Diesen Donnerstag geht es nach Afrika!



"Tom Tauber: Einzelkämpfer" wartet mit seinem neusten Kapitel auf treue Leser. Noch immer stellt sich die Frage, warum  Tauber die "Allways Free" versenken will. Doch er kommt offenbar einem Ziel immer näher.

Die Lage für Dr. Sue Ashlen dagegen erscheint hoffnungslos. Eo bleibt der silberne Ritter auf seinem weißen Pferd?

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Tom Tauber: Einzelkämpfer"!

Letztes Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.




Mit etwas Wehmut sah Tauber dem versinkenden Scooter nach. Das Teil hatte seine Arbeit zuverlässig erledigt, und das Seine getan, ihn wohlbehalten durch die schwarzen Wasser des Niger zu ziehen. Er beglückwünschte sich zu der Entscheidung, beim Kauf nicht gespart zu haben. Seinem kräftigen Motor verdankte er es, rechtzeitig vor dem angespülten Urwaldbaum in die Tiefe abtauchen zu können. Bevor er ihn auf den Grund absinken ließ, nahm er den Rucksack aus seiner Befestigung und schnallte ihn auf den Rücken. Leise versank das Tauchfahrzeug in dem trüben Gewässer und war bald außer Sicht.

Er umklammerte mit den Beinen die Ankerkette und machte sich für den Aufstieg fertig. Die Flussströmung in diesem Teil des Hafens erschwerte seine Arbeit, aber er fand schnell die vorbereiteten Stahlhaken an seinem Gürtel und befestigte sie an Händen und Füßen. Mit ihrer Hilfe kletterte er langsam an der rostigen Kette nach oben. Ein unerwartetes Motorgeräusch warnte ihn. Bewegungslos erstarrte er an der Kette.

Eine Hand voll Möwen begleiteten ein Fischerboot, das aus dem Dunkeln auftauchte und leise tuckernd vorbeifuhr. Tauber befand sich außerhalb des Scheinwerferkegels, mit dem sich der Steuermann des Boots einen Weg durch die Nacht suchte. Dennoch stoppte er und verharrte, bis das Licht hinter der nächsten Flussbiegung verschwand. Gut möglich, dass ein neugieriger oder pflichtbewusster Wachposten über ihm Ausschau nach dem Kahn hielt und sein Blick dabei auf die Ankerkette fiel. Das Risiko entdeckt zu werden war gering. Aber Tom wusste, dass Bewegung immer Aufmerksamkeit weckte, selbst wenn sie in der Dunkelheit vielleicht nur schemenhaft zu erahnen war.

Entsprechend vorsichtig kletterte er weiter. Der Weg hinauf kostete einige Kraft. Die Haken fanden in den Ösen der rostigen Kette genügend Halt, doch jeder einzelne Zug nach oben zerrte unangenehm an seinen Hand- und Fußgelenken. Ohne Störung und dankbar für die kleine Pause erreichte er nach der vorberechneten Zeit die Stelle, an der die Ankerkette in einer engen Öffnung im Bug des Frachters verschwand. Von hier aus musste er einen noch riskanteren Weg wählen.

Zwischen dem diesem Loch in der Schiffswand und dem Rand der Reling lagen etwa zwei Meter. Nach den überwundenen Gefahren eines reißenden Urwaldflusses, der Bedrohung durch Bullenhaie und der Rettung vor der tödlichen Kollision mit einem treibenden Urwaldbaum, lag jetzt ein weiteres Problem vor ihm. Vermutlich patrouillierten auf Deck selbst in der Nacht bewaffnete Wachen. Der Transport auf das Schiff erfolgte selbstverständlich im Verborgenen. Doch irgendein Spitzel flüsterte immer. Daher rechneten die Schmuggler damit, dass die illegale Ladung mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Konkurrenz anlockte. Die Gelegenheit, eine so wertvolle Fracht, ohne viel Aufwand zu erbeuten, ließ sie sich vielleicht nicht entgehen. Bewaffnete Posten erhöhten zumindest den Preis, den ein Angreifer zu bezahlen hatte. Für Tauber bedeutete das, dass er wieder einmal alles auf eine Karte setzen musste, um sein Ziel zu erreichen.

Aus dem Rucksack zog er seinen letzten Trumpf heraus. Ein mit Kunststoff überzogenes Seil, an dessen Ende ein kleiner Anker aus Metall hing. Gummiüberzüge sollten verhindern, dass beim Einhaken des Wurfankers an der Reling Geräusche entstanden, die die Wachen warnten. Dennoch befand sich Tauber erneut in einer kritischen Situation.

Von seiner Position aus konnte er nicht erkennen, ob sich über ihm bereits ein Posten aufhielt. Mit etwas Pech flog dem dann das Gerät um die Ohren und machte ihn auf den Eindringling aufmerksam. Auch war nicht abzuschätzen, welchen Lärm der Aufprall der Haken trotz der Gummierung verursachte. Unter Umständen warteten nach seinem Aufstieg am Seil Bewaffnete auf ihn.

Tauber seufzte, aber er musste das Risiko eingehen. Er nahm Schwung, ließ den Wurfanker ein paarmal rotieren und schleuderte ihn über die Bordwand. Das satte Klacken, mit dem der Anker aufschlug, tat ihm körperlich weh. Doch ein fester Ruck überzeugte ihn, dass sein Wurfgerät sicheren Halt gefunden hatte. Er holte tief Luft und kletterte, so schnell es ihm möglich war, hinauf.

Der schwere Rucksack behinderte seinen Aufstieg. Sein Gewicht zerrte an seinem Rücken, aber Tauber biss die Zähne zusammen und zwang sich die Schmerzen an den Handgelenken zu ignorieren. Hand über Hand zog er sich hoch, bis er den Rand der Reling erreichte. Nichts deutete darauf hin, dass sein Eindringen bemerkt worden war.

Ein alarmierter Wachposten hätte längst das Feuer eröffnet. Der Gedanke, wehrlos im Kugelhagel zu hängen, weckte neue Kräfte in ihm. Bald lag die Kante der Bordwand direkt vor ihm. Immer noch kein Geräusch zu hören. Zeit die günstige Gelegenheit zu nutzen. Vielleicht befand sich die Wache auf dem Kontrollgang. Oder ruhte sich in einer stillen Ecke von dem anstrengenden Dienst aus.

Ein kräftiger Ruck und ein entschlossener Sprung, dann stand Tauber auf dem Deck des Frachters. Er griff hinter sich und der Wurfanker fiel mit einem leisen Klatschen in den Fluss. Damit war jeder Hinweis auf seinen unangemeldeten Besuch an Bord vernichtet. Doch die Eigner des Schiffs und ihre Auftraggeber würden ihn nicht vergessen.

Vorsichtig glitt er in die Schatten.

***

„Doktor Sue Ashlen, nehme ich an!“

Sie kannte die Stimme, die einer grausamen Parodie jene Worte wiederholte, die Stanley bei seinem Treffen mit dem vermissten Afrikaforscher Livingstone zugeschrieben werden. Erinnerte sich an ihren Klang, wenn ihr Besitzer überlange Monologe mit einem entschuldigenden Lächeln abschloss. Das harte Fordern nach einer Kette scheinbar nicht zu widerlegender Argumente. Den Zauber, den er vor einer langen Liebesnacht in ihr weckte. Die Bitterkeit nach einer Niederlage. Die Vorwürfe, für den Fall, dass er Versagen und Schuld witterte.

Das Leinentuch über ihr wurde weggezogen. Eine brutale Faust packte ihre Bluse und riss Sue nach oben. Sie hörte Stoff reißen und unterließ jede Gegenwehr. Die Stimmung ihrer Jäger befand sich auf der Kippe zwischen Wut und Mordlust. Sie wusste, sie durfte diese Männer nicht reizen. Die Jagd hatte zu lange gedauert und Opfer gefordert. Sie benötigte alles Glück der Welt, um die folgenden Minuten zu überleben.

Unvermittelt auf ihre Füße gestellt, brauchte die Ärztin einen Moment, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Das Zimmer verschwand in einem schwarzen Tunnel und beinahe wäre sie erneut gestürzt, doch die gleiche Faust hielt an ihrem Hemd fest. Weitere Hände bogen ihre Arme nach hinten, hoben sie auf ihre Zehenspitzen, so dass das Gefühl der Wehrlosigkeit ihr Herz bis zum Hals schlagen ließ.

Als Finger an ihrer Bluse zerrten, rettete sie die Stimme. „Bringt sie mir zum Rover. In einem Stück!“ Stricke banden ihre Handgelenke zusammen, jemand legte eine Schlinge um ihren Nacken, führte sie durch die Korridore des Krankenhauses nach draußen.

Sue wagte nicht, den Kopf zu heben, um ihren Peinigern ins Gesicht zu sehen. Gefesselt, wehrlos und gedemütigt musste sie, so paradox es klang, mit ihrer augenblicklicher Situation zufrieden sein. Es konnte noch schlimmer kommen.






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Kommentare

  1. Diese Flucht ist vernichtend gescheitert.
    Ihre Vorahnung, dass das Versteck in der Leichenhalle keineswegs hilft, wenn ihr ehemaliger Mitstudent vorrangig nach ihr sucht.
    Es macht hoffnung, dass sie noch lebt und sie auch "in einem Stück" zum auto gebracht werden soll.
    Sie scheint von Nutzen zu sein oder zumindest den Bekanntheitsbonus in Anspruch nehmen zu können.
    Vieleicht verbessert sich ihre Situation sogar, sollte man sie zur dringenden Behandlung eines Patienten benötigen.
    Vieleicht könnte sie ihre Situation mit der einen oder anderen Forderung verbessern.

    Tom Tauber hingegen ist immer noch unter Anspannung.
    Im ersten Moment hatte ich angenommen, der Scooter sei auch für den Rückweg geplant gewesen. Doch es ist ja doch eher wahrscheinlich, dass der Rückweg vollkommen anders abläuft, als der Hinweg.
    Es wäre zu einfach. Zum Anderen ist die Gefahr wohl zu gross, dass der Scooter, an der Kette befestigt, entdeckt werden könnte.
    Nein, der Fluchtweg wird wohl eher über Land gehen, da vermutlich auch einfacher errreichbar. Der Kraftanstrengung Kette folgt nun der nervenaufreibende Teil, der Slalom zwischen den Wachposten hindurch zu den Flutventilen. Bisher ist er unentdeckt geblieben und man kann nur hoffen, dass es so bleibt.
    OB es so bleibt, stellen wir dann nächste Woche fest.
    Bis dahin heisst es gespannt warten.

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