Tom Tauber auf der Flucht!

Willkommen zur neuen Episode von "Tom Tauber: Einzelkämpfer". Heute steht Tauber alleine im Mittelpunkt. Wir verlassen die gefangene Dr. Sue Ashlen und begleiten ihn ins Innere der "Allways Free".

Wird es ihm gelingen, den Frachter zu versenken? Und kann er den bewaffneten Posten entkommen? Nach diesem Kapitel wisst Ihr mehr!

Viel Spaß mit "Tom Tauber: Einzelkämpfer"!

Das letzte Kapitel verpasst. Ihr findet es hier.



Wirklich wartete im Inneren des Lagerraums eine weitere Wache. Tom Tauber hörte durch das offene Schott die leisen Schritte und Flüche, in denen sich der Posten über seinen Kapitän beschwerte. Vermutlich schlief der Wachposten in diesem Moment, wenn nicht der überraschende Besuch Chi Mus ihn aus seinem Schlummer gerissen hätte. Jetzt strömte noch das Adrenalin der unangekündigten Inspektion in seinen Adern und verhinderte, dass er einschlief. Die Geräusche verrieten allerdings, dass lediglich eine Person das Elfenbein bewachte und unruhig durch das Lager ging. Das war keine gute Nachricht. Denn wahrscheinlich lauschte er nun aufmerksamer als sonst. Nach der Erfahrung in dieser Nacht musste der Kerl jederzeit mit einer erneuten Störung rechnen.

Tauber lief jedoch die Zeit davon. Der Weg zum Flughafen führte ihn durch dunkle Nebenstraßen. Nur so gelang es, den lästigen Patrouillen oder Straßensperren auszuweichen. Die Hauptstraßen brachten ihn zwar theoretisch sicher als Ziel, doch praktisch schlich er von einer Kontrolle zur nächsten. Jede hielt seine Flucht auf und gefährdete das ganze Unternehmen. Zumal niemand, auch der beste Kenner des Kontinents die Reaktionen der Soldateska an den Kontrollstellen nicht voraussehen konnte.

Sollte er erst nach der Ablösung der Wache am Airport eintreffen, befand sich der bestochene Posten bereits auf dem Heimweg. Unwahrscheinlich, dass bis dahin Alarm ausgelöst war, so weit reichte Chi Muhs Beziehungen nicht. Aber der Chinese wusste, der Sportflughafen war der schnellste Weg für einen Saboteur, um rasch außer Landes zu kommen. Möglich, dass er ihn dort erwartete.

So nah an seinem Ziel durfte er kein Risiko mehr eingehen. Er erinnerte sich an das einzige Mittel, dass neben Gewalt in diesem Teil Afrikas Wirkung zeigte. Geld!

Wenig später rollte eine golden schimmernde Münze durch den Schott, prallte klirrend gegen eine Holzkiste, wo sie mit einem feinen Singen liegenblieb. Das Echo hallte in alle Ecken des Lagerraums wieder und erreichte wie geplant auch die Aufmerksamkeit des Wachpostens. Diesem Geräusch konnte hier niemand widerstehen.

Der einsame Posten erkannte die Quelle und eilte sofort herbei, seine Sinne auf den unerwarteten Fund gerichtet. Kein Problem, ihn lautlos niederzuschlagen. Tauber hielt ihn fest und ließ den Bewusstlosen sanft zu Boden gleiten. Den armen Kerl würde ein großer Teil des Zorns seines Arbeitgebers treffen. Dann nahm er ihm Kalaschnikow ab, entlud die Waffe und versteckte das Magazin zwischen den Kisten.

Tom kannte die Baupläne des Schiffs, deshalb war der Ort für die nächste Zündladung schnell gefunden. Gut hinter einer Stahlstrebe verborgen, sollte sie bei einer flüchtigen Inspektion übersehen werden. Gelegenheit für ein Fazit: Alle Sprengsätze gelegt. Höchste Zeit, den Frachter zu verlassen.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichte er das Deck. Nach dem überraschenden Besuch ihres chinesischen Auftragsgebers legte sich augenscheinlich die Aufregung an Bord. Nach Taubers Informationen plante der Kapitän, unmittelbar nach Sonnenaufgang abzulegen und seine illegale Ladung nach Hongkong bringen. Jetzt wollte jeder auf diesem Kahn noch eine Mütze Schlaf nehmen, bevor es losging.

Das Fallreep, der kürzeste und schnellste Weg von diesem Schiff fiel aus. Zwei Posten, einer an der Reling, der zweite am Kai, bewachten den Zugang. Tom sah keine Möglichkeit, beide Männer risikolos gleichzeitig auszuschalten. Sein Plan hatte bisher funktioniert, es war ihm gelungen, die Sprengladungen zu platzieren. Kein Grund, nach diesem Erfolg, ein neues Risiko einzugehen.

Ungesehen schlich Tauber zur Ankerkette, an die Stelle, an der er an Bord gelangte. Lautlos kletterte er auf dieselbe Weise zurück in die dunklen Tiefen des Flusses. Unmittelbar, bevor das schwarze Wasser und die Geräusche des Stroms den Rückkehrer willkommen hießen, schrillten die Alarmglocken des Frachters über seinem Kopf.

Tom fluchte leise. Eigentlich sollte er jetzt bereits bei seinem Fluchtfahrzeug, einem gemieteten Defender zu sein. Der Wagen stand versteckt etwa hundert Meter weiter flussaufwärts. Der Scooter lag unerreichbar am Grund des Niger, er musste die Stelle schwimmend erreichen.

An Bord des Frachters flammten die ersten Scheinwerfer auf. Lange würde es nicht mehr dauern, bis die Kerle die Oberfläche des Flusses absuchten. Hoffentlich hatten sie die Sprengladung im Frachtraum nicht entdeckt. Er beschloss, nicht zu warten.

Tom suchte nach der Fernzündung an seinem Gürtel. Die Kälte des Wassers ließ seine Finger absterben, allein mit viel Glück fand er den Auslöser, ohne das Gerät zu verlieren. Ein kurzes Stoßgebet an den Heiligen der Verräter und Polizisten, dann drückte er den Knopf.

Das Flusswasser leitete die Schallwellen der Explosion Unterwasser weiter. Zur Zerstörung des Flutventils an der Außenwand brauchte es nur eine vergleichsweise kleine Ladung, so dass keine Gefahr für Schwimmer bestand. Tauber hoffte, dass der Lärm die Bullenhaie verjagte. Er kannte aber auch Erzählungen, dass der Schall die Raubfische anlockte.

Die ersten harten Strahlen der Scheinwerfer erforschten den Fluss. Unruhig zuckten sie hin und her, fanden hier einen treibenden Ast oder dort ein Stück Müll, das ins Meer trieb. Dann verhielten sie kurz, um danach die Suche wieder aufzunehmen. Früher oder später würde einer der Lichtspeere Tom aufspießen wie auf einen Fisch.

Er tauchte unter, hielt die Augen offen und versuchte, den Weg der Suchscheinwerfer vorherzusehen. Einmal streifte ihn der Lichtschein, doch es gelang ihm, rechtzeitig abzutauchen.

Je näher er dem Ufer kam, desto sicherer fühlte er sich. Die Gegner suchten ihn noch in der Flussmitte. Schließlich erreichte er ohne weitere Probleme die Stelle, an der er seinen Defender versteckte. Hinter Tauber klangen Schüsse über das Wasser, die Wachen an Bord des Frachters nahmen in ihrem Frust jeden Gegenstand ins Visier, den die Scheinwerfer fanden.

Er fingerte nach seinem Autoschlüssel, öffnete die Fahrzeugtür, griff nach seinen Kleidersack und wechselte die Kleidung. Die Nachtluft jagte Kälteschauer über seinen Rücken, Tom freute sich bereits auf die Wärme der Heizung im Geländewagen.

Der Lärm der Schüsse ließ nach. Trotz der Entfernung hörte er die Schritte der Posten, die das Fallreep hinab rannten. Jetzt würden die Kerle das Ufer absuchen, höchste Zeit, abzuhauen. Der Termin mit dem bestochenen Torwächter am Flughafen drängte, jede Verzögerung gefährdete seine Flucht.

Zunächst lief alles problemlos. Ohne die Scheinwerfer seines Fahrzeugs einzuschalten, fuhr er los. Kein Grund, die Wachen auf sich aufmerksam zu machen. Zu diesem Zweck hatte Tauber sogar die Bremsleuchten zerschlagen.

Er riskierte einen Blick zurück, der Frachter lag bereits tiefer im Wasser. Es knallte, als die Seiltrossen, die das Schiff am Kai hielten, brachen. Langsam legte sich der Kahn auf die Seite, polternd verrutschte die Ladung. Elfenbein für 60 Millionen Dollar, gewildert in ganz Afrika und für den chinesischen Markt bestimmt, beschleunigte den Tod der "Allways Free". Es zerbrach wasserdichte Schotte und öffnete Tonnen von Flusswasser den Weg ins Innere. Der alte Kasten war nicht zu retten.

Ein zufriedenes Grinsen überzog Tom Taubers Gesicht. Das hatte geklappt. Nun galt es, diesen ungastlichen Ort zu verlassen, bevor Chi Mus Rache ihn erreichte.

Er kam kaum 20 Meilen weit.

***





Kommentare

  1. Argh...
    Dieser letzte Satz.. der hätte doch nun wirklich der Erste des nächsten Kapitels sein dürfen..
    Unglaublich, wie ein Satz die Stimmung und die Gedanken anzeizen kann.
    Dabei ist er nicht einmal sehr lang.
    Es ist ärgerlich, dass der biedergeschlagene Wachposten so früh gefunden wurde (ich gehe davon aus, als Grund für den Alarm).
    Dadurch gestaltet sich die Fluch Toms natürlich schon schwieriger. Nicht nur die Aufmerksamkeit für die Wasseroberflache, auch die verfrühte Detonation.
    Je später er hätte sprengen können, desto weiter wäre er bei den Fluchtvorbereitungen gewesen.
    Womöglich bereits trocken umgezogen, den Wagen günstig stehend, hätte er einen gewaltigen Zeitvosrpung gehabt. Das Schwimmen, das Abtauchen, das vorsichtig dem Ufer nähern und Umziehen dürfte ihm einige Minuten Zeit geraubt haben.

    Immerhin, er lebt noch, hat das Ufer unverletzt erreicht und sitzt im Wagen, ein gutes Stücl vom Schiff entfernt.. 20 Meilen..
    Und was nun kommt, bleibt wieder ein Geheimnis, bis nächste Woche.
    Also wieder zurücklehnen und so tun, als könne man warten..
    Ich bin gespannt, wie es weitergeht

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

heute in "Eisen und Magie: Ewige Liebe" Ein Dieb wird zum Mörder