Thumberg: Der alte Gladiator und ein neues Kapitel

Politik und sture Bürokratie. Wer kennt sie nicht. Sie findet auch ihren Weg in die Fantasy-Welt von Thumberg. Hier gibt es keine mit Muskeln gepackten Raufbolde, die Probleme mit ihrem breiten Barabarenschwert lösen.

Hier ist von unseren Helden aus "Thumberg: Der alte Gladiator" Cleverness, Geschick und Beharrlichkeit verlangt. Allerdings schadet Master Leyms gefürchtete Rechte nicht ...

Heute findet Ihr hier die neuste Episode aus der kleinen Fantasy-Reihe. Viel Spaß damit!

Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.



De Koffel erwartete Pan in seinem Arbeitszimmer, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Ganz Vorgesetzter. Er fixierte seinen Mitarbeiter, sein Blick ließ ihn nicht einen Augenblick los.

Eine Angewohnheit, die Mochtgehrn von seinem Vater kannte. Der pflegte mit dieser Geste eine seiner Gardinenpredigten einzuleiten. Vorschriften und Ermahnungen, die zwar stets in die Welt der erstarrten Religion passten, aber selten die Prüfungen des täglichen Lebens überstanden. Dementsprechend ahnte er, dass sein Dienstherr keine guten Nachrichten bereithielt.

De Koffel winkte seinen Untergebenen näher und zog ihn zum Fenster, das nach Süden zeigte, dem Schauplatz von Pans letztem Abenteuer. Vor ihm lagen der Friedhof, das Wrack des alten Katapults und die Ruine des Lagerhauses, in dem Theo Dicklage sein Schmuggelgut lagerte.

"Ich weiß nicht, wie Ihr das alles geschafft habt. In einer einzigen Nacht", erklärte De Koffel. "Und eigentlich will ich es auch gar nicht wissen. Obwohl mein Büro immer noch auf einen Bericht wartet."

Er zog Mochtgehrn beiseite und senkte verschwörerisch die Stimme. "Aber Ihr habt Euch damit eine Menge Feinde gemacht. Feinde, die nur darauf warten, dass Ihr stolpert. Die wiederum Freunde haben, die gerne Euren Sturz sehen wollen."

Dann beschloss er offenbar, dass nun genug der Freundlichkeiten ausgetauscht waren. "Ich habe einen Auftrag. Etwas außerhalb der ursprünglichen Zuständigkeit. Genau das Richtige. Erledigt Ihr ihn zu meiner Zufriedenheit, seid Ihr meines Wohlwollens sicher. Und das von ...", er zeigte mit dem Finger zum Himmel und seine Lippen formten unhörbar das Wort "Bismag". "Ihr könnt Euch also auf höchste Institutionen berufen, doch Ihr dürft es nicht."

Pan zwinkerte verwundert. "Äh ...?"

Sein Vorgesetzter wählte eine passende Miene aus seinem Vorrat an staatstragender Mimik. Dann unterstrich er die Wichtigkeit seiner Botschaft, indem er seine Hände wie einen Kreis vor seinem Bauch formte.

"Aber Ihr schafft das!"

"Worum geht es denn?"

"Mein lieber Pan Mochtgehrn. Diese Stadt, unser allseits geliebtes Thumberg braucht die Fähigkeiten eines seiner besten Männer. Eure! Ein unersetzbares Mitglied der politischen Ebene steckt in Schwierigkeiten."

"Darf ich erfahren, wer ...?"

"Der Henker." De Koffel hielt seinen Zeigefinger an die geschlossenen Lippen. "Aber diese Information ist nur für Euch bestimmt. Vielmehr geht es um seine Tochter. Obwohl, er hat ja gar keine ..."

Mochtgehrn suchte nach einer Sitzgelegenheit. Das konnte ja noch dauern.

***

„Es ist mir gleich, dass zurzeit keine Besuchszeit ist. Es handelt sich um eine Angelegenheit von allerhöchster Wichtigkeit." Pan kam die Situation bekannt vor. Wieder einmal stand er im Gefängnis. Anscheinend hatte sich an der Kompetenz und Hilfsbereitschaft der Wachmannschaft kein bisschen geändert. Denn auch heute verweigerte der diensthabende Sergeant jede Zusammenarbeit. Der lehnte sich auf seinem bequemen Stuhl zurück und legte demonstrativ seine löchrigen Stiefel hoch. Breit grinsend leugnete er, dass er eine Mörderin zu seinen Gefangenen zählte.

"Wir führen Buch. Alle eingelieferten Personen werden hier eingetragen." Umständlich kramte er einen miefigen Hügel alter Pergamentfetzen hervor. Höhnisch schleuderte er ihm den Stapel vor die Füße. "Lest selbst! Dort steht nirgends etwas von einer solchen Einlieferung."

Pan betrachtete die zweite Wache, einen jungen Kerl, ein richtiges Milchgesicht. Er ahnte, dass der Wachhabende das kleine Schauspiel für den Neuling inszenierte. Andererseits schien Arroganz zu den gewünschten Eigenschaften eines Gefängniswärters in Thumberg zu sein. Hilfesuchend schaute er Master Leym an. Entgegen den Anweisungen De Koffels, dessen Deutlichkeit in dieser Sache keine Fehlinterpretation zuließ, war sein Freund in alle Einzelheiten eingeweiht.

Der erinnerte sich an seine Zeit in diesem Gefängnis, beugte sich weit über den Bürotisch des Wachsoldaten und versuchte seinen Blick zu fangen. "Welche Zelle?"

Das Grinsen verstärkte sich. "Ich weiß nicht, was Ihr meint." Der Wachhabende suchte die Bewunderung seines neuen Rekruten und feixte. "Das ist nicht die Südmauer. Und gehört nicht zu eurem Aufgabenbereich. Ihr besitzt hier keinerlei Befugnisse. Beide!"

Master Leym ballte die Faust und plante augenscheinlich seine gefürchtete Rechte einzusetzen, aber Pan hielt ihn zurück. "Der Mann kennt sich aus. Zumindest mit Zuständigkeiten." Es musste eine andere Möglichkeit geben.

Die Mundwinkel des Wachsoldaten zogen sich so weit in Richtung Nacken, dass der Stapel Pergament, der nach wie vor auf dem Boden lag, quer hineingepasst hätte. "Ihr habt es erkannt. Findet Ihr den Weg hinaus? Oder soll Euch mein neuer Kollege den Ausgang zeigen?"

Master Leym entspannte sich und zwinkerte seinem Freund Pan zu. "Ich fürchte, ich kenne den Grund für seine Sturheit." Er nahm ihn beiseite und flüsterte in sein Ohr. "Vertrau mir!"

Dann kehrte er an den Wachtisch zurück. "Wir gehen. Lassen sie ihren kleinen Wachhund hier. Nicht nötig den jungen Mann zu bemühen." Er zog hastig an Mochtgehrns Arm, um seinen Kollegen aus dem Büro herauszubekommen. An der Holztür drehte er sich erneut um. "Vielen Dank, Herr Wachhabender. Ihr habt uns sehr geholfen."

Master Leym ließ die Tür offen, so dass der Wachsoldat sehen konnte, welche Richtung die beiden Beamten einschlugen. Pan brauchte ein paar schnelle Schritte, um ihn einzuholen. So eilig lief sein Freund durch den Gefängnisgang. "Aber das ist der falsche Weg", zischte er ihm zu. "Da geht es nicht zum Ausgang."

"Ich weiß! Beeil Dich."

Sie kamen nicht weit. "Stehenbleiben!" Unverkennbar die Stimme des Wachhabenden. "Ihr haltet mich wohl für blöd!"







Kommentare

  1. Zuständigkeiten..
    Irgendwie will nie jemand für Irgendwas zuständig sein, wenn man fragt, aber es pochen doch auch wieder alle drauf.
    Mann kann natürlich nachvollziehen, dass ein Wachhabender selten die Möglichkeit hat, sich in Szene zu setzen und den "Chef" raushängen zu lassen.
    Mit ein bischen mehr Grips, allerdings, hätte er sich sicherlich erinnert, dass da mal was war..
    Mit dem Einen als Insassen, mit dem Anderen als der, der ihn rausholte.
    Zumindest begreift er gegen Ende des Kapitels für was man ihn hält und er droht erneut in einem Trick zu landen.
    Man hat das Gefühl, sobald Master Lwym und Pan Mochtgern zusammen sind, passiert nur Blödsinn..
    Vielerorts nennt man genau so etwas ein "unschlagbares Team"

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