Kampf der Giganten

Tief in der Dunklen Stadt, unbemerkt von den Bewohnern und den Menschen in der Traumstadt, kämpfen unsere Freunde um ihr Leben. Der Ausgang der Duelle ist ungewiss, und noch hat der mächtigste Kämpfer auf der Seite des Bösen gar nicht eingegriffen.

Es geht weiter in "Eisen und Magie: Die Gefährten.". Wir nähern uns dem Ende der Geschichte. Können Renetat und Hark die Pläne des Magiers stoppen, das Blutbad verhindern und die Traumstadt vor der Vernichtung bewahren? Und wie hoch wird der Blutzoll sein dafür?

Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel von "Eisen und Magie: Die Gefährten"!

Das vorherige Kapitel findet ihr hier.




Ihrsein beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Sie nutzte die Ablenkung, die das überraschende Auftauchen des hünenhaften Kämpfers verursachte, und sprang blitzschnell nach vorne, um den Korb mit ihrem Kind zu erreichen. Ihre Verzweiflung verlieh ihr ungeahnte Schnelligkeit, scheiterte allerdings an der unmenschlichen Geistesgegenwart des Rattenkönigs.

Noch im Sprung packte er sie am Hals, hob sie von den Füßen, um seine Gegnerin anschließend an eine Wand der Ritualkammer zu drücken. Mit einem raschen Schlag seiner mächtigen Faust paralysierte er ihre Schwerthand, so dass die Schwertkämpferin keinen Hieb austeilen konnte. Dann griff er das Handgelenk ihrer Linken, presste es so hart zusammen, dass es nach einem kurzen Ruck zerbrach.

Ihrsein stiegen die Tränen in die Augen. Auslöser war nicht nur der Schmerz, auch das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, in der sie sich plötzlich befand, ließ die hilflose Mutter erstarren. Gegen die übermächtigen Reflexe und Körperkraft dieses Riesen kam die nicht an. In diesem Moment begann der Säugling im Korb sich zu regen, die Kälte erschreckte ihn, so dass er nach ihr rief. Sein kleiner Schrei weckte neuen Lebensmut. Einen Versuch wollte die Verzweifelte noch wagen.

Als Ihrsein sich mit den Füßen von der Wand abstieß, bemerkte sie aus den Augenwinkeln zwei weitere Bewegungen.

***

Hark beschloss, Anghis zu provozieren. Schwer einzuschätzen, wer von ihnen der überlegene Kämpfer war. Für seinen Gegner sprachen größere Erfahrung und Kraft. Seine eigenen Trümpfe bestanden in besseren Reflexen und einer wilden Wut, seinen Peiniger aus alten Tagen zu vernichten.

Wollte er das Duell gewinnen, musste er jeden Vorteil nutzen. Fehler würde ihm sein alter Widersacher nicht verzeihen.

Der Hüne hinkte einen Schritt in den Ritualraum hinein, dann senkte er sein Schwert. Speichel sprühte, als er Anghis anbrüllte. "Sind Dir die kleinen Jungs zu groß geworden. Vergreifst Du dich nun an Säuglingen. Du bist alt . Alt und zahnlos!"

Mit hochrotem Kopf sprang sein Gegner auf ihn zu, seine Schwertklinge quer über die linke Schulter, der Hieb sollte seine Deckung beiseite schlagen. Er besaß dann noch genug Schwung, um Hark in der Mitte zweizuteilen.

***

Renetat wählte den direkten Weg. Am Fuß der kleinen Treppe, die in den Ritualraum führte, tobten sich bereits die beiden Erzfeinde aus. Es war kein großer Spaß, zwischen die Schwerthiebe der zwei Hünen zu geraten. Stattdessen beschloss er über das Geländer der Brüstung, von der sie die Ereignisse beobachteten, ohne Umweg ins Zentrum der Geschehnisse zu springen.

Dort wartete die magische Kugel in einem Lichterdom auf ihn. Was auch immer da unten geschah, fand seinen Ursprung in den Dingen, die ihr Besitzer angestoßen hatte. Zerstörte er diese Quelle, vernichtete er die Zauberei, der die dunkle Stadt ihre Existenz verdankte und all die dämonischen Kräfte, die damit verbunden waren.

Als er absprang, erkannte er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Sein Sprung brachte ihn direkt zwischen die Linien des Pentagramms, in dem das aus der Dämonenwelt beschworene Ungeheuer seine Opfer erwartete.

***

Anghis schlug zu, wie ein Blitz zischte die Schwertklinge auf ihr Opfer zu. Doch Hark erahnte genau diese Attacke. Mit einem gewaltigen Satz setzte er zurück, wieder hinter den Türrahmen, unter dem er beim Angriff seines Erzfeindes gestanden hatte.

Die Klinge verfehlte ihn. Doch Anghis Waffe besaß andere Maaße, als die eines gewöhnlichen ;Menschen. Sein Biänder war deutlich länger.

Ein gewöhnliches Schwert hätte den Rand der Tür verfehlt.

Anghis Zweihänder, nicht viel kleiner als ein Mann, traf den Rahmen des Durchgangs. Er hieb eine große Kerbe in den Stein, so dass die doppelseitige Schneide einen Moment lang in der Mauer stecken blieb. Der Aufprall ließ die Stahlklinge mit einem leisen Stöhnen vibrieren.

Für einen Augenblick kämpfte sein Besitzer darum, die Waffe nicht loslassen zu müssen. Treffer und Klagen der Schwertklinge erschwerten seinen festen Griff. Hark nutzte die Gelegenheit, sprang nach vorne und stieß die Spitze seines eigenen Bihänder gegen die Schwerthand seines Gegners.

Geschmiedet um mit gewaltigen Schlägen Knochen und Stahl zu durchschlagen, besaß der Zweihänder doch eine scharfe Schneide. Sie zerschnitt Lederhandschuhe, Finger, bis auf Sehnen und Fingerknochen.

Der Vorstoß brachte den Erfolg, den der Hüne sich erhoffte. Ein dumpfes Stöhnen, die Waffe glitt aus blutigen Händen, schepperte auf den Steinboden. Hark nutzte die Gelegenheit, setzte nach, startete einen zweiten Angriff.

***

Renetat blickte auf seinem Weg nach unten direkt in die hungrigen Augen des Monsters, das zwischen den Linien der Pentagramme auf seine Befreiung wartete. Der Abenteurer wedelte heftig mit Armen und Beinen, um nicht unmittelbar neben dem Ungeheuer zu landen. Dabei vernachlässigte er die Sorgfalt, die die Landung aus dieser Höhe erforderte. Er kam hart auf, der Aufprall presste die Luft aus seinen Lungen. Über sich sah er einen kleinen Wall voller Zähne, dazwischen dornenbewehrte Zungen, die gierig nach ihm griffen.

In Panik rollte er sich weiter, nur weg von diesem grässlichen Maul. Dem Flüchtenden entging, dass er die Bannlinien des inneren Fünfecks zerstörte. Sofort verfolgte ihn das hungrige Schnaufen des Dämonen. Renetat rappelte sich hoch und sprang über den äußeren Bannkreis. Hinter dem Abenteurer krachte eine Faust gegen den Steinboden, so dass das schwarze Gestein zersplitterte.

Bevor er sich seinem eigentlichen Ziel widmete, vergewisserte er sich mit einem raschen Seitenblick, dass Hark die Sache im Griff hatte. Zeit, sich seinem eigenen Gegner zu widmen. Der hässliche Kerl in seinem Rücken, musste noch eine Weile warten.

***

Ihrsein versuchte, sich aus der Faust des Rattenkönigs zu befreien. Ihr Folterer brauchte nicht viel Mühe, sie an die Wand zu pressen. Gnadenlos drückte er ihr die Kehle zu, seine Finger erhöhten mit jedem Atemzug den Druck auf ihren Hals. Unbarmherzige Augen verfolgten ihre Qual, doch mehr als ihre Angst vor dem Tod, beschäftigte die Hilflose die Sorge um ihr Kind. Der Säugling rief nach ihr, manchmal konnte sie seine winzigen Finger sehen, die sich aus seinem Korb streckten.

In dem einen Moment trat Ihrsein nach ihrem Peiniger, erreichte ihn jedoch nie. Die Reichweite ihrer Beine reichte nicht aus, den Rumpf ihres Gegners zu erreichen. Dann wieder stieß sie sich mit Hilfe ihrer Füße von der Steinwand ab, in der Hoffnung den Rattenkönig damit zu Fall zu bringen. Aber ihr Mörder presste nur weiter ihren Kehlkopf zu, beobachtete ihren Todeskampf mit sichtlichem Interesse. Bevor sie das Bewusstsein verlor, hörte sie das Schreien ihrer Tochter und beschloss, mit diesem Geräusch im Ohr zu sterben.

***

Anghis bückte sich, um nach seinem Schwert zu greifen, doch Hark stellte sich mit einem Fuß darauf. Dann stieß er seinem Gegner, da das Ziel sich genau in der richtigen Höhe befand, den Griff seines eigenen Bihänders ins Gesicht. Knochen brachen und der Getroffene spuckte einige Zähne auf den Boden. Er nahm dem Treffer etwas Schwung, imdem er sich nach hinten in eine Rückwärtsrolle fallen ließ. Als er aufstand, zog er zwei große Kampfmesser aus seinen Stiefeln. Eines fiel ihm sofort aus der Hand, die zerschnittenen Finger verweigerten den Dienst. Mit dem zweiten Messer bedrohte er wütend den Hünen. Seine Kampflust war ungebrochen, blutig und angeschlagen wirkte er gefährlicher als zuvor.

***

Die Magierkugel ahnte sein Ziel. Vor Renetat materialisierte sich inmitten der Spiegel und des Lichterdoms eine schemenhafte Gestalt. Sie erinnerte an die Figur eines Mannes, doch die Gesichtszüge und die Umrisse schimmerten und ließen sich mit den Augen kaum verfolgen. Allein die Kugel in der nebelhaften Hand seines Gegners schien sich in dieser Welt zu befinden, denn ihre Form veränderte sich nicht.

Als ersten Test schleuderte er zwei Wurfmesser, aber wie befürchtet, flogen sie ohne sichtbare Wirkung durch die Nebelgestalt und prallten scheppernd an der dahinter liegenden Wand ab. So funktionierte es nicht.

Wer immer auch die Magierkugel führte, verstand sein Handwerk. Wie ein Blitz fuhr ein Lichtstrahl aus ihrem Zentrum und traf Renetats Brust. Der glaubte zuerst, dass ihn ein schwerer Holzhammer erwischt hätte. Der Schlag warf ihn zwei Schritte zurück auf den Boden. Von seinemn Lederkollar stieg Rauch auf, das Hemd darüber war verbrannt. Schweratmend versuchte er aufzustehen, doch die Beine zitterten, wollten ihm nicht gehorchen. Es gelang ihm kaum, sie zu kontrollieren, die Beinmuskeln fühlten sich an wie der bunte Früchtepudding aus dem »Kleinen Vogelkäfig«. Mühsam stemmte der Abenteurer sich hoch.

Den folgenden Angriff ahnte er mehr, als dass er ihn kommen sah. Er rollte beiseite und an die Stelle, an der er eben noch gelegen hatte, schlug der nächste Strahl ein. Zu Renetats Beunruhigung schwärzte der Einschlag den Punkt, an dem er den Steinboden traf.

Offenbar hatte ihn der erste Blitz nur gestreift. Einen weiteren Treffer würde er vermutlich nicht überleben.

***

Hark war zu siegessicher gewesen. Sein Bihänder in der gesunden Rechten gegen ein Kampfmesser in der schwächeren Linken seines Erzfeindes. Doch Anghis verfügte über die größere Reichweite, seine Arme reichten weiter als die des Hünen. Auf diese Weise kompensierte er den Nachteil der kürzeren Messerklinge.

Aber Hark kannte eine neue Fähigkeit seines alten Feindes noch nicht. Desen nuer Herr schenkte ihm offenbar die Gabe der Schmerzlosigkeit. Zwar vermochten seine zerschnittenen Finger der Rechten nicht mehr eine Klinge oder eine andere Waffe festzuhalten. Stattdessen nutzte Anghis die verletzte Hand wie einen Schild,um die Angriffe seines Kontrahenten abzufangen. Zweimal sclug der Hüne bei solch einer Abwehr seinen Bihänder tief in den waffenlosen Arm seines Gegners. Trotz des dicken Lederarmbands schlug die Schneide durch bis auf die Haut, so dass Blut herausschoss. Beim zweiten Mal war er sich sicher, dass der Stahl bis auf den Knochen durchgedrungen war. Er kannte das Gefühl, wenn die Schwertklinge vor dem Herausziehen kurz hängenblieb, weil Knochensubstanz den Stahl widerstrebender freigab als Fleisch.

Jedes Mal gelang es ihm nur knapp, dem direkt danach ansetzenden Messerangriff mit der gesunden Hand auszuweichen. Der Kerl schien keine Schmerzen zu spüren. Die Wunden hätten einen anderen Mann ohnmächtig werden lassen.

***

Ihrseins Welt bestand aus einem dunklen Tunnel, der sich immer enger zusammenzog. Das Blut brauste so heftig in ihren Ohren, dass sie sich nicht sicher war, ob sie die Rufe ihrer Tochter wirklich hörte oder sie es sich lediglich einbildete. Aber etwas gelang mit Leichtigkeit die schwarzen Wände um sie herum, zu durchdringen. Die stechenden Augen des Rattenkönigs, die mit perverser Neugier beobachteten, wie er ihre Kehle mehr und mehr zudrückte.

Sie hatte längst aufgegeben, nach ihrem Mörder zu treten. Ihre Beine hingen zwei Fuß über dem Boden, ihre Arme waren gebrochen, paralysiert. Sie wusste, hinter ihrem Gegner kämpften die beiden Abenteurer, die sie in die dunkle Stadt gelockt hatte, gegen den Magier und Anghis. Ihr Bezwinger und Vater des kleinen Säuglings, der ganz in der Nähe in seinem Korb auf seinen Opfertod wartete, kümmerte sich nicht über die Kämpfe ins einem Rücken.

Das Ergebnis schien für ihn festzustehen. Er besaß nur Augen für Ihrseins Todeskampf.

***

Der Magier oder besser die Kugel startete ihre nächsten Angriff. Zwar kannte Renetat nur wenig von den Gesetzen der Zauberei. Doch im Zweikampf Mann gegen Mann konnte er auf eine lange Reihe von Duellen zurückschauen. Einen bestimmten Fehler fand man bei nicht wenigen Gegnern..

Manche Kämpfer neigen dazu einen Angriffszug oder -schlag mit einer kleinen, bisweilen sogar winzigen Geste anzukündigen. Verbreitet war beispielsweise das verräterisches Senken einer Schulter vor dem Angriff.. Die kaum erkennbare Bewegung verriet dem geübten Auge im entscheidenden Moment, was der Angreifer vorhatte.

Gelegentlich war es ein leises Schnauben, ein unmerkliches Zittern in den Mundwinkeln, ein unbewusstes Beben der Nasenflügel. Die beiden ersten Attacken reichten aus, die spezielle Ankündigung dieses Kontrahenten zu erkennen. Vermutlich hatte niemand den Magier auf seine Schwäche aufmerksam gemacht. Er knickte leicht das Handgelenk ein, wie um besser zielen zu können, bevor er den mörderischen Blitz abschoss.

Daher schlugen die nächsten knisternden Funken hinter ihm ein. Ein knochenerschütterndes Brüllen in seinem Rücken verriet, wo sie eingeschlagen waren. Das in dem bannenden Pentagramm eingeschlossene Monster besaß offenbar doch eine Schwachstelle.

Ein neues verräterisches Zucken des Handgelenks, ein rascher Sprung, diesmal traf der Magier die Wand, so dass Steinsplitter durch die Ritualkammer schossen. Irgendwann, so dachte der Abenteurer, würde ihn trotz seiner Geschicklichkeit solch ein Blitz treffen. Er bezweifelte, dass er danach noch einmal aufstand.

***

Die zwei Hünen belauerten sich. Stießen vor, finteten, parierten und griffen erneut an. Die Augen beider Kämpfer funkelten vor Wut und alter Feindschaft. Hark schaffte es, sich seine Vorteile Stück für Stück zurückzuerobern. Anghis war es bisher nicht gelungen, einen Treffer zu setzen. Doch er blieb nach wie vor ein gefährlicher Gegner.

Zu Harks Bedauern spürte sein Kontrahent keine oder kaum Schmerzen. Mehr als einmal griff der Vertraute des Rattenkönigs mit einer wilden Attacke bar jeder Raffinesse an, ohne sich dabei nicht um die Wunden, die sein alter Feind ihm schlug, zu kümmern. Jedes Mal versuchte, er sein Messer tief in den Unterleib seines Gegners zu versenken. Nur seine schnellen Reflexe und Schnelligkeit verhinderten, dass Renetats Kampfgefährte getroffen wurde.

Zweimal bemerkte Hark erst im letzten Moment, dass er bei seinem Ausweichmanöver zu nah an die Linien des Pentagramms geriet, hinter denen der beschworene Dämon wartete. Einmal kam sogar innerhalb der Bannzeichen zu Fall. Nur ein schneller Sprung brachte ihn in Sicherheit. Anghis stieß sofort nach, doch die unmittelbare Nähe des unheimlichen Wesens irritierte auch ihn, so dass er seinen Angriff nicht mit der nötigen Entschlossenheit durchführte.

Hark stand rechtzeitig auf, um den tödlichen Stich abzuwehren. Aber er wusste, irgendwann würde ihn das Glück verlassen. Jeder Treffer bedeutete für ihn das Ende, während sein Kontrahent offenbar keinen Schmerz empfand.

Gut möglich, dass Anghis ein Zauber beschützte. Doch er blutete und das hielt Hark für ein gutes Zeichen. Und so setzte er Stich auf Stich, Hieb auf Hieb. Zu irgendeinem Zeitpunkt musste seinem Erzfeind der rote Lebenssaft ausgehen.

***

Ihrsein schwanden die Sinne, noch einmal blickte sie in das Gesicht ihrer Tochter. Doch es kam ihr vor, als ob sie es bereits aus der Welt jenseits der Todespforte sah. Sie gab auf, dankbar, dass der letzte Anblick vor dem Tod nicht die gierigen Augen des Rattenkönigs waren, der in einem perversen Spiel seinen Würgegriff lockerte und wieder verstärkte.

Zu ihrer Überraschung bemerkte sie einen Unbekannten auf dem Balkon über der Ritualkammer. Ein eher schmächtiger Mann in der Lederrüstung einer Stadtwache. Ihrsein wunderte sich in einem der wenigen wachen Augenblicke, was ein Soldat hier unten verloren hatte.

Dann zückte der Fremde ein Schwert und wagte den Sprung hinab. Er verschwand aus ihrem Blickfeld, aber plötzlich ließ sie der Rattenkönig mit einem wilden Fluch zu Boden fallen.

Für einen kurzen Moment verlor sie das Bewusstsein, doch der Gedanke an ihr Kind weckte sie sofort. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich an der Wand hochzudrücken. Die erste Sorge galt ihrer Tochter, die weinend in dem Korb auf sie wartete. Dort wollte sie hin, trotz ihrer Schmerzen. Und wenn sie dafür kriechen müsste.

Den Weg dahin versperrte jedoch ein brüllender Rattenkönig. Ihr Peiniger schien vom Wahnsinn befallen, immer wieder drehte er sich ruckartig um, wie um etwas von seinem Rücken zu schleudern. Gleichzeitig griffen seine Pranken zwischen seine Schultern, aber was dort auch steckte, es befand sich außerhalb seiner Reichweite.

Bald erkannte sie, was geschehen war. Der Unbekannte war vom Balkon direkt auf den Rattenkönigs gesprungen. Im Sprung versenkte er sein Schwert tief im Nacken ihres Peinigers und hing jetzt wie ein kleiner Buckel an seinem Rückgrat. Seinem verkrampften Gesicht und dem wütenden Blick nach, würde er den Schwertgriff bis zu seinem Tod nicht mehr loslassen.

***

Renetat versuchte das Kunststück, in wilden Sprüngen den Blitzen der Magierkugel auszuweichen und gleichzeitig mit einer seiner Wurfscheiben die Kugel selbst zu treffen. Anfangs rechnete er sich gute Chancen aus. Der Magier bewegte sich in dem relativ kleinen Kreis, den die Spiegel bildeten. Da musste doch was zu machen sein. Er setzte all seine Erfahrung, all seine Geschicklichkeit ein.

Es gelang ihm nicht.

Die Scheiben verfehlten ihr Ziel, bestenfalls trafen sie die Schattengestalt, die sie führte. Allerdings flogen sie erwartungsgemäß durch den Körper hindurch und prallten wirkungslos an der Mauer ab.

Ein Abpraller jedoch landete in einen der aufgestellten Spiegel, der beim Einschlag zersplitterte. Renetat schien es, als ob das Lichtzelt, unter dem sich sein Gegner bewegte, etwas dünner wurde.

Das brachte ihn auf eine Idee.



Kommentare

  1. AAAH...!!!
    Nicht aufhören...
    Das ist der Hauptkampf.. endlich.. ich habe so lange auf ihn gewartet.. und er ist rasant...
    Hark und Anghis in einem scheinbar puren Kraftgefecht und (ich bin mir sowas von sicher) Nead, der im Kreuz des Rattenkönigs hängt.
    Zum Glück ist Renetat ein geschickter und erfahrener Kämpfer.. Natürlich.. wenn alle kleineren Spiegel auf den einen gebündelt werden, dann muss die Summer vieler Kleiner im Grossen zu sehen sein - der Magier..
    Da liegt es nahe, dass, je mehr der kleinen Spiegel man zerstört, man ihn so schwächt und vieleicht auch bezwingbar macht. Ich drücke alle Daumen, dass er die Lösung gefunden hat. Natürlich drücke ich allen Dreien die Daumen.
    Ihrsein macht eine grosse und krasse Veränderung durch.
    Hätte man sie vorher als Kriegerin, Kämpferin, Amazone bezeichnet, so wird sie mehr und mehr zur Mutter, zur gefühlsgelenkten besorgten Frau. Wäre da nicht die Liebe zu ihrer Tochter, sie wäre wohl schon längst im harten, gnadenlosen Griff des Rattenkönigs gestorben.
    Auch was sie angeht, lohnt es sich absolut, auf das nächste Kapitel zu warten - das letzte Kapitel ?
    Ich befürchte es.. und doch, da ich den Kämpfern langsam ihre wohlverdiente Ruhe gönne, könnte ich fast damit leben....

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