Thumberg: Pan Mochtgehrn trifft einen alten Feind

Weiter geht die Suche nach der Tochter des Henkers in Thumberg für unsere Freunde Pan Mochtgehrn und Master Leym. Doch ihre Aufgabe droht nicht nur an den Hürden der Bürokratie zu scheitern, am Ende stößt Pan auf einen Gegner, der ihm bereits einmal übel mitgespielt hat.

Gut, das Master Leym seine Erfahrungen mit solchen Kerlen hat. Und so bewährt sich auch heute wieder das Team, in dem es gemeinsam agiert.

Viel Spaß mit dem neusten und wie immer kostenlosen Kapitel aus "Thumberg: Der alte Gladiator"!

Das letzte Kapitel verpasst. Ihr findet es hier.



Pan wollte flüchten, der nächste Quergang lockte ganz in der Nähe. Doch Master Leym hielt ihn fest. "Ist schon in Ordnung. Vertrau mir!"

Wie ertappte Sünder schlichen die zwei Beamten zurück zur Wachstube, an dessen Eingang die beiden Wachsoldaten bereits warteten. "Es ist vermutlich besser, wenn Euch mein junger Freund zum Ausgang begleitet. Nur für den Fall, dass Ihr wieder einmal die falsche Richtung einschlagt."

"Ich habe Euch unterschätzt", gab Master Leym zu. Bedauernd hob er die Arme zur Kapitulation. "Geht voran, junger Mann. Wir folgen."

Kopfschüttelnd schaute der Wachhabende der kleinen Gruppe hinterher, dann zog er sich in die behagliche Ruhe seines Büros zurück und schloss die Tür. Pan vermutete, dass er dort das Nickerchen fortsetzte, bei dem sie ihn gestört hatten.

Nur ein paar Schritte später holte Master Leym den Soldaten ein, der die Beamten in Richtung Ausgang führte. "Gefällt es Dir im "Goldenen Pfau"? Eine meiner Stammkneipen. Ich sehe Dich doch öfter."

Der junge Mann blieb erschrocken stehen, in weniger als einem Atemzug verwandelte sich die zarte Röte in seinem Gesicht in tiefe Leichenblässe. "Ihr dürft niemand davon erzählen. Ich bin der Rot-Arsch hier. Der Frischling. Wenn meine Kameraden erfahren, dass ich Männerbekanntschaften suche, machen die mich fertig."

Mochtgehrn konnte ihn verstehen. Im Gefängnis galten raue Sitten. Im Gegensatz von Master Leym, der mit seiner Neigung eher offensiv umging, fehlte dem armen Kerl die nötige Reife. Falls die anderen Wachsoldaten erfuhren, dass der Neuling schwul war, stand ihm ein böser Spießrutenlauf bevor.

"Bitte. Ich flehe Euch an. Verratet mich nicht!"

Pan schaute dem Ärmsten in die Augen. "Das werden wir auf keinen Fall. Kein Grund zur Sorge. Aber wir suchen diese Gefangene, die heute wegen Mordes eingeliefert wurde."

"Ihr erpresst mich. Sonst erzählt ihr alles weiter!"

Master Leym verlor die Geduld und drückte den Wachposten an die Mauer.

"Vor mir oder meinem Freund braucht ihr keine Angst zu haben. Eure Neigung weiter zu tratschen, gehört nicht zu unseren Gewohnheiten. Ich denke allerdings, niemand hat Euch verraten, wer der leibliche Vater der Frau ist, deren Anwesenheit ihr aus falscher Kameradschaft verschweigt. Wenn der erfährt, was hier in irgendeiner Zelle mit seiner Tochter passiert, kommt er persönlich vorbei. Und er wird ein sehr kurzes, jedoch sehr intensives Gespräch mit Dir und deinen Kameraden führen. Danach werden hier viele neue Stellen zu besetzen sein."

"Aber sie sieht nicht aus, wie eine Frau von edler Herkunft. Ein einfaches Mädchen. Arbeitet im "Atton" als Zimmermädchen."

"Sie ist also hier!"

"Bitte. Ich habe selber nichts gemacht. Ich bin der Neuling hier. Darf erst als Letzter. Aber ...aber ich will nicht."

Pan verlor die Geduld. "Diese Gefangene ist wirklich eine normale Frau aus dem Volk. Ihr Vater ist auch kein hoher Herr aus dem Rat. Doch er besitzt Einfluss. Ihr Ahnungslosen versteckt die Tochter des Henkers. Krümmt Ihr ihr nur ein Haar, macht ihr Bekanntschaft mit seinem Schwert. Eine sehr kurze, jedoch intensive!"

"Die Neue steckt nicht in der Strohhalle bei den übrigen gewöhnlichen Insassen", sprang Master Leym dem Freund zur Seite. "Nein, einem so hübschen Ding reserviert ihr eine besondere Zelle. Ein Mädchen, jung und ohnehin zum Tod verurteilt, ist das perfekte Opfer für Eure Kameraden. Also denkt an die Klinge des Scharfrichters und zeig uns das Loch, wo ihr die Frau untergebracht habt!"

Der Wachsoldat ließ vor Schreck einen Darmwind durch die Gänge des Gefängnisses knattern. Pan lernte heute, dass die Gesichtsfarbe eines Menschen noch blasser als das fahle Grau einer Leiche werden konnte. Um ihre Forderung zu unterstreichen, ballte er die Faust und hielt sie dem Frischling unter die Nase.

Der zuckte so heftig zurück, dass er mit dem Kopf gegen die Wand prallte. Die Tränen schossen ihm ins Gesicht, so dass er Mochtgehrn beinahe leidtat. „Ich hätte nie dabei mit gemacht. Ehrlich ...!“

Pan packte ihn am Kragen und zischte mit all der Wut, die er hineinlegen konnte: „Zeig uns den Weg! Und beeil Dich!“

Weinend lief der Wachposten den beiden Freunden voraus und führte sie durch das Labyrinth der Gänge. Schnell erreichten sie einen etwas abgelegenen Bereich des Gefängnisses, in dem es noch muffiger nach Angst und Urin stank. Bald standen sie vor einer massiven Holztür, dahinter hörten sie eine Frau weinen.

„Hier ist es ...“ Ihr Führer drückte den Rücken ängstlich an die Wand. Hoffte vermutlich, dass sie ihn verschluckte. „Ich möchte dann gehen ...“

„Du bleibst“, ordnete Pan an. Wütend öffnete er die Tür und fand sich in einer erschreckenden Szene wieder.

Ein junges Mädchen hing gefesselt an der Wand. Ihre zarten Handgelenke steckten in schweren Ketten, so angebracht, dass sie ihre Arme hoch über den Kopf strecken musste. Ihr Kleider, billiges Leinen, lagen zerfetzt auf dem dreckigen Strohboden, so dass Mochtgehrm kein Detail entging.

In einem kleinen Halbkreis standen drei Wachen vor ihr. Jeder hatte sich seiner Hosen entledigt, einer hielt eine Peitsche in der Rechten. Eine Hand voll Striemen auf dem Bauch der jungen Frau bewiesen, dass er sie bereits benutzt hatte, um den Willen des wehrlosen Opfers zu brechen.

Mit aufgerissenen Augen sah die Gefangene die Neuankömmlinge an. Sie vermutete, dass damit die Zahl ihrer Peiniger anwuchs. Tränen liefen über ihr Gesicht, hilflos zerrte sie an ihren Fesseln.

Der Anblick der drei hosenlosen Wachen entlockte Pan Mochtgehrn ein Schmunzeln. Was immer sich da auf die nächsten Stunden gefreut hatte, hing jetzt freudlos herab, wo die Kerle unerwarteten Besuch empfangen hatten. Doch das Schluchzen des jungen Mädchens weckte seine Wut erneut.

„Was für tapfere Soldaten. Starke Männer gegen eine in Ketten gelegte Frau. Ihr reicht wirklich Ehre für die Stadtwache ein.“

Der Anführer der Wachen schaute ihn zähnefletschend an. Zu seiner Überraschung erkannte er Drei-Finger-Sam. Ein notorischer Verbrecher, der gerne Münzen fälschte. Er schabte regelmäßig unauffällig vom Rand eines Geldstücks Silber oder gar Gold ab, sammelte es und versuchte dann den Staub zu Geld zu machen. Diese Münzschneiderei duldete der Rat von Thumberg auf keinen Fall.

Aus dem Grund sollte der Kerl eigentlich als Insasse im Gefängnis stecken und nicht als Aufseher für Ärger sorgen. Mochtgehrn erinnerte sich an eine äußerst unangenehme Begegnung mit ihm, als er bei einem früheren Abenteuer Master Leym befreite.

Der Miene seines Gegenübers sah er an, dass auch der ihr letztes Treffen ebenfalls in Erinnerung zurückrief. Wütend funkelten Sams Augen und mit einer blitzschnellen Bewegung eilte er zu den Waffen, die er und seine Kameraden zusammen mit den Hosen aus Bequemlichkeit in eine Ecke abgelegt hatten.

Doch er kam zu spät. Master Leym stellte einen Fuß auf den Haufen und zog ein Schwert heraus. "Kommt ruhig näher. Da Ihr untenherum offenbar gerne blank herumlauft, werde ich diese Klinge dort ein wenig tanzen lassen. Also nur heran, meine Herren! Macht mir die Freude!"




Das Kapitel aus "Thumberg: Der Ghoulkönig" verpasst, in dem Pan, Master Leym und Drei-Finger-Sam zum ersten Mal auf einander stießen? Ihr findet es hier!




Kommentare

  1. Auf der einen Seite regt die Situation zum Schmunzeln an, auf der anderen Seite ist es wohl Gang und Gäbe gewesen, dass es so in den Kerkern der Städte der Burgen und Schlösse so ablief.

    Was für ein Zufall, dass Master Ley den jungen Wachsoldaten im goldenen Pfau gesehen hat.
    Es gibt ja Menschen, die üebrzeugt sind, man sollte mindestens einen homosexuellen Freund haben (hier in Köln ist es leicht, Einen zu finden.. es ist eher schwer, weniger als Zwei zu haben...) Es ist sehr überraschend, wieviele Türen sich öffnen.. So auch hier. Thumberg scheint eine doch sehr real angelegte Stadt zu sein.
    Hier hilft letztendlich das Androhen von Gewalt und das Glück, dass der junge Wachposten sich als den Schwächeren sieht.
    So ist es wiederum eine List Master Leyms, die die Beiden zum Ziel führt, zur Zelle der Henkerstochter.
    Ich kann den Blick Pan Mochtgerns gut verstehen.. Sonst gut gerüstete Posten "unten ohne" zu sehen, mag ihm eine Menge Respekt abhanden kommen lassen.
    Master Leym und sein Sprung zu den Waffen der Posten tut sein Übriges.
    Spätestens jetzt sollte die Tochter des "Vollzugsbeamten" beruhigen, dass sich da niemand der Prozedur anschliessen möchte, der sie sich unterziehen musste.

    Showdown in der Gefängsniszelle. Eine "untenrum" fuchtelnde Klinge und wütende Soldaten. Wie mag es weitergehen ?
    Wir werden es sehen, im nächsten Kapitel. Ich bin wie immer mehr als gespannt.

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