Schon was vor fürs Wochenende?

Das Wetter lädt dazu ein, es sich zuhause gemütlich zu machen. Dazu hätte ich einen Vorschlag. Warum nicht ganz gemütlich in den Lesesessel setzen und Kapitel 20 aus "Eisen und Magie: Die Gefährten" lesen.

Unsere Helden stecken noch immer im tiefsten Schlamassel. Aber wenigstens bei Hark zeigt sich ein Silberstreif am Horizont.

Viel Spaß! Und wie immer findet ihr auf der rechten Seite die älteren Kapitel.



»Was willst Du hier?«

Die Stimme des Wächters wirkte gereizt. Hark vermutete, dass ihn die Unterbrechung seiner kleinen Folter verärgerte. »Hier hast Du nichts verloren. Anghis erlaubt es niemandem, diesen Raum zu betreten. Verpiss Dich, bevor ich Dich melde. Zu deinem Glück habe ich zu tun.«

Die Antwort des Neuankömmlings klang auch in der Kiste sehr unterwürfig und kleinlaut. »Ich bitte um Vergebung. Kein Mensch hat mir gesagt, dass ich nicht hier sein dürfte. Dabei such ich doch nur ...! Aber ich geh wohl besser. Ich finde schon einen ruhigen Platz.«

»Halt warte! Wie kommst Du hierher? Wer hat Dich hierhergeschickt?«

»Ich habe eine Wache gefragt. Ich suche nur einen stillen Platz. Wo mich keiner stört. Da haben sie mich in diesen Raum geschickt. Sie lachten so seltsam, jetzt weiß ich auch warum. Ich geh besser. Ich will euch nicht stören!«

»Du bleibst! Noch mal, was hast Du hier verloren. Wozu brauchst Du ein ruhiges Plätzchen?«

»Wie gesagt. Ich will nicht stören. Ich geh besser.«

»Du bleibst! Und antwortest!«

»Ich ... ich ... Es ist nichts von Bedeutung. Ihr habt bestimmt eine wichtige Aufgabe, bei der ich störe!«

Das Holz der Kiste, in der Hark auf einen neuen Angriff der Fraßkäfer wartete, bebte, als sich der Neuankömmling darauf setzte. Fluchend zog der Hüne die Luft ein, als die gereizten Tiere, sich in ihn verbissen. Musste der blöde Kerl sich ausgerechnet auf seine Holzkiste setzen.

»Rede! Wozu brauchst Du ein ruhiges Plätzchen? Ich will endlich eine Antwort. Sonst stecke ich Dich in den Kasten mir den Ratten!« Die Wache klang verärgert. Doch schwang auch Neugierde mit.

»Es ist nichts. Bitte lasst mich gehen!«

»Denk an die Ratten, mein Freund!«

»Also gut. Es geht darum.«

Hark konnte nicht sehen, was der Neuankömmling zeigte, aber die Wache stieß einen Überraschungsruf aus.

»So viel ...! Damit habe ich nicht gerechnet. Passt gar nicht zu Dir. Respekt. Lass mal ansehen. Ein beeindruckendes ...! Ähh ...! Darf ich mal ...? Hätte nicht gedacht, auf sowas in der dunklen Stadt zu treffen. «

»Ich weiß nicht! Ihr seid hier auf Wache. Habt bestimmt eine wichtige Aufgabe. Wenn uns jemand erwischt, wie wir ....!«

»Quatsch! Die sind bei den Kampfspielen. Der Rattenkönig hat befohlen, dass alle Einwohner dort sein müssen. Stell dich nicht so an. Oder soll ich grob werden? Wir sind alleine. Zumindest beinahe.«

Dann klopfte die Wache heftig gegen die Holzkiste, in der Hark mit seinen gefräßigen Mitbewohnern lag. Das leichte Beben weckte die Käfer, die prompt ihre Zähne in sein Fleisch bohrten. »Hoffentlich kamen die Kerle da draußen bald zur Sache«, dachte der Hüne. »Was immer sie vorhaben, sie sollten es nicht auf seiner Kiste machen!«

»Also gut! Ich bin bereit zu teilen. Die Flasche ist groß genug für uns beide.«

»Wo hast Du sie her? Sowas findet man nur schwer in der Rattenstadt. Die ist nicht von hier!«

»Ich könnte noch mehr besorgen!«

»Sei ehrlich! Das ist Schmuggelware. Was ist darin?«

»Bei den Göttern. Ich würde doch nie ...!«

»Rede! Denk an die Kiste mit den Ratten!«

»Bester Rum. Ist wohl von einem Karren gefallen. Da oben. Bin drüber gestolpert.«

»Gib her!« Die Geräusche wiesen auf ein heftiges Gerangel hin, auch Harks Holzkiste kam in Bewegung und weckte die Fraßkäfer. Zu seiner Freude war der Kampf nur recht kurz.

»Ich behalte die Flasche. Ganz eindeutig Schmuggelgut. Ich muss das beschlagnahmen. Also verpiss Dich, sonst werde ich Dich melden. Und dann darfst Du in der Rattenkiste Platz nehmen.«

»Nur weil ihr größer und bewaffnet seid, meint Ihr, Ihr könnt einen armen Kerl wie mich ausnehmen und berauben.«

»Verschwinde. Bevor ich es mir anders überlege.«

»Das ist bester Schnaps. Gib mir nur einen Schluck davon!«

»Verschwinde!«

Ein wütender Tritt gegen seine Kiste mit den bekannten Folgen und sich entfernende Schritte. Eine Tür knarrte, dann war die Wache offenbar alleine.

»Was für ein Idiot«, hörte Hark den Mann schimpfen. Das Geräusch einer geöffneten Flasche, Trinkgeräusche, Schmatzen, Schlucken, anerkennendes Grummeln.
Stille. Das Zerbrechen eines Gefäßes auf dem Boden.

Der schwere Fall eines Körpers. Heftige Tritte gegen seine Kiste. Würgen. Stöhnen. Ächzen. Leder und Metall kratzten, als ein Mensch auf dem Steinboden kroch. Sich erbrach und in Krämpfen wand.

Wieder Schweigen.

Der Hüne wartete. Erneut knarrte die Zellentür. Leise Schritte, die sich vorsichtig näherten. Direkt vor seiner Holzkiste anhielten. Jemand klopfte gegen den Deckel, weckte die Fraßkäfer, dann eine bekannte Stimme.

»Hark? Bist Du dadrin?« Das Klopfen wurde stärker, heftiger. Die Zahl der fressenden Käfer auf seinem Körper stieg schlagartig an.

»Ich bin es. Nead! Kannst Du mich hören?« Jemand rüttelte am Deckel.

»Na warte«, dachte der Hüne. »Wenn ich hier rauskomme!«

***

Obwohl von zahlreichen Wunden geschwächt, setzte der Riesenaffe seinen Angriff auf Renetat fort. Der schaute hilfesuchend nach dem Arenawächter, der ihn aus der Zelle hierher geführt hatte. Doch der Mann zog es vor, sich in den abgesicherten Raum zurückzuziehen und die Gittertür zuzuschlagen.

Hätte er seinem Gefangenen wenigstens seine Waffe dagelassen. Nackt und ohne jedes Mittel zur Gegenwehr stand er seinem Angreifer gegenüber. Er hoffte, mit seiner Schnelligkeit etwas Zeit gewinnen zu können. Viel würde es nicht werden.

Renetat machte sich sprungbereit. Plötzlich tönten die Trompeten erneut. Aber ihr Klang war intensiver, als er es kannte. Vermutlich setzte jemand Magie ein, um ihre Wirkung zu verstärken. Sogar der Sand in der Mitte der Kampfarena vibrierte und legte sich wie ein dünner Nebel über den Boden.

Auch der wütende Riesenaffe zeigte Reaktion. Er stoppte seinen Lauf und betrachtete verwundert seine Umgebung. Seine Augen suchten die Arena ab und forschten nach dem Verursacher des überraschenden Lärms.

Renetat stellte zufrieden fest, dass ihn der Affe offenbar vergessen hatte. Zumindest für den Moment. Doch dann fanden die Blicke den einzigen möglichen Gegner in der Mitte der Kampfarena. Einen nackten und waffenlosen Mann.

Noch einmal steigerte sich das Crescendo der Musik. Übertönte sogar den Angriffsschrei des Riesenaffen. Aber überraschend mischte sich ein neues Geräusch in den Lärm.

Jemand klatschte rhythmisch eine Klinge gegen die Mauer, die die Zuschauertribüne und die Kämpfenden trennte. Er nahm den Takt der Musikinstrumente auf und schaffte es irgendwie, ihnen sein eigenes Tempo aufzuzwingen. Bald folgten die Trompeten dem Schlagen des Metalls und füllten das Rund der Arena mit ihrer Musik.

Es dauerte nicht lange, bis die Zuschauer im gleichen Rhythmus trampelten und pfiffen. Das ganze Stadion bebte und zitterte, wieder bemerkte Renetat, dass die Kugel neben dem Rattenkönig immer intensiver leuchtete. Die Schlieren und Wolken auf ihrer Oberfläche wirbelten wie in einem Sturm.

Schließlich fand auch der Riesenaffe den neuen Kämpfer. Einen komplett in Leder gekleideten Mann, der in der Rechten einen riesigen Bihänder trug. Die Waffe wirkte schwerer und gewaltiger, als das Schwert, das Renetats Freund Hark besaß. Bald erfuhr er den Namen des Gladiators.

»Thurakos! Thurakos«, skandierte die tobende Menge. Da war er nun eingetroffen. Das Idol der Zuschauer. Der Kämpfer, der seine Opfer an den Eingeweiden durch den Sand zerrte.

Renetats Mörder.

***


Kommentare

  1. Hark wird also gerettet.. vom verloren geglaubten Begleiter in die Stadt.
    Es ist etwas unbedarft, wie er sich erkundigt, ob Hark in der Kiste liegt, aber.. woher soll er von den hungrigen Gesellen wissen, die sich eng an ihren neuen "Freund" schmiegen ?
    Ich hoffe, er bekommt die Kiste auf, ohne dass Hark unfreiwillig noch mehr Gewicht verliert.
    Die Idee mit dem vergifteten Rum ist klassisch und geenial.. Wachen sind so unterversorgt, mit "gutem Stoff". Es war abzusehen, dass sie sich sofort einen Schluck gönnt.

    Nach soviel Eisen tritt nun immer deutlicher die Magie ins Rampenlicht. Renetat fällt der Unterschied im Erscheinungsbild der Kugel auf, während in der Arena die seltsamen Dinge vor sich gehen. Ob es das Skandieren der Zuschauer angeht, die Intensität der Musik oder das vibrieren des Bodens. Es wird immer deutlicher, dass es kein freies Geschehen ist, sondern ein gezielt beeinflusster Handlungsablauf, Zu wessen Freude bleibt noch abzuwarten...

    Thurakos betritt die Arena. Renetat kann seinen Arenagegner betrachten. Vieleicht hat er Glück und der Affe kostet ihn genügend Kraft, dass seine Chancen im Kampf gegen ihn steigen.
    Das ist natürlich Wunschdenken, aber wenn der Herr Autor das auch immer so in die Länge ziehen muss.........

    Ich bin und bleibe gespannt, wie es weitergeht. Zumindest das ändert sich so schnell nicht :-)

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