Der Ghoulkönig: Achs seide und ...

Heute klärt sich das Rätsel, welche Zutaten Mochtgehrn benötigt, um den toten Ghoulkönig zu beschwören. Dabei benötigt er die Hilfe einer jungen Dame, die Ihr aus einer anderen Thumberg-Episode kennt.

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Pan Mochtegehrn versuchte sein Glück in Madame Dunaus Krämerladen in der Straße der Glocken. Wenn es etwas gab, das es in den anderen Läden nicht gab, dann fand man es mit hoher Wahrscheinlichkeit bei ihr. Es dauerte ein wenig, bis er an die Reihe kam. Vor ihm stand eine kleine Schlange Kunden, die nach außergewöhnlichen Dingen fragte. Doch die Besitzerin bot auch gewöhnliche Sachen an. Gewürze, Süßigkeiten und Stoffe aus den entferntesten Ländern.

Mochtegehrn blieb nur übrig, als zu warten, bis die Leute vor ihm ihre Käufe beendeten. Schließlich hatte er die Aufmerksamkeit der Madame, die ihn neugierig fixierte. Aber bevor sie ihre Frage stellen konnte, hörte er vor seinen Füßen ein empörtes Räuspern. Er schaute hinab und erkannte das kleine Mädchen wieder, das ihm im „Roten Pony“ aufgefallen war. Es hieß, sie wäre Litwolffs Tochter, der in dem Gasthaus für Ruhe und Ordnung sorgte. Jetzt fiel ihm auch ihr Name ein.

„Ich bitte um Entschuldigung, Thilla. Ich war wohl zu sehr in Gedanken. Selbstverständlich kommst erst Du an der Reihe. Sag, was du brauchst.“

„Danke. Meine Mutter schickt mich, um gesalzene Butter zu kaufen. Habt ihr welches da?“

„Sie ist hinten“, antwortete die Ladenbesitzerin. „Ich werde sie holen. Einen Moment.“

Mochtegehrn wollte seinen Fehler wieder gut machen und rief ihr hinterher: „Bringen sie doch ein halbes Dutzend Honigplätzchen mit. Und geben sie ihr der jungen Frau vor mir.“

Dann wandte er sich an Thilla. „Die sind für Dich. Als kleine Entschädigung für meine Unhöflichkeit.“

„Das ist nett. Aber nicht verraten. Ich soll nicht so viel Süßes essen. Was willst Du hier kaufen?“

„So genau weiß ich es nicht.“ Er holte den Waschzettel aus seiner Tasche. „Achs Seide. Blau oder weiss. Was immer das auch ist.“

„Darf ich mal sehen.“ Thilla nahm den Zettel und studierte ihn sorgfältig. „Das Wort kenne ich. Hab ich in der Schule gelernt. Ihr sucht nach Wachskreide. Die gibt es hier. Hol ich selber. Blau mag ich am liebsten.“

„Wachskreide“, dachte Mochtegehrn. „Klingt vernünftiger als Achs Seide.“

Das war dann schnell erledigt. Und so preiswert, dass diesmal kein Siegel
abgekratzt werden musste.

Misstrauisch betrachtete er den Waschzettel für den letzten Einkauf. Hatte er sich wieder verlesen?

***

„Ghoulfleisch?“

Die Verkäuferin in Thumbergs bester Fleischerei beugte sich so weit über die schmale Theke ihres Ladens, dass Mochtegehrn glaubte, im tiefen Tal ihres Ausschnitts zu versinken. Er vergewisserte sich mit einem neuen Blick auf dem Zettel, dass er richtig abgelesen hatte.

„Ghoulfleisch!“

„Ghouuulfleissch!“

In der Stimme der Frau klang eine Entrüstung mit, die ihren Vorbau auf sinnlichste erzittern ließ. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und wiederholte.

„Ghoulfleisch. So steht es hier.“ Bis zu diesem Zeitpunkt hoffte er, dass es sich dabei um irgendeine lokale Spezialität handelte. Dass der außergewöhnliche Name für ein originell zubereitetes Fleischstück stand. In seiner Verzweiflung fragte er vorher sogar bei einem Bäcker nach, nachdem er aus zwei anderen Fleischereien herausgeflogen war. Vielleicht lauerte hinter der Bezeichnung ein spezielles Gebäck. Doch auch der Bäckermeister schüttelte nur den Kopf.

Aus diesem Grund setzte er seine ganze Hoffnung auf das Fachwissen der besten Metzgerin der Stadt. Offenbar vergeblich. Die Verkäuferin wartete einen Augenblick, bis sie ihr Gleichgewicht wieder gewann. Routiniert ignorierte sie Mochtgehrns neugierigen Blick auf ihr Dekolleté, griff mit geübter Bewegung nach ihrem größten Fleischermesser und wies mit seinner stählernen Klinge auf den Ausgang. Pan blieb nur übrig mit um Frieden bittenden Wimpernschlag den Laden zu verlassen. So schnell dürfte er hier sein Fleisch nicht mehr kaufen können.

Auf der Straße überprüfte er noch einmal seinen Waschzettel mit Master Leyms Aufträgen. Zugegeben die Achs Seide erwies sich als Wachskreide. Doch aus welchem Blickwinkel er die Schrift auch untersuchte. Da stand zweifellos „Ghoulfleisch“. Nach den Reaktionen in den Geschäften der Stadt meinte sein neuer Freund wirklich ein Stück von einem Ghoul.

Mochtegehrn verspürte keine Lust, auf den Friedhof zu gehen, um eine Portion zu erbeuten. Aber woher sollte er es sonst nehmen?

Mürrisch schlug er den Weg zur Wohnung Master Leyms ein. Besser, er fragte noch einmal nach. Vielleicht handelte es sich doch um einen Schreibfehler. Plötzlich fiel ihm ein, wie er ohne Risiko „Ghoulfleisch“ besorgen konnte.

***

„Der Rat ist zurzeit nicht zu sprechen!“ Cargho, die persönliche Wache De Koffels versperrte Pan Mochtegehrn den Weg. „Er verhandelt mit der Edlen von Sonnenberg die Konditionen ihres Vertrags aus. Ich habe strengste Anweisungen, niemandem Zutritt zu gewähren.“

Unerbittlich, die Augenbrauen fest zusammengezogen und die Lippen eng aneinandergepresst, signalisierte die Leibwache ihre unerschütterliche Entschlossenheit, die Tür zum Büro seines Chefs auf keinen Fall zu öffnen.

Mochtegehrn beschloss, die Sache zu Ende zu bringen. Er erinnerte sich an die große Schwäche des Leibwächters. „Es geht um Mäuse. Und natürlich um Ratten. Ihr kennt diese Tiere?“
Über Carghos Gesicht breitete sich eine unnatürliche Blässe aus. Die Mundwinkel klappten nach unten. „Mäuse. Ra ... Ratten!“ Nur mühsam keuchte er die Worte. Jede Silbe ein Kampf.

„Ja, ihr kennt doch ...“ ein wissender Blick in die Augen der Leibwache. „Ratten und Mäuse. Kleine über den Boden huschende Wesen mit langen, langen Schwänzen.“

„Verzeiht. Ich ... ich muss gerademal irgendwo hin.“ Mochtegehrn sah, wie Cargho mit seinem Essen kämpfte, das unbedingt wieder herauswollte.

„Selbstverständlich. Soll ich in der Zwischenzeit die Tür bewachen?“

„Das ... das wäre ...“ Der Rest ging in einem tiefen Gurgeln unter. Fluchtartig verließ der Leibwächter den Raum und ließ seinen Herrn unbewacht.

Mochtgehrn überlegte für einen kurzen Moment, ob er es riskieren konnte, seinen Chef zu stören. Aber die Sache mit dem Ghoulfleisch duldete keinen Aufschub. Lieber volles Risiko, als eine neue Jagd auf Leichenfresser in der Dunkelheit.




Kommentare

  1. Wenn man die Schwachstellen kennt...
    Ich stelle fest, dass der Herr Mochtgern auf seiner Reise bereits sehr viel gewiefter geworden ist, als er dies noch zu Anfang war.. Er wendet seine Tricks ohne zu zögern an und mit jedem Erfolg, zögert er weniger.
    Thilla sei Dank, ist das mit der Wachskreide gut gegangen. Vermutlich wird sie für eine Art Bannkreis verwendet.
    Aber Ghoulfleisch in einer Metzgerei kaufen zu wollen. Nun, er hat Recht, es hätte eine Spezialität sein können. So wie Berliner.. nein, lassen wir das..
    Es bleibt nun abzuwarten, ob und wie er an das besagte Fleisch kommt. Allzu öffentlich darf er den Verwendungszweck nicht äussern, ist die Beschwörung doch verboten..
    Vor Allem.. darf er nun stören, darf er nicht ? Der Weg ist frei und ich vermute stark, dass er recht schnell durch die Türe verschwunden ist..
    Aber Vermutungen bringen uns nicht weiter.
    Es heisst wieder warten.. und es wird all das Sehnen wohl auch wieder wert sein - garantiert..

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