"Belahs Augen" geht ins dritte Kapitel!

Zum Sonntag findet Ihr hier das dritte Kapitel von "Belahs Augen" aus der Welt von "Eisen und Magie". Wir erfahren mehr über unseren Helden. der seinem Ziel, endlich die vermisste Gefährtin in die Arme nehmen zu können, ein Stück näher kommt.

Viel Spaß mit dem dritten Kapitel aus "Eisen und Magie: Belahs Augen"!

Eisen und Magie:

Belahs Agen 


von Peter H. Brendt 
Es kam der Tag, an dem die Fähre ihren Betrieb wieder aufnahm. Nash stand in der Reihe der Kaufleute, die warteten, bis der Fährmann die Kette hob, um die ersten Gäste auf das Boot zu lassen. Zwischen Lastpferden, Karren und Wagen, mit denen die Händler ihre Wahren transportierten, fiel er kaum auf. Dennoch erkannten ihn die meisten Menschen. Mancher wagte sogar einen leisen Gruß, in dem er kurz nickte oder flüchtig die Hand hob.

Niemand schien ihn in den letzten zwei Jahren vergessen zu haben. Als sich endlich die Sperre hob, trat Nash sofort auf die Schiffsplanken und ging zum Bug des Boots. Belahs Augen verfolgten ihn, seitdem er am Morgen ein karges Frühstück einnahm. Auf dem Weg zum Steg brachte der Wind ihren Geruch mit und kitzelte seine Nase. Hier ganz vorne, war er der Gefährtin so nah, wie lange Monate nicht mehr.

Die Fähre stach in den Fluss. Schwere Ketten hielten sie in Position, zwei starke Männer zogen sie langsam, aber stetig zum anderen Ufer. Die ungewohnte Anstrengung stand den Beiden ins Gesicht geschrieben. Sobald sie nachließen, erhöhte sich die Lautstärke der Flüche des Eigentümers.

»Zieht ihr faulen Säcke. Ihr habt den ganzen Winter Zeit gehabt, euch auszuruhen. Das ist unsere erste Fahrt im Jahr. Wollt ihr vor diesen ehrbaren Kaufleuten aufgeben. Denkt daran! Willige Helfer finde ich genug im Dorf, die für gutes Geld eure Stelle einnehmen. Wo wir gerade davon sprechen.«

Er kam nach vorne zu Nash, beugte sich herunter und sagte: »Ein wohlbekannter Gast. Auch wenn ich den Namen immer noch nicht kenne. Aber Ihr wisst, kleiner Mann, dass meine Dienste bezahlt werden müssen!«

Der Angesprochene griff in den Beutel, den er mitführte. Sein Stamm gab ihm wie jedes Jahr aus dem kümmerlichen Vorrat an Münzen zwei Kupferstücke mit, um die Überfahrt zu bezahlen.

»Das ist zu wenig«, meinte der Fährmann. »Der Preis ist höher geworden. Ich brauche jetzt drei Kupfermünzen.«

»Aber ich habe nicht mehr.« Nashs Stimme brauchte ein paar Anläufe, so selten musste er in den letzten Monaten mit irgendjemand sprechen. Und der Gebrauch der Menschensprache lag noch länger zurück.

»Tut mir leid, kleiner Mann. Doch Fürst Renter führt Krieg und muss seine Soldaten bezahlen. Er erhöhte die Steuern und ich daraufhin den Preis für die Überfahrt.«

»Ich habe nicht mehr!«

»Vielleicht gibt es ja in dem Beutel etwas, was er euch verkaufen kann!« Ein junger Händler mischte sich ein, dem er noch nie hier gesehen hatte. »Zeigt mal, was du drin hast!«

Nash holte einen Klumpen Wurzelholz heraus, dazu eine Handvoll Bogensehnen und mehre Bolzen, jedoch ohne Spitzen. Dann schüttelte er das Leder, um zu zeigen, dass dies der komplette Inhalt war.

»Was ist das denn für ein Schund«, höhnte der Händler. »Das könnt ihr ja gleich über Bord werfen. Lohnt ja das Tragen nicht. Und den Zwerg schmeißt hinterher. Will einen Fährmann um den Lohn prellen!«

»Wartet«, mahnte ein anderer Kaufmann. »Ich sehe ihn und seinesgleichen jedes Jahr hier. Und ich weiß, dass er dafür sorgt, dass wir ohne Sorgen durch den »Alten Wald« ziehen können. Allerdings bekam ich nie Gelegenheit, ihm oder seinen Leuten jemals zu danken.«

Er holte eine Kupfermünze aus einer Geldbörse, die er danach wieder sorgsam im Gürtel verbarg. »Hier. Jetzt stimmt die Summe. Niemand soll sagen, dass Lerken aus Goldberg eine Schuld nicht bezahlt. Und merk dir, Fährmann. Sollte einer der kleinen Leute dir jemals etwas schuldig sein, werde ich es übernehmen.«

Nash dankte mit einem stummen Kopfnicken. Er beschloss, Dankbarkeit zu zeigen, schob Belahs lockende Augen für den Augenblick beiseite und half den Männern, die Fähre durch den reißenden Fluss zu ziehen. Und wirklich erhöhte sich die Geschwindigkeit des Prahms deutlich. Begleitet von den erleichterten Seufzern der Helfer rutschte der Kahn bald knirschend auf den Uferkies der anderen Seite.

Der Fährmann band noch das Boot an zwei Felsen fest und rückte breite Holzplanken über den Bug auf den Strand, da sprang Nash schon herab und verschwand nach wenigen Schritten im angrenzenden Wald.

»Ihr kennt diesen Kerl«, wollte der junge Händler von Lerken wissen. »Nicht beim Namen. Man sieht ihn und seine Leute nur selten, aber wenn, dann seid dankbar. Denn bisweilen steht nur so ein kleiner Mann zwischen Euch und dem Tod!«

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