Tom Tauber und Afrika ...

.... stehen im Mittelpunkt des heutigen Blogs. Es geht weiter mit "Tom Tauber: Einzelkämpfer".

Dr. Sue Ashlens Schicksal ist weiter ungewiss. Als Gefangene des Warlords wird sie verschleppt und über die Grenze gebracht. Aber ihr Schicksal ist nicht unbeobachtet geblieben!

Tom Tauber hat es endlich auf die "Always Free" geschafft. Doch da warten neue Schwierigkeiten auf ihn. Und der treue Leser erfährt (endlich), was er auf dem Schiff sucht.

Viel Spaß mit dem nächsten kostenlosen Kapitel aus "Tom Tauber: Einzelkämpfer"!

Das letze Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.



Tauber schaute vorsichtig aus der Deckung heraus. Das marode Rettungsboot, das kieloben auf dem Schiffsdeck verfaulte, bot genug Sichtschutz. Er brauchte nur den patrouillierenden Wachposten abzupassen, um hinter ihm unter Deck zu schlüpfen. Den Weg in den mittleren Laderaum, der die kostbare Fracht beherbergte, hatte er sich gut eingeprägt. Nach seinen Erfahrungen schlief der unterbezahlte Kerl, der die unangenehmste Zeit vor der Morgendämmerung erwischte, vermutlich bereits. Ein Schlag gegen die Schläfe sollte das Problem erledigen.

Plötzlich schaltete sich die komplette Schiffsbeleuchtung ein. Von einer Sekunde auf die andere brannten Scheinwerfer unbarmherzig Löcher in die Dunkelheit. Sie ertappten Tauber in dem Moment, als er aufbrechen wollte. Lärm, Rufe, schnelle Schritte, das ganze Schiff erwachte.

Im letzten Augenblick schaffte er es, zwischen einzelnen Kisten, die auf Deck gestapelt waren, zu kriechen. Hier gab es kaum Deckung, keine Rückzugsmöglichkeit. Fluchend zog er eine Pistole. Die einzige Chance bestand darin, seine Gegner mit einem Kugelhagel zu überraschen und dann hinab in den schwarzen Fluss zu den Bullenhaien zu springen.

Die Matrosen liefen an ihm vorbei, bezogen die vorgeschriebenen Positionen. In ihren Händen trugen die Kerle alte russische Maschinengewehre oder Macheten. Wie in einer Parodie erstarrten sie, pressten ihre Waffen gegen die Brust und hielten die Augen stur geradeaus.

Tauber verwunderte das seltsame Manöver. So startete man keine Durchsuchung eines Frachtschiffes. Das Rätsel löste sich, als er Autogeräusche hörte. Ein Korso schwerer SUV fuhr vor und stoppte neben dem Schiff. Jetzt quetschte eilig ein Mann in zerlumpter Uniform seinen unförmigen Körper aus einer Kajüte. Hastig zog der Kerl, vermutlich ein Schiffsoffizier, eine Mütze auf und eilte, ohne einen Blick für die Kisten, zum Gangway.

Bald erschien er wieder, im Gefolge einer kleinen Gruppe Chinesen, die den klapprigen Kahn verächtlich musterten. Unterwürfig öffnete der Kapitän eine Tür und führte die Besucher nach unten in den Lagerraum.

Tom fluchte lautlos. Wieso checkte Chi Mu vor dem Auslaufen der "Always Free" noch einmal die wertvolle Ladung. Das kostete Zeit. Zeit, die ihm auf dem Rückweg zum Flughafen fehlte. Der Posten, der die Zufahrt an einem Nebentor des Airports bewachte, wurde am frühen Morgen abgelöst. Seinen Nachfolger hatte Tauber nicht bestochen, da er zu Zeitpunkt der Ablösung längst im Flieger sitzen wollte. Diese Laune des Chinesen gefährdete den ganzen Zeitplan.

Ungeduldig wartete er, bis Kapitän und Besucher aus dem Laderaum auftauchten. Es dauerte eine Weile, bis die Störenfriede zurück in ihre schweren Autos einstiegen und die Matrosen und Wachen wieder in ihre Kajüten zurückkehrten.

Tauber zwang sich, weitere fünf Minuten zu warten, bis er sicher sein konnte, dass der Weg ins Unterdeck frei war. Dann verließ er die Deckung der Kisten und schlich los.

***

Major Grimes las die Nachricht mit der gleichen Routine und Gleichgültigkeit, wie die übrigen Meldungen, die beinahe stündlich eintrafen. In Westafrika tat sich nicht viel für die Satellitenaufklärung der Vereinigten Staaten von Amerika. Drohnen flogen nur selten in diesem Teil der Welt. Das Großteil der unbemannten Himmelswächter setzte die Aufklärung über den Zentren des Terrorismus ein.

In dürren Worten beschrieb der Nachrichtenoffizier die Aufnahmen, die in einem Rebellengebiet auf Kampfaktivitäten hinwiesen. Ein Hospital, das die UN schon vor Jahren aufgegeben hatte und nun von einer privaten englischen Wohltätigkeitsgesellschaft betrieben wurde, brannte ab. Die Infrarotbilder zeigten Leichen und ein zerstörtes Haus. Es gab Hinweise, dass die Lkw und Geländefahrzeuge, mit denen die Angreifer gekommen waren, das Gelände bereits vor Stunden verließen. Der Fluchtrichtung wies in eine sumpfige Gegend im Grenzland, in dem man ihr Rückzugsgebiet vermutete.

Alle Gelassenheit verschwand, als er den Namen der Ärztin, die laut den Unterlagen im Krankenhaus arbeitete, in den Computer eingab. Als das Ergebnis der Recherche auf dem Bildschirm flimmerte, galt der nächste Anruf dem Hauptquartier. Zwar keine US-Amerikanerin, aber eine Britin, Untertanin der Majestät. An der Reaktion seiner Vorgesetzten erkannte er, dass die ruhigen Zeiten für die Abteilung vorläufig vorbei waren.

***

Tauber schraubte einen Schalldämpfer auf die Pistole und holte sich den Plan des Frachtschiffs in Erinnerung zurück. Jetzt durfte er keine Zeit mehr verlieren.

Zu seinem Glück waren die Matrosen nach der Störung durch die Chinesen in ihre Kajüten und Kojen zurückgekehrt und setzten den unterbrochenen Schlaf fort. Unterdeck gab es nirgends Posten. Der Kapitän rechnete vermutlich nicht damit, dass jemand die Wachen auf Deck überlistete.

Schnell steuerte er das Ziel an, den Lagerraum. Gut möglich, dass hier noch Bewaffnete lauerten, weißes Gold in dieser Menge war an der Westküste niemals zuvor zusammengekommen. Chi Mu brauchte mindestens zwei Jahre, um so viel Elfenbein zu sammeln und sah sich gezwungen, einen ganzen Schwung Konkurrenten auszuschalten. Der Wert des Schmuggelguts lag bei einer zweistelligen Millionensumme. Sein Besitzer würde toben, falls er sie verlöre.

Tauber jedenfalls hätte Posten in den Lagerraum gestellt.

***

Sue Ashlen lag hilflos auf der Pritsche des alten Jeeps. Ben Freedom steuerte den Wagen sicher durch die Nacht. Als sie die Augen des Beifahrers sah, der sie gierig betrachtete, wusste sie, dass bald neue Probleme warteten. Die großen runden Pupillen des Mannes zeigten der Ärztin, dass der Soldat unter Khat stand. Dieses Kraut kauten die Rebellen häufig vor einem Überfall. Es ließ die Kämpfer glauben, unbesiegbar zu sein, keinen Gegner fürchten zu müssen. Manche hielten sich sogar nach stundenlangem Kauen für kugelfest. Nicht verwunderlich, dass der Kommandant den Geländewagen selbst lenkte.

Die Fahrt durch die Steppe forderte die volle Aufmerksamkeit des Fahrers. Der Vollmond gab zwar ausreichend Licht, aber Bodenwellen und die unbefestigte Sandpiste drohten den Jeep immer wieder von der Straße zu schleudern. Doch noch hatte der Anführer der Rebellen die Situation im Griff.

Plötzlich fühlte sie tastende Hände, die ihre Brust befühlten. Der Beifahrer nutzte die Gelegenheit, die Beute zu überprüfen. Das Khat zeigte seine Wirkung und ließ jede Hemmung schwinden. Das Gefühl, ein Gefecht mit Verwundeten und Toten überstanden zu haben, steigerte zusammen mit der Droge den Mut des Rebellen. Selbst in diesem Moment, in dem er direkt neben dem Boss saß, der die Gefangene ohne Zweifel für sich beanspruchte.

Finger zerrten an den Knöpfen der Bluse, die Gewaltbereitschaft stieg, als sie mehr Widerstand leistete, als erwartet. Stoff riss, dann war es so weit. Eine schwielige Hand drückte ihre Brust aus den Körbchen des Büstenhalters, zogen schmerzhaft an den Brustwarzen. Sue schloss die Augen, versuchte, sich trotz ihrer Fesseln wegzudrehen. Weg aus der Reichweite des Peinigers. Doch der Versuch misslang, ihr Schrei schrillte durch die afrikanische Nacht, als der Beifahrer seine Besitzansprüche mit immer härteren Berührungen durchsetzte.

Plötzlich hielt der Jeep mit protestierenden Bremsen an. Das Manöver schleuderte Sue in eine andere Ecke des Fahrzeugs. Ein Kanister oder eine Kiste prallte gegen ihre Rippen, so dass sie beinahe das Bewusstsein verlor. Ein Schuss, dann schlug ein schwerer Körper auf den Boden neben der Straße auf. Mit einem kurzen Ruck fuhr der Geländewagen an und setzte seien Weg fort.

Aufgeschoben schoss es der Ärztin durch den Kopf. Lediglich aufgeschoben!






Kommentare

  1. Diese Kapitel könnte unter dem Titel "Gerade nochmal gut gegangen" laufen.
    Nicht nur für die Ärztin. Sicherlich ist das bereits durch den zugedröhnten Soldaten passierte äusserdt unangenehm und man kann sicherlich als Frau gerne darauf verzichten, aber wenn er schon so weit ging, wo hätte der Soldat geendet. Khat.. gut zu wissen.. man sollte es vieleicht kauen, bevor man aufs Amt muss, vo einem Schalter zum Nächsten geschickt wird, nur um ne neue Mülltonne zu beabtragen..
    Die Reaktion des Kommandanen zeigt jedenfals, dass ihm das Schicksal der Ärztin nicht vollkommen egal ist. Für das Wohl einer simplen Gefangenen würde er wohl kaum einen seiner Kämpfer opfern, in dem er ihn kurzentschlossen exekutiert. Sie ist wohl doch ein wenig wertvoll für ihm. Vieleicht hat sie Glück ?

    Tauber hat es da ein wenig kniffliger. Das plötzliche Aufleuchten sämlicher Lampen an Deck des Schiffes, hätte ihn genausogut hoffnungslos enttarnen können, hätte er aufrecht an der Reling gestanden und nicht sofort reagiert.
    Das verrottende Boot und die Kisten waren ihm wohl mehr als willkommen, um wenigstens ein bischen Deckung zu finden.
    Die plötzliche und unerwatete Inspektion der Ladung zeigt, wie immens wichtig dem Chinesen die Lieferung des Elfenbeins ist. Für diese Menge mussten viele Tiere ihr Leben qualvoll lassen. Hätte man mal genaussoviel Sorge um sie, wie um die letztliche Verschiffung. Kein Tier sollte dafür sterben müssen, dem Mensch sollte das ebenso schöne Immitat vollkommen reichen.
    Man nennt sich aufgeklärt und zivilisiert, aber in solchen Momenten zeigt sich die Barbarei.
    Gerade nochmal gut gegangen.. Tauber fand Deckung, wurde nicht erwischt und ohne weitere Störungen kann er seinen Weg fortsetzen. Die Besatzung wird nicht mehr ganz so schläfrig sein - zumindest die eingeteilten Wachen, aber es muss wohl gehen. Sobald er sich dem Lagerraum weiter genähert hat, wird er es feststellen. Der Schalldämpfer ist aufgeschraubt, die Sinne wieder geschärft, der Plan des Schiffes wieder präsent.. es kann weitergehen.
    Wie.. das wird sich zeigen.
    Im nächsten Kapitel, auf das man wieder viel zu lange warten muss..

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