Im WIlden Westen tut sich was! -9-

Für den, der in einem Western eine wilde Schießerei erwartet, kann sich auf das nächste Kapitel von "Jason Derringer: Der Pfad der Rache" freuen. Im neunten Kapitel kommt es zu einem Duell zwischen Jerry Silver und ungefähr einem Dutzend Sklapjägern. Harten Kerlen, im Bügerkrieg gestählt, schwer bewaffnet und ohne Skrupel!

Aber lest selbst, wie sich unser Freund die Situation meistert. Viel Spaß!




Doc fluchte, wütend zog er die Lippen zurück und bleckte die Zähne. Sein Bruder Jello sollte erst später auf dem Weg nach Mexiko zu ihnen stoßen. Stattdessen war dieser Hitzkopf nicht nur zu früh aufgetaucht, er stand jetzt auch noch unter Mordverdacht.

Wenn ihn einer der Bewohner von Snow City erkannt hatte, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis der Sheriff hier erschien und unangenehme Nachforschungen anstellte. Zuviel Aufmerksamkeit schadete ihren Geschäften.

Deshalb drehte er sich ruckartig um, um seinen Bruder zur Rede zu stellen. Zu seiner Verwunderung zog der gerade seinen Revolver und zielte auf den Neuankömmling. Eine Schießerei wollte er in seinem Besprechungsraum vermeiden. Streitereien sollten untereinander geregelt werden. Ohne einen Gesetzeshüter und ohne viel Lärm.

Zumal der Neue auch keine Schusswaffe trug. Aus diesem Grund stand er bltzschnell auf und schlug Jello kurzerhand den Colt aus der Hand. Schwer polterte die Waffe auf den Boden. Zu ihrem Glück löste sich kein Schuss, der in dem engen Raum gefährlich geworden wäre.

»Was machst Du da«, herrschte er ihn an. »Hast Du nicht schon genug Unruhe gestiftet. Du hast den alten Sam abgestochen. Steckt in Deinem Kopf nur Scheiße?«

Jello versuchte an seinem Bruder vorbeizukommen, aber der stellte sich in den Weg. »Bleib wo Du bist, Hitzkopf! Der Mann gehört zu uns!«

»Du Narr«, erhielt er als Antwort. »Das ist der Kerl vom Schiff, der Falschspieler, der mich beim Pokern ausgenommen hat. Er behauptet, ich hätte seine Frau erschossen. Er ist hinter mir her!«

Doc Synner erbleichte, er hatte einen kapitalen Fehler begangen. Er hatte den Jäger seines Bruders nicht nur sehr nah herankommen lassen, der Mistkerl kannte jetzt sogar ihre Pläne, in Mexiko auf Skalpjagd zu gehen.
Er zog seinen eigenen Revolver, drehte sich um und schaute in die Mündung zweier doppelläufigen Pistolen. Der Fremde hielt sie in seinen Händen. Wusste der Teufel, wo er die kurzen Derringer versteckt hatte. Die Dinger verschwanden beinahe in seinen Fingern, nur die dunklen Läufe ragten bedrohlich heraus.

Doc Synner stutze für einen Moment. Zu schnell hatte sich die Situation geändert. Sicher, seine Kumpanen besaßen genug Waffen und geballte Feuerkraft, aber dem Dandy könnte es gelingen, zu feuern. Und die Gefahr eines Zufallstreffers war groß und der Lärm würde den Sheriff herbeirufen. Er überlegte, versuchte, sich daran zu erinnern, was er über diese Minipistolen erfahren hatte. Dann lachte er lauthals auf.

Der Kerl war Pokerspieler. Dieses Spiel beherrschte er auch.

»Unser neuer Freund versteckt seine Knarren. Doch ich denke, Du hast Dich verzockt, Mistkerl. Du stehst alleine gegen eine Menge Gewehre und Revolver. Von Dir und Deinem weißen Anzug bleibt nicht mehr viel übrig. Das Blei aus unseren Läufen macht Hackfleisch aus Dir. Du wirst keinen Sarg brauchen, ein Spuknapf reicht, wenn sie Dich beerdigen.

Pass auf Fremder. Ich mache Dir einen Vorschlag ...«

Im nächsten Moment standen er und seine Bande in einer dichten weißen Wolke. Sie biss in die Augen, das ihnen die Tränen kamen und die Sicht sich rasch trübte. Das Pulver stieg in die Nase und löste Niesanfälle aus. Diejenigen, die sie einatmeten, krümmten sich unter heftigen Brechanfällen.

Der Mistkerl hatte einfach abgedrückt. Ohne Rücksicht und ohne sich auf Verhandlungen einzulassen. Was zum Teufel hatte er in diesen kleinen Teufelsdingern geladen.

Doc machte den Fehler, die Augen zu reiben, dadurch trieb er die Substanz noch tiefer hinein. Um ihn herum nur Husten, Keuchen und Flüche. Dann hörte er ein Geräusch, von dem er sich die ganze Zeit fürchtete. Metall rieb an Metall. Seine Leute spannten die Hähne ihrer Schusswaffen. Das musste in einem Desaster enden.

Er packte seinen Bruder Jello, riss ihn mit sich zu Boden. Gerade rechtzeitig, bevor das Feuerwerk losging. Schüsse knallten, er erkannte Revolver und Gewehre. Zweimal hustete eine Schrotflinte, ihre Ladung ließ Holzwände zersplittern. Schnell füllte sich der Raum mit dem Geruch von Schießpulver, der durch die verstopfte Nase drang. Bleikugeln klatschten in Körper, zerrissen Holz und durchschlugen mit einem dumpfen Geräusch die Zeltwand. Dazu die Flüche und Schmerzensschreie der Getroffenen.

Diese Idioten! Die veranstalteten eine wilde Schießerei ohne zu sehen, worauf sie schossen.
»Stopp! Steckt eure Knarren ein. Ihr seht doch gar nicht, auf was ihr schießt!« Es dauerte eine Weile, bis keine Schüsse mehr fielen. Die Hitzigsten feuerten, bis die Hähne auf leergeschossene Patronenlager schlugen. Dann wurde es totenstill.

Langsam legte sich der beißende Nebel. Doc Synner hielt seinen Revolver schussbereit in der Hand. Alle Kammern waren noch gefüllt, er hatte seine Kugeln zurückgehalten. Neben ihm setzte heftiges Husten ein. Endlich teilte sich der weiße Dunst und gab den Blick auf ein Chaos frei.

Der Tresen, die Fässer dahinter zerschossen. Der Körper des Wirts lag blutig geschossen über dem Holzbrett. Allein der Kellner schien keine Verletzungen abbekommen zu haben. Er erhob sich gerade und betrachtete fassungslos das Ergebnis der Schießerei.

Zwei der Skalpjäger krümmten sich unter Schmerzen, ein Dritter taumelte, versuchte sich am Holztisch festzuhalten, bis er mit einem Stöhnen regungslos zu Boden fiel und für immer schwieg. Es gab weitere Wunden durch herumfliegende Holzsplitter oder vom Aufprall geborstene Bleikugeln.

Der Scheißkerl aus dem Süden war verschwunden.

»Was war das für ein Zeug«, wollte Jello wissen. Doc zuckte mit den Achseln, aber der Kellner klärte sie auf. »Das war Steinsalz. Ein alter Trick. Kenne ich von meiner Zeit in den Spielsaloons auf den Dampfern.«

»Salz?«

»Hartgepresstes Salz«, fuhr er fort. »Diese kleinen Pistölchen explodieren einem in der Hand, wenn man zuviel Schießpulver nimmt. Daher halbieren sie die Ladung, entfernen die Kugeln und füllen hinter einem Papierstopfen Steinsalzstücke in den Lauf. Beim Schuss verteilt sich das Zeug wie eine Wolke. Das Ergebnis habt ihr gerade mitbekommen.«

»So ein hinterhältiges Miststück! Wo ist er hin?«

»Ich sah noch, wie er unmittelbar nach seinen Schüssen durch die Lücke zwischen Holzwand und Dach sprang«, meinte der Kellner. »Danach hielt ich meinen Kopf lieber unten.«

»Raus«, herrschte Doc Synner seine Leute an. »Seht zu, dass ihr den Kerl in Snow City findet. Und auch die Rothaut. Sucht Zeugen, die gesehen haben, wo er hin ist. Ist er aus der Stadt raus, dann fragt in welche Richtung! Und kommt nicht wieder ohne ein Ergebnis. Nicht Du, Jello! Bleib hier. Für Dich habe ich eine andere Aufgabe. Du kümmerst Dich um Kennedy!«

Er warf einen Blick auf die Flasche Whiskey auf dem Tisch, die wie durch ein Wunder die Schießerei überstanden hatte. Mit einer herrischen Geste forderte er den Kellner auf, ihm ein Glas einzuschenken. »Mit etwas Glück schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe!«

***



Kommentare

  1. Wie interessant die Kapitel doch immer wieder sind..
    Nun wissen wir das mit dem Steinsalz auch.
    Im Grunde war das die einzige und beste Möglichkeit für unseren Dandy, einigermassen unbeschadet aus der Situation zu entkommen.
    Einen solchen Kugelhagel hätte er nun wirklich nicht heil überstanden und Ausreden und Scheinargumente zu suchen, zu versuchen wäre müssig und wohl auch umsonst gewesen.
    Nun sind die Karten neu gemischt, er ist in Freiheit und kann seine Vergeltung neu organisieren.
    Zu Dem kann er nun auch wieder auf seinen indianischen Freund als Verstärkung bauen, der draussen auf ihn wartet
    Einzig Kennedy befindet sich in einer dummen Lage. Er ist nun das primäre Ziel der Wut und durch seinen Aufenthalt im Käfig - verzeihung- Gefängnis ist er leichte Beute.
    Vieleicht ist aber gerade das nun Teil des neuen Plans unseres weiss gekleideten Gentlemans.

    Wir werden es sehen, denn auch morgen wird die Sonne wieder aufgehen, in Snow City......

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