"Eisen und Magie" Welchen Plan verfolgt Saltha?

Das nächste Kapitel aus "Eisen und Magie: Im Sumpf von Lorden" ist erschienen. Lest wie es weiter geht mit Ralph von Mosel, Gerwin von Gays und der geheimnisvollen Saltha. Wie soll ein so kleiner Trupp Reiter die bevorstehende Schacht entscheiden können?

Viel Spaß mit dem vierten Kapitel aus "Eisen und Magie: Im Sumpf von Lorden"!

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Ihr findet sie hier:

Kapitel 1: hier
Kapitel 2: hier
Kapitel 3: hier



Eisen und Magie:

Im Sumpf
von 
Lorden


von Peter H. Brendt

Lärm weckte ihn. Die übrigen Kameraden bereiteten sich auf den Kampf vor. Ralph stand rasch auf, begrüßte sein Pferd und überprüfte ein letztes Mal Ausrüstung und Sattelzeug. Nicht auszudenken, was es für Folgen hatte, falls beim Angriff ein Sattelriemen riss. Selbst wenn er den Sturz unbeschadet überstand, würden ihn die nachfolgenden Reiter niederreiten. Es gab genug Geschichten von Rittern, die bei so einer wilden Jagd stürzten. Eingezwängt in eine enge und schwere Rüstung brachte viele bereits der Aufprall ums Leben. Die, die unverletzt bleiben, mussten damit rechnen, für eine Weile im Mittelpunkt des Spotts zu stehen. Eine Schmach, die nur durch tapfere Taten ausgeglichen werden konnte.

Erschrocken stellte er fest, dass er wie selbstverständlich davon ausging, die Attacke von der Spitze des Trupps zu führen. Besaß er noch genug Vertrauen oder erwartete Saltha von ihm, dass er sich hinten an den Trupp anhing?

Nachdenklich wog er die Axt. Eine alte Waffe, treuer Begleiter in manchen Kriegen seiner Vorväter. Könnte sie reden, wüsste sie viel über blutige Kämpfe zu erzählen. Sorgfältig steckte er sie in die Halterung. Probehalber zog er sie ein paarmal aus dem Lederriemen heraus und wieder zurück. Das Geräusch des polierten Eichenholzes an dem straff gespannten Riemen aus Ochsenleder klang beinahe wie Musik. Der junge Mann widerstand der Versuchung, eine Melodie zu finden. Wenn ihm jemand dabei zusah, machte er sich zum Gespött. Doch das eigenartige Summen und Klingen blieb in seinem Ohr hängen. Es tönte wie eine Todesmelodie.

Sollte er dies hier überleben, würde er ausprobieren, ob er sie nicht wie Saltha auf dem Rücken tragen konnte. Das ermöglichte bei einem wilden Ritt bestimmt einen schnelleren Zugriff. Oder hielt er die Waffe besser die ganze Zeit in der Hand. Alles war anders als auf dem Hof der Burg, wo ihn der alte Waffenmeister grimmig, jedoch gutmütig über den Kampfplatz scheuchte.

Fast spielerisch klopfte Ralph gegen den Topfhelm am Sattel. Wieder erschien das Bild der fressenden Krähen am Galgenbaum vor seinen Augen. Er schluckte die Galle hinunter, die hochstieg. Irgendwo musste doch ein Schluck Wasser zu kriegen sein. Er schaute sich um, aber niemand frühstückte. Die Stimmung schien bedrückt, auch die Pferde ließen die Köpfe hängen. Vergeblich suchten sie auf der kargen Insel nach ein paar dürren Grasbüscheln.

Allein Saltha stand am Rand des Schilfs und beobachtete den Horizont. Ralph wusste, dass in dieser Richtung die Schlacht standfinden würde. Doch noch war nichts zu sehen. Der junge Ritter nahm allen Mut zusammen und trat neben sie.

«Es wird ein weiter Ritt», meinte er. «Wir werden lange brauchen, bis wir ihre Flanke erreichen.» Er kratzte seinen Kopf und stellte überrascht fest, dass er sich irgendwo Läuse eingefangen hatte. Der Tag fing ja gut an. «Wann brechen wir auf? Wir müssen über eine Stunde reiten, bis wir auf die Lanzenreiter treffen.»

Saltha gönnte ihm nur einen kurzen Blick. «Wer sagt, dass wir sie angreifen?»

Ohne auf den verwunderten Ralph zu achten, ging sie an ihm vorbei und suchte einen Platz, an dem sie jeder sehen konnte. Dann schlug sie mit der flachen Klinge ihres Schwerts ein paarmal gegen eine der niedrigen Kiefern, bis sie wusste, dass sie die Aufmerksamkeit der Reiter besaß. «Kommt her! Ihr erfahrt jetzt, mit welcher Arbeit ihr den Tag verbringen werdet!»

«Heute ist ein Tag zum Sterben», sagte sie, als die Soldaten versammelt waren. «Gleichgültig, in welcher Schacht ihr kämpft. Zusammen mit euren übrigen Kameraden oder hier.

Der Feind ist deutlich in der Überzahl», zählte sie auf. «Besser bewaffnet. Gut gerüstet. Ausgeruht und aufeinander eingespielt. Das Gefecht da draußen ist eine Farce mit nur einem möglichen Ausgang. Den Triumph der Rebellen und die Niederlage unserer Freunde.

Was macht also den Unterschied, ob ihr hier sterbt oder im Kreis eurer Kameraden? Ich sage es euch. Wir haben wenigstens eine winzige Chance. Wohlgemerkt, nicht zu überleben. Aber einen Sieg zu erringen!»

Sie breitete die Arme aus. «Ihr seid lang genug dabei. Und wisst, dass wir als leichte Reiterei keine Möglichkeit besitzen, gepanzerte Lanzenreiter zu besiegen. Zumal unsere Zahl nur klein ist. Auch wenn wir die Unterstützung von zwei kräftigen und erfahrenen Rittersleuten bekommen haben.»

Die Soldaten lachten. Einige warfen spöttische Blicke auf die beiden jungen Ritter. Die ballten zunächst ihre Fäuste, aber Ralph versuchte, dem Spott ein wenig die Spitze zu nehmen, in dem er einen halben Schritt vortrat und sich spielerisch auf die Brust schlug.

Von Gaya wollte ebenfalls einen Lacher. Übertrieben vorsichtig klopfte er mit den Knöcheln auf die hölzernen Schuppen am Rücken von Ralphs Lederharnisch. «Das nenne ich mal wirklich einen leichten Reiter!»

Das Gelächter verstummte im gleichen Augenblick. Jeder hier besaß nur eine geflickte und nicht immer vollständige Rüstung. Es gab nur einen hier, der eine solide und erstklassige Panzerung trug. Und das war von Gaya selbst.

«Genug gescherzt!» Saltha nahm ihre Rede wieder auf. «Genera Perth zieht die eigenen Lanzenreiter auf die linke Flanke. Möglichst weit weg von hier. Er verliert dadurch einen taktischen Vorteil. Nach den Regeln der Kriegsführung sollte er sie als Reserve zurückhalten. Die Rebellen müssten entsprechend reagieren und ihre gepanzerten Ritter direkt gegenüber in Position bringen. Sie sind zahlenmäßig überlegen und brauchen eine Konfrontation mit den Unseren nicht zu fürchten. Sie werden keine Falle wittern, denn dort ist der Boden fest, statt sumpfig wie hier. Für schwere Reiter besser und sicherer.

Doch Perth Manöver hat einen anderen Sinn. Die gepanzerte Reiterei möglichst weit weg von uns zu positionieren.» Sie zeigte in die Gegend, in der sich die beiden Heere aufstellen würden. «Ich konnte gestern die Umgebung erkunden. Zwei Stunden zu Fuß fand ich eine Senke. Mit Sumpfwasser gefüllt und dichtem Schilfbestand. Ein gutes Versteck. Es ist nicht zu verfehlen, ein einsamer Baum, den einst ein Blitz köpfte, steht dort. In Richtung Schlachtfeld gibt es einen kleinen Hügel. Und diese Anhöhe ist das Ziel. An der Stelle werden wir, falls der Plan gelingt, die Schlacht entscheiden.»

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