Wochenende: "Jason Derringer: Der Pfad der Rache." wartet

Yerry Silver ist auf sich alleine gestellt. Klapperschlange auf dem Arm. Banditen im Anmarsch. Der Mustang mit den Waffen außer Reichweite.

Da kommen ein paar Probleme zusammen.

Viel Spaß mit der neuen und kostenlosen Episode aus der Westernreihe; Jason Derringer: Der Pfad der Rache.

Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier!

xxx
Silver senkte den Kopf, brachte mit dieser Geste, den Filzhut zwischen sich und der Giftschlange. Unter dem Rand der Krempe behielt er das Reptil im Auge. Ein Biss ins Gesicht bedeutete unausweichlich den Tod. Mit etwas Glück trafen die Giftzähne den Filz seiner Kopfbedeckung und das Gift tränkte lediglich den Stoff, ohne weiteren Schaden anzurichten.

Er entspannte sich, in der Hoffnung, damit auch die empfindlichen Sinne der Klapperschlange zu beruhigen. Das Tier suchte wie er ein Versteck. Allerdings plante es nicht, jemanden aus dem Hinterhalt zu überfallen. Töten tat es im Gegensatz zu ihm nur, um den eigenen Hunger zu stillen, um zu überleben.

Die Natur versorgte die Giftschlange mit einem wertvollen Mittel, um Angreifer zu warnen. Bei jeder Häutung blieb das Endstück der abgestreiften Haut zurück und bildete schnell eine Rassel. Mit ihr warnte das Reptil, falls seine Sinne eine Gefahr meldeten.

Das Geräusch, das der Schlange ihren Namen gab, kannten Mensch und Tier in dieser Gegend. Indianer schützten ihre Kinder, indem sie das Schwanzende einer Klapperschlange um Hand- oder Fußgelenke banden, wenn sie außerhalb der Dörfer spielten. Jedes gefährliche Tier hörte die Rassel und ergriff rechtzeitig die Flucht.

Das Exemplar auf Silvers Arm entspannte sich. Es ließ den Kopf sinken, es wollte nur in Ruhe gelassen werden. Das änderte sich, als die Schritte der Wachen näherkamen.

Ihre Sinne meldeten ihr die Vibrationen auf dem Boden, wenn die schweren Stiefel Sand und Steinchen beiseite schoben. Yerry hoffte, dass sie die Flucht ergreifen würde, aber das Reptil war keinesfalls bereit, den Ruheplatz zu räumen.

Der Schlangenkopf pendelte in Richtung der Wachposten, ihr Schwanz richtete sich langsam auf. Je näher die Schritte kamen, desto rascher zitterten die verhornten Hautenden an der Schwanzspitze. Bald rasselte ihre Warnung unüberhörbar durch die Luft, verkündeten jedem, dass ihr dieser Platz gehörte. Das Geräusch konnte auch die Ablösung nicht überhören.

Silver hörte einen leisen Fluch. Die eingeschränkte Sicht durch den gesenkten Kopf verhinderte genau abzuschätzen, wie weit die Männer entfernt waren. Sie zwang ihn, die Sinne und die Reaktion der Klapperschlange zu deuten, um den richtigen Moment für einen Überraschungsangriff zu finden.

Allerdings liefen nach der Warnung der Schlange keine ahnungslosen Banditen an seinem Versteck vorbei. Vielmehr näherten sich jetzt die Gegner hochkonzentriert und vermutlich mit ihren Revolvern in den Händen, um die Gefahr auszuschalten.

Um das Pech vollständig zu machen, alarmierten sie die übrigen Skalpjäger. „Hey Jungs, hier steckt irgendwo eine Klapperschlange.“

„Legt sie um. Schmecken beinahe wie Hühnchen“, kam die Antwort vom Eingang der Mine.

„Du frisst auch alles.“

Silver hörte, wie ein Revolver aus einem Holster gezogen wurde. Das schlurfende Geräusch von ausgetrocknetem Leder ließ keine Zweifel übrig.

„Warte!“ Ein Ast brach. Der zweite Mann wollte helfen. „Ich scheuche das Viech aus dem Versteck,“

Die Schrittlänge der Wachen verkürzte sich, behielt aber ihre Richtung bei. Die Nervosität der Klapperschlange stieg, die vibrierende Schwanzspitze zeigte senkrecht zum Himmel. Die Lautstärke der warnenden Rassel klang so nahe vor seinem Kopf beängstigend.

Die Giftschlange vertraute auf ihre Warnung, ihre Erfahrung wusste nicht von der tödlichen Wirkung einer Bleikugel, die weit außerhalb der Reichweite ihre Giftzähne abgeschossen wurde.

„Soll ich Euch helfen“, kam es vom Mineneingang.

„Bleib mal da, wo Du bist. Wir schaffen das schon.“

Viel Zeit blieb Silver nicht mehr. Schritte und Worte waren kaum zwei Armlängen von seinem Versteck. Jeden Moment mussten die Kerle ihn sehen. Doch noch standen sie zu weit entfernt für einen Angriff mit dem Messer.

Zu allem Unglück reagierten die Sinne der Klapperschlange auf die Anspannung, die er ausstrahlte. Ihr Kopf drehte von den Wachen fort, suchte den neuen Gegner.

Wenn er versagte, fasste Yerry die Situation zusammen, bemerkte die Ablösung der Banditen in wenigen Minuten seinen Mustang, der bald hier eintraf. Dahinter erkannten sie dann die Silhouetten der übrigen Reiter, die leise die Goldmine anschlichen. Der Vorteil der Überraschung lag in diesem Fall auf den Seiten der Skalpjäger.

Ihre herbeigerufenen Komplizen konnten im Schutz der Felsbrocken das Feuer auf die deckungslosen Angreifer eröffnen. Sie würden einen hohen Blutzoll fordern. Vermutlich scheiterte das ganze Unternehmen. Und Jello Synner wieder entkommen.

Noch war es nicht zu spät.

Er spannte die Muskeln an, die rechte Hand glitt unter die Weste. Zweimal prallte ein harter Körper gegen seinen Hut. Das Crescendo der Rasseln schwoll an, er glaubte für einen Moment, die ganze Welt bestehe nur aus wütendem Zischen und dem Geräusch aneinander reibender Hautschuppen.

Das Ende eines Stocks traf ihn. Das war das Signal.

Die Finger fanden den Griff des Derringers in der Westentasche. Das lange Training zeigte Wirkung. Silver schloss die Augen, um sie vor dem Salz zu schützen. Er brachte die Waffe zwischen seinem Kopf und der Klapperschlange, feuerte blind.

Das Steinsalz löste sich nur wenige Fingerbreit hinter dem Lauf auf, aber die festen Klumpen reichten aus, den Schlangenkopf zu zerschmettern.

Im Schussgeräusch ließ er die Pistole fallen, packte das Messer im Ärmel und stand auf. Vor ihm wartete der Posten mit dem gezogenen Revolver, die Augen weit aufgerissenen. Das Gehirn suchte noch nach einer Verbindung zwischen dem Schussknall und dem wütenden Rasseln der Klapperschlange.

Er brachte den Gedanken nie zu Ende. Die Klinge durchbohrte sein Herz, blieb jedoch nur für einen Wimpernschlag dort. Danach drehte sich Yerry zu dem zweiten Banditen. Der verlor Zeit, um den Stock fallenzulassen, mit dem er die Schlange aufscheuchen wollte. Die leere Hand klatschte auf den Kolben des Revolvers im Gürtel. Doch als er versuchte, die Waffe herauszuziehen, hielt Silver sie mit dem eisernen Griff der Linken fest.

Dann versenkte er die Messerklinge in der Brust des verzweifelten Mannes.

Neben Yerry löste sich ein Schuss. Im Sturz war der gespannte Hahn des ersten Banditen auf die Patrone in der Trommel geschlagen. Vielleicht hatte auch sein Besitzer es geschafft, vor dem Ende den Abzug zu ziehen. Silver würde es nie erfahren. Er wartete auf den Einschlag der Kugel, aber der blieb aus.

Er atmete kurz durch, dann ging er in Deckung, denn nun eröffneten die Skalpjäger am Eingang der Mine das Feuer auf ihn, die die Situation durchschauten.

Mit einem schnellen Blick vergewisserte er sich, dass die Klapperschlange wirklich tot auf dem Boden lag. Der nächste Griff galt den Schusswaffen der Ablösung. Er hob ihre Gewehre auf und steckte ihre Revolver in den Gürtel. Hinter einem Felsbrocken erwiderte er die wütenden Schüsse der Skalpjäger. Jetzt kam es darauf an, dass ihn seine Freunde und die Mescaleros rechtzeitig erreichten.






Kommentare

  1. Hab ich geatmet ?
    Schwer zu sagen. Ich war wie gebannt auf die Geschehnisse konzentriert. Und ganz nebenbei was über Völkerkunde und Biologie gelernt.
    Mit einer Klapperschlangenrassel ums Fussgelenk schützen die Indianer ihre Kinder beim Spielen. - Cool -
    Eine weise Entscheidung, den hut ins Gesicht zu ziehen, sonst hätte es ihn wohl zweimal ordentlich getroffen.
    Es war aber auch eine vertrackte Situation.
    Entsprechend das Beste hat er daraus gemacht: Schlange tot, Wachen tot, Die Banditen in der Miene gefangen.
    Ob sie dort aber nun in der Falle sitzen, oder ob sie einen echten Vorteil haben, ist wohl schwer zu sagen. Wichtig ist, dass unser Freund in Weiss nun nicht mehr alleine agieren muss, sondern auf die Hilfe der Freunde bauen kann.
    Das ist ein Schritt vorwärts.
    Wie es weitergeht werden wir zum Glück bald erfahren.
    Ich bin gespannt..

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

Tom Tauber: Einzelkämpfer -3-

Thumberg: Wofür ein Henker nützlich ist ...