlose Mädchen weiterhelfen. Sie riskierte nicht ohne triftigen Grund ihr Leben, als sie auf der Suche nach der Oase die Wüste durchquerte. Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, schlug die Unbekannte die Augen auf und schaute sie erschrocken an.

«Du bist in Sicherheit», flüsterte Elo`Tah. «Wie ist Dein Name?»

Das Mädchen schaute sich verwirrt um. «Ich weiß, wo ich bin. Ihr seid eine Elfin. Aber ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Und wie ich hier hergekommen bin!»

Diese Reaktion hatten einige Mitglieder des Ältestenrat angekündigt. Die junge Frau war von Sanddämonen niedergeschlagen und über längere Zeit zwei Handbreit unter dem Sand mitgeschleppt worden. Der Geist der Menschen versenkte sich bei so einem Vorfall in einen dunklen Traum, um weiteren Schaden abzuwehren. Häufig begrub er die Erinnerung daran tief in den Gedanken. Bisweilen so gründlich, dass nicht nur dieses Erlebnis verloren ging. Aber sie konnte ihr helfen, das Verlorene wiederzufinden.

«Beruhige Dich! Mein Name ist Elo´Tah. Und Du hast Recht. Ich bin eine Elfin und wir sind hier in der Oase Bhir Lesh.» Sie beobachtete, wie Teile der Erinnerung langsam zurückkamen. «Ich weiß auch, wie Du heißt!» Sie wies mit dem Finger auf eine Tätowierung am rechten Oberarm der jungen Frau. «Dein Name lautet Mirgha.» Dann auf die Zeichen darunter. «Du wurdest zur Zeit der fallenden Blätter geboren. Auf deinem Rücken sah ich, dass Deine Mutter in der Nacht zuvor von einem dunklen Riesen träumte. Und Dein Vater vor Deiner Geburt bei einem Jagdunfall starb.»

Die Elfin berührte leicht Mirghas nackte Brust. Ihre Finger zeichnete die blaue Tätowierung nach. «Du bist Priesterin. So wie ich. Lass uns zusammen rausfinden, warum Du den gefährlichen Weg durch die Wüste genommen hast!»

Sie reichte der jungen Frau eine Holzschale. «Trink! Keine Sorge. Es wird Dir helfen, Dich zu erinnern!»

***






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

Da ist es doch: Kapitel 12 von "Eisen und Magie: Nordwind"