Schaft es Tauber bis zum Flughafen? Rechtzeitig?

Mit dieser Fragen haben wir "Tom Tauber: Einzelkämpfer" letzte Woche zurückgelassen. heute findet die Spannung ihr (vorläufiges) Ende.

Welche Hindernisse sich Tom in den Weg stellen und wie er sie meistert, lest in der neusten Episode von "Tom Tauber: Einzelkämpfer".

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel!

Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.


Es handelte sich um eine der üblichen Straßensperren. Einen Teil errichtete die ortsansässige Soldateska, die auf diese Weise ihren unregelmäßigen Sold aufbesserte. Das Verhalten dieser Kerle war zumindest teilweise kalkulierbar. Im Gegensatz zu den marodierenden Straßenbanden, nicht selten besser bewaffnet und gewöhnlich skrupelloser. Wer auch immer dort lauerte, kannte nur ein Ziel. Fahrzeugführer anzuhalten und sie nach aller Regel der Kunst auszunehmen. Zu diesem Zweck setzten beide Parteien ihre vollautomatischen Waffen ein. Dazu kam die Bereitschaft, ihr Vorhaben mit brutaler Gewalt durchzusetzen.

Tom Tauber erwischte die üblere Sorte. Straßengangster. Zu ihrer Ausrüstung gehörten Kalaschnikows, einige wenige Gangs besaßen sogar moderne M16 aus US-Beständen. Gelegentlich sah man in ihren Händen Panzerfäuste, häufig alte russische RPG-9.

Ein doppelt gespannter Stacheldraht, quer über die Fahrbahn gezogen, dahinter zwei Reihe Nagelbänder. Primitive Konstruktionen, in einem Hinterhof zusammengeschweißt. Hässlich, aber dennoch effektiv. In der schmalen Lücke, die auf der Straße verblieb, erwartete ihn eine wenig vertrauenswürdige Gestalt. Bewaffnet. Seine leicht schwankende Haltung verriet, dass er unter Khat oder einer anderen Droge stand.

Benzin, korrigierte sich Tauber. Neben dem Straßengangster wartete eine Flasche mit öliger Flüssigkeit. Vermutlich schnüffelte der Posten Benzindämpfe, um high zu werden. Seine Miene zeigte, dass er an dem Gedanken alleine Wache zu schieben, wenig Freude hatte.

Das waren die schlechten Nachrichten.

Die guten News: So spät in der Nacht schlief das Gros der Straßenräuber. Eingewickelt in dünne Schlafsäcke, die Maschinenpistolen griffbereit, ihren Kopf voller Drogen, stellten die Kerle selbst in diesem Zustand eine Bedrohung dar. Im Moment verließen sich die Schlafenden auf den einzelnen Wachposten, der mürrisch seine vollautomatische Waffe in Richtung des herannahenden Defenders richtete. Tauber stoppte seinen Wagen. Zwecklos, einen Durchbruch zu versuchen.

"Documents! Papers!" Der Mann versuchte, Autorität aufzubauen. Er unterstrich seine Forderung, in dem er herantrat, dabei den Lauf seiner Kalaschnikow heftig gegen die Fahrertür stieß. Tom warf einen Blick hinüber zu den übrigen Gangstern. Ein, zwei bewegten sich unter ihren Decken, ihr Unterbewusstsein registrierte die Ankunft eines Fahrzeugs. Noch kämpften Schlafbedürfnis, die Nachwirkungen ihres Drogenrauschs, Neugier und das, was ihr primitiver Verstand für Pflichterfüllung hielt, miteinander.

Tauber beschloss, die Initiative zu ergreifen. Es gab mehrere Möglichkeiten. Mit der einen Hand ins Handschuhfach greifen, im selben Moment die Pistole zwischen seinen Beinen ziehen. Während die Augen des Wachpostens der Rechten folgten, den Posten erschießen. Ein Kopfschuss. Auf diese Entfernung kein Problem. Er schoss beidhändig gleich gut. Im Knall des Pistolenschusses Vollgas geben und durch die Lücke preschen. Beten, dass die übrigen Gangster zu lange brauchten, sie Situation zu durchschauen. Hoffen, dass die hastig hinterher geschossenen Schüsse aus den vollautomatischen Waffen seinen Defender nicht trafen. Und wenn, dann so, dass er seine Flucht fortsetzen konnte.

Er verfluchte seinen engen Zeitplan. Kaum noch möglich, rechtzeitig am Flugplatz zu sein.

Tauber suchte im Handschuhfach. Fand die Rolle mit Dollarscheinen. 50 Scheine zu 20 Dollar. Ein Vermögen in diesem Teil Afrikas.

"I have this documents! Special for you!" Er reichte das Bündel durch das Fenster. Die Gier in den Augen des Wachpostens signalisierte ihm, dass es seinen Zweck erfüllte. Hastig griff er nach dem Geld. Tom nutzte diesen Moment.

Ein leises Fingerschnalzen und die Geldscheine flogen in die Luft, verteilten sich überall an der Straßensperre. Blieben auf dem Boden liegen oder flatterten im sanften Nachtwind weiter.

Der Posten ging in die Knie, versuchte, gleichzeitig dem Flug fliegender Dollarnoten zu folgen und den Wagen im Auge zu behalten. Der entscheidende Augenblick! Mit quietschenden Reifen fuhr Tauber los, der schwere Motor des Geländewagens röhrte. Hupend suchte er die Lücke in den Reihen der Nagelsperren. Der Lärm weckte die übrigen Straßengangster, schlaftrunken wickelten sie sich aus ihren Decken. Die Überraschten brauchten einen Moment, um die Situation zu begreifen. Da war der flüchtende Defender, der augenscheinlich gerade die Sperre durchbrach. Doch ihre müden Augen sahen auch die Geldscheine. Herrenlos, nur ein Komplize, der sich danach bückte und das Geld alleine einsteckte. Gier siegte über die dünne Schicht Pflichtbewusstsein.

Die Gangster entschieden sich für den unerwarteten Reichtum. Ihre Waffen blieben liegen, fluchend beteiligten sie sich an der Jagd nach den herumfliegenden Dollars. Niemand warf noch einen Blick auf den davonrasenden Geländewagen, der mit rasender Geschwindigkeit die Nagelreihen umkurvte und dann mit ausgeschaltetem Licht in der Dunkelheit verschwand.

Tauber lächelte leise. 1000 Dollar für 250. Soviel wollte der zwielichtige Hinterhofbankier in Aba im östlichen Nigerdelta für das Falschgeld haben. Schlechte Qualität, mieses Papier. Der Kauf sollte nur Vertrauen aufbauen, eigentlich hatte Tom ursprünglich keine Verwendung dafür. Jetzt beglückwünschte er sich zu dem Geschäft.

Er gab Gas. Noch eine Sperre und er kam garantiert zu spät!

Offenbar klebte heute das Pech an seinen Stiefeln. Ein paar Meilen weiter, die Lichter des Flughafens spiegelten sich bereits am Himmel, wartete das nächste Hindernis. Für eine anständige Straßensperre besaßen die Straßenräuber weder das Geld noch das nötige Know-how. Ihnen reichte eine Batterie vermutlich mit Benzin gefüllter Flaschen, die demonstrativ auf einem wackligen Tisch aufgebaut war. In den Flaschenhälsen steckten Stoffbündel. Zwei der Straßenräuber hielten irgendwelche Gewehre in die Luft. Wenn Tauber sich nicht täuschte, fehlte bei einem sogar das Magazin. Ein Dritter wog eine der Molotow-Cocktails in der Hand und ließ sie von der einen zur anderen fliegen. Der Geruch von Benzol und heißem Asphalt verriet, dass den Idioten beim Umschütten einiges danebengegangen war.

Tom ging vom Gas runter, gab vor den unausgesprochenen Befehlen gehorchen zu wollen. Im Abbremsen griff er die Pistole aus ihrem Versteck. Dann hielt er fünf Meter von dem Kerl mit dem Brand-Cocktail an, wechselte die Schusswaffe in die Linke und schoss ihm in die Brust. Legte mit der Rechten den Rückwärtsgang ein. Drei, vier schnelle Schüsse auf die Reihe der Flaschen, den Gang einrasten und Kupplung kommen lassen.

Der Defender raste rückwärts, weg von der Explosion, als das Benzin detonierte. Es gab einen heißen, stinkenden Feuerpilz, der kurz die beiden Banditen erfasste und sie brennend auf den Straßenteer schleuderte.

Tauber beschleunigte extrem und schoss mit dem Wagen vorwärts durch die Lücke. Es rumpelte unter den Achsen. Im ersten Moment fürchtete er, er habe eine Nagelreihe oder ein Hindernis übersehen. Doch ein Blick im Rückspiegel verriet, dass er den Typen mit der Flasche überfahren hatte. Dennoch schickte er ein knappes Gebet zu Judas, Heiligen der Verräter, dass der Geländewagen nicht beschädigt wurde. Und wenn, nur so leicht, dass er endlich den Flughafen erreichte.

Die Uhr zeigte Tom gnadenlos, dass er spät dran war. Zu spät. Er gab Vollgas. Es wurde eine Höllenfahrt. Zwischen ihm und seinem Ziel lagen ein halbes Dutzend Meilen mit Schlaglöchern übersäter Straßen. Er riskierte einen Achsenbruch, aber der Defender hielt einiges aus.

Bald tauchten die Lichter des Airports auf. Tauber folgte dem starken Maschendrahtzaun, der ihn zu dem einem Tor führte, dessen Wachen er bestochen hatte. Von da war es nicht mehr weit. Sein Pilot wartete vermutlich startklar, die Motoren liefen sicher schon. Als er langsam, um keine falsche Reaktion zu provozieren auf das Flughafentor zufuhr, warf er einen schnellen Blick auf seine Uhr am Arm. Das Ding zeigte die gleiche Uhrzeit wie vor einer Viertelstunde. Irgendwann auf der Rückfahrt hatte es seinen Geist aufgegeben. Hoffentlich kam er nicht zu spät. Er schwor sich, in der Zukunft nicht noch einmal an der Armbanduhr zu sparen.

Als die Posten aus ihrem Wachhaus traten, sah er fremde Gesichter. Verdammt, seine Leute waren bereits abgelöst worden. Leicht verdientes Geld für die Mistkerle. Null Chance, auf das Gelände des Flughafens zu kommen.







Kommentare

  1. War es nicht fast zu erwarten..
    Seit des Überraschungsbesuchs des chinesischen Auftraggebers, geht es schief..
    Während der erste Wachposten noch relativ einfach zu passieren ist - mit Hilfe guten Falschgeldes - geht es beim nächsten schon (im wahrsten Sinne des Wortes) heiss zu.
    Günstig, dass die schrecht ausgebildeten Soldaten noch mit dem Brennstoff kleckern und so mehr oder weniger "mitten drin" stehen.
    Es bedarf etwas rauherer Massnahmen, um dort zu passieren.
    Dass Tauber ein neues Kaliber in der Familie der Helden ist, merkt man daran, dass die erste Sorge nach dem heftigen Rumpeln, dem Auto gilt, nicht dem überrollten Soldaten.
    Andererseits hat er Termine.
    Und die sind zumindest teilweise schon in die Hose gegangen.
    Die bestochenen Soldaten sind längst abgelöst.
    Tauber kann vermutlich nicht ähnlich rücksichtslos durchbrechen.
    Am Airport herrscht eine grössere Dichte an Soldaten.
    Nach Bestechung und Rücksichtslosigkeit kann man also nun gespannt sein, was er aus der Trickkiste zieht, um auf das Rollfesld zu kommen.
    Hoffentlich hat sich die Explosion auf dem Fluss noch nicht so weit rumgesprochen..

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