Weiter geht es heute in Afrika

Unsere Helden Westafrika, Dr. Sue Ashlen und Tom Tauber, sind heute an der Reihe. In diesem Post erscheint die neuste Episode aus "Tom Tauber: Einzelkämpfer".

Toms verborgene Annäherung an die geheimnisvolle "Allways Free" scheint geglückt zu sein. Dr. Sue Ashlen dagegen steht vor ernsten Schwierigkeiten. Noch immer ist sie den Rebellen, die ihr Busch-Krankenhaus überfielen, nicht entkommen. Ihre Chancen stehen denkbar schlecht ...

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Tom Tauber: Der Einzelkämpfer". Wie immer exklusiv und kostenlos auf diesem Blog.

Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.




Surrend brachte der Scooter Tauber an die Ankerkette des Frachters. Vorsichtig folgte er den verrosteten Kettengliedern, bis sein Kopf sanft die Oberfläche des Flusses durchstieß. An Bord und am Kai gab es keine Anzeichen dafür, dass man die Annäherung entdeckt hatte. Er erkannte den Schein von Scheinwerfern hoch über ihm. Doch sie beleuchteten nur das Deck und die Niedergänge der "Allways Free". Wenn er dicht am Rumpf des Schiffs schwamm, sollte ihn niemand bemerken. Das primäre Ziel war das Heck, nahe der Welle, die die Schiffschraube antrieb, befand sich die dünnste Stelle. Eine optimale Position für den ersten Sprengsatz. Die Probleme erwarteten ihn erst bei der Platzierung der zweiten Bombe.

Er hielt den stählernen Schiffsrumpf im Rücken, eine gute Deckung gegen eine Haiattacke. Zwar blockierte die überhängende Bordwand die Sicht nach oben, aber gleichzeitig verhinderte sie, dass jemand ihn von Deck aus sehen konnte. Einmal fiel der glimmende Rest einer Zigarette neben ihn in den Fluss. Sie segelte langsam hinunter und wurde von der Strömung fortgetrieben. Tauber schloss daraus, dass mindestens ein Posten über ihn den Boots- und Schiffsverkehr überwachte. Die Kriminalität im Hafen von Port Harcourt bestrafte jeden, der sein Eigentum unbewacht ließ. Vermutlich bewachte eine weitere Wache, die wacklige Treppe, die zum Kai führte. Er besaß keine Informationen darüber, wie viele Leute Unterdeck schliefen, arbeiteten oder die Zeit totschlugen. Sein Gewährsmann konnte lediglich berichten, dass sich der Kapitän zusammen mit dem 2. Offizier und Funker an Land aufhielten. Sie nutzen die letzte Chance auf weibliche Gesellschaft, bis der Frachter mit der illegalen Ware nach China aufbrach. Nicht auszuschließen, dass der chinesische Kaufmann, der die lukrative Fahrt finanzierte, eigene bewaffnete Wachposten vor dem fraglichen Frachtraum aufgestellt hatte. In diesem Fall warteten eine Menge Probleme auf ihn.

Doch zunächst ließ er sich leise bis an die Schraube der "Allways Free" treiben. Aus seinem Rucksack entnahm er den ersten Sprengsatz und brachte ihn an der Stelle an, die den Plänen nach, die er in Amsterdam einsehen konnte, den größten Erfolg versprach. Aber eine einzige Sprengung alleine reichte nicht aus, den Frachter sinken zu lassen. Zu diesem Zweck musste er eine zweite Ladung in der Nähe eines der Flutventile anbringen. Er vergewisserte sich noch einmal, dass der Behälter mit dem C4 festangebracht war. Er kannte die Kombination aus Zünder und Sprengstoff aus der Zeit beim Militär. Dort hatte sie sich seit Jahren auch Unterwasser bewährt. Die blinkende Leuchtdiode am Funkzünder verriet ihm, dass sie nur auf sein Funksignal wartete, um dann die Zündung auszulösen.

"Das war der leichte Teil der Arbeit", dachte er, als er zurück zur Ankerkette schwamm. Er band den Scooter für den Moment an einem Glied der Kette fest und bereitete sich auf den Aufstieg vor.

***

Eine runde Metallkugel rollte ihr leise scheppernd vor die Füße. Eine Splittergranate! Gleich schossen tausende kleiner Stahlfetzen durch diesen OP. Wie in Zeitlupe registrierte Sue, dass der Sicherungsstift fehlte. Keine Möglichkeit, Deckung zu suchen. Nichts in dem OP-Raum bot ausreichend Schutz vor dem tödlichen Sturm fliegender Stahlsplitter, die hier bald alles Leben auslöschten. Es gab nur eine einzige Chance.

Sie wusste von der Unsicherheit der rasch und damit schlecht ausgebildeten Rebellen im Umgang mit Handgranaten. Sie warfen sie lieber möglichst früh auf ihren Gegner, als die vorgeschriebene Zeit bis kurz vor dem Auslösen des Zeitzünders abzuwarten. Zu groß war ihre Angst, dass er bereits in ihrer Hand detonieren könnte. Sie hatte von Gefechten gehört, bei denen nachher etliche der Wurfgeschosse gefunden wurden, ohne dass der zündende Stift abgezogen worden war.

Kurzentschlossen ging Sue in die Knie, nahm die Kugel und schleuderte sie in den Korridor vor dem OP. Kaum, dass sie die Granate losließ, warf sie sich auf den Boden.

Der Knall der Detonation in dem schmalen Flur klingelte noch in ihren Ohren, da flüchtete sie bereits aus dem Raum. Hastig sprang sie über die beiden blutüberströmten Körper toter Rebellen und rannte um ihr Leben.

Der Lärm musste früher oder später weitere Angreifer anlocken. Viel Zeit blieb ihr nicht und sie rechnete damit, dass das Krankenhaus umstellt war. Auf diesem Weg gab es nirgends eine Möglichkeit, zu entkommen. Aber ihr fiel rechtzeitig ein Ausweg ein.

Schnell lief sie durch die engen Krankenhausflure. Zu ihrem Glück begegnete ihr kein Mensch. Bei dem Überfall war der Generator ausgefallen, doch sie kannte sich auch im Dunkeln aus. Sie fand die Tür zu der kleinen Leichenkammer, schloss sie auf und schlich leise hinein. In der Kammer roch es nach Tod und Desinfektionsmitteln. E der Leichenbahren war noch nicht belegt. Sie unterdrückte mit Hilfe ihrer ärztlichen Professionalität den Ekel vor dem Geruch, der den Raum füllte. Das weiße Laken auf der Letzten schien unbenutzt zu sein. Sue kletterte auf die Bahre und zog das Tuch über den ganzen Körper. Ihre einzige Chance bestand in der Furcht der Rebellen vor dem Tod und ansteckenden Krankheiten. Schwere Schritte und raue Befehle klangen unter dem Leichentuch dumpf an ihr Ohr. Aber als die Rufe näher kamen, wusste sie, dass sie verloren hatte. Diese Stimme, die befehlsgewohnt Anweisungen gab, erkannte Sue sofort. Der Mann, der jetzt rasch die Tür öffnete, ließ sich von keinem Aberglauben beeinflussen.

***







Kommentare

  1. Eine Sprengung wird es also. Besser gesagt zwei.
    Es ist ein Vorteil, dass er die Schiffspläne einsehen konntee, um die bestmöglichen Stellen für die Zündung der Bomben zu finden.
    Umso mehr zeigt es, wie gut durchdacht und organisiert die Unternehmung ist.
    Noch ist unklar, warum diese Aktion gestartet wurde.
    Geht es vieleicht um die illegale Lieferung nach China ?
    Was ist so wichtig, dass man einen Anschlag in einem afrikanischen Hafen durchführt. Was hätte nicht Zeit, auf hoher See versenkt werden zu können ?
    Die erste Sprengladung sitzt sicher und ist bereit.
    Nun beginnt der Aufstieg, der gefährliche Teil des Unternehmens..

    Gut reagiert, Frau Doktor !
    Ja, oft ist die Angst vor der zerstörerischen, so unendlich schmerzhaften Explosion einer Handgranate so gross, dass das Zählen bis Drei vor dem Werfen unterlassen wird.
    Meist ist das metallische Scheppern im Raum für die Angegriffenen auch so erschreckend, dass sie kaum reagieren. Der übliche Gedankengang "Oh Gott, eine Handgranate" nimmt zuviel Zeit in Anspruch um sinnvoll zu reagieren, nach dem metallischen Klackern auf dem Boden.
    Nicht so unsere Ärztin. Geistesgegenwärtig und gewohnt, in schwierigen Situationen schnell zu handeln (bei Operationen unter widrigen Bedingungen) gepaart mit Erfahrungen im Bürgerkrieg tut sie das einzig Richtige. Sie wirft die Granate zurück.
    Im Grunde könnte man sagen, ob sie auf dem Boden oder in der Hand explodiert macht keinen Unterschied, daher ist es den Versuch immer wert - aber das mag sich wohl niemand eingestehen.
    Leider holt die das echte Leben ein.
    Nach dem Glück kommt das Unglück. Um den Aberglauben um den Tod wissend, agiert sie geschickt, sich in die Leichenkammer zu schleichen. Zu dumm, dass vor der Türe ihr ehemaliger Studienkamerad steht, den man wohl als westlich aufgeklärt ansehen dürfte.

    Doppelte Spannung in diesem Kapitel.
    Ich liebe es..

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  2. Eine Sprengung wird es also. Besser gesagt zwei.
    Es ist ein Vorteil, dass er die Schiffspläne einsehen konntee, um die bestmöglichen Stellen für die Zündung der Bomben zu finden.
    Umso mehr zeigt es, wie gut durchdacht und organisiert die Unternehmung ist.
    Noch ist unklar, warum diese Aktion gestartet wurde.
    Geht es vieleicht um die illegale Lieferung nach China ?
    Was ist so wichtig, dass man einen Anschlag in einem afrikanischen Hafen durchführt. Was hätte nicht Zeit, auf hoher See versenkt werden zu können ?
    Die erste Sprengladung sitzt sicher und ist bereit.
    Nun beginnt der Aufstieg, der gefährliche Teil des Unternehmens..

    Gut reagiert, Frau Doktor !
    Ja, oft ist die Angst vor der zerstörerischen, so unendlich schmerzhaften Explosion einer Handgranate so gross, dass das Zählen bis Drei vor dem Werfen unterlassen wird.
    Meist ist das metallische Scheppern im Raum für die Angegriffenen auch so erschreckend, dass sie kaum reagieren. Der übliche Gedankengang "Oh Gott, eine Handgranate" nimmt zuviel Zeit in Anspruch um sinnvoll zu reagieren, nach dem metallischen Klackern auf dem Boden.
    Nicht so unsere Ärztin. Geistesgegenwärtig und gewohnt, in schwierigen Situationen schnell zu handeln (bei Operationen unter widrigen Bedingungen) gepaart mit Erfahrungen im Bürgerkrieg tut sie das einzig Richtige. Sie wirft die Granate zurück.
    Im Grunde könnte man sagen, ob sie auf dem Boden oder in der Hand explodiert macht keinen Unterschied, daher ist es den Versuch immer wert - aber das mag sich wohl niemand eingestehen.
    Leider holt die das echte Leben ein.
    Nach dem Glück kommt das Unglück. Um den Aberglauben um den Tod wissend, agiert sie geschickt, sich in die Leichenkammer zu schleichen. Zu dumm, dass vor der Türe ihr ehemaliger Studienkamerad steht, den man wohl als westlich aufgeklärt ansehen dürfte.

    Doppelte Spannung in diesem Kapitel.
    Ich liebe es..

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