Tom Tauber: Eiinzelkämpfer (2.)

Die neue Thriller-Serie hat schon eine Menge neuer Freunde gefunden. Daher ist es an der Zeit, die Geschichte mit einer neuen Episode fortzusetzen.

Tom Tauber, über dessen Herkunft und Biographie wie noch nicht viel wissen, verfolgt ein Ziel. Da er nicht der Typ für eine gesprächsorientierte Konfliktlösung zu sein scheint, dürfte es spannend zugehen.

Unsere zweite Heldin, Dr. Sue Ashlen, muss sich in einer gewaltbereiten Situation behaupten. Sie wählt ihren eigenen Weg ...

Viel Spaß mit dem zweiten Kapitel aus "Tom Tauber: Einzelkämpfer"!

Das erste Kapitel verpasst? Ihr findet es hier!


Tom Tauber überprüfte erneut seinen GPS-Sender, um die Entfernung zum Schiff abschätzen zu können. Wenn ihn das Gerät nicht täuschte, lag er gut in der Zeit. Dennoch konnte es knapp werden. Sein Zeitplan ließ nirgends Fehler zu, und er zweifelte, ob der Pilot wie vereinbart auf seine Rückkehr am Flughafen wartete. Zudem hatte sein Etat nur ausgereicht, die Nachschicht am Gate zu bestechen. Käme er zu spät, riskierte er es, dass ihn die neuen Posten der Frühschicht aufhielten. Kontrollierten sie seinen Pass, würde den Soldaten der fehlende Einreisestempel auffallen. Deshalb galt es, pünktlich zu sein, denn die Fahrt anschließend zum Flugplatz barg eine Menge Risiken. Westafrikanischer Straßenverkehr in der Nacht funktionierte nach anderen Regeln als in Europa oder in den USA. Besonders in Nigeria

Sein größtes Problem im Moment war das Schiff selbst. Nach seinen Informationen lag die "Always Free" fahrbereit und fertig beladen an ihrem Pier. Angeblich fürchtete sich der Kapitän, vor Tagesanbruch den Fluss in Richtung Meer zu befahren. Eine Sorge für die Tauber Verständnis hatte.

Als der dunkle Schatten plötzlich vor ihm auftauchte, blieb ihm gerade noch Zeit für eine gedankenschnelle Reaktion. Er drückte den Bug seines Scooters steil nach unten. Seine einzige Chance dem schwarzen Ungetüm gegenüber, das sich aus der Dunkelheit näherte, bestand darin, möglichst schnell Tiefe zu gewinnen.

***

Einer der Dorfbewohner öffnete die Tür des Operationssaals. Es war einer der jungen Freiwilligen, die die Mission bewachten. Er war fast noch ein Kind, aber in diesem Teil Afrikas, zwang man bereits Schulkinder dazu, Soldaten zu werden und zu töten. In seiner Hand hielt er ein Sturmgewehr, eine Kalaschnikow und einen Moment lang hoffte sie, dass sich daraus versehentlich Schüsse gelöst hatten und das Ganze nur ein fürchterliches Missgeschick war.

Doch die schreckgeweiteten Augen verrieten, dass sie irrte.

"Shadars Männer kommen. Sie schießen vor dem Dorf. Schnell, folgen sie! Wir müssen nach hinten raus."

Er wartete die Antwort der Ärztin nicht ab, sondern flüchtete zum Hinterausgang. Dr. Sue Ashlen lauschte dem Geräusch seiner schweren Stiefel. Ein paar Salven aus der Richtung der Rückseite des Hospitals bewiesen, dass die Angreifer ihn dort bereits erwarteten. Sie ließen dem jungen Soldaten keine Chance, ihr Feuer zu erwidern. Der Lärm ihrer Schüsse schwoll an, dann plötzlich herrschte Stille. Da wusste sie, die Falle war zugeschnappt.

Seufzend ergab sie sich in das Unvermeidliche. Die beiden Mädchen, die ihr trotz fehlender medizinischer Kenntnisse bei den Operationen halfen, drückten sich weinend in eine Ecke des Raumes. Es gab nur einen Ausgang und dort lagen die Eindringlinge im Hinterhalt. Nur eine Frage der Zeit, bis sie das Krankenhaus stürmten.

Ihre Patientin konnte ohne weitere ärztliche Hilfe nicht überleben. Der chirurgische Eingriff war ihr gelungen, aber sie brauchte die nächsten Wochen fachkundige Pflege, sonst war alles vergeblich gewesen. Sie kannte die Frau auf ihrem Operationstisch nicht, das war auch nicht nötig. Ihre Angehörigen trugen sie über viele Kilometer durch den Busch, damit ihr hier geholfen wurde. Sie kam von einem anderen Stamm, doch es war bekannt, dass an diesem Hospital jeder behandelt wurde. Unabhängig von seiner Stammesangehörigkeit oder Religion.

Die Operierte war jung und dieser Umstand hätte ihr bei der Genesung Vorteile verschafft. Selbst eine einfache Blinddarmoperation bedeutete in diesem Teil der Welt ein hohes Risiko. Aber heute, so wünschte die Medizinerin, wäre ihre Patientin besser alt und hässlich.

Dr. Sue Ashlen war klar, was die Rebellen mit ihr anstellen würden. Dabei nahmen sie keine Rücksicht auf den Zustand der Frau. Egal, ob man sie hierher gebracht hatte oder sie in ihrem kleinen Heimatdorf im Busch zum Sterben geblieben war. Das Ergebnis unterschied sich nicht.

Die beiden Helferinnen klammerten sich weinend aneinander. Die Ärztin wusste, sie kamen vom selben Stamm wie die Angreifer. Vermutlich schützte sie dieser Umstand vor einer Vergewaltigung. Irgendjemand von den Soldaten gehörte mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn auch über ein paar Ecken, zu ihren Blutsverwandten aus ihrem Dorf. Oder war mit irgendwem aus ihren Familien befreundet oder zu Gefälligkeiten verpflichtet. Hier, wo jede Obrigkeit machtlos, bestenfalls korrupt war, bedeutete Verwandtschaft und Stammeszugehörigkeit alles.

Schwere Stiefelschritte näherten sich. Ihr blieb nicht viel Zeit.

Schnell nahm sie zwei Behälter aus dem Medizinschrank. Ein Tupfer musste genügen, es machte keinen Sinn, ob er steril war. Jetzt nicht mehr. Sie goss das Chloroform aus der einen Flasche auf die Watte und drückte sie der Patientin aufs Gesicht.

Mit der anderen Hand wog sie prüfend die Glasflasche mit der Schwefelsäure. Sie war für den ersten Bewaffneten bestimmt, der durch die Tür des Operationsraums kam.

***






Kommentare

  1. Es geht rauh zu, im afrikanischen Busch - das merkt man in diesem Buch deutlich.
    Ganz anders, als in den Büchern aus Eisen und Magie, trifft einen die Gewalt, bzw. Gewaltbereitschaft deutlicher.
    Was ist ein axtschwingender Orc im Vergleich zu einer realistischen Bedrohung durch Soldaten, was ist ein mit Lampenöl übergossener Steinblock im Vergleich zu einer Flasche Salzsäure, die nur darauf wartet in einem Gesicht zu landen.
    Das Schlimmste ist, man kennt es.. Selbst in unseren vermeintlich sicheren Breiten, kennt jeder das Geräusch einer Kalaschnikow, das Knattern, wenn jemand den Finger gegen den Abzug drückt und man kennt die Folgen davon dank TV ebenfalls.
    Es ist auch schon etwas erbarmungsloser, wie vom vermutlichen Schicksal der Patientin spekuliert wird. Zum ihrem Glück reagiert die Ärztin mit Chloroform.
    Bei einem schnellen Blick der Soldaten mag sie wie tot wirken, was die Bande dann hoffentlich von weiteren Taten abhält.

    Im Wasser geht es fast friedlich zu. Bestechung, illegaler Aufenthalt - oder nennen wir es versehentliche Einreise - dazu ein Plan, der einem wohl vorschwebt, aber noch nicht konkret zu ersehen ist.
    Ein fertig beladenes Schiff bedeutet gleichzeitig eine vollständige Crew an Bord. Das ist ein Umstand, der es unserem Freund im Wasser nicht erleichtern wird. Die Angst vor der Abfahrt in der Nacht, kann man nachvollziehen. Ein Hafen bietet mehr Schutz und vermutlich ist ein Fluss bei Nacht nicht immer gleichbleibend angenehm zu befahren, ohne kontinuierliche Pflege der Fahrrinne.
    Voll beladen möchte niemand an einer Sandbank enden. Vermutlich wäre das ein gefundenes Fressen für Piraten und Plünderer.
    Einen Zwischenfall gibt es bereits, der den ausgetüftelten Zeitplan hoffentlich nicht durcheinander wirbelt. Etwas Dunkles ist im Weg.
    Was es nun ist, bleibt erstmal im Selbigen - Dunklen.. Hai ? Krokodil ?
    Selbst wenn es eine (es würde mich grade nicht wundern) Leiche wäre, ist abtauchen wohl das Beste, was er machen kann.

    Lassen wir uns überraschen, wie es weiter geht..

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