Endlich ...

Merish hat das verborgene Grab seiner Geliebten gefunden. Aber wer den bösen Charakter des Autors kennt, weiß, dass unser Held damit noch nicht am Ende seiner Suche ist. Erst gibt es noch das ein oder andere Problem zu lösen.

Doch langjährige Leser wissen: Der Autor ist fair ... (meistens jedenfalls!)

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Eisen und Magie: Ewige Liebe"!


Eisen und Magie:


Ewige Liebe


von Peter H. Brendt
Wieder wusste Merish nicht, was ihn erwartete. Gespannt wartete er darauf, welche Wirkung die Käfer in dem Harpyienmaul heraufbeschworen. Plötzlich roch die Luft in der Kammer wie vor einem Gewitter. Die kleinen Haare auf den Armen und Rücken kribbelten und richteten sich auf. Ein widerwärtiger Belag, wie ein haariger Pilz, befiel die Zunge, so dass er fürchtete, den eigenen Speichel herunterzuschlucken. Der Boden vibrierte, leise rieselte Staub von der Decke.

Die Augen der Masken leuchteten in einem Rot, dass mit jedem seiner Atemzüge heller schien. Ein hypnotischer Sog versuchte, ihn in ihr aufgerissenes Maul zischen die Fangzähne zu ziehen.

Merish stemmte beide Füße fest in den Boden, um der Macht zu widerstehen. Staub und kleine Steine prallten gegen die Mauer, die ihn von Sabahs Leichnam trennte. Am Ende reichten seine Kräfte nicht aus, von einem Moment auf den anderen sah er sich bewegungslos gegen die Mauer gepresst, während um ihn herum ein Sturm tobte. Der Nebel aus Steinstaub drohte ihm den Atem zu rauben. Längst hatt er es aufgegeben, dem Sog widerstehen zu wollen. Er wollte nur noch atmen und die Lungen mit der begehrten Luft zu füllen.

Dann zerriss die Mauer vor ihm und vereinte sich mit den Steinwolken um ihn zu einer komplexen Masse. Merish glaubte, darin Käfer und Harpyien miteinander kämpfen zu sehen. Doch wichtiger war es, dass er endlich wieder durchatmen konnte.

Nachdem die Mauer verschwand, fiel der Blick des Diebs auf eine bis dahin verborgene Kammer. Dort lag der mumifizierte Leichnam der Frau, die er so sehr begehrte. Ihr Körper ruhte auf einem Bett aus kostbarem Zedernholz, dass in einem kleinen, wie Silber glitzernden Teich schwamm. Nur dieser Tümpel aus giftigem Quecksilber trennte ihn von Sabah. Ein letzter Schritt und seine Geliebte konnte entkommen.

Mit einem leisen Seufzen verschwand die Nebelwand, der Sturm legte sich und der Dieb trat an die Kante des Pools. Jetzt musste er den verbliebenen Käfer auf den Körper der Mumie legen, damit befreite er die Königin aus den Fesseln des Todes.

Allerdings lag ihr Leichnam weit entfernt vom Rand des Quecksilberteichs. Auf keinen Fall durfte das Krabbeltier sein Ziel verfehlen. Landete der Aaskäfer in dem See, würde er ertrinken. Merish besaß nur einen Versuch!

Er überlegte noch, wie er den Wurf wagen sollte, als er hinter sich einen Luftzug spürte. Plötzlich fühlte er Kälte, die ihm durch Mark und Bein ging. Ein Blick über die Schulter brachte ihm schlechte Nachrichten.

Die Rückwand war spurlos verschwunden. Ähnlich der Mauer vor ihm. Jetzt warteten dort in einer kleinen Halle beinahe ein Dutzend bewaffneter Gestalten. Sie erinnerten ihn an Harpyien, jedoch fehlten die Flügel. In ihren Augen glühte Mordlust, jeder schwang ein großes Schwert mit einer Leichtigkeit, die ahnen ließ, über welche Körperkräfte sie verfügten.

Von diesem zusätzlichen Schutz hatte Sabah nichts erzählt.

«Schnell. Den Käfer!» Ihre Stimme schallte in seinem Kopf. Drängte ihn, sie endlich zu befreien. Doch die Entfernung war zu groß, um sie zielsicher aus der Hand zu werfen. Kurzentschlossen zog Merish den Ledergürtel aus. Mit zitternden Fingern pulte er den Aaskäfer aus dem Holzkasten. Zum Dank für die Befreiung erhielt er einen kräftigen Biss, aber er schaffte es, ihn nicht fallen zu lassen.

Der Dieb schüttelte den Käfer, um ihn zu betäuben. Sorgfältig legte er den Krabbler in den Gürtel und wirbelte ihn um den Kopf wie eine Schleuder. Im richtigen Moment ließ er das eine Ende los und beobachtete gespannt den Flug des vielbeinigen Aasfressers.

Mit lautem Jauchzen feierte er die punktgenaue Landung. Der Aaskäfer traf den Körper des mumifizierten Körpers, verharrte einen Augenblick, in dem Merish den Atem anhielt, dann bohrte er mit den Fraßzangen in Loch in den Brustkorb und verschwand darin.

Im gleichen Moment löste sich der See aus Quecksilber um die letzte Ruhestätte der Königin auf, als wenn er niemals dort gewesen wäre. Der Dieb nutzte die Gelegenheit und rannte zu ihr.

«Du bist gekommen, um mich zu befreien. Ich habe mich nicht in Dir geirrt!» Die Stimme Sabahs jubelte in seinem Kopf. Merish musterte den mit Leinenbinden eingeschnürten Körper der Geliebten. Welcher Zauber auch ihren Leichnam vor der Verwesung bewahrte, er zeigte Schwächen. An einigen Stellen hatten sich die Leinen gelöst, darunter schimmerte die Haut schwarz und faulig.

Ihr Gesicht bestand nur aus Leinenfetzen. Keine Spur von der Schönheit, mit der sie ihm in den Träumen begegnete. Merish konnte einen leisen Ekel nicht unterdrücken.

«Narr», schallte die Stimme in seinem Kopf. «Noch liege ich hier gefangen und hilflos. Du musst mich hier herausbringen. Dann kann ich zum Leben wiedererweckt werden.»

Ein leises Scharren warnte Merish. Die Gruppe bewaffneter Harpyien schlurfte langsam näher. Sie ließen sich Zeit, denn der Eindringling konnte ihnen nicht entkommen. Mit dem kleinen Bronzemesser besaß er keine Chance gegen ihre Schwerter.

«Schnell», befahl Sabah. «Nimm mich hoch und binde meinen Körper mit dem Ledergürtel auf deinem Rücken»!

Merish überwand den Abscheu und schnallte ihren mumifizierten Leichnam um. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, ein flüchtiger Hauch eines süßen Parfüms streifte die Nase und verdrängte den Geruch alten Leinens und Verwesung. Er weckte die Erinnerung an ihre Erzählungen in den gemeinsamen Träumen. Er zog das Bronzemesser, fest entschlossen, für die große Liebe den aussichtslosen Kampf aufzunehmen.





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