Der Kampf gegen Skalpjäger geht ins seine finale Phase.

Das klassische Patt: Hier unsere Freunde mit ihren Verbündeten, den Mescaleros. Sicher in Deckung, ausreichend versorgt mit Munition und Vorräten. Dort die Skalpjäger. Sicher in der Deckung der Mine. Munition und Vorräte sollten auch erst einmal ausreichen. Und auf Belagerungen sind Indianer in der Regel nicht ausgerichtet.

Keine Partei darf einen Angriff wagen, wenn er nicht mit großen Verlusten rechnen will. So belauern sich die Gegner gegenseitig.

Aber Kennedy und Fuchs haben da einen Plan ...

Viel Spaß mit dem nächsten kostenlosen Kapitel aus "Jason Derringer: Der Pfad der Rache."

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Falls das Reptil mit seinem beschränkten Verstand eine Vorstellung vom Paradies besaß, musste es in einer solchen Welt leben. Ihr Dasein bestand aus Fressen, Häuten und dem gelegentlichen Drang, einen Artgenossen zu finden. Alle Bedürfnisse konnte sie in der riesigen Höhle befriedigen.

Ihre sensiblen Sinne registrierten die Unruhe hinter ihr. Die letzten Stunden hatte die Schlange in der Sonne gelegen. Ihr Körper sog die Energie auf, um genug für die wenigen Minuten zu gewinnen, in denen ihr die Beute beinahe ins Maul flog.

Die Wärmesensoren bemerkten die Veränderung des Sonnenlichts, die Nacht nahte. Langsam versank die flimmernde Scheibe am Horizont. In dem schwarzen Schlund explodierte das Leben.

Niemand hatte je ihre Anzahl gezählt. So wie das Reptil ein Domizil fand, dass alle ihre Bedürfnisse befriedigte, erlaubte die riesige Höhle den unzähligen Fledermäusen eine sichere Unterkunft.

Über Tag hingen sie an der Decke, schliefen oder säugten ihre Jungen. Zum Beginn der Nacht flatterten die Fledertiere durch einen engen Ausgang in einem gewaltigen Schwarm hinaus und jagten. War ihr Hunger gesättigt, spätestens bei Sonnenaufgang, kehrten die Nachttiere wieder in ihr Versteck zurück.

Doch ihr Paradies bewachte ein Wachposten, der jeden Abend oder Morgen seinen Tribut forderte. Die Schlange wartete am Höhlenausgang wie eine Stahlfeder zusammengezogen auf ihr Opfer. Kaum möglich in der Masse der aus- oder einfliegenden Fledermäuse die Beute zu verfehlen. Blitzschnell zuckte ihr Körper vor, fasste zu, ließ nicht mehr los. Nur selten verfehlte das Reptil ihr Ziel. Zu dicht flogen die Tiere, wenn sie den schmalen Spalt, der die beiden verschiedenen Welten trennte, passierten.

Noch mit dem zappelnden Bündel im Maul zog sich der geschuppte Wächter zurück. Das injizierte Gift tötete schnell. Das Kriechtier klemmte ihren Unterkiefer aus, um die Nahrung zu verschlucken. Bald verschwand ihr Opfer und allein eine Beule im schlanken Leib der Schlange blieb übrig.

Gesättigt kroch das Reptil in die Dunkelheit der Höhle, um zu verdauen. Doch ihre Ruhe wurde gestört. Ihre Sensoren meldeten Eindringlinge.

***

"In diesem Loch wohnen Fledermäuse. Es müssen tausend Mal Tausend sein." Fuchs näherte sich vorsichtig dem Eingang. Der Sonnenuntergang ließ die Schatten länger werden, so dass er eine der Laternen entzündete, die der alte Goldgräber mitgebracht hatte.

"Das stimmt mit der Karte überein." Kennedy musterte den dunklen Fetzen Papier im Laternenlicht. "Von da gibt es einen Stollen, der direkt zur Mine führt. Wir warten lieber, bis die Fledermaushöhle leer ist. Mir sind die Flattertiere etwas unheimlich."

"Flattertiere jagen, kommen in Morgendämmerung zurück. Andere Bewohner bleiben." Fuchs wies auf eine Schlange, die von den beiden Männern aufgeschreckt, in ein Versteck kroch. "Satt. Ohne Gefahr. Gibt aber andere."

"Raubtiere?" Kennedy fasste instinktiv nach seinem Revolver.

"Nichts, was Waffe aufhalten kann!"

Der Kopfgeldjäger schluckte schwer. "Du sprichst in Rätseln."

Der Indianer lächelte. "Zünd Laterne an. Folge mir!"

Vorsichtig näherten sie sich der Höhle. Aus dem Dunkel kam ihnen der beißende Gestank von Kot und Tod entgegen. Die beiden Männer bückten sich, um den schmalen Spalt zu passieren.

Kennedy mustere erneut die Karte. "Der Plan enthält keinen Maßstab. Eher eine Skizze. Eine längliche Form. Erinnert mich an einen Magen. Am Ende ein enger Gang, der direkt über den Eingang zur Mine."

"Magen. Gutes Bild."

Nach ein paar Schritten wurde der Gestank unerträglich. Die Beiden zogen Tücher über Mund und Nase, um atmen zu können. Zu seinem Schrecken bemerkte Kennedy plötzlich, dass er in den Boden einsank. Bis über die Fersen bedeckte eine ungewöhnliche, krümelige Substanz die Stiefel.

Er leuchtete mit der Laterne hinunter. Diese Masse, in der sie standen, lebte. Dort krochen überraschend kräftige Käfer, Schaben, Asseln, ja sogar Skorpione. Anders als die Tiere draußen fehlte ihnen jede Farbe. Sie schimmerten weiß, manche reflektierten das Licht mit bläulichem Glanz. An einigen Stellen lagen Überreste von Fledermäusen in allen Größen und Stadien der Verwesung.

„Was ist das?“ Die Stimme des Kopfgeldjägers klang durch das Tuch dumpf, doch der Schrecken der neuen Erfahrung, konnte Fuchs nicht überhören.

„Du sagtest Magen“, antwortete sein Freund. „Wir stehen im Magen der Fledermaushöhle. Alle Lebewesen hier leben von den Ausscheidungen und den Leichen der Fledermäuse. Andere jagen diese Tiere, um zu überleben. Wir sehen nur das, was an Oberfläche lebt. Darunter sind noch mehr.“

„Können sie uns ...?“

„Fall nicht hinein. Menschenfleisch fressen sie wenn tot. Nicht hier sterben!“

„Lass uns schnell weitergehen. Je eher wir hier weg sind, desto besser!“

Kennedy durchquerte die Höhle mit gemischten Gefühlen. Er dachte, im Bürgerkrieg alles erlebt oder gesehen zu haben. Seine Vorstellungen von einer Hölle hatte heute eine neue Variante bekommen.

Es dauerte für ihn eine Ewigkeit, bis sie diesen Teil der Fledermaushöhle hinter sich ließen. Der Boden wechselte zu Fels, sogar die Luft roch besser, so dass sie das Tuch vor dem Mund wegnahmen. Vor den Beiden lag ein Gang, die Wände wiesen keine Spuren von Werkzeug auf.

„Die Erbauer der Mine nutzten den natürlichen Stollen vor uns zur Entlüftung der Goldmine.“ Kennedy studierte den Plan. „Sie brauchten nur Löcher in die Decke zu schlagen so wie dort drüben!“

Er zeigte auf eine Öffnung, ihre Ränder wiesen deutliche Spuren von Hammerschlägen auf. Darüber lag ein grobes Gitter aus Holz. „Damit wollte der Besitzer verhindern, dass irgendwelches Getier sich in seiner Mine breit macht.“

Sie folgten einem schmalen Gang und fanden in regelmäßigen Abständen weitere Holzgitter. Offenbar lag direkt unter ihnen ein Teil der Goldmine. Immer niedriger wurde die Decke, bald konnten die Beiden nur gebückt weitergehen.

Plötzlich zupfte Fuchs Kennedy am Ärmel. Er hielt einen Zeigefinger an die Lippen. Im Minenstollen hörten sie leise Stimmen. Ohne Frage kamen sie den Skalpjägern näher.

Der Indianer legte sich auf den Boden und kroch vorsichtig weiter. Der Kopfgeldjäger beschloss zu warten. Er befürchtete, dass ihre Bewegungen kleine Steine von der Stollendecke unter ihnen lösten und ihre Anwesenheit verrieten.

Fuchs lauschte, dann kehrte er leise zu ihm zurück. „Sind da! Wie geplant.“

Kennedy schluckte. Jetzt kam der gefährliche Teil.

***





Kommentare

  1. Wie lebendig der Höhlenboden ist.. fast so lebendig, wie die Art und Weise, in der er beschrieben ist.
    Es ist natürlich klar, wenn etwas am der Höhlendecke lebt - der Schwerkraft sei Dank - dann muss es auf dem Boden eine Art Gegensstück dazu geben.
    Ich für meinen Teil verbinde mit einem Höhlenboden allerdings automatisch festen, steinigen Grund. So wird man dann erinnert.
    Fuchs hat natürlich Recht, wenn er sagt: Fall nicht rein, dann passiert auch nichts - im übertragenen Sinne.
    Darauf zu pochen, dass man bekannt ist und man gerne rausmöchte, dürfte in diesem Fall nichts bringen. Wenn ich mir dazu vorstelle, dass man zum Aufstehen noch die Hände hineinstützen müsste..
    Aber das Kleinvieh gilt wohl als Resteverwerter, insofern dürften die Stiefen gnügend Schutz bieten. Es ist ja meist dickes Leder mit hohem Schaft und ein Tier, dem die Mahlzeit quasi auf den Kopf fällt, braucht auch keine Monsterkiefer oder giftige Stacheln (ich hab da was von Skorionen gelesen).

    Taktisch klug ist, dass man sich einen Weg von Hinten, in die Höhle sucht.
    Dabei ist es ganz gleich, ob man unvorbereitete Banditen, die ihre Pause geniessen überwältigt, oder ob man die Meute vor sich her, zum Ausgang treibt.

    Was von Beidem nun geplant ist, werden wir bald wissen.
    Nächstes Mal..
    Wie immer bin ich gespannt

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