Das vorletzte Kapitel ...

Auch dieser Kurzroman geht irgendwann zu Ende. Der Kampf gegen die Dämonen, die die alte Gefängnisstadt übernehmen und als Stützpunkt für eine Invasion nutzen wollen, geht auf seinen Höhepunkt zu.

Doch doch gilt es einige Vorbereitungen zu treffen ...

Doch für Freunde von "Eisen und Magie" gibt es eine gute Nachricht. Der neuste Kurzroman befindet sich bereits in Arbeit. Lasst euch überraschen.

Und nun viel Spaß mit dem neusten Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

Eisen und Magie:


Dämonenhand


von Peter H. Brendt

Rob, der Kahle führte Sandos durch ein Gewirr von Gassen. Fand unverschlossene Türen, die in tiefen Kellern mündeten. Der Kopfgeldjäger lernte ein baufälliges Teil der Kloaken von Sandrocks kennen, auf dessen Besichtigung er gerne verzichtet hätte. Der Weg ging weiter durch einen verlassen Tempel, in dem sich seine Nackenhaare aufstellten. Als ob ein alter, gieriger Gott immer noch dort wohnte und auf Opfer lauerte. Sie passierten Lagerhäuser mit Fässern, Stoff- und Leinenballen. Sie schlüpften durch einen engen Geheimgang, der, wenn er die Geräusche, die durch die Mauern drangen, richtig deutete, unterhalb eines recht üblen Bordells lag. Dann eine Stiege hinauf, über rutschige Dächer. Zufrieden stellte Sandos fest, dass die ungewöhnliche Stadtführung ihren Zweck erfüllte. Niemand folgte den beiden Männern.

Am Ende wartete ein kurzer Sprung auf ein Vordach und von dort aus in einen verfallenen Garten. Der Kopfgeldjäger ertappte sich dabei, den Geruch von faulem Laub und vergessenem Obst zu genießen.

Hier endlich hielt sein Führer durch die unbekannten Sehenswürdigkeiten der alten Gefängnisstadt an. Die nächste Zeit brauchte Rob, um schnaufend zu Atem zu kommen. Sandos nutzte die Gelegenheit, um sicher zu stellen, dass der Handschuh die entstellte Faust komplett verdeckte.

»Was ist auf dem Hinrichtungsplatz passiert«, wollte der Schmuggler wissen.

»Das Geschenk meines ehemaligen Herrn besitzt einige Vorteile. Es kann Dämonen und ihre Diener töten. Gegner, denen menschliche Waffen keinen Kratzer beibringen können. Doch es fordert seinen Preis. Diesmal war es mit Kadavern der Höllenhunde zufrieden. Es verlangt jedes Mal mehr!«

»Und wenn der Preis zu hoch wird?«

»Dann holen sie mich in ihre Hölle. Ich vermute, deshalb durfte ich ihr Geschenk behalten. Damit ich früher oder später die Seele an sie verliere. Spätestens bei meinem Tod gehöre ich ihnen.«

»Offenbar stimmt es, was über dich geflüstert wird.« Rob schielte angewidert auf Sandos rechte Faust. »Was immer es auch ist, es hat uns heute den Hals gerettet.«

Er setzte sich auf eine wacklige Holzbank, die unter seinem Gewicht ächzte. »Gilt dein altes Angebot noch? Das Versteck meines Bruders gegen das Leben meiner Tochter.«

»Du hast es abgelehnt.«

»Damals.

»Was hat deine Entscheidung geändert?«

»Wenn das, was auf dem Hinrichtungsplatz geschehen ist, ein Vorgeschmack davon ist, was ihr bevorsteht, dann liefere ich ihn aus. Zumal die Information bereits einige Zeit alt ist. Wer weiß schon, wo er im Augenblick steckt. Und zugegeben! Rieser ist ein Scheusal. Sein Ruf schien mir nützlich. Er gilt als mächtiger und grausamer Kämpfer. Es schadet keineswegs, dass meine Gegner glauben, er steht auf meiner Seite. Aber das hat sie nicht abgehalten, mich vernichten zu wollen.«

Er schaute Sandos direkt an. »Wer so wie ich in den Schatten lebt, muss damit rechnen, eines Tages von ihnen verschlungen zu werden. Doch das Schicksal meiner Tochter ist mir wichtig. Wenn das Leben Riesers der Preis für ihre Rettung ist, so will ich ihn bezahlen.«

Rob führte den Kopfgeldjäger durch den Garten bis an eine verfallene Mauer. Dann stockte er. Von den Türmen der Stadt erklangen Horn- und Trommelsignale. »Gerush hat seinen Mut wiedergefunden. Die Wachen wurden alarmiert, die Tore geschlossen. Niemand kann hier rein oder raus. Wir müssen uns beeilen. Nachdem, was heute passiert ist, bin ich nicht mehr sicher, dass der Ort weiter geheim ist.«

Er drückte in einer bestimmten Reihenfolge gegen eine Hand voll andersfarbiger Steine in der Gartenmauser. Vor ihnen öffnete sich knarzend eine Geheimtür. Gerüche einer gut versorgten Küche, Duftöle und dem Hauch eines Frauenparfüms drangen heraus. »Folge mir. Hier wohne ich zusammen mit meiner Tochter und einigen verschwiegenen Dienern. «

Vorsichtig traten sie ein. Beide rechneten mit einer Falle oder einem Hinterhalt. Sie hatten Schwerter der geflüchteten Soldaten mitgenommen und mit gezogenen Waffen durchsuchten sie die angrenzenden Räume, doch niemand erwartete sie. Plötzlich roch der Kopfgeldjäger Blut hinter einem Vorhang. Er hielt den Schmuggler fest und deutete mit der Klinge in die Richtung.

»Dahinter liegt der Gesinderaum«, flüsterte Rob. »Dort schlafen und leben die Hausdiener und die Zofen meiner Tochter.« Sandos schob den Stoff mit der Schwertklinge beiseite und stürmte mit einem wütenden Kampfschrei in den Raum. Doch er fand nur eine kleine Gruppe getöteter Männer und Frauen. Jemand hatte ihnen die Kehlen durchgeschnitten und sie auf einen Haufen geworfen. Entsetzt betrachtete Rob das wilde Knäuel lebloser Glieder.

»Sie waren schon hier. Wer hat mich verraten? Hoffentlich ist meiner Tochter nichts geschehen!«

»Schau in ihren Taschen nach. Findest du bei einem eine größere Menge Münzen, dann weißt du, wer es war. Doch jetzt führ uns schnell zu ihr. Vielleicht kommen wir nicht zu spät. Oder treffen denn, der das hier angerichtet hat! «

Rob eilte weiter. Eine Treppe führte in die oberen Stockwerke. Möbel und Wandbehänge bewiesen, dass der Schmuggler in seinem Gewerbe erfolgreich arbeitete. Der Geruch nach Frauenparfüm steigerte sich mit jedem Schritt. Schließlich blieb er vor einer reich verzierten, jedoch massiven Holztür stehen. »Das ist ihr Schlafzimmer. Dort habe ich sie in dem Kreis aus Zauberzeichen zurückgelassen. «

Sandos zog langsam die Luft durch die Nase. »Keine Spur von Blut oder Tod. Trotzdem sollten wir vorsichtig sein. «

Er lauschte an der Tür, doch es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass dahinter jemand auf sie wartete. Der Kopfgeldjäger zog am Knauf der Tür, aber sie ließ sich nicht öffnen.

»Das hier könnte helfen!» Rob drückte wider in einem bestimmten Rhythmus gegen ein paar Ziegel an der Wand. Eine schmale Spalte erschien, er griff hinein und hob einen Schlüssel in die Höhe. Er öffnete vorsichtig die Tür und wollte hineinstürmen. Sandos hielt ihn zurück.

«Schlösser halten Dämonen nicht auf. Wir sollten wachsam sein!»

Langsam stieß er mit der Spitze des Schwerts die Tür auf. Ein kühler Lufthauch wehte ihm entgegen. Sorgfältig prüfte er ihren Geruch. Spuren von Parfüm, Salben und Öl. Doch keinerlei Hinweise auf Schwefel und anderem Gestank, der die Anwesenheit von Wesen aus der Höllenwelt bewies.

Auf einem mit wertvollen Pelzen drapierten Sofa lag Robs Tochter. Sie hielt die Augen offen, aber ihre Brust hob sich nur langsam und schwach. Schimmerndes Öl bildete ein Fünfeck um ihre Ruhestätte. Das Pentagramm schützte sie vor den Nachstellungen der Dämonen.

«Den Göttern sei Dank», rief der Schmuggler. «Sie ist noch wohlauf!» Schnell rannte er um das Lager herum. «Und das Zauberzeichen ist unversehrt.»

Sandos trat näher und untersuchte die junge Frau. Dabei achtete er sorgsam darauf die Linien nicht zu unterbrechen. «Sie braucht dringend Hilfe. Das Herz schlägt nur schwach und die Dämonen kämpfen bereits um ihre Seele.»

«Aber was können wir machen?»

Sandos legte das Schwert beiseite. «Habt ihr einen Raum, der sicher ist?»

«Der Keller. Ein Gewölbe mit starken Mauern. Und einer massiven Tür. Gute Eiche mit Bronzebeschlägen verstärkt. Ich bewahre da meine wertvollen Waren auf.»

«Das wird nicht reichen. Aber es ist einen Versuch wert. Begebt euch dorthin. Nehmt Wein mit. Genug davon. Und was immer ihr hört, bleibt dort bis zum Morgen. Dann kommt zurück.»

«Ich kann sie doch unmöglich alleine lassen!»

«Ich kann euch hier nicht brauchen. Und ihr könnt nicht helfen. Geht und wenn ihr bei irgendwelchen Göttern etwas gut habt, handelt mit ihnen was aus. Ich bin für jede Hilfe dankbar.»

«Aber sie ...»

«Wenn ihr morgen hier niemanden antrefft, nehmt euer altes Leben nicht wieder auf. Vergesst eure Tochter. Sucht euch einen neuen Ort für Geschäfte. So weit weg wie möglich. Findet ihr ihre Leiche, verbrennt sie. Und flieht dann!»

«Und ihr ...»

«Meine Leiche wird hier auf keinen Fall liegen. Und nun geht!»

Rob warf einen verzweifelten Blick auf seine Tochter. «Was kann ich tun?»

«Nichts! Aber sollte ich euch morgen hier erwarten, erzählt mir, wo ich Rieser finde. Oder ich sorge dafür, dass ihr in der Hölle schmort!»

Sandos wartete ab, bis Rob den Raum verlies. Das Geräusch des Schlüssels, mit dem der Schmuggler abschloss, quittierte er mit einem schmalen Lächeln. Dann ging der Kopfgeldjäger zum Bett mit dem schlafenden Mädchen. Mit einem leichten Schmatzen fiel der Handschuh an seiner Rechten auf den Boden. Sofort entfalteten sich die Tentakel am Hanggelenk. Ihre Spitzen zuckten hin und her, als ob sie nach Beute suchten.

Nachdenklich zerstörte Sandos das Pentagramm.

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