Let's Go West!

Heute ist wieder Western-Tag. Aus diesem Grund erscheint das neuste Kapitel aus der Serie: "Jason Derringer: Der Pfad der Rache".

Da es sich bereits um das 6. Kapitel handelt, möchte ich die Story kurz zusammenfassen:

Zusammenfassung:


Yerry Silvers Ehefrau Eve wurde von einem der Synner-Brüder, Jello erschossen. Begleitet von seinem Freund Fuchs, einem Indianer und dessen Gefährten, einem zahmen Adler, verfolgen sie den Mörder bis nach Pride of Texas, einem Kaff nur wenige Tagesritte von der mexikanischen Grenze.

Sie hoffen, Jello dort zu finden.

Doch Kennedy, ein junger Kopfgeldjäger kommt ihnen zuvor und kassiert die Belohnung von 500 Dollar. Erst Yerry macht ihn auf seinem Irrtum aufmerksam. Er hat versehentlich einen Falschen erschossen. Die Beschreibung des Toten stimmt nicht mit der des Gesuchten überein.

Kennedy beschließt Yerry Silver und Fuchs zu folgen. Zusammen wehren sie einen Angriff von unbekannten  Reitern ab, die es auf die 500 Dollar Belohnung abgesehen haben.

Ihr Weg führt sie nach Snow City. Dort lebt einer der Synner-Brüder, Doc Synner. Yerry hofft, den Mörder seiner Frau dort zu finden.

Vor der Stadt finden sie einen Toten, Sam Hakins. Ermordert von Jello Synner.




© u. a. jelena jovanovic

Jason Derringer: Der Pfad der Rache (6)


Poppy sah die Fremden zuerst. Als selbsternannter Reverend der Kirche vom Höchsten Wohl betrachtete er es als seine Pflicht und sein Privileg, neue Besucher in Snow zu begrüßen. Nicht ohne eigene Hintergedanken.

Ein Dandy, dessen reiche Herkunft seine Kleidung bewies.

Eine Rothaut, sogar nüchtern.

Und dieser junge Reiter, der noch nicht so genau wusste, ob er wirklich ein harter Kerl war.

Gute Pferde, alle drei. Und gute Waffen. Die Gewehre zumindest. Ihre Kolben ragten unter schützenden Decken am Sattel. Gepflegt und vor Staub geschützt.

Männer, die gutes Werkzeug schätzten. Und es respektvoll behandelten. Sah man nicht oft hier.

Aber nicht ohne Kanten. Die Neuankömmlinge. Das war mal sicher.

Der junge Kerl trug in seiner Manteltasche einen Revolver. Nur ein alter Colt Walker beulte den Stoff so weit aus. Gab ne Menge Gunner, die die Waffe aus dem Krieg mitgebracht hatten.

Der Dandy kam aus dem Süden. Sogar ne Weste. Ein Gambler? Nun Pokern konnte man hier. Aber ohne Knarre? Keine gute Idee in Snow City! Wo der sein Schießeisen versteckte? Halt. Was waren das für Satteltaschen. Gleich vorne. Eine rechts, die andere links vom Sattelkopf. Steifes Leder. Die Klappe oben ging bis tief hinunter. Schützte den Inhalt vor Staub und Regen. Zu kurz für ein Gewehr. Zu lang für einen Revolver. Was es heute nicht gab.

Und der Dandy kannte sich mit Pferden aus. Prachtvoller Mustang. Wie der mit den Ohren spielte. In neuer Umgebung auf jedes Signal seines Reiters achtete. Pecos, der alte Scout hatte mal so ein Tier gehabt. Von nem Indianer gekauft. Wusste ne Menge Tricks. Hat ihm nix genützt, damals in Le Poco. Haben den armen Kerl aus dem Sattel geschossen. Und seinen Gaul gestohlen.

Aus der Rothaut wurde er nicht schlau. Die Mescaleros, die vorbeikamen, schauten als Erstes, wo es Whiskey gab. Und waren zufrieden, wenn es beim Trinken nur gut in der Kehle brannte. Der hier musterte seine Umgebung. Aber vorsichtig.

Klar. Jetzt hatte es der alte Popp. Der passte auf den Dandy auf. Indianer als Leibwächter. Keine gute Idee. Den Typen konnte man nicht trauen. Gewehr am Sattel. Gut geschützt. Selten bei nem Indianer. Was verbarg er wohl unter der Decke, die er quer über seiner Schulter vor der Brust trug. Und was zog er auf der improvisierten Bahre hinter sich her. Nen Verletzten? Blödsinn. Der Typ dadrauf war um. Wer schleppte denn ne Leiche aus der Wüste in die Stadt?

Egal. Für ihn bestand kein Zweifel. Dandy war der Boss. Und hatte Geld. Damit stand er auf der Nummer eins auf der Liste. Und wenn er mit nem überfüllten Leichenwagen in Snow eingeritten wär.

Und wirklich der Kerl im Anzug schaute sich um. Zeit für den alten Popp einzuschreiten.

»Guten Tag, Mister. War bestimmt ein langer Ritt, denk ich! Ich kenne da ein gemütliches Plätzchen. Kaltes Bier, Branntwein. Sauberes Essen und leckere Mädels. He,he. Oder war es umgekehrt. Egal! Und für die Rothaut finden wir auch was Feines, denk ich!«

Er hielt die Hand auf und drückte sie dem Dandy entgegen.

»Wir müssen den Kalten auf der Bahre loswerden. Ist der Mann von hier?« Verdammt, konnte er sich so verrechnen. Der junge Kerl mischte sich in das Gespräch ein. Kannte der denn keine Höflichkeit.

»Klar, der wohnt hier. Meinte natürlich wohnte hier. Ist der alte Sam Hakins. Trinkt ganz gern einen. Hat sich wohl verlaufen.«

So, Jungspund. Das reicht für Dich. Der Dandy in weis ist der mit den Bucks. »Wie sieht es aus. Mister. Erst was essen. Oder trinken. War bestimmt ein langer Ritt. Kann was vermitteln. Ist nur eine Frage des ...!« Jetzt die kleine Geste mit den Fingerspitzen, das versteht jeder.

»Hat Sam Hakins Verwandte hier?«

Schon wieder der Milchbart. Schnell abwimmeln und dann zurück zum Geldpott.

»Ne Frau. Meine ne Witwe. Sucht das älteste und dreckigste Zelt am Rand von Snow. Dort lebt sie.«

Das sollte jetzt reichen.

Leichte Verbeugung. Fingerspitzen schnalzen. Fremde zahlen immer.

»Der Mann wurde ermordet!«

Jetzt reicht es!

»Dann bringt ihn zum Sheriff!«

»Wo finde ich ihn?«

»Seht ihr das hohe Holzgestell mit der Glocke. Das ist meine Kirche. Reverend Sheppard ist mein Name. Aber alle hier nennen mich Poppy. Das Sheriffbüro steht gleich gegenüber vom Kirchenturm.«

Verdammt. Jetzt reiten doch die Drei dahin. Fort sind die Bucks.

***

Kennedy konnte diesen Poppy nicht leiden. Dem stand die Geldgier ins Gesicht geschrieben. Als wenn Männer, die die Wüste durchquert hatten, nicht in der Lage wären, in einem Ort wie Snow City etwas zu trinken zu finden.

Ein Reverend. Pah! Was musste das für eine Kirche sein, die so einen Geistlichen besaß.

Die Menge, die den Neuankömmlingen folgte, wurde größer. Die Einheimischen kannten Sam und die Nachricht eilte schnell durch die Zeltreihen. Sheriff Dolden erwartete sie bereits vor dem Zelt, das er als sein Office nutzte. Das Gefängnis stand unmittelbar daneben. Es bestand aus zwei massiven Käfigen aus alten Eisenbahnschwellen. Gerade mal breit genug für einen Mann. Eine dicke Zeltplane schützte sie vor dem seltenen Regen und der glühenden Sonne.

Fuchs stieg ab und führte sein Pferd, das die Trage mit dem Leichnam zog, vor. Der Gesetzeshüter zog die Decke, die Sam zum Schlafen mitgenommen hatte und nun als sein Leichentuch diente, weg und betrachtete den Toten.

»Da haben sich schon ein paar Wüstenbewohner bedient«, meinte er. »War gar nicht so kalt diese Nacht. Aber der alte Sam hatte bereits einiges hinter sich. Ein Trinker, der sich von Branntwein ernährte. Herz oder Leber. Eines von beiden hat wohl nicht mehr arbeiten wollen. War nur ne Frage der Zeit.«

Kennedy stieg ab. Wut kochte hoch. Ruppiger als geplant, stieß er den Sheriff beiseite und zeigte auf die Brust des Toten. »War das Herz. Wollte nicht mehr arbeiten, nachdem jemand ein Messer hineingesteckt hat!«

In diesem Moment brach ein Schrei durch die Menge. »Sam! Sam! Wo ist mein Mann?« Eine kräftige Frau, die das Leben in der harten Wüste gezeichnet hatte, drängte sich die Zuschauer aus dem Weg. Mit einem Schluchzen beugte sie sich über die Bahre und umarmte den Leichnam trotz seines Zustands. Für kurze Zeit war alleine ihr Weinen das einzige Geräusch, dann riss sich die Frau von der Leiche los. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen, drückte die Fäuste in ihre breiten Hüften und baute sich vor Kennedy auf.

»Ich hab‘s gehört. Da war ein Messer im Spiel!«

Der Kopfgeldjäger nahm seinen Hut ab und verbeugte sich kurz. »Ja Ma‘m. Da ist eine Wunde in der Brust. Das waren keine Tiere. Sorry, Lady. Keins von den Viechern hier hat nen halben Fuß lange Zähne. Das war eine Messerklinge. Keine Frage!«

»Warum hat jemand meinen Sam ermordet?«

»Keine Ahnung. Haben ihn nur gefunden!«

»Wissen Sie, wer es getan hat?«

»Er hat den Namen seines Mörders in den Sand geschrieben. Kurz bevor er starb.«

»Dann nennen sie ihn mir. Damit er gehängt wird. Auge um Auge. Er wird dafür büßen.«

»Ihr Mann besaß noch genug Kraft um den Namen »Jello Synn« in den Wüstensand zu schreiben. Er meinte wohl »Jello Synner«

Bevor die Witwe antworten konnte, unterbrach sie eine kräftige Stimme, die mühelos bis in jeden Winkel der Stadt schallte.

»Was soll mein Bruder gemacht haben?«

Beide Hände an den Revolvern im Gürtel schob sich ein breitschultriger Mann durch die Menge. Kennedy erkannte ihn an der runden Brille.

Doc Synner. Der Bruder des Kerls, den er in Pride nicht erschossen hatte.

***

Lust auf die ersten fünf Kapitel? Du findest sie  hier. Viel Spaß!

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