Das Wochenende gehört "Jason Derringer: Der Pfad der Rache"!

In der Goldmine entscheidet sich das Schicksal unserer Helden. Wieder einmal zeigt sich, dass jeder Plan nur selten die erste Minute seiner Ausführung übersteht. War es zuvor der unerwartete Angriff einer Klapperschlange, die Silver auf seinem Rachefeldzug bezwang, so ist es jetzt Kennedy, der gegen ein unerwartetes Schicksal ankämpfen muss.

Aber lest selbst. Viel Spaß mit dem neusten (kostenlosen) Kapitel aus "Jason Derringer: Der Pfad der Rache."

Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.





Jeder einzelne Schritt tat weh. Knochen, Gelenke schmerzten. Die Last auf dem Rücken drohte ihn zu Boden zu drücken. Schweiß lief übers Gesicht, drang in die Augen, so dass er blinzeln musste, um das Licht am Ende zu sehen.

Die Luft ätzte in den Lungen. Allein seiner Willenskraft verdankte er, dass er trotz Furcht vor dem Schmerz weiter atmete. Regelmäßig selten stolperte er, einmal verhinderte nur ein verzweifelter Griff, dass der tote Körper auf den verkrampften Schultern herunterfiel.

Der einsame Mann wusste plötzlich, wo er sich befand. In der Hölle. Zumindest im Vorhof der Höllenqualen. Keine Flammen, kein Höllenfeuer. Nichts von dem, was die Padres lehrten. Doch nur so konnte die Strafe für ein gewalttätiges Leben ausfallen.

Er zwang seine Gedanken, alles zu ignorieren, die gequälten Sinne fokussierten allein die schmale Sichel Licht am Ende seines beschwerlichen Wegs. Keinesfalls durfte er die Last, die ihm das Schicksal auferlegt hatte, fallen lassen. Zukunft, Selbstverständnis, die Essenz seines Daseins hing davon ab, dass er die Aufgabe erledigte. Scheiterte er, brauchte er niemals mehr in die richtige Welt zurückzukehren.

Nur noch verschwommen drang die Erinnerung an die Kühle, die ihn am Ziel erwartete. Verzweifelt versuchte er, sich zu erinnern, ob da draußen schon Nacht war. Wie lange kämpfte er bereits in der Hölle? Dann fuhr er vor Schreck zusammen. Sobald die Sonne unterging, verlor er den einzigen Fixpunkt. Blieb er hier, ewig verdammt, zwischen den kriechenden, beißenden und fressenden Teufeln zu verfaulen.

Mühsam setzte er jeden Funken Willenskraft ein, um dem immer übermächtigen Sog zu widerstehen, der ihn in diesen grässlichen Sumpf hinunterziehen wollte. Er wagte es, eine kleine Pause einzulegen. Seine Kräfte ließen nach. Mühevoll schaffte er es, die Gedanken zurückzuschicken.

***

Sie folgten dem Gang, der der Belüftung der Goldmine diente und dessen Wände mit jedem Meter näher rückten. Die Decke hing am Ende so tief, dass sie gebückt weitergingen. Einige Passagen zwangen Kennedy und Fuchs, zu kriechen.

In unregelmäßigen Abständen stießen sie auf grob hergestellte Gitter, die Fledermäuse davon abhielten, in die Mine einzudringen. Der Großteile von ihnen lag lose auf kaum hüftbreiten Löchern, unter denen die einzelnen Stollen entlangliefen. Es sollte nicht schwer sein, sie zu entfernen.

Je weiter die beiden kamen, desto deutlicher hörten sie die Skalpjäger. Zunächst drangen Fetzen des Gesprächs hinauf, dann wurde die Unterhaltung verständlicher.

„Kurz vor Morgengrauen. Diese Zeit hat sich bewährt. Wir müssen alles auf eine Karte setzen.“ Kennedy erkannte Doc‘s Stimme aus Snow City wieder.

„Das wird eine Menge Blut kosten. Nur wenige von uns werden deinen Saloon erreichen. Ziemlich wenige!“ Nicht jeder aus der Bande schien mit dem Plan ihres Anführers einverstanden zu sein. „Verhandeln wir. Der Ausbruch wird Opfer auf beiden Seiten fordern.“

„Was denkst Du, können wir zu unserem Vorteil einbringen?“

„Wir haben Geld.“

„Du Narr. Das sind Mescaleros. Was sollten die Rothäute davon kaufen. Die wollen Waffen und Pferde. Willst Du Idiot zu Fuß nach Snow City laufen!“

„Lasst es uns versuchen. Was verlieren wir dabei?“

„Schau mal hinaus. Hast Du die Kerle gezählt. Die wissen, dass wir hier in der Falle stecken. Sie lassen uns gnadenlos ausbluten oder verdursten!“

„Aber ...“

Der Satz erstickte in einem grässlichen Seufzen. Der Kopfgeldjäger erkannte das Geräusch. Er selbst hatte im Bürgerkrieg Wachposten mit dem Messer erledigt.

„Noch Fragen? Hat irgendjemand andere Ideen? Dann nur heraus damit!“

Doch es kam kein Widerspruch mehr. Doc Synner war wieder Herr der Lage.

***

Die Höhlendecke sank so tief hinunter, dass Kennedy und Fuchs vorwärts krochen, um dem Schacht zu folgen. Der Kopfgeldjäger zog aus einer Tasche Zündschnur hervor. Vor der Höhle hatte er von dem übrigen Teil etwa ein Viertel abgeschnitten. Sie zündeten das kürzere Stück draußen an, um herauszufinden, wie viele Sekunde es brennen würde. Sie zählten erschreckend wenige.

"In der Mine verändern sich die Bedingungen. Luftfeuchtigkeit, Temperatur beeinflussen die Brenndauer erheblich" erklärte Kennedy. "Diese Dinger brannten im Bürgerkrieg bereits sehr unzuverlässig. Bisweilen erloschen sie, ohne das Dynamit zur Detonation zu bringen. Keine Ahnung, woher der Goldgräber es besorgt hat. Und wie lange er es herumschleppt. Aber uns bleibt nichts anderes übrig, als es zu nutzen."

Ihr Freund Silver kämpfte weiter gegen das Klapperschlangengift. Stunden verbrachte er in tiefer Bewusstlosigkeit, um dann erneut aufzuwachen und ihren Gesprächen klar folgen zu können. Deshalb blieb er im Lager zurück.

Sie planten, den restlichen Sprengstoff möglichst über den Köpfen der verschanzten Skalpjäger zu zünden. Der letzte Vorrat, ein kleines Paket mit vier Stangen musste dazu ausreichen.

Kennedy verkeilte das Dynamit zwischen den Felsen. Noch näher an Doc Synner und die Banditen wollte er nicht heranschleichen. Immer wieder lösten ihre Bewegungen Steinchen aus der Minendecke, wenn sie vorwärts krochen. Die Gefahr, dass sie auf diese Weise die Kerle warnten, schien ihnen zu hoch.

Der Kopfgeldjäger schickte Fuchs voraus. Niemand kannte die genaue Wirkung des Sprengstoffes in dem engen Gang. Andere Fragen waren offen. Wie brüchig war die Decke der Mine? Wie weit reichte die Druckwelle. Erst als er glaubte, dass sein Begleiter in sicherer Entfernung wartete, brachte er die Zündschnur an und zündete sie.

Er ließ die Laterne zurück. Sie würde ihn nur auf dem Rückweg behindern. Die zweite Leuchte, die der Indianer hielt, musste reichen, um das Ende der Höhle zu erreichen.

Mühsam kroch Kennedy vom Explosionsort weg. Hinter ihm zischte die brennende Schnur wie eine angriffslustige Schlange. Es klang heftiger und lauter, als er es von ihrem Test an der frischen Luft in Erinnerung hatte. Sein Gefühl sagte dem Kopfgeldjäger, dass die Lunte schneller abbrannte. Doch er wagte es nicht, sich umzuschauen.

Wann würde das Dynamit detonieren? Acht Sekunden brannte die Zündschnur draußen. Die hier war dreimal so lang. Es verblieben daher 24 Sekunden für ihre Flucht. 24 Atemzüge.

Wie lange schon kroch er von der brennenden Schnur davon. Zehn Sekunden? Er brauchte seine volle Konzentration, um Fuchs folgen zu können. Der Gang verlief nicht gerade. Kennedy verlor immer wieder den Schein der Laterne vor ihm aus den Augen. Regelmäßig stieß er Kopf oder Knie an Felsbrocken, die im Weg lagen.

Blieben ihnen noch zehn Sekunden? Mehr? Weniger?. Er beschloss, es mit dieser Zahl zu belassen. Auf keinen Fall sollte sie die Explosion überraschen.

Neun.

Hier verließ der Gang in einem scharfen Knick. Das Licht der Leuchte verschwand. Kennedy orientierte sich an dem Geräusch, dass Fuchs beim Kriechen vorne machte.

Acht.

Seine Stirn knallte an einen herunterhängenden Stück Fels. Er spürte, wie ihm Blut ins Auge kroch. Weiter immer weiter.

Sieben.

Der Luftzug der Explosion riss Kennedy die Luft aus den Lungen. Steine rieselten auf ihn herab, die Decke über dem Stollen brach ein, er verlor jeden Halt. In einer Staub- und Steinlawine stürzte der Kopfgeldjäger hinab. Dann war da nur noch Schwarz.

***





Kommentare

  1. Sooo irritierend, der Beginn des Kapitels.
    Hier wird wieder eine Handlung vorbereitet. Ein gemeiner kleiner Cliffhanger, Brotkrumen für einen Hungernden. Nein, das klingt dann doch zu leidend.
    Immerhin bereitet es auf eine gegen Ende aufkommende, neue Wendung vor.
    Es ist schön, wenn gegen Ende nicht alles mehr oder weniger automatisch abgespult wird - durchschaubar wird.
    Auszeit für Silver.. Er erholt sich vom Schlangenbiss. Das Erwähnen seines Deliriums mit Phasen des wach-seins macht Mut, dass er nochmal in die Geschichte eingreifen wird.
    Von Fuchs bin ich diesbezüglich ebenso überzeugt, war er doch schon hinter dem Knick des Stollens verschwunden.
    Kennedy hingegen. Ich mag mich gerne darauf verlassen, dass er als Hauptperson des Buches sicherlich am Ende an einem Lagerfuer sitzt und den Mescaleros mit Feuerwasser zuprostet.
    Auf der anderen Seite habe ich auch schon viele Figuren in den E&M Episoden gehen sehen.
    Man ist so sehr gewohnt, verwöhnt, von Filmen der Neuzeit, in denen kleine Leuchtdioden eine voreingetellte Zeit herunterzählen.
    Soviel grausamer ist das Schicksal der damaligen Zeit, sich selbst auf gemachte Erfahrungen nie vollends verlassen zu können.
    Wie Sovieles steckte auch der Sprengstoff noch in den Kinderschuhen und oft genug hat es in Mienen die Arbeiter erwischt, die versuchten Gold, Silber oder Kohle freizusprengen.
    Um Kennedy herum ist alles schwarz.
    Ich zähle auf Fuchs. Kennedy scheint einen Zugang zu ihm gefunden zu haben - und es geht um das grosse Ganze.

    Ich bin gespannt, wie es weitergeht..

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