Thumberg: Probleme und Lösungen

Nach der Befreiung der mutmaßlich unschuldigen Gefangenen fangen die Probleme für unsere Helden erst an. Sie brauchen ein sicheres Versteckt für sie und die sind in Thumberg rar, wenn die Wache hinter einem her ist.

Wie unsere Freunde das Problem lösen? Ihr erfahrt es im folgenden Kapitel aus "Thumberg: Der Alte Gladiator". Wie immer kostenlos!

Viel Spaß beim Lesen. Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.



Ohne weitere Hindernisse brachte Ihre Flucht Pan und Master Leym in die dunkelsten Gassen der Stadt. Die Gefangene litt unter den Folgen der Fesselung, das Blut brauchte eine Weile, bis es wieder in die Gelenke zurück kroch. Deshalb kamen sie anfangs nur langsam voran.

Mochtgehrn überließ seinem Freund die Führung. Die engen Straßen in diesem Teil Thumbergs kannte Master Leym besser. Er vertraute dessen Ortskenntnis. In dem Labyrinth aus Sackgassen, schmalen Passagen zwischen mehr oder weniger baufälligen Häusern und verborgenen Durchgängen hatte Pan längst die Orientierung verloren.

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis sie die Gelegenheit erhielten, kurz zu verschnaufen. Die Rufe der Wachen blieben hinter ihnen zurück und verstummten am Ende ganz. In diesem Wirrwarr enger Gassen im ältesten Stadtteil Thumbergs versagte ihre Ortskenntnis, die sich auf das Gefängnis beschränkten, so dass die Flüchtenden für den Moment in Sicherheit waren.

„Wir haben unsere Verfolger abgehängt“ schnaufte Pan. „Wohin jetzt? Zu Dir oder mir?“

„Weder noch“, antwortete Master Leym. Er schaute der jungen Frau, die sie auf de Zelle befreiten, ins Gesicht. „Wie heißt Du? Und warum haben sie Dich ins Gefängnis gesteckt.“!

„Mein Name ist Dundra. Ich arbeite als Zimmermädchen im Atton. Ich habe den Toten heute Morgen gefunden.“

Sie senkte den Kopf. „Da lag Geld auf dem Tisch. Eine Hand voll Münzen. Mehr als ich in einem Jahr verdiene.“ Ihre Stimme wurde leiser. „Ich habe es genommen. Dafür schäme ich mich. Aber es war so viel. In diesem Moment kam ein anderer Gast vorbei. Sah mich. Den Toten. Und rief nach den Stadtwachen. Den Rest kennt Ihr.“

„Unser Freund Dicklage, oder besser Dickbacke, denn das beschreibt den intriganten Kerl treffender, hat es nicht auf Dich abgesehen", warf Master Leym ein. "Wir beide stehen im Zentrum seiner Interessen. Er dürfte von unserem Auftrag erfahren haben und tut alles, um besonders Dich, mein lieber Pan in Misskredit zu bringen. Deshalb überwachen höchstwahrscheinlich ein paar Schläger die Wohnungen. Zu gefährlich!“

„Das „Rote Pony“? Litwollf wird uns bestimmt helfen“, entgegnete Pan.

Doch Master Leym schüttelte den Kopf. „Zu riskant. Zu viel Publikum. Die Verkleidung als Wache hält dort keine fünf Atemzüge lang. Ich kenne ein besseres Versteck. Ist ganz in der Nähe und Du kannst sicher sein, dass der Wohnungsinhaber die junge Frau mit seinem Leben verteidigen wird.“

Pan überlegte einen Moment. Dann fiel es ihm ein. „Ich ahne, wen Du meinst! Wusste gar nicht, dass er hier wohnt.“

„Zwei Ecken weiter. Ich bringe sie hin. Du schaust Dir das Zimmer im "Atton" an. Vielleicht findest Du ja Hinweise auf den wahren Täter. Denn eines ist sicher: Dundra war es auf keinen Fall!“

„Einverstanden. Gute Idee. Wir treffen uns dann im „Roten Pony!“

***

„Das Zimmer kann ich Ihnen nicht geben. Hat Ihnen niemand erzählt, was dort passiert ist. Ganz Thumberg spricht davon!“

Der Besitzer des „Atton“ schaute Pan konsterniert an. Ihm schien der Schreck über den Mord selbst jetzt noch in den Knochen zu stecken. Zitternd stand er an dem Tisch mit eingelegten Intarsien, hinter dem er die wohlhabenden Gäste empfing.

„Sie missverstehen mich.“ Mochtgehrn schüttelte etwas ungeduldig den Kopf. „Ich will es nur sehen. Der Rat der Stadt gab mir den Auftrag, die Sache zu untersuchen. Es kommt von höchster Stelle!“ Lautlos formten seine Lippen das Wort „Bismag“. Doch der Mann schaute ihn nur verständnislos an.

Pan versuchte es noch einmal. Diesmal langsamer und überdeutlich. „Bismag“. Unhörbar flüsterte er den Namen des wichtigsten Beamten in Thumberg. Allerdings stand er vermutlich vor einem der begriffsstutzigsten Einwohner der Stadt.

Auch der nächste Versuch scheiterte. Gut möglich, dass der Mann eine der neuartigen Sehhilfen brauchte. In diesem Fall fiel er wohl als Augenzeuge für seine Nachforschungen aus.

Daher testete er eine neue Art und Weise, den Auftraggeber zu nennen, ohne ihn in irgendeine Form in die Sache hineinzuziehen. Kurzentschlossen malte er die Buchstaben des Namens in den dünnen Staub auf dem Empfangstisch des Gasthauses.

Erst jetzt schien seinem Gegenüber zu dämmern, in wessen Auftrag Pan unterwegs war. "Aber was ...". Offenbar zweifelte er daran, dass sich der Strippenzieher im Rat Thumbergs mit dem Mord im Atton beschäftigte.

"Denken Sie nach, " drängte Mochtgehrn und verwischte die Buchstaben wieder. "Das beste Gasthaus der Stadt. Ein angesehener und vermögender Kaufmann als Opfer eines brutalen Verbrechers. Und ein Bürger als Täter ..."

"Ja gewiss. Das klingt schlüssig. Ich werde Euch das Zimmer zeigen. Es sieht genau so aus, wie heute Morgen. Wir hatten keine Zeit aufzuräumen."

"Ist die Leiche noch da?"

"Nein, nein. Das heißt ... eigentlich nicht, aber einzelne Teile kleben noch an Decke und Wänden."

Pan schluckte, dann folgte er die Stiege hinauf zum Ort des Verbrechens. Er wappnete sich auf den unvermeidlichen Anblick einer Bluttat. Die Beschreibung ließ übles Erwarten. Gut, dass er nur ein karges Frühstück gegessen hatte. Da war der Verlust erträglich.

***

Master Leym klopfte an der verzogenen Tür, erst leise, dann, als sich niemand meldete, energischer. Bis zu dem Moment war er nicht auf den Gedanken gekommen, dass die Person die Wohnung verlassen haben könnte. In diesem Fall bekam er Probleme. Die „ausgeliehene“ Uniform, in die sie Dundra steckten, verschleierte zwar, dass sie eine aus dem Gefängnis entkommene Mörderin war. Allerdings musste er damit rechnen, dass bereits Alarm ausgelöst worden war und die Wachen nach ihr suchten. Ihre Verkleidung dürfte sie vermutlich eher behindern, als ihr zu helfen.

Als sich hinter der Tür niemand rührte, entschied er mit einem Seufzer, dass er das Risiko eingehen musste, sie in seiner eigenen Wohnung unterzubringen. Mit etwas Glück schaffte er es, mit Dundra einen Kleiderladen aufzusuchen. Sie würden mit hoher Wahrscheinlichkeit auffallen, denn das Wechselspiel Lederrüstung in Frauenkleider erregte bestimmt die Aufmerksamkeit des Ladenbesitzers und der Kunden. Von da an war es nicht mehr weit bis zu den Ohren der Wachen.

Da auch nach erneutem Klopfen niemand öffnete, beschloss Master Leym, das Risiko einzugehen. Ihm kam sogar eine bessere Idee. Ganz in der Nähe gab es in einer verschwiegenen Gasse einen Laden, der sich der erstaunlich hohen Nachfrage wegen auf eher feminine Kleider für Männer spezialisierte. Ein Kleiderwechsel da sollte mit etwas Glück nicht so auffallen. Der Weg dahin führte zwar an einer Wache der Stadtsoldaten vorbei, aber der Gedanke, Dundra in Sicherheit zu bringen, wog die Gefahr, dort ertappt zu werden, auf.

Zufrieden drehte er der Tür den Rücken zu und schaute auf die Spitze eines mächtigen und schweren Schwertes. „Hab ich Dich“, kam es von der anderen Seite der Waffe. Ihr Besitzer wirkte sehr ernst und sehr, sehr bedrohlich.

***







Kommentare

  1. Das ist natürlich ärgerlich.
    Die Flucht aus dem Kerker gelingt, die Verfolger werden abgeschüttelt, aber einen wirklichen Plan, wie es weitergehen soll, hat man nicht.
    Der Gedanke, dass man in den jeweiligen Wohnungen wohl as erstes suchen wird, klingt plausibel.
    Wer würde nicht sofort jemanden dorthin schicken ? Wobei... wenn der Eine denkt, dass der Andere denke, der Eine würde denken, dass der Andere...
    Das Pony.. nun, es ist natürlich sehr belebt und es stimmt, irgendjemand würde sich finden, der für ein paar Münzen verraten würde, was er eventuell gesehen hat.
    Während Pan nun also den Tatort besichtigt, fällt MasterLeym gerade in dem Moment, wo er einen guten Gedanken zwecks des Einkleiden der Henkerstochter in die Hände von.. ja.. von wem.. mein erster Gedanke ist der Münzschneoider selbst. Es hatte wohl niemand ein ähnliches dringendes Interesse, die Drei weiter zu verfolgen, als er.
    Dem entsprechend wird er nicht zimperlich sein, mit dem Schwert, zumal Master Leym im Kerker selber das Schwert recht eindeutig in gewisse Körperregionen gehalten hatte.
    Wie er also aus der Situation wieder heraus kommt, was Pan Mochtgern am Tatort vorfindet, das bleibt abzuwarten.
    Vermutlich wieder viel zu lange.. aber seien wir eehrlich, selbst bei täglichem Erscheinen eines Kapitels, würde es sich noch zu lang anfühlen - also Geduld.
    Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

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