Das zweite Kapitel von "Belash Augen".

Willkommen zurück in der Welt von "Eisen und Magie". Auf Euch wartet das zweite Kapitel der Kurzgeschichte von "Belahs Augen". Ihr erfahrt ein wenig mehr über unseren Helden, der dem Wiedersehen mit seiner Gefährtin ein wenig näher gekommen ist.


Eisen und Magie:

Belahs Augen


Peter H. Brendt 
Als Nash aufbrach, um die Gefährtin erneut zu treffen, umklammerte ein Gedanke die Seele des Jägers wie die Klaue eines Drachen. Eine dritte Trennung würde er nicht überleben!

Er brauchte fünf Tagesreisen durch das Land der Menschen. Tage, in denen seine Schritte immer länger und das Herz mit jedem Schritt leichter schlug. Dann erreichte er die Fähre am Tiba-Fluss. Auf der anderen Seite wartete der «Alte Wald» auf ihn. Und so nah vor dem Ziel, pochte es auf einmal lauter und heftiger als je zuvor.

Der Winter war hart in diesem Jahr und trug mehr Schmelzwasser als sonst. Das flache Holzboot, das ihn und die Menschen hinübertragen sollte, blieb am Ufer angebunden. Zu reißend flossen die Wasser ins Tal und kein Ruder war stark genug, es mit ihm aufzunehmen.

Drei Tage wartete Nash und tröstete in seinen Träumen die verlorene Gefährtin mit alten Liedern und Koseworten, von denen er wusste, dass sie sie liebte. Es gab nirgends einen Wald, in dem er sich zurückziehen konnte. Er verabscheute Häuser aus Stein oder Holz. Die Felder um das kleine Dorf, das an der Anlegestelle entstanden war, stanken nach dem Kot der Rinder, Schweine und Ziegen, dass die Menschen darauf verteilten.

Er kannte noch die halbverfallene Fischerhütte, die ihm bereits einmal Obdach gewährte. Der eigentliche Besitzer lebte längst an einem anderen Flecken. Zu einsam, zu hart das Leben hier, in dem der reißende Fluss die Fischerei nur einige Monate im Jahr erlaubte. Sie gab Nash für die Wartezeit ein wenig Schutz vor dem beißenden Wind. Es gab eine Ecke, die so windgeschützt lag, dass er ein kleines Feuer anzündete, um die Nächte zu überstehen.

Die kargen Vorräte, die er mitbrachte, gingen rasch aus. Münzen kannte sein Stamm nicht, aber der junge Jäger fand die Stelle in der Uferböschung, unter der ein großer Wels noch Winterschlaf hielt. Er suchte in der schnellen Strömung einen sicheren Stand und griff mit der Hand in das Loch nahe der Wasseroberfläche, in dem der Fisch bis zum Frühling ausharrte.

Der Kampf dauerte fast einen ganzen Tag. Zu Nashs Glück gelang es ihm, den Waller vor dem Sonnenuntergang herauszuziehen. Im Dunkeln der Nacht hätte er die Beute verloren.

So klopfte es wenig später an der Hintertür der Dorfschenke. Ein kleinwüchsiger Mann bot dem Wirt den Wels als willkommene Abwechslung zu dem eintönigen Wintermahl an. Der kannte nicht den Namen des erfolgreichen Jägers, wusste jedoch von einem früheren Besuch, dass es sich keinesfalls um einen Zwerg handelte, der ihm den Handel anbot.

Die Größe erinnerte zwar an einen Angehörigen des Minenvolkes. Aber ihm fehlten der kräftige Brustkorb und vor allen Dingen der lange Bart, der ein Mitglied dieses Volkes auszeichnete. Auch trug er trotz der Kälte keinerlei Rüstung, sondern lediglich einen Lendenschurz aus dem Fell eines unbekannten Tieres. Außer dem Messer besaß der Besucher offenbar keine Waffe. Es sei denn, sie verbargen sich in dem Rucksack auf dem Rücken des schmächtigen Kerls, der hoffnungsvoll grinsend und scheinbar ohne Mühe den schweren Wels hochhielt.

Beide kamen zu einem für jede Seite günstigen Abschluss. Am Ende brutzelte der Waller zur Freude der übrigen Gäste am Feuer, während sein Fänger in der Fischerhütte Fetzen von altem Trockenfleisch im Flusswasser erhitzte. Denn Fisch verabscheute er.

Die Vorräte reichten für zwei Tage, dann beruhigte sich zum Glück der Fluss und die Fähre nahm ihren Betrieb auf. Nash war rechtzeitig zur ersten Fahrt an der Anlegestelle.

In der letzten Nacht schienen Belahs Augen ganz nah zu sein.






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