Eisen und Magie: Der Krähenbaum (Teil -3-)

Nun sind alle Protagonisten bei "Eisen und Magie: Der Krähenbaum" eingeführt und die Bühne für das dritte Kapitel bereitet. Die Rollen der Akteure sind verteilt, nun kann sich der Leser zurücklehnen und erleben, wie eine Handvoll Soldaten gegen eine Übermacht und ein junger Mönch gegen einen Kampfmagier bestehen werden. Oder auch nicht...

Die Chancen sind ungleich verteilt und eines ist sicher: ohne Blutvergießen wird das Leben des kleinen Kindes nicht gerettet werden können.

Mein Tipp: Entspannen und sich schon auf die folgenden Kapitel freuen!

Viel Spaß mit dem dritten Kapitel von "Eisen und Magie: Der Krähenbaum"

Eisen und Magie:


Der Krähenbaum


von Peter H. Brendt
Hauptmann Hetter hielt es nicht für nötig, die Pferde anzuhalten oder auch nur langsamer zu werden, als die drei Unterhändler bei ihm eintrafen. Er überraschte den Baron, der auf ihn wartete und ihm vom Treffen am Krähenbaum berichten wollte. Staub stieg auf, als der Trupp Reiter an ihm vorbeipreschte.

Verärgert verzog Erht den Mund. Er beschloss, es ihm bei Gelegenheit heimzuzahlen. Noch wurden die Dienste des fähigen Soldaten benötigt, aber bald sollte die Rebellion niedergeschlagen sein. Dann erhielt der Hauptmann ein unbedeutendes Baronat in irgendeinem Winkel. Am besten an der Grenze im Osten, die regelmäßig Orks überschritten und Tod und Terror verbreiteten. Mit etwas Glück erledigte sich dieses Problem auch unter den wütenden Hieben eines Orkschwerts von selbst.

Er trieb sein Pferd an und drückte die Soldaten vor ihm beiseite, bis er direkt neben Hetter ritt. «Ich konnte ihn nicht aufhalten», sagte er.

«Dachte ich mir», lautete die Antwort. «Sonst hättet ihr das Baby wohl mitgebracht. Was ist mit eurem zweiten Plan?»

Der Baron hielt den verbrannten Arm hoch. «Ein Feuermagier ist bei ihm. Er kannte den Trick mit dem Ring. Dies ist das Ergebnis!»

Der Hauptmann schaffte es nur mit Mühe, ein Schmunzeln zu verbergen. Er wies mit dem Kopf auf eine graugekleidete Person, die ihnen am Ende des Trupps mit etwas Abstand folgte. «Master Holme hätte nicht nur Euren Arm versengt. Die Macht seiner Blitze ist da deutlich imponierender.»

***

Die Krähe beschloss, der Staubwolke zu folgen, die zum Krähenbaum stürmte. Ein alter Instinkt und viel Erfahrung verrieten ihm, dass sie ihn zu frischer Nahrung führte. Er flog höher, um einen Blick in die Mulde zu werfen. Seine Erwartung wurde nicht enttäuscht. Zufrieden stellte der Vogel fest, dass da Männer auf den Reitertrupp warteten.

Die Vierbeiner standen abseits, die Zweibeiner in der Senke. Metall blinkte in der Sonne. Er spürte die angespannte Atmosphäre, den Geruch von Angst und Schweiß stieg bis zu ihm hinauf. Er kannte die Zeichen. Bald lag dort genug Fleisch und Blut für ihn und seine Schwarmgenossen. Er entschied, das Geschehen aus der Luft zu beobachten. Das Leben lehrte ihm Geduld.

***

Weyn von Mark betrachtete das kleine Häufchen Soldaten, dass auf die Verfolger wartete. Auf den Rat des Novizen hin hatte er einige Vorkehrungen getroffen, die ihre Chancen ein wenig erhöhten. Wohl kaum entscheidend, aber er wollte sein Leben und das der Männer, die den Ritter umgaben, so teuer wie möglich verkaufen.

Sheen stand nicht in der Reihe der Bewaffneten. Er fehlte ebenso, wie der Reiter, der die Amme mit dem Baby zur Fähre begleitete. Hoffentlich verschafften sie dem kleinen Trupp genügend Vorsprung, auch wenn es sie den Kampf hier verloren.

Die Vorbereitungen, die sie auf den Ratschlag des Novizen trafen, konnten ihnen helfen und die Zahl der Opfer auf der Gegenseite erhöhen. Aber am Ende gaben die Fähigkeiten des mächtigen Kampfmagiers, der mit Hetter ritt, den Ausschlag.

***

«Vielleicht ist es besser, die Mulde zu umreiten!» Der Baron hatte Mühe, mit dem verletzten Arm festen Halt auf dem Pferd zu finden. Aber er hielt, wie der Hauptmann zugeben musste, mit zusammengebissenen Zähnen durch. Als Kämpfer würde er jedoch wohl ausfallen.

«Das kostet zu viel Zeit», antwortete er. «Wir sind in der Überzahl. Was sich uns auch immer in der Senke entgegenstellt, reitet die erste Reihe nieder. Die zweite Linie prescht durch die Lücken und nimmt die Verfolgung auf, falls sie jemand zur Fähre geschickt haben.»

«Was habt Ihr mit dem Kampfmagier vor?»

«Nur zur Absicherung, wenn dieser Feuermagier gefährlich wird. Master Holme wird ihn wie ein lästiges Insekt zerquetschen. Ich kenne keinen mächtigeren Zauberer. Er hält sich zurück, wir brauchen ihn nicht für den Kampf!»

***

Die Krähe kannte die Gegend gut. Aus der Höhe besaß er eine ausgezeichnete Übersicht über das Gelände. Seine Ortkenntnis verschaffte ihm im Existenzkampf Vorteile, und der schwarze Vogel lebte seit langer Zeit hier.

Ihm fiel auf, dass die Büsche am Ende der Mulde fehlten. Stattdessen steckten neue Sträucher am Rand des Hohlwegs, die den Zugang weiter verengten. Die Fähigkeiten des Aasfressers reichten nicht aus, den Grund zu erkennen. Er nahm die Veränderung hin, so wie das Wetter, die Jahreszeiten und die Nahrung, die ihm der Ort immer wieder bot. Im Gegensatz zu den Menschen suchte er nie nach einem Gott, der sich dafür verantwortlich zeigte.

***

Weyn fasste das Schwert fester und überprüfte erneut den Stand auf dem schlammigen Untergrund. Wie seine Männer erwartete er die angreifenden Reiter zu Fuß. Ihre Pferde erfüllten eine andere Aufgabe.

Er ertappte sich darauf, dass er für einen kleinen Moment an ihren Erfolg glaubte. Aber mehr als etwas Zeit konnten sie nicht gewinnen. Und da war noch der Kampfzauberer...

***

Baron Erht kämpfte darum, im rasenden Galopp auf dem Pferd zu bleiben. Er verlor jedes Gefühl in seinem linken Arm. Verfluchter Mönch. Dafür sollte ihn Master Holme langsam braten. Er freute sich auf die Qualen, die der Mann dabei erlitt. Aber erst hieß es, vor allen Augen nicht aus dem Sattel zu fallen. Und den Kampf ohne weitere Blessuren zu überstehen.

In der Mischung aus Wut und Trotz, die ihn befallen hatte, entging ihm, dass der Hohlweg unmerklich enger wurde. Die vorstürmenden Reiter rückten reflexartig immer näher zusammen. Niemand erkannte bei dem rasenden Ritt, dass die Sträucher am Rand, nur in den Schlamm gesteckt, und nicht gewachsen waren.

***

Die Krähe sah die Vierbeiner. Eine kleine Gruppe zu beiden Seiten des Wegs, auf dem die Neuankömmlinge stürmten. Die schwerfälligen Tiere, die das Holz zogen, standen dabei. Lange Fäden hielten sie hinter den neuen Büschen fest. Zwei Zweibeiner warteten in der Nähe. Von oben konnte er sie deutlich sehen, auch wenn sie sich auf den Boden legten. Beißende Stöcke in den Händen.

***

Sein Instinkt warnte Hauptmann Hetter. Die Männer neben ihm rückten kaum merklich näher heran. Nach den Berichten erwartete er, dass der Hohlweg, der zu der altgedienten Hinrichtungsstätte führte, breiter sei. Aus diesem Grund hatte er bei ihrem Sturmritt auch ein erhöhtes Tempo angeordnet. Jetzt gefährdete die Kombination von hoher Geschwindigkeit und eingeschränktem Raum die Attacke. Falls sich Pferde und Reiter berührten, wären bei so einem raschen Ritt heftige Stürze die Folge.

Daher gab er ein Zeichen, worauf eine Hälfte der Männer etwas zurückblieb. So verlor der Angriff ein wenig an Masse, doch das Risiko eines Massensturzes wollte er nicht eingehen.

***





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