Gute Nachrichten...

Nicht, dass Trump wieder zu Hause in den USA ist, sondern Ihr findet heute ein neues Kapitel von "Eisen und Magie: Der Dieb, der sich verzählte".

Wir ließen Khen, den Meisterdieb in der letzten Woche alleine in einem Gang voller aggressiver Ameisen zurück. Feuer hielt die kleinen hungrigen Biester in Schach. Doch der Vorrat an Fackeln geht zur Neige.

Schaun mer mal, wie unser Held dieses Problem löst.

Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel aus "Eisen und Magie: Der Dieb, der sich verzählte"!

Eisen und Magie:


Der Dieb, der sich verzählte


von Peter H. Brendt


Woher Wärme und Hitze nehmen? Ihm fiel ein, dass er sich ja in einem erloschenen Vulkan befand, in dessen Innern es jedoch offenbar noch genug Aktivität gab. Das bewies die Lava, die in der Kammer hinter ihm aus der Wand tropfte.

Reichte es vielleicht aus, auf so einen Kanal in der Felswand oder Decke zu stoßen und in den Gang mit den riesigen Ameisen zu leiten? Khen fühlte an dem Gestein, denn eine solche Quelle musste sich durch fühlbare Wärme verraten. Aber er konnte nichts finden.

Selbst wenn die Suche erfolgreich gewesen wäre, wie sollte er die heiße Masse so lenken, dass er ungeschoren davon kam. Da kam ihm wie ein Blitz eine Idee. Die Priester hatten für genau den Zweck vorgesorgt!

Hinter ihm tropfte Lava aus entsprechend vorbereiteten Röhren aus dem Berg. Die Erbauer lenkten es heute in einen Abfluss, tief in das Innere des Vulkans. Wahrscheinlich tat es das bereits seit hunderten von Jahren. Was, wenn die Öffnungen in der Wand keine Unfälle oder unvorhersehbare Ereignisse beim Bau der Tempelanlage waren. Sondern gezielt von den Priestern erbaut und genutzt wurden?

Hatte er eben nicht festgestellt, dass sie in alten Zeiten die Rille vor ihm mit dem heißen Lavabrei füllten. Die Spuren von Schwefel und anderen Ablagerungen ließen nur diesen Schluss zu. Khen hatte vermutet, dass damit der Weg zum Kern des Tempels beleuchtet werden sollte. Ein rotglühender Pfeil an der Wand. Nun kam ihm der Gedanke, dass der Hauptzweck darin bestand, die Felswand so aufzuheizen, dass die Hitze die hungrigen Ameisen fernhielt.

Um seine Theorie zu beweisen, musste es eine Verbindung zwischen der Lava hinter ihm und dem Gang vor ihm geben. Die galt es jetzt zu finden. Die folgende Zeit verbrachte Khen damit, die Wand auf Hohlräume abzuklopfen. Nach einer Weile gab er jedoch auf. Er fand nirgends eine Stelle, die auf einen solchen Mechanismus hinwies.

Zweimal wechselte er die Fackeln aus, die die Ameisen zurückhielten. Die Tiere warteten eine Handbreit weiter vom Tor entfernt. Der Dieb führte das darauf zurück, dass der Boden sich im Laufe der Zeit stärker aufheizte. Dass die kleinen Ungeheuer keine freundlichen Gedanken hegten, bewies das anschwellende Geräusch der klappernden Zangen und Klauen, mit dem sie sein Erscheinen begrüßten.

Bald gab Khen es auf, nach einem Schalter oder anderen Auslöser zu suchen. Missmutig nahm er auf einen der von Decke gefallenen Felsbrocken Platz und überlegte. Was wäre, wenn ein solcher Mechanismus gar nicht existierte.

Gut möglich, dass die Priester eine einfache Lösung kannten. Etwas, was eher zum Charakter eines Heiligtums passte. Würdiger, als ein banaler Hebel, eine sorgsam versteckte Platte. Der Dieb schloss die Augen und stellte sich die Zeremonie vor, mit dem sie die Lava umleiteten. Einen Zug prächtig gekleideter Männer und Frauen. Leise irgendwelche vergessenen Lieder singend, vielleicht auch nur summend, vom Tempel im Zentrum aufwärtsstiegen. Feierlich den Gang mit den Ameisen durchquerten, dessen heiße Wände die Angreifer in Höhlen oder Spalten zurückdrängten. Gemessenen Schrittes erreichte die Gruppe die Stelle, an der hockte. Der Zug hielt an, machte Platz für zwei besonders würdevoll blickende Priester.

Khen vermutete, dass sie keine Hüte trugen, dafür waren die Tunnel stellenweise zu niedrig. Aber als Zeichen des hohen Rangs führten sie einen Stab mir sich. Kostbar geschnitzt. An der Spitze des Stocks etwas, was auf seine Bestimmung hinwies. Den Fluss des schmalen Lavaflusses in die Rille zu lenken, beziehungsweise in den Abfluss am Boden. Was könnte es gewesen sein?

Eine stilisierte Ameise? Eine wertvolle Kugel? Egal!

Khen schlug mit der flachen Hand gegen die Stirn. Darum ging es nicht! Das Ende des Hoheitszeichens erfüllte eine bestimmte Aufgabe. Das war die Lösung. Mit Hilfe des Stocks verstopften oder öffneten die Würdenträger des Tempels die Granitröhre, in der die Lava floss. Im ersten Fall füllte der glühende Brei die Rille, heizte die Wand auf und drängte die angriffslustigen Wächter in ihre Versteckte. Ansonsten ergoss er sich in den Boden und erlaubte den Kreaturen, diesen Teil des Gangs zu bewachen.

Dabei half den Priestern der Stab, damit sie der Glut des flüssigen Gesteins nicht zu nah kommen mussten. Die Lösung lag so nah. Khen brauchte nur die beiden Röhren zu verschließen, dann füllten sie die Feuerrille mit Lava und zwangen so mit ihrer Hitze seine Gegner, in ihre Verstecke zurückzuweichen.

Der Dieb suchte in den Steinbrocken, die von der Decke herabgefallen waren, nach zwei passenden Stücken. So groß, dass sie die Ausflussöffnungen verstopften. Und lang genug, um sie in sicherer Entfernung von dem glühend heißen Lavabrei nutzen zu können.

Es dauerte nur kurze Zeit, bis er geeignete Brocken fand. Khen musste sich zwar auf die Zehenspitzen stellen, um die Röhren zu erreichen, aber es blieb das einzige Problem. Am Ende gab er den hineingepressten Steinstücken noch ein paar Schläge mit einem weiteren Stein und trieb sie damit fester in die Öffnung.

Dann wartete er ab.

Ein dumpfes Grollen ließ den erloschenen Vulkan beben. Es beunruhigte Khen nicht. Er hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Der Dieb blieb ruhig auf dem Brocken, den er als Sitzplatz auswählte, sitzen, selbst als der Boden um ihn herum sich bewegte. Ihm war klar, dass er mit seiner Maßnahme das Gleichgewicht im Inneren des Berges störte. Doch der die musste alles auf eine Karte setzen. Schlimmstenfalls brach die Lava aus einer anderen Stelle in der Wand aus. Mit Pech genau da, wo er auf das Ergebnis wartete. Aber er war zuversichtlich, dass der Plan aufging.

Jedoch plötzlich drohte Gefahr von einer nicht erwarteten Richtung. Das Beben des Bergs lockerte lose Steine und Felsbrocken von der Decke und löste einen Regen von Gestein aus. Die Größe der Brocken wechselte, doch Khen sah sich gezwungen, vor dem Steinfall zu fliehen.

Er wagte es, ein paar Schritte in den Teil des Tunnels zu flüchten, in dem die hungrigen Ameisen lauerten. Mittlerweile drohte bereits eine Fackel zu erlöschen und den Weg für die Kreaturen frei zu machen. Schnell tauschte er sie aus und beobachtete gespannt die Reaktion der wartenden Gegner.

Bald leuchtete eine rote Spur in den Wänden rechts und links von ihm. Flüssige Lava füllte wie erhofft die Rille. Jetzt musste es sich zeigen, ob ihre Hitze ausreichte, die Ameisen zu vertreiben.

Khen prüfte mit der flachen Hand Boden und Steine, und glaubte zu bemerken, dass sie stetig heißer wurden. Aber viel wichtiger schien ihm das Verhalten der Kreaturen vor ihm. Als erste Reaktion erhöhten sie die Lautstärke der klappernden Zangen und Klauen. Dann wichen sie langsam zurück. Als einige Exemplare hastig die Wände hinaufkletterten, wusste der Dieb, dass sein Plan aufging. Die Zahl der flüchtenden Tiere stieg schnell an. Sie drängten in den hinteren Bereich des Gangs, in dem die Felswände noch nicht zu warm waren. Mit wütendem Zischen kletterten sie hoch und verschwanden im Dunkel der Decke.

Khen seufzte. Der Weg war frei. Aber am Ende des Tunnels wartete, wenn er der Karte trauen konnte, bereits die nächste Falle.

***






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

heute in "Eisen und Magie: Ewige Liebe" Ein Dieb wird zum Mörder