Hoffentlich ...

... nimmt das ein gutes Ende bei "Eisen und Magie: Ewige Liebe". Der ein oder andere Leser vermutet schon, dass sich Merishs Einsatz nicht auszahlen wird. Man will der toten Königin nicht so recht vertrauen.

Möglich, das Merish getäuscht wird ...

Dieses Kapitel beantwortet für heute die Frage, wie unser Held die bei Fantasy-Geschichten übliche Übermacht besiegen will. Sollte er es nicht schaffen, erübrigen sich auch die Zweifel an Sabahs Lauterkeit.

Natürlich kennt der Autor bereits beide Lösungen. Selbstverständlich schafft es der Dieb nicht, die Harpyien zu besiegen. Wie auch? Allein mit einem kleinen Bronzemesser gegen eine Überzahl mächtiger Harpyien mit riesigen Schwertern. Allerdings ...

Und es gibt  bald ein letztes Kapitel, in dem sich zeigt, ob die tote Königin ihre Versprechungen von ewiger Liebe, Macht und Reichtum einhält. Aber wie  heißt es noch so schön: Wem die Götter Unglück bereiten wollen, dem erfüllen sie seine Wünsche.

Genug davon, sonst plappere ich alles aus.

Viel Spaß mit dem vorletzten Kapitel aus "Eisen und Magie: Ewige Liebe"!


Eisen und Magie:

Ewige Liebe


von Peter H. Brendt 
Ein fahles Leuchten beleuchtete die Szene. Merish konnte die Quelle des Lichts nicht feststellen. Nirgends waren Fackeln oder Laternen zu sehen. Die Mauern und Steine schienen von innen zu glühen. Der Dieb erkannte Farben und Nuancen, die er nie zuvor sah.

«Unwissender», klang es in seinem Kopf. «Ich habe deine Augen übernommen. Es sind meine Fähigkeiten, die dich im Dunkeln Dinge erkennen lassen, die ein sterblicher Körper niemals begreifen könnte.»

«Aber ...!»

«Vertrau mir, Geliebter. Ich werde uns aus diesem Grab herausführen!»

Sabah machte es sich auf seinem Rücken bequem. Ihr Kopf ruhte auf Merish Schulter, presste ihre Arme und Beine fest an. Für einen Außenstehenden mochte es den Eindruck machen, als ob sie wie ein Puppenspieler den Körper des Diebs übernahm.

Aber dabei blieb es nicht!

Verwundert beobachtete Merish, dass seine Hände sich zu einem Schwert verformten, ähnlich dem, das die Harpyien drohend schwangen. Es folgte ein Tanz, den er nie für möglich gehalten hätte.

Der erste Angriff eines Gegners erfolgte zum Kopf. Sabah riss die Linke hoch, doch nicht quer, wie man es erwartete, sondern senkrecht, so dass sie mit der Spitze den Hieb abwehrte. Als die Klingen einander berührten, öffnete sie oben einen Spalt, in dem die feindliche Schwertspitze fast zum Griff herunterglitt. Dann schloss die Königin das Schwert wieder. Ein kurzer, kräftiger Ruck im Handgelenk und die eingeschlossene Waffe zerbrach. Dazu ein Tritt zur Brust der Harpyie, sie taumelte zurück und behinderte die Mitkämpfer hinter ihm.

Sabah nutzte die Gelegenheit für einen zweiten Gegner. Noch während die Klinge des ersten zersplitterte, wich sie dem Schwertstoß des nächsten aus. So knapp, dass die Spitze nur einen Fingerbreit an Merishs Kopf vorbeistieß. Der Schwung zog die Harpyie vorwärtsdirekt in den Schwerthieb der Königin hinein. Kopflos fiel das Ungeheuer auf den Boden.

Noch bevor es ihn berührte, sprang Sabah mit einem mächtigen Sprung über die kleine Phalanx der Angreifer hinweg und landete in ihrem Rücken. Ehe die beiden hinteren Gegner sich umdrehten, kreuzte sie die eigenen Schwertklingen vor der Brust und führte sie mit einem energischen Schwung nach außen. Mit einer einzigen Bewegung trennte sie die Häupter der Harpyien vom Hals und stürmte sofort weiter.

Merishs Welt stand Kopf, als Sabah erneut sprang und auf dem Gipfelpunkt einen Salto vorwärts einlegte. Wie Blitze schnellten die Schwerter in der Hand ihres Geliebten durch die Luft. Zwei andere Angreifer sanken enthauptet auf den Boden der Kammer.

Bei der Landung zwischen den Harpyien ging sie in die Knie und drehte sich mit blitzenden Klingen einmal um die eigene Achse. Als sie aufstand, brachen vier Gegner zusammen. Sabahs Schwert hatte ihre Beine in Höhe der Kniegelenke zertrennt.

Ein Salto rückwärts brachte sie an ihren Auswärtspunkt zurück. Nur noch drei Ungeheuer standen ihr gegenüber. Langsam glaubte Merish, dass sie in der Lage waren, ihre Angreifer zu vernichten und zu entkommen. Ihn überraschten die Fähigkeiten, die Sabah entwickelte. Wie mächtig mussten erst ihre Gegner gewesen sein, dass sie sie in einer verborgenen Grabkammer festhalten konnten.

Die verbliebenen Harpyien schienen unentschlossen. Sie fixierten das sonderbare Gespann aus einem lebenden Menschen und einer mumifizierten Magierin. Für einen Moment ließen die unheimlichen Kreaturen die Schwerter sinken. Merish hoffte, dass sie irgendwie in ihren tumben Hirnen erkannten, dass sie sie nicht aufhalten konnten. Und lieber den Weg frei machten, als ebenfalls vernichtet zu werden.

Doch er irrte sich!

Die Mauern der Kammern verschwanden mit einem leisen Zischen und gaben den Blick auf neue Räume frei. In ihnen warteten hunderte von weiteren Kreaturen. Die Wesen, die keine Waffen in der Hand hielten, verfügten über beängstigende Zähne, Klauen oder Krallen. Wie auf ein geheimes Kommando ruckten ihre Köpfe in Richtung des Kampfplatzes. Rotglühende Augen fixierten das ungleiche Gespann.

Der Dieb seufzte enttäuscht. So kurz vor dem Erfolg wollte er nicht akzeptieren, dass sie den Kampf verloren. Im gleichen Augenblick verschwanden die Schwerter und er blickte auf seine Hände. Das kleine Bronzemesser in der Rechten schimmerte wie aus Hohn. Merishs Seufzer ging in dem Geräusch von hunderten schweren Schritte unter. Wie eine Wand aus Stahl und Panzerung marschierte die Phalanx der Kreaturen auf sie zu.

«Genug gespielt», meldete sich die Geliebte zurück. «Hat Spaß gemacht. Nach so langer Zeit in der Gruft.»

Zu Merish Entsetzten trat sie locker auf die drei übrig gebliebenen Harpyien zu. Die hoben sofort ihre Schwerter. Doch sie besaßen keine Chance. Sabah schleuderte den Angreifern ein Wort entgegen, von dem der Dieb niemals geglaubt hätte, dass es eine menschliche Kehle formen könnte. Im selben Moment lösten sich die Ungeheuer vor den Beiden in Dunst auf.

Schwaden aus Staub füllten die Kammern, da der Kampfruf auch in den anderen Räumen Wirkung zeigte. Gleich, von welcher Art sie waren, es blieb nur Nebel und Schleier aus Sand von den Kreaturen über.

Als der Dunst sich verzog, erkannte Merish im Hintergrund eine Treppe, die aufwärts führte. «Der Weg ist frei, Geliebter», frohlockte Sabah. «Bring uns nach oben! In die Freiheit.»

Auf dem Weg an die Oberfläche wagte der Dieb einen Blick über die Schulter. Kaum zu glauben, dass sie den Schrecken des verborgenen Grabs entkommen konnten. Sein Respekt vor den Fähigkeiten der Gefährtin wuchs. Während er die Treppenstufen hinaufstieg, träumte er von ihrer gemeinsamer Zukunft. Sabahs Einwurf brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.

«Geliebter. Bring mich zu Dir nach Hause. Hast Du an den Eis-Wein aus Rashuu gedacht? Damit wir für ewig verbunden sind!»

Als Merish nicht antwortete, tröstete sie ihn. «Keine Sorge, mein Gemahl. Du wirst mich nie mehr auf deinem Rücken tragen müssen. Bade meinen Körper in dem Wein und er wird wieder lebendig werden. Dann wist Du an meiner Seite herrschen!»

***





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