Große Aufgaben in Thumberg

Endlich haben unsere Helden die Lösung für ihr Problem gefunden, das in Thumberg für so viel Unruhe und Ärger führt: der Ghoulplage. Die gefährlichen Leichenfresser verlassen auf der Suche nach Menschenfleisch ihr Gebiet, nach dem der Bau eines illegalen Lagerhauses den Vertrag zwischen ihnen und dem Rat Thumbergs verletzt hat. Ihr Hunger auf Menschenfleisch bedroht die Sicherheit der Hafenstadt.

Doch das Lagerhaus, Schlupfloch einer Schmugglerbande, besitzt mächtige Gönner, die an dem Schmuggel mitverdienen. Auf dem üblichen Verwaltungsweg lässt sich der Bau nicht entfernen. So greifen Pan Mochtgehrn und Master Ley zu einem direkten Weg, um die Sicherheit der Stadt wieder herzustellen. Einem gefährlichen Weg ...

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Master Leym machte es sich gemütlich. Sein neuer Freund musste jeden Moment auftauchen. Zufrieden musterte er seinen Anzug. Etwas zu ausgefallen, für dieses Unternehmen. Doch sein Jagdanzug lag seit Tagen beim Kleidermacher. Und der rückte ihn erst raus, wenn er die Rechnung bezahlte. Hoffentlich kam er ohne Löcher und Risse wieder nach Hause. Sein Kredit bei den Schneidern der Stadt war aufgebraucht.

Nachtblau erschien ihm passend für ein nächtliches Abenteuer, aber der handgewebte Stoff aus Cothan-Seide zu empfindlich, um durch Gebüsch und Dornen zu schleichen. Im Kleiderschrank hing zurzeit lediglich ein gelbes Sakko. Genau richtig auf einer Tanzveranstaltung, zu auffällig während einer geheimen Mission.

Der Master prüfte die Umgebung und seufzte zufrieden. Offenbar meinten es die Götter gut mit ihnen. Ein ungepflegter Pfad führte zu ihrem Ziel, noch hatten ihn die Hecken am Rand nicht überwuchert. Er sollte ihre Geheimwaffe ohne Schäden an der Kleidung erreichen können. Gut gelaunt ergriff er seinen Sack mit der Ausrüstung und folgte dem Weg. Vermutlich wartete Pan bereits. Das würde ein Spaß werden.

***

Mochtgehrn hielt den entwendeten Dolch stoßbereit. Er brauchte zwar nicht über den Friedhof, um seinen Kollegen zu treffen. Aber da die einst verhandelten Grenzen ihrer Territoriums nicht mehr galten, fürchtete er den Überfall eines Ghouls. Jedes Rascheln im Gras, das Zittern eines Strauchs ließ seine Nackenhaare senkrecht hoch schießen.

Da Dickbacke sein Lagerhaus auf die bannenden Linien der Friedhofsmauer baute, war er für die Ghoulplage verantwortlich. Auch wenn er nicht wissen konnte, dass er damit einen Vertrag brach, durfte das Gebäude dort nicht stehen. Sein Zweck bestand darin, das Schmuggelgut, dass seine Komplizen im Schutz der Dunkelheit lieferten, zu lagern. Über Tag wurden die Güter dann heimlich in die Stadt gebracht. Nicht auszuschließen, dass Mochtgehrns eigene Leute davon profitierten. Denn die Südmauer gehörte zu ihrem Revier. Er schwor, sich darum zu kümmern. Aber erst musste dieses Schmugglerheim verschwinden. Nur so konnte er die Bedrohung durch die Leichenfresser beseitigen.

Pan erreichte endlich sein Ziel, wo ihn Master Leym schon sehnlich erwartete. Gemeinsam erforschten sie das Gerät, das ihr Problem lösen sollte: Das Katapult.

*** 

"Weiß Du, wann das Ding zuletzt abgeschossen wurde", wollte Mochtgehrn wissen.

"Nicht zu meinen Lebzeiten."

"Aber dennoch besteht Hauptmann Volkenstein auf dieses Monstrum."

"Angeblich unverzichtbar zur Verteidigung des Hafens."

"Gut möglich. Von hier aus kann man jedes Schiff, das einfahren will, unter Beschuss nehmen."

"Stimmt, doch wenn es Volkenstein ernst wäre, würde er sich mehr um diese Waffe kümmern. Das wartet seit Jahren auf eine Übung. Ich denke, er möchte eher den Ehrenwerten Tolleg mit dem Ding ärgern."

"Das Lagerhaus steht fast genau in der Schusslinie. Das dürfte kein Problem sein. Damit stellt sich nur eine Frage. Hast Du schon mal ein Katapult abgefeuert?"

"Nein. Du?"

"Gehörte nicht zur Ausbildung. Aber wir sind zwei gescheite Beamte der Stadt Thumberg. Haben einen toten Ghoulkönig beschworen und besiegt. Trotzen allen Fallstricken und -gruben der öffentlichen Verwaltung. Da werden wir so ein einfaches Gerät in Gang bringen können."

Die beiden Freunde untersuchten das Katapult. Jeder hatte Laternen und Lampenöl mitgebracht. In ihrem Licht betrachteten sie die Wurfmaschine. Solide Ketten hielten es auf einer Basis aus massiven Granitfliesen fest. Mit Hilfe kleiner Bronzeräder an den Ecken konnten die Soldaten das Monstrum bewegen. Die Spurrillen bewiesen, dass die Räder vornehmlich dazu dienten, es seitlich zu versetzen.

Die Beamten benutzten die Brechstangen, um die Waffe so zu richten, dass es genau in Richtung des Lagerhauses wies. Dazu nutzten sie die Hebelkraft ihrer Brecheisen. Ohne dieses Hilfsmittel wäre das Geschütz zu schwer gewesen. Anschließend mussten sie sich nach der ungewohnten Anstrengung erst einmal erholen.

Pan wischte sich den Schweiß von der Stirn. Vom Wasser kamen keine Geräusche. Keine Laute von Wasservögeln oder anderen Tieren. Erschrocken überlegte er, ob ihre Arbeit die Frösche dort vertrieben hatte. Oder ob die Stille einen Angriff der Leichenfresser ankündigte. Mit etwas Pech waren Wachen auf ihre Laternen aufmerksam geworden und schauten nach, was die unerwarteten Aktivitäten bedeuteten. Viel bedrohlicher schien ihm eine Patrouille der Schmuggler. Auch die Banditen besaßen ein Interesse daran zu erfahren, wer sich rund um ihren Schlupfwinkel aufhielt. Die Soldaten konnte er als Verantwortlicher für die Südmauer bluffen, bei ihnen würde ihm das nicht gelingen,

Doch noch hatte niemand Verdacht geschöpft. Dafür gab es ein neues Problem.

"Munition. Wo finden wir die Munition für das Katapult?"

Pan Mochtgehrn schaute sich um. Für einen überraschenden Angriff musste ein kleiner Vorrat an Steinen einsatzbereit am Geschütz gelagert werden. Selbst wenn die Soldaten es kaum noch nutzten oder warteten, war bestimmt etwas in der Nähe versteckt. Sein Auge fiel auf zwei stabile Holzkisten, die eine schwere Kette verschloss. Er beschloss, dort nachzusehen. Mit den Brecheisen gelang es den beiden Freunden, die Kisten aufzubrechen und ihren Inhalt zu prüfen.

"Wir haben Glück", meine Master Leym. "Eine gute Handvoll runder Steine. Nur grob beschlagen, aber von Gewicht und Größe beinahe identisch. Ohne Frage sind wir auf die gesuchte Munition gestoßen." Gemeinsam holten sie die Geschosse heraus und schleppten sie zum Katapult. Dieses Problem hatten sie gelöst.

Doch wie bringt man das Gerät dazu, Steine zu werfen. Keiner von ihnen kannte sich mit diesem Geschütz aus. Pan Mochtgehrn fasste ihr Wissen zusammen. "An dem einen Ende legt man das rein, was man schmeißen will. Dann drückt man irgendwo drauf und ein Mechanismus schmeißt anschließend den Steinbrocken in die Richtung und Entfernung, die man möchte."

"So sehe ich es auch", meinte Master Leym. "Aber wenn das einfache Soldaten können, sollte es für zwei hochmotivierte Absolventen der Beamtenschule von Thumberg ebenfalls möglich sein." Dann untersuchten sie gemeinsam den Mechanismus.

Mit Hilfe eines Zahnrads aus Bronze an der Seite konnten sie die Schaufel, in der die Wurfmunition vor dem Auslösen gelagert wurde, nach unten drehen. Auch hier halfen ihnen die Brechstangen, der schwergängigen Mechanik ihren Willen aufzuzwingen. Erst als Pan einen Teil seines Lampenöls opferte, um das Getriebe etwas gängiger zu machen, kamen sie leichter voran. "Schade um das schöne Öl", sagte er. "Doch so riecht es auch besser."

Bei jeder Drehung vernahmen sie ein Klicken, wenn eine Arretierung einrastete, und sie in dieser Stellung fixierte. Vermutlich aufgrund des Alters und des ungepflegten Zustand des Katapults reichte diese Fixierung jedoch nicht aus, das Gegengewicht am anderen Ende des Hebels auszugleichen. Immer wieder drohte die Schaufel, in ihre ursprüngliche, halbhohe Position zurückzukehren. Am Schluss steckte Mochtgehrn den langen Dolch, den er Bittigh, seinem Leibwächter abgenommen hatte, in das Getriebe. Die Klinge blockierte die Zahnräder so, dass sie die Chance bekamen, das Endstück weite nach unten zu drehen.

"Soweit, so gut! Aber wie lösen wir den Mechanismus aus, damit die Schleuder den Stein abschießt?"

Sie untersuchten das Katapult, fanden jedoch keinen Hinweis auf den Auslöser. Schließlich kam Master Leym auf eine Idee. "Zieh doch die Dolchklinge heraus, das Getriebe kommt frei und die Schaufel schießt nach vorne."

Pan war nicht wohl bei dem Gedanken, sein Respekt vor der gewaltigen Maschine war in den letzten Minuten sehr gewachsen. Ihm fiel allerdings keine andere Lösung ein. Er versuchte mit langem Arm und auf Zehenspitzen, den Griff des blockierenden Dolchs zu fassen. Die Reichweite seines Arms reichte jedoch nicht aus.

"Nimm die Brechstange", riet ihm Master Leym, sollte auch ungefährlicher sein."

Mochtgehrn nahm den Rat gerne auf. Je weiter er eines seiner Körperteile aus dem Weg des ausgelösten Hebels halten konnte, desto sicherer war es. Er griff sich sein Eisen und kaum, dass er damit die Klinge berührte, schellte der Arm des Katapults mit ungeheurem Schwung nach vorne.

Mit einem gewaltigen Krachen, das seiner Meinung nach alle Bewohner von Thumberg wecken musste, hob sich die Wurfmaschine zwei Handbreit in die Höhe. Ohne die schweren Ketten, die sie auf der Plattform festhielten, wäre sie bis in die Böschung geflogen.

Pan fühlte den mächtigen Arm des Hebels nur einen Fingerbreit an seinem Kopf vorbeizischen. Der Luftzug riss ihn fast von den Beinen. Seine Knie zitterten bei dem Gedanken, dass ihn der Balken um ein Haar erwischt hätte. Auch Master Leym stand der Schrecken im Gesicht geschrieben. Die Laternen gaben nur wenig Licht, aber es reichte aus, die Blässe, die ihn überzog, zu erkennen.

"Das wäre beinahe schiefgegangen", meinte er.






Kommentare

  1. Oh, oh.. "Selbstüberschätzung" trifft "Unvorbereitet"..
    Gerade nochmal gut gegangen, das Ganze.
    Natürlich liegt das bei zwei so motivierten und Geschickten Beamten der Stadt nur daran, dass dieses Katapult seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt wurde.
    Aber es macht auch keinen Sinn, wenn bei einem weiteren Schussversuchein Beamter der Stadt mit in Richtung Scheune fliegt.
    Vieleicht sollten die Beiden das Ganze doch noch mal genauer unter die Lupe nehmen, auch wenn das Licht der Lampen nicht wirklich zur Erhellung des Rätsels beiträgt.
    Ich bin spät dran und kenne nun die Überschrift des nächsten Kapitels..
    Gebrauchsanweisung.. ich bin gespannt..

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