Jason Derringer: "Der Pfad der Rache" gehört der Sonntag

Zu Ostern findet Ihr die neuste und eine der letzten Episoden aus "Jason Deringer: Der Pfad der Rache"! Die Ereignisse in der Mine spitzen sich zu,  das Dynamit explodiert, Feuergefechte, wilde Reiterattacken, das Leben unserer Helden ...

Am Besten lest Ihr selbst!

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Jason Derringer: Der Pfad der Rache"!

Das letzte Kapitel verpasst Ihr findet es hier.




Zuerst war nur Dunkelheit. Und Schmerz. Nur langsam kehrte die Erinnerung zurück. Der Sprengstoff explodierte zu früh. Ob er selbst einen Fehler gemacht hatte oder durch die Bedingungen in der Höhle die Lunte schneller abbrannte, würde er nie erfahren.

Kennedy blinzelte, um den Dreck aus den Augen zu entfernen. Es dauerte eine Weile, dann sah er in der Nähe den trüben Schein einer Laterne. Doch ihr Licht schien ohne eine Bewegung zur Decke des eingestürzten Stollens. Zuletzt hatte sie Fuchs getragen. Da sie sich nicht bewegte, ließ das nur einen Schluss zu. Die Explosion hatte auch den Indianer erwischt.

Hustend versuchte er, den Dreck aus den Lungen zu bekommen. Mühsam kroch er in Richtung der Laterne. Das Herz blieb ihm im Leib stehen, als er dabei auf einen leblosen Körper stieg. Seine tastenden Hände erforschten ihn, da das Licht nicht ausreichte. Zunächst weigerte sich sein Verstand, anzuerkennen, wer da unter Felsbrocken begraben vor ihm lag. Aber er musste sich mit dem Unausweichlichen abfinden. Fuchs war von dem einstürzenden Stollen erschlagen worden.

Die Staubwolken wurden dünner, aber die bessere Sicht auf seine Umgebung brachte nur mehr schlechte Nachrichten. Die Wirkung des Dynamits sorgte dafür, dass der Stollen zum größten Teil verschüttet war. In Richtung des Ausgangs versperrte eine Wand aus Fels das Weiterkommen. Es gab Lücken in der Masse Gesteins, die abgesprengt worden war. Durch sie hörte er Rufe, Schreie und Flüche. Dieses Detail des Plans war aufgegangen. Aber zu welchem Preis!

Die Trauer lähmte ihn. Zwischen Kennedy und den Banditen lag eine unüberwindliche Mauer aus Fels, von dort drohte keine Gefahr. Es blieb nur übrig, als wie geplant über die Fledermaushöhle zu entkommen.

Doch er beschloss, die Mine nicht alleine zu verlassen. Mühsam räumte er die Trümmer von Fuchs Leiche und wuchtete sich den toten Körper auf den Rücken. Und wenn es das Letzte war, was er auf der Welt tat. Er würde den Leichnam seines Freundes auf keinen Fall in dieser Höhle zurücklassen.

***

Der Lärm der Explosion überraschte Silver. Es ging ihm stündlich besser, zuletzt wartete er mit dem Häuptling der Mescaleros auf die Detonation und die Reaktion der Skalpjäger. Seine Gewehre lagen geladen neben ihm, die Pistolen blieben vor Staub und Dreck geschützt vorerst in den Satteltaschen.

Alle waren sich einig gewesen, dass das Dynamit die Banditen aus der Höhle treiben würde. Daher warteten auch die Indianer angespannt, bis der Sprengstoff detonierte. Dann blieb den Skalpjäger nur übrig, ihr Heil in der Flucht zu suchen..

Zunächst drang dichter Rauch und Staub aus dem Mineneingang zu ihnen hinaus. Die Wucht der Detonation sorgte dafür, dass der Boden unter den Wartenden zitterte. Ihr Krachen dröhnte noch in den Ohren, als die Banditen ihre Chancen nutzten.

Offenbar fehlte ihnen die Zeit, ihren Ausbruch vorzubereiten. Die Explosion überraschte sie genauso, wie ihre Belagerer. Ohne erkennbare Ordnung, jeder auf sich selbst gestellt, suchten sie ihr Heil in einem wilden Ritt. Tief über ihre Pferde gebeugt, aus allen Rohren feuernd, flohen sie aus dem Mineneingang und versuchten den Ring, den Silver und die Mescaleros um sie gezogen hatten, zu durchbrechen.

Dabei half ihnen die dichte Staubwolke, die aus dem Mineneingang quoll und den Indianern die Sicht nahm. Die Schützen mussten warten, bis ihre Ziele aus der Wolke auftauchten. Es gelang den Banditen anfangs, den größten Teil der Strecke zwischen den Felsbrocken zu durchqueren, bis die Belagerer das Feuer eröffnen konnten. Erst, als die Sicht sich besserte, erhöhten sich ihre Verluste deutlich.

Silver versuchte, die Übersicht zu behalten. Doch war das in dem Durcheinander aus Staub, durchgehenden Pferden und wild um sich schießenden Reitern beinahe unmöglich.

Bevor er die Möglichkeit erhielt, die Aktionen der eigenen Leute zu koordinieren, ritten zwei Banditen direkt auf ihn zu. Sie feuerten ziellos auf jede Bewegung, die sie auf der Flucht registrierten. Die Kugeln zischten gegen die Felsen, einige trafen gar den Boden. Die Chance, ihn bei solch einem Höllenritt zu erwischen, schätzte er als ziemlich gering ein. Doch wenn er nicht einschritt, fürchtete er, dass ihn die Beiden niederritten.

Er nahm seine Pistolen auf und zielte auf die Brust der Pferde. Sie taten ihm leid, aber er sah keine Möglichkeit, ihre Reiter, die sich eng an den Pferdehals drückten, zu treffen.

Silver hasste das Geräusch, als das Blei in das Fleisch klatschte. Er liebte diese Tiere, züchtete selbst Mustangs auf einer weitläufigen Farm. Doch das eigene Leben ging vor. Nicht auszudenken, falls der Plan der Skalpjäger darin bestand, in einer ersten Welle ihren Belagerungsring zu durchbrechen, dann umzukehren und sie mit der zweiten Reihe in die Zange zu nehmen.

Nach nur wenigen Schritte kamen beide Pferde schreiend zu Fall.

Eines rollte sich vor Schmerzen auf dem Boden und tötete dabei seinen Reiter, der es nicht rechtzeitig aus dem Sattel schaffte. Der zweite Angreifer sprang im richtigen Augenblick ab und humpelte auf ihn zu. Er hielt immer noch einen Revolver in der Hand zielte über den Lauf auf Silver. Es löste sich nur ein Schuss, dann schlug der Hammer auf eine leere Kammer.

Der Mann vom Mississippi beschloss, das Blei in der zweiten Pistole für die nächsten Angreifer zu sparen. Er nahm eine Handvoll Dreck vom Boden und schleuderte es dem Banditen ins Gesicht. Der versuchte sich mit dem Arm vor den Augen zu schützen und Silver nutzte die Gelegenheit und stieß ihm sein Messer in die Brust.

Dann nahm er die zweite Pistole und wartete auf den nächsten Reiter, der versuchte an dieser Stelle den Belagerungsring zu durchbrechen. Diesmal konnte er sich Zeit nehmen. Sein Schuss holte den Angreifer nur wenige Schritte entfern aus dem Sattel.

Dann sah er sich nach einem neuen Gegner um, aber es war vorbei. Eine Hand voll reiterloser Pferde irrten herum, regungslose Gestalten lagen auf dem Boden. Die Mescaleros jubelten, Silver ahnte allerdings, dass es einigen Skalpjägern gelungen war, zu entkommen. Er fluchte, denn mit dem Chaos und den Sichtbehinderungen durch den Rauch der Detonation hätte er rechnen müssen.

Die größte Sorge galt seinen beiden Freunden, die das Dynamit in der Mine platzierten. Er hoffte, dass sie zum Zeitpunkt der Explosion weit genug von ihr entfernt waren.

Er beschloss, zum Eingang der Fledermaushöhle zu reiten. Eine innere Unruhe verhieß nichts Gutes.

***

Kennedy lief der Schweiß in die Augen und nahm ihm die Sicht. Die schmale Sichel, die das Ende der Höhle signalisierte, sah er nur verschwommen. Aber das musste als Orientierungspunkt reichen. Wenn die Sonne unterging, war er gezwungen in dieser Hölle zu übernachten. Die Laterne war an der Stelle, an der der eingestürzte Stollen an die Fledermaushöhle grenzte, zurückgeblieben.

Jeder Schritt schmerzte. Längst setzte er nur noch mechanisch einen Fuß vor den anderen. Wartete, bis der Stiefel in der lebenden Masse unter ihm einen festen Halt fand und zog dann mit seiner ganzen Willenskraft den zweiten Schuh heraus, um das Spiel fortzusetzen.

Wie lange er schon durch diesen schrecklichen Ort irrte, wusste der Kopfgeldjäger nicht. Aber bei jedem Schritt flüsterte ihm eine innere Stimme zu, doch endlich den schweren Körper des Indianers fallen zu lassen. Drohte ihm, dass er mit der Last niemals sein Ziel erreichen würde. Dass sie ihn immer tiefer in den Morast sinken ließ. In der stinkenden, ätzenden Masse aus Fledermauskot, verwesendem Fleisch und den Ungeheuern, die darin lebten und fraßen.

Manchmal mischte sich die Stimme des toten Indianers ein. Auch Fuchs forderte ihn auf, seine Leiche fallenzulassen. Ihn zu opfern, damit er endlich wieder das Licht der Sonne oder des Mondes sehen konnte.

Kennedy weinte, schrie wie ein kleines Kind. Tränen liefen über das Gesicht. Der Gestank der Höhle ätzte in der Nase. Er hatte es längst aufgegeben, den Schmier, der ohne Pause dort herauslief, abzuwischen.

Gedanken, Erinnerungen, Fieberträume suchten ihn heim, während er einen Fuß vor den anderen setzte, und die leisen Stimmen in seinem Kopf ignorierte.

Der Lichtspalt, der ihm die Befreiung aus diesem Höllenort versprach, war das Ziel. Er mobilisierte die letzten Kräfte, zwang die Rufe aus der Hölle zu schweigen, bohrte in dem, was er als Vergangenheit kannte, nach etwas Gutem. Worte, die ihm Mut machen sollten und fand nur die Erlebnisse aus dem Krieg. Der Fuß des Mannes, den er getötet hatte, weil er ihn für Jello Synner hielt, erschien. Der Geruch des verwesenden Fleischs raubte ihm den Atem.

Die letzten Kräfte verließen Kennedy, als der Spalt sich plötzlich verdunkelte. Er ging auf die Knie, nur mühsam gelang es ihm, die Leiche seines indianischen Freundes nicht auf den Boden fallenzulassen.

Nur langsam drang die Wirklichkeit zu ihm durch. Die Beine ruhten auf festem Fels, der lebende Morast der Fledermaushöhle lag hinter ihm. Silver war da und ein paar Mescaleros. Beim Eindringen in die Höhle hatten ihre Körper den Lichtspalt verdeckt.

Anfangs wollte Kennedy nicht glauben, dass er seiner persönlichen Hölle entkommen war. Zu lang war er in dieser Welt gefangen gewesen. Zunächst wehrte er sich, als die Indianer ihm die Leiche abnahmen, doch ihm fehlten die Kräfte.

Die tränenverschmierten Augen fanden Silver und er konnte nur noch stammeln. „Es tut mir leid. Es tut mir so leid!“





Kommentare

  1. Ich möchte mich eigentlich weigern, den Tod von fuchs zu akzeptieren.
    Man hatte ihn eigentlich gerade erst kennengelernt. Die Gepräche mit Kennedy haben aus dem rätselhalften Begleiter einen lebendigen Menschen werden lassen.Zu Dem möchte man sich Silver nicht so recht ohne den Indianer und den Vogel vorstellen.
    Aber wenn es denn sein sollte - was will man dagegen machen ? Wenigstens ist der Biss der Klapperschlange glimpflich verlaufen.

    Für die Banditen in der Höhle ist es ganz schlecht gelaufen.
    Wenn Silver mit seiner Vermutung Recht hat und ein paar von ihnen entkommen konnten, dann sollte man unbedingt unter den Leichen nachsehen, ob die obersten köpfe darunter sind. Wenn nicht, wird der Ärger sicher bald wieder losgehen. Wenn ja, werden die Verprengten wohl kein grösseres Problem darstellen. Vieleicht sind sie ja sogar "kuriert"

    Aber nun heisst es warten.
    Sind die Toten wirklich tot.. wie geht es weiter..

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