Endlich geht es wieder los ...

Willkommen zurück- Ich möchte nicht viel Eurer Lebenszeit beanspruchen. Nur soviel: Nach drei Wochen Umzug in das Centrum einer Kreisstadt habe ich immer noch kein Internet. Nächster Termin 30.5.2016.

Dennoch geht es ab heute auf meinem Blog weiter. Wir starten wie immer am Donnerstag mit den Abenteuern von "Tom Tauber: Einzelkämpfer". Die zentrale Frage lautet: Wird sich unser Held der Befreiungsaktion anschließen oder nicht. Seinen Zynismus hat er mehr als einmal bewiesen.

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Tom Tauber: Einzelkämpfer"!

Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier!



Wie lautet ihr Plan“, wollte Tom von seinem Fahrer erfahren.

„Sie sind zu zweit. Lauern hier irgendwo mit einem Nachtsichtgerät. Sieht aus, wie eine große Eule. Einer hat ein Gewehr mit einem riesigen Zielfernrohr. Sagt, er kann damit auch im Dunkeln eine Münze treffen.“ Benjamin schaute ihn ängstlich an. „Ich glaube ihm. Sie beobachten uns von der Straße aus.“

„Waren Leute von hier dabei?“

„Der Vertreter des Polizeipräsidenten „Bonjour“. Sagte, falls ich nicht kooperiere, nehmen sie mir mein Taxi weg. Keine Lizenz, kein Führerschein. Tut mir Leid, Tom!“

„Mir auch. OK, bring mich zu Ihnen. Wenn sie mich umbringen wollten, hätten sie es bereits lang getan. Und „Bonjour“ knöpfe ich mir später vor!“

„Sie warten vorne an der Straße auf uns. Haben eine Kette quer gespannt.“

„Erst so kurz hier und schon Landesbräuche übernommen“, lachte Tom bitter. „Fahr langsam. Kein Grund, den Kerlen einen Anlass für eine Schießerei zu geben.“

Sie erreichten die Sperre, knurrend ging der Motor aus. Tauber schaute sich vorsichtig um. Zweifellos beobachteten die Unbekannten ihn in der Dunkelheit. Gegen einen Gegner mit einem nachttauglichen Zielfernrohr, besaß er nicht den Hauch einer Chance.

Gewohnheitsmäßig trug er eine Pistole, eine bewährte israelische Desert Eagle. Tom versteckte sie unter dem Beifahrersitz, bevor er das Fahrzeug verließ. Benjamin würde auf sie aufpassen. Dann stiegen sie mit erhobenen Händen aus dem Auto. Falls sie ihn töten wollten, hätten sie das längst tun können.

Kaum, dass er ausgestiegen war, stand hinter einem Busch ein Mann in einem Tarnanzug auf. Die Nachtsichtbrille ließ ihn wie einen Außerirdischer aussehen. Offenbar ein erfahrener Profi, denn er trug ein einzelnes Okular, um mit Hilfe des Nachtsichtgeräts die Nacht zum Tag zu machen.

Ein Guter Nachtkämpfer nutzte nur eine Mono-Linse, um die Nachtsicht auf dem anderen Auge zu erhalten. So verlor er keine Zeit, wenn die Situation verlangte, dass er das Gerät ausschaltete. Das unbewaffnete Auge stand dann sofort zur Verfügung, ohne sich erst an die veränderten Umstände gewöhnen zu müssen.

Beim Näherkommen, schob der Unbekannte die Brille in die Stirn, so dass Tom das Gesicht erkennen konnte. Zu seiner Überraschung erkannte er den Mann trotz der Tarnfarbe, die er großzügig über Kinn und Wangen verteilt hatte.

Mit Staff Sergeant Peter McWollen vom SAS teilte er mehr als nur einmal ein Erdloch in Afghanistan. Zusammen erlebten sie das ein oder andere Abenteuer in den Bergen dort. Zweimal musste ein Einsatzkommando mit Hubschraubern sie aus einer verzwickten Lage evakuieren. Beide trugen ein paar Narben als Erinnerung an die Kämpfe auf ihrer Haut.

Tom wusste jetzt sicher, dass die britische Regierung hinter ihm her war. Da er trotzt einiger heißen Aktionen, seines Wissens nie, dem MI6 oder MI5 in die Quere gekommen war, beruhigte ihn dies.

Möglich, dass sie herausgefunden hatten, dass er für das plötzliche Ableben einer Gruppe albanischer Mädchenhändler verantwortlich war. Doch dafür würden sie ihn nicht in so einer gottverlassenen Gegend jagen.

Er rechte McWollen die Hand und grinste ihn freudlos an: „Was verschafft mir die Ehre?“

Der Sergeant nahm den Handschlag an. „Ich soll dich nach Benin bringen. An die Grenze zu Nigeria. Mir wurde gesagt, es geht um eine Freundin von Dir. Dr. Sue Ashlen!“

Taubers Herz schlug einen Augenblick schneller. Die Affäre mit ihr war kurz, aber heftig gewesen. Zwei so unterschiedliche Charaktere konnten auf Dauer nicht zusammenbleiben. Letztendlich wollte jeder von ihnen die Freiheit und für eine gemeinsame Zukunft fanden sie wenig geeignete Schnittpunkte.

Am Ende verband sie nur der Wille, ein Leben fern der üblichen Konfessionen zu führen. Und dies war nicht genug.

„Was ist passiert?“

„Einer der örtlichen Warlords behält sie als Geisel. Ein gewisser „Doctor Freedom“. Du sollst mir helfen, sie zu befreien!“

„Dem Arschloch habe ich das Hauptquartier im östlichen Bereich vermint. Die einzige Stelle, von der sein Lager angreifbar ist. Ist Sue dort?“

„Richtig. Geplant ist ein Angriff von zwei Seiten. Kleines Programm. Die haben uns nicht mal eine Drohne zur Absicherung genehmigt. Grad mal zwei Hubschrauber.“

„Was will dieser Mistkerl? Geld? Waffen?“

Der Sergeant nahm ihn beiseite, bis er sicher war, dass niemand sie hören konnte. „Er hat keinerlei Forderung gestellt. Bisher. Die Analysten glauben, dass was Persönliches dahinter steckt.“

„Gut möglich. Sie hatten in England auf der Uni eine Affäre. Aber dann hat sie ihn abblitzen lassen. Er ist der Typ, der so etwas auf keinen Fall vergisst. Wieso spricht das MI6 mich an. Mein Name steht weit unten auf der Liste der beliebtesten Söldner. Außer, man fragt den CIA. Der würde gern ein persönliches Gespräch mit mir führen.“

McWollen ließ sich nicht anmerken, dass er von den Gerüchten des millionenschweren Raubüberfalls und Taubers Beteiligung wusste.

„Zwei Punkte. Einmal rechnen sie mit deiner Loyalität.“

Eine Bemerkung, die Tom nur ein dumpfes Prusten entlockte.

„Und zweitens, und das bleibt unter uns. Du bist der Einzige, der eine Ahnung hat, wie die Minen an der Ostseite verlegt sind. Der Angriff kann deshalb nur über den Fluss und die Straße geschehen. Beide Seiten lassen sich gut verteidigen. Die Zahl meiner Männer reicht nicht aus, auf diesem Weg das Lager zu erobern.“

„Daher läuft der Plan so ab“, führte er fort. „Harte Ablenkung über Fluss und Straße, während Du und einer vom Team im Osten durch das Minenfeld kommen und die Geisel befreien. Sollte „Doc Freedom“ dabei sein Leben aushauchen ...“

„... erfreue ich mich der ewigen Dankbarkeit Großbritanniens“, ergänzte Tauber. „Aber dennoch bleiben zwei Fragen. Warum dieser Aufwand für Sue Ashlen. Bisher hat sich keine Sau um sie gekümmert. Sie wusste, was passieren konnte, wenn sie im nigerianischen Grenzgebiet arbeitet. Auf die Freundschaft eines Typen wie dem „Doc“ kann man nicht bauen. In so einem Fall kümmert die britische Regierung eine Entführung einen Dreck. Okay, vielleicht zahlt sie Lösegeld. Es betrifft immerhin einen Bürger des guten alten Empire. Aber Du sagtest, es gibt keine Geldforderung.“

„Richtig!“

„Das heißt, Doc Freedom hält sie zum eigenen Vergnügen gefangen. Und, um seine Rachsucht zu befriedigen. Mein Gott. Ich will nicht wissen, wie viele Frauen aus Großbritannien in irgendeinem Winkel der Welt als Sex-Sklavinnen festgehalten werden. In Marokko kenne ich zwei Bordelle, in denen man Frauen aus dem Westen anbietet. Und keine hat jemals dazu „Ja“ gesagt. Lasst uns dahin fliegen. Nur ein geringes Risiko und auf einen Schlag mindestens drei Dutzend Gefangene befreit. Warum also Dr. Sue Ashlen?“

Der Sergeant nahm Tom ein paar Schritte beiseite. Als wollte er sicher sein, dass niemand ihn hörte. „Ihr Vater ist der designierte Verteidigungsminister. Der derzeitige Amtsinhaber liegt im Sterben. Nur eine Frage von Wochen, heißt es. Wenn bekannt wird, dass ein afrikanischer Warlord die Tochter eines Ministers als Sklavin hält, kann er das Amt nicht antreten. Holt sie raus, vergesst es und die Regierung Ihrer Majestät wird ihnen ewig dankbar sein.“

„Solche Sprüche kenne ich aus meiner Zeit als Soldat. Dank des Vaterlands und so. Was passiert, wenn ich Nein sage.“

„Es gibt einen anderen Verteidigungsminister, ihre Freundin macht weiter die Beine für einen Warlord breit und nachdem er ihrer überdrüssig wird, landet sie in einem westafrikanischen Bordell. Wobei das die beste aller denkbaren Alternativen darstellen sollte.“

Tauber verzog keine Miene. „Das ist die halbe Wahrheit. Was passiert mit mir?“

McWollen kratzte sich am Kopf. Tom wusste, dass war vermutlich ein Zeichen für den immer noch verborgenen zweiten Mann. Wahrscheinlich legte er jetzt mit einem Scharfschützengewehr auf ihn an.

„Nun“, der Sergeant fixierte ihn. „Keine Sorge! Niemand wird Dich hier töten. Aber einen Schuss ins Bein wirst Du wohl einstecken müssen. Sullivan ist ein hervorragender Schütze.“

„Mit einem Beinschuss nutze ich kaum etwas bei der Befreiung von Dr. Ashlen.“

„Richtig! Du kannst sogar Afrika verlassen. Am Hafen wartet eine Fregatte der US-Marine. Dort erhältst Du eine Koje, drei Mahlzeiten am Tag und eine Freifahrt über den Atlantik.“

„Wo mich der CIA erwartet!“

„Mit ein paar bohrenden Fragen. Bei den Kerlen ist Waterboarding trotz aller Kritik in Mode. Es heißt, Du wüstest viel über den Verbleib von einer Menge Geld, das den Amerikanern gehört.“

Tom ließ sich nicht anmerken, ob an dem Gerücht etwas stimmte. „Hab ich verstanden, Was geschieht mit mir, wenn ich mitkomme und Sue befreie?“

„Der designierte Verteidigungsminister wird seinen Einfluss verwenden, um die Wogen im Streit mit dem CIA zu glätten.“

„Aha ...“

„Ich bin berechtigt, Dir Geld anzubieten.“

„Nur so aus Interesse. Wie viel?“

MCWollen grinste. „Das Lösegeld in solchen Fällen beträgt zwei Millionen Dollar.“

„Nette Summe.“

„Moment. Die Regierung rechnet noch die Kosten fürs SAS, Ausrüstung und so weiter ab.“

„Bleiben ...“

„500 000 Dollar.“

„Nur so aus Interesse. Wir beide sind lange genug in dem Geschäft. Lassen wir also die Spielchen. Nehmen wir an, ich lehne ab. Trotz der Drohung, mich den Amerikanern auszuliefern. Oder die Befreiungsaktion scheitert, weil ich auf eine Mine trete.“

Tauber sah, wie die Körperhaltung des Sergeant vom SAS sich versteifte. Ob als Reaktion auf seine Frage oder der Antwort wusste Tom nicht zu deuten.

„Dann gilt: Totaler Einsatz. Das SAS bleibt vor Ort, um das Ergebnis zu dokumentieren. Aber die Parole lautet: Keine Rücksicht auf die Geisel. Sie starten den Angriff mit ein paar Jagdbombern der örtlichen Luftwaffe. Dafür kommt der zukünftige Verteidigungsminister den lokalen Herrschern bei ihrer nächsten Waffenbestellung entgegen. Drei Jets mit Napalm lassen nur Asche von dem Lager übrig.“

„Und den Bewohnern!“

„Und den Bewohnern“, kam es ohne Verzögerung zurück.

„Die Regierung opfert Sue Ashlen.“

McWollen zögerte eine Weile mit der Antwort. „Ich schätze, die Regierung nimmt ihren Tod in Kauf. Besser, als eines Tages bei Youporn ein Video zu sehen, auf dem die Tochter des Verteidigungsministers einem afrikanischem Warlord einen bläst.“

Wut wallte in Tauber hoch, aber er wusste, der Sergeant konnte nichts für den Zynismus seiner Auftraggeber.

Tom durfte die Schweinerei auf keinen Fall solchen Idioten überlassen. Weigerte er sich, so schätzte er die Situation ein, würde Sue Ashlen im Napalm brennen. Er beschloss, ihr Misstrauen zu besänftigen. Sollten sie ruhig weiter an Tauber den Söldner glauben. „500 000 Dollar. Ich mache es! Ein Konto meiner Wahl.“

McWollen nickte und wies in die Richtung, in der sein Auto wartete. Hinter einem Gebüsch stand grinsend ein Kerl in Tarnfleck und einem Scharfschützengewehr auf. Gut zu wissen, dachte Tom. Der Sergeant hatte also nicht geblufft.

Gleichzeitig überkam ihn das Gefühl, sich ziemlich in die Scheiße geritten zu haben.






Kommentare

  1. Ein Gespräch unter Männern die sich kennen und Klartext gewohnt sind.
    Tauber dürfte REcht haben, wenn er denkt, sich in eine Grübe Fäkalien begeben zu haben. Weigern häütte man ihm nicht zugrtraut. Zum einen geht es um Sue, zum Anderen auch um das Leben seines ehemaligen Schützengraben-Gefährten, sowie das, einiger anderer guter Männer, die das auch nicht wirklich zum Spass machen - auch wenn sie es sich als Beruf ausgesucht haben mögen.
    Ein bischen was ist es wohl doch auch eine Frage der Ehre (blabla), einer guten Bekannten zur Hilfe zu eilen. Schliesslich hegt er keinen Groll. Es hat halt nur nicht gepasst ^^
    Also schlägt er ein und macht sich auf den Weg. Zum Lächeln (weil es einem irgendwie normal vorkommt) bringt einen dabei die Tatsache, dass vom Kopfgeld in Höhe von 2 Millionen, grade mal ein Viertel übrig bleibt. Ist wie Steuer, nur mit anderem Namen.

    Es geht also zum finalen Geschehen über.
    Ab jetzt, könnte man sagen, wird es spannend.
    Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
    Es tut ja gut, dass die lange Pause überwunden ist :-)

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