Heute: Teil -4- von "Eisen und Magie: Der Krähenbaum"!

Weiter geht es in unserer Geschichte aus der Welt von "Eisen und Magie: Der Krähenbaum". Zum ersten Mal treffen die Kontrahenten Auge in Auge aufeinander. Nun zeigt es sich, ob die Männer um Ritter Weyn von Mark genügend Zeit gewinnen können, um das Kind vor Hauptmann Hetter zu retten.

Ihr Mut, ihr Einfallsreichtum und ihre Kraft werden auf eine neue Probe gestellt. Stellt sich nur die Frage, wo der Feuermagier Sheen abgeblieben ist. Oder hat er einen Plan, um gegen den übermächtigen Kampfmagier in den Reihen der Verfolger bestehen zu können?

Viel Spaß mit "Eisen und Magie: Der Krähenbaum"!


Eisen ud Magie:

Der Krähenbaum


von Peter H. Brendt
Ritter Weyn von Mark hoffte, dass ihre Angreifer die beiden Männer, die mit den Pferden und Ochsen am Hohlweg lauerten, nicht bemerkten. Und dass der erfahrene Sergeant unter ihnen, die Tiere zum richtigen Zeitpunkt los schnitt und sie mitten in die heranstürmenden Reiter jagte.

Er wartete abgesessen in der schlammigen Mulde zusammen mit den restlichen Soldaten auf Hetters Trupp. Weyn warf einen schnellen Blick in die Runde auf den kümmerlichen Rest der Männer. Zu wenig, um einen ordentlich Kampf zu Pferd zu wagen. Ihre einzige Chance, etwas Zeit zu gewinnen, bestand in Sheens Plan. Es galt möglichst viele Gegner zu töten, bis man selbst den Tod fand.

Noch konnte er die Angreifer vor der Kurve nicht sehen. Nur das Donnern der Hufe, das Klirren von Rüstung und Waffen, das zähe Ächzen von Leder klang bis zu ihnen herüber. Er fasste den Griff des Schwerts fester und hob die Klinge über die linke Schulter. Hoffentlich zeigten ihre Vorkehrungen die erwartete Wirkung.

***

Im ersten Moment dachte Baron Ehrt, Reiter würden sie auf den Flanken angreifen. Wie Schemen huschten die dunklen Körper von Pferden von den Seiten auf sie zu. Sie prallten mit den Männern neben ihm zusammen. Dann bemerkte er, dass ihre Sättel leer waren. Reiterlose Gäule? Und woher die Ochsen, die mit der stoischen Geduld ihrer Rasse dem Beispiel der Reittiere folgten und mitten in den Trupp rannten.

Wer auch immer sie losgeschickt hatte, erwischte genau den freien Raum zwischen den beiden Reitergruppen. Die hintere Gruppe, zu der er gehörte, raste mit der gleichen Geschwindigkeit wie ihre Vorderleute. Sie stießen mit den Zugtieren und Pferden zusammen und bald gab es rechts und links von ihm mehrere Knäuel gestürzter Reiter. Zwei gegnerische Soldaten vergrößerten das Durcheinander. Sie tauchten wie aus dem Nichts auf, liefen mit gezückten Dolchen dazwischen und jagten ihre Klingen in die Lücken der Rüstungen der Männer, die vom Sturz oder auskeilenden Hufen betäubt auf dem Boden lagen. Dabei gingen sie schnell und methodisch vor. Jeder Gefallene erhielt nur einen Stich. Wichtiger als der Tod war den Beiden offenbar, die Gegner kampfunfähig zu machen. Als de Verwirrung sich legte, ließen sie ab und versuchten im dichten Gebüsch am Rand des Wegs zu verschwinden.

Sie kamen nicht weit.

Plötzlich hüllte die Angreifer eine blaue Flamme ein. Für einen Wimpernschlag sah Baron Ehrt ungezählte Blitze, die durch ihre Körper schlugen. Dann vergingen sie zu Asche.

Jetzt erinnerte er sich an Master Holme, der mit einem kleinen Abstand folgte und eben eingetroffen war. Trotz seiner Fähigkeiten als Kampfmagier gehörte er, lediglich mit einer grauen Kutte bekleidet, auf keinen Fall in die Reihe einer Kavallerieattacke.


Welche Mächte ihm zur Verfügung standen, bewies er mit der Vernichtung der beiden Soldaten, die ihnen aufgelauert hatten. Egal was Weyn noch einfiel, um das Kriegsglück zu wenden. Gegen den Magier konnten auch Hinterlist und der selbstmörderische Mut einiger Männer nichts ausrichten.

Schon war Hauptmann Hetters Trupp ein gutes Stück voraus. Jetzt durchschaute er die List, die hinter dem Manöver lag. Es war Ritter Mark für kurze Zeit gelungen, die Anzahl der Angreifer zu verringern. Der Baron überschlug in Gedanken schnell die Zahl von Weys Begleitern. Zu wenig, gegen ihre Verfolger standzuhalten. Auch wenn ihre Gruppe geteilt und einige Soldaten verloren hatte.

Wütend gab der Baron dem Rest der Reiter den Befehl, sich zu sammeln. Er wollte wenigstens das Ende des Gemetzels miterleben.

***

Hauptmann Hetters Bauchgefühl warnte ihn. Weyn von Mark besaß einen guten Ruf, aber wenig Erfahrung im Kampf. Einige Triumphe bei Turnieren konnten nicht darüber wegtäuschen, dass er in Gefechten kaum aufgefallen war. Auf dem Schlachtfeld galten keine Regeln, gab es nie Schiedsrichter oder Herolde.

Doch irgendwas lief schief. Das Manöver mit den reiterlosen Pferden, die den Trupp in zwei Teile zersplitterte, hatte die Schlagkraft herabgesetzt. Und Schwung aus der Attacke genommen.

Als er das Schlachtross um die Kurve trieb, sah er, dass seine Befürchtungen einen Grund besaßen. Die Informationen, dass die Flüchtenden mit einem Ochsenkarren unterwegs waren, stimmten.

Wütend erkannte er, dass Ritter Weyn die Zeit bis zum Eintreffen der Verfolger gut nutzte.

Er hatte den Karren zerlegt. Danach die Balken, Wagenräder und Planken zu einigen massigen Stapeln aufgetürmt. Dazwischen spannte er die Zugriemen und band Streifen, die er wohl aus den Planen geschnitten hatte, die jetzt im Wind baumelten.

Hauptmann Hetter fluchte.

Die Hindernisse machten einen Sturmangriff unmöglich. Die Leinwandfetzen irritierten die Pferde. Ihnen die Sporen zu geben und durch die aufgespannten Leinen zu treiben, war zu riskant. Zu leicht konnten ihre Reittiere bei dem Manöver stürzen, falls Riemen dabei ihre Beine umwickelten. Und um die Sperre im Sprung zu überwinden war es zu spät.. Zu nah und zu schnell.

Die Lautstärke seiner Flüche steigerte sich, als neben ihm ein Tier stürzte. Erst jetzt bemerkte er dutzende kleiner Löcher, die die Verfolger vermutlich mit ihren Lanzenspitzen aushoben. Nicht tief, aber es reichte, wenn einer der Pferdehufe hineingeriet, um einen schweren Sturz zu verursachen.

Wütend brüllte Hauptmann Hetter das Kommando zum Halten. Zufrieden stellte er fest, dass außer dem gestürzten Reiter, alle Soldaten rechtzeitig anhielten. Stolz erfüllte ihn, Befehlshaber einer so gut ausgebildeten und erfahrenen Truppe zu sein.

Entschlossen stieg er aus dem Sattel, band den Schild los und zog das Schwert. Wenn eine Reiterattacke kein Erfolg versprach, musste es ein Kampf Mann gegen Mann richten. Bald würde zudem die zweite Hälfte des Trupps anrücken. Er zerschlug eine der Riemen und suchte sich einen Gegner.

***

Ritter Weyn erwartete ruhig den vordersten Angreifer. Bis zum Eintreffen der Verstärkung standen die Aussichten gut. Auf jeden der eigenen Männer kam einer von Hauptmann Hetter. Er parierte den ersten Schwerthieb mit einer gedankenschnellen Parade und setzte mit der Erfahrung eines Turnierkämpfers nach. Der Kavallerist, noch außer Atem von dem Sturmritt, besaß keine Chance. Ein Gegner weniger. Dann suchte er den Blick des Anführers ihrer Verfolger und fand ihn schnell.

Die Augen der beiden Männer begegneten sich. Jeder nahm die Herausforderung sofort an. Auf dem Weg zu Hetter stach Weyn einen Angreifer nieder, der gerade einen seiner eigenen Soldaten niederrang. Die Ereignisse der letzten Tage lehrten ihn, dass ritterliche Fairness in diesem Krieg keinen Platz besaß.

Der Hauptmann erwartete ihn. Mit dem Schwert wies er auf die Kämpfer um sie herum. «Ich habe Euch falsch eingeschätzt. Eine solche Vorgehensweise passt nicht zu Eurem Ruf!»

«Und Ihr tut alles, um einen Namen als Babymörder zu verdienen», antwortete Weyn. »Was immer Ihr mit so einer Tat zu gewinnen glaubt, mit diesem Beinamen werdet Ihr bis zum Tod leben müssen!«

»Ihr reißt das Maul weit auf!« Der Hauptmann schaute sich um. »Habt Ihr den Mönch irgendwo versteckt? Er soll ein Feuermagier sein. Wenn auch mit bescheidenen Kräften. Im Vergleich zu Master Holme.«

»Im Schwertkampf liegen nicht seine Stärken. Aber er kann reiten. «Weyn wies mit dem Daumen rückwärts in Richtung Grenzfluss. »Er bringt das Kind zur Fähre.«

»Er wird reiten müssen wie ein Teufel. Wir werden ihn rasch einholen und töten.« Er zeigte auf die Gehenkten, die am Krähenbaum leise im Wind schaukelten. »Schaut Euch die vier Gesellen ruhig an. Ihr werdet den Galgenvögeln bald Gesellschaft leisten.«

Weyn drehte sich rechtzeitig um, um den Angriff eines Soldaten abzuwehren, der das Gespräch für einen heimtückischen Dolchstich nutzen wollte. Sein Schwert fing den Stoß ab und schlug dem Angreifer die Dolchhand am Handgelenk ab. Dann parierte er Hetters Schwerthieb.

Funken stieben, als die beiden Kämpfer die Klingen kreuzten. Der Hauptmann wählte eine bewährte Taktik. Er blockierte die Hiebe mit dem schweren Schild und stieß rasch nach, ohne die eigene Deckung zu vernachlässigen. Er wusste, er brauchte nur Zeit zu schinden. Spätestens wenn Baron Ehrt mit dem Rest der Reiter in der Mulde auftauchte, gewann er die Oberhand.

Jedoch schneller als ihm lieb war, lernte er, dass Weyn der bessere Schwertkämpfer war. Der Ritter setzte die große Erfahrung aus den Turnieren ein. Schnellfüßig umkreiste er den Hauptmann, blieb dabei immer in einer Position, in der der Schild die Sicht seines Gegners behinderte.

Schon atmete Hetter keuchend und mit offenem Mund. Die forsche Attacke und die lange Verfolgung forderten auch bei ihm ihren Tribut. Weyn konnte die Wartezeit für eine Erholungspause nutzen.

Der Ritter zwang seinen Gegner, sich schneller und schneller im Kreis zu drehen, wenn er einen Angriff rechtzeitig abwehren wollte. Immer wieder hieb er zum Kopf des Hauptmanns, der jedes Mal den Schild hochheben musste, um den Schlag abzuwehren. Den folgenden Konter wich Weyn mit leichten Füßen ohne Schwierigkeiten aus.

Hetter ermüdete rasch. Er atmete schwer und ertappte sich dabei, dass er die Ankunft des Barons mit der Verstärkung sehnlichst erwartete. Diesen Zweikampf würde Ritter von Mark gewinnen. Daran gab es für ihn keinen Zweifel. Zumal verstohlene Seitenblicke auf den Kampfplatz zeigten, dass dessen Männer ihre Vorteile ebenfalls nutzten und seine Soldaten niederrangen. Er hatte zu sehr auf Überzahl und die Wucht der geplanten Reiterattacke vertraut.

Die Müdigkeit verführte ihn, kurz innezuhalten, als er im Rücken die Ankunft der ersehnten Verstärkung hörte. Er sah, wie Weyn wütend auf die eintreffenden Reiter blickte. Im sicheren Gefühl des Triumphs wagte er einen tiefen Angriff mit dem Schwert. Das Schild in der Linken schützte ihn, er schaute nur über die Kante des oberen Rands, um den Gegner nicht aus dem Blick zu verlieren. Seine Leute sollten den Sieg mit eigenen Augen sehen.

Zu spät erkannte er, dass er einen Fehler machte. Der junge Ritter schlug die zustoßende Klinge beiseite und trat danach mit aller Kraft gegen das Schild des Angreifers. Die harte Kante prallte an die Stirn, so dass Hetter benommen in die Knie ging.

Dieser Moment reichte Weyn von Mark.

Die Schwertklinge blitzte und trennte den Kopf des Hauptmanns vom Rumpf. Mit einem dumpfen Klatschen fiel das abgetrennte Haupt in den Schlamm. Der Ritter stellte sich daneben und schaute die Neuankömmlinge drohend an. Seine Soldaten nahmen neben ihm Aufstellung. Mehr als eine Handvoll war nicht übriggeblieben und jeder trug die blutigen Spuren des gerade überstandenen Kampfs. Aber obwohl sie einer Übermacht gegenüberstanden, blickten sie entschlossen auf die Linie der Reiter unter der Führung des Barons.

***





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