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Da habe ich mich wohl verschätzt, als ich das letzte Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand" als das vorletzte Kapitel ankündigte. Der Kampf von dem Bösen gegen den (mehr oder weniger) Guten verlangt doch mehr als nur ein Kapitel. Deshalb wird es heute nicht das Ende der Kurzromans geben.

Freut Euch also auf ein weiteres Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand".

Viel Spaß!


Eisen und Magie:

Dämonenhand


von Peter H. Brendt 
Noch bevor er die triumphierende Stimme hörte, bemerkte er die veränderte Atmosphäre im Zimmer. Als ob die Last der Luft auf den Schultern plötzlich das Doppelte wog. Der Duft von Parfüm und Kosmetika verschwand von einem Moment auf den Nächsten. Er machte dem Gestank von verbranntem Fett und Schwefel Platz, den der Kopfgeldjäger gut kannte.

Wer auch immer die Seele der jungen Frau rauben wollte, er war jetzt hier.

«Ich hätte nie gedacht, dass du dich am Ende, doch auf unsere Seite schlägst, Mensch!»

Nahe dem Eingang stand ein Unbekannter. Noch umzüngelten kleine Blitze die Umrisse eines Mannes. Die teure Kleidung und die Amtskette mit dem Wappen der Stadt zeigten dem Kopfgeldjäger, das Gerush selbst gekommen war um die Beute einzufordern. Und er stellte sich als ein gefährlicher Gegner heraus.

T`zhKam wusste, um gegen Sandos zu bestehen, brauchte sein Schützling eine spezielle Waffe. Und deshalb schenkte der Dämon ihm eine ganz besondere Klinge.

Er schmiedete in einer Höllenschmiede die Griffe zwei langer Schwertklingen aneinander. So entstand eine Kampfpflanze für den Nahkampf, an dessen Enden der Tod in doppelter Ausfertigung lauerte.

Gerush wirbelte die Waffe in komplizierten Mustern um die Hüfte. So schnell, dass die Spitzen in der Luft verschwammen. Sein Manöver bewies, dass er das Geschenk des Dämons meisterhaft beherrschte. Sandos schätzte das als einen Fehler ein. Er glaubte, dass man einen Gegner besser über die eigenen Fähigkeiten im Ungewissen hielt.

«Eine gute Idee, die Linien zu stören und das Siegel zu brechen. Es zeigt, das du begriffen hast, dass Nichts der Macht unseres Herrn standhalten kann. Oder hoffst du, auf diese Weise seine Gunst zu gewinnen. Ich wäre bereit, einen Mann mit deinem Hintergrund als Verbündeten zu akzeptieren. Natürlich nur als Gefolgsmann, der meinen Befehlen gehorcht!»

Sandos lächelte dünn. «Du irrst. Ich unterwerfe mich nie einem Schwächling wie dir. Die Zerstörung der Linien im Pentagramm besaß nur ein Ziel. Dich hierher zu locken, damit ich deinen verwesenden Kadaver in die Hölle schicken kann. Ich hatte keine Lust darauf zu warten, bis du genug Mut gesammelt hast, hier zu erscheinen. Du bist nicht der Erste, dem die Gier auf eine Frau zum Verhängnis wird.»

«T`zhKam verspricht mir mehr als solche Art von Freuden. Wichtiger ist das Symbol, das mit ihr verbunden ist. Rob ist die graue Eminenz hier. Seine Tochter als Sklavin bedeutet mir viel. Ihr Besitz macht mich zum wahren Herrn von Sandrocks. Du hast das Pentagramm zerstört. Jetzt ist der Weg frei. Also tritt beiseite!»

Der Kopfgeldjäger stellte sich ihm in den Weg. «Dummkopf. Du besitzt keine Ahnung, auf was du dich einlässt. Dämonengeschenke sind tückisch. Verrat gehört zu ihrer Natur. Jeder hat diesen Pakt später bereut. Dir wird es kaum anders ergehen. Sei es, wie es sei. Dann läuft es wohl auf ein Duell aus.» Er hob das Schwert in der Linken hoch, die Klauenhand hielt er im Rücken verborgen.

Gerush zeigte sich unbeeindruckt. So kurz vor dem Ziel wollte er nicht aufgeben. Noch einmal wirbelte er die Klingen in komplizierten Schwüngen herum- «Warum verschwindest du nicht einfach! Was hast du mit ihr und dem Schmuggler zu schaffen. Töte ich dich, wird mein Herr mir doppelt dankbar sein. Auf deine Seele wartet in der Hölle mehr als nur ein Dämon. Der Name Sandos besitzt dort einen besonderen Ruf. Du wirst da sehnlichst erwartet.»

«Früher oder später wird es geschehen. Aber keineswegs heute!» Der Kopfgeldjäger hob das Schwert, das er vom Hinrichtungsplatz mitbrachte und verbarg die Rechte hinter dem Rücken. Er kannte die Waffe seines Gegners nicht, sie erinnerte ihn jedoch an die Doppellanzen der Prinzen in Rot, gegen die er während der Belagerung von Xarin kämpfte.

Eine knifflige Angelegenheit. Meistens nutzten sie die Eigenschaft der Lanzen, zwei Klingen zu besitzen, zu kombinierten Angriffen. Ein Kämpfer mit nur einer einzigen Waffe, zog nach einer parierten Attacke das Schwert vor einem erneuten Hieb oder Stich zurück. Der Eigentümer eines Doppelschwertes jedoch konnte das Zurücknehmen der Schwertklinge mit einem zweiten Ausfall mit dem anderen Ende kombinieren. Anfänger, und die Prinzen musste er als solche bezeichnen, wechselten lediglich die Position des Angriffs. Auf einen hohen Schlag zum Kopf folgte mit dem unteren Teil des Schwertes ein Stich, vorzugsweise ins Bein oder Hüfte. Eine Taktik, die er rasch durchschaute und dafür sorgte, dass die Angreifer vor Xarin schnell unterlagen.

Gerush bewies vertrauterem Umgang mit dieser ungewöhnlichen Waffe. Seine Attacken kamen unregelmäßiger. Nicht selten wirbelte er das Doppelschwert um die eigene Achse, wobei er die Höhe immer wieder variierte. Um dann unerwartet im klassischen Stil, eine Lücke in der Verteidigung des Kopfgeldjägers zu suchen.

Sandos nutzte zur Abwehr die Stärke der Tentakel an der Rechten, die sich schützend um das Handgelenk legten und das Schwert, das er vom Hinrichtungsplatz mitbrachte in der Linken. Dazu kamen schnelle Reflexe und die Jahrhunderte alte Erfahrung, so dass das Duell lange Zeit ausgeglichen blieb. Auch wenn es nur selten für einen Gegenangriff reichte, da Gerush offenbar zusätzlich mit dem Geschenk übermenschlicher Schnelligkeit von seinem Dämon gesegnet war.

Dennoch begann die Sache ab einem gewissen Punkt dem Kopfgeldjäger Spaß zu machen. Er erkannte in der Melodie von Angriff, Parade und Finten den Stil eines alten Schwertmeisters wieder, gegen den er vor Urzeiten einmal gekämpft hatte.

Lange Zeit später, gelang es dem Schüler, den Meister zu töten. Einer der ersten Aufgaben, die er für den Dämonenherrn damals erledigte. Die Belohnung bestand aus Dämonenherz, jener Waffe, die er jetzt schmerzlichst vermisste.

Sandos bereute bald, nicht die gesamte Aufmerksamkeit auf den Gegner gerichtet zu haben. Plötzlich glitt er auf dem heiligen Öl aus, das um die Ruhestätte von Robs Tochter gezeichnet war, und stürzte. In dem Moment, in dem er vergeblich versuchte, das Gleichgewicht wiederzufinden, griff Gerush mit einem wilden Hieb an. Es gelang dem Kopfgeldjäger zwar, das Schwert in der Linken hochzureißen. Aber der Schlag ließ den minderwertigen Stahl der Waffe bersten und er stürzte zu Boden.

Zum Glück zog sein Angreifer die Klinge zurück, um mit dem anderen scharfen Ende einen bösen Stich in die Hüfte zu setzen. Im letzten Moment blockte Sandos den Stoß mit den Klauen der Dämonenhand. Blaue Funken stieben auf und kleine Blitze an den Kanten der Waffen, die beide Kämpfer von ihrem dämonischen Herrn erhalten hatten, stellten für einen Wimpernschlag eine Verbindung zur Höllenwelt her. Der Gestank nach Verwesung und Schwefel drängte den Geruch von Frauenparfüm und Salbölen zurück.

Gerush legte das eigene Gewicht auf die Doppellanze, um den Widerstand der Klauen zu überwinden und die Spitze in Sandos Körper zu treiben. Doch der Kopfgeldjäger stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Immer noch hielt er das zertrümmerte Schwert in der Linken fest. Die Länge der geborstenen Klinge reichte nicht aus, um seinen Gegner zu erreichen. Aber mit dem abgebrochenen Stumpf nahm er etwas von dem heiligen Öl des Pentagramms auf und schnippte es dem unaufmerksamen Gerush ins Gesicht.

Der fluchte laut und wisch zurück. In der Zeit, die der Statthalter brauchte, sich die Flüssigkeit aus den Augen wischte, nutzte der Kopfgeldjäger, um aufzustehen. Stumm verwünschte er den eigenen Leichtsinn. Er schwor, diesen Gegner nicht noch einmal zu unterschätzen.

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