Ghoulfleisch ...

Gar nicht so einfach an eine Portion Ghoulfleisch zu kommen. Unser Freund Pan Mochtgehrn muss alle Register seiner neu entdeckten Talente einsetzten, um das letzte Stück für die Totenbeschwörung des Ghoulkönigs aufzutreiben.

Da stört er seinen Chef in einer wichtigen ... nennen wir es mal Besprechung!

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Thumberg: Der Ghoulkönig"!

Und nicht vergessen: Am Freitag findet Ihr hier zusammen mit der nächsten kostenlosen Episode als Premiere ein Preisrätsel. Ein gute Gelegenheit, die Kasse für E-Books etwas aufzufrischen,

Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.







Bo de Koffel saß leicht verkrampft hinter seinem Schreibtisch, den Rücken zurückgelegt, die Augen geschlossen und den Kopf im Nacken. Soweit Mochtgehrn das von seinem Standpunkt aus erkennen konnte, hielt er die Beine gestreckt unter dem Tisch. Er atmete stoßweise.

Von der Edlen von Sonnenberg, Besitzerin zweier Bordelle in Thumberg war nichts zu sehen. Es dauerte einen Moment, bis sein Vorgesetzter sein Erscheinen bemerkte. Er rollte mit den Augen und brauchte etwas Zeit, um aus einer anderen Welt zurückzukommen.

„Was ... Wie kommt Ihr hierein. Ich sollte nicht gestört werden. Wo steckt der verfluchte Cargho?“

Mochtgehrn beschloss, seine Taktik der direkten Unverschämtheit fortzusetzen. Es würde der Zeitpunkt kommen, an dem er dafür bezahlen musste. Doch bis dahin gab es keinen Grund, seine Methode zu ändern.

„Euer Leibwächter? Da war niemand!“ Falsche Beurkundung. Seinen Vorgesetzten belügen. Nichts davon war ihm auf der Beamtenschule erzählt worden. Andererseits erwähnte kein Ausbilder in den Hunderten von Lehrstunden etwas von Leichenfressern und unterdrückten Verträgen.

„Ghoulfleisch. Wo ist das Stück Fleisch, das auf meinem kaputten Schwert steckte. Das Euch erwürgen wollte. Ihr erinnert Euch bestimmt daran!“

In diesem Augenblick gab es unter dem Bürotisch De Koffels einen Knall, verbunden mit einem leisen Schmerzenslaut. „Aua! Mein Kopf!“

Damit erklärte sich auch, wo sich die Edle von Sonnenberg befand. Offenbar störte er mitten in den Verhandlungen über die Verlängerung ihrer Lizenz.

De Koffel stand blitzschnell auf, drehte ihm den Rücken zu und nestelte an seinem Beinkleid. "Die Edle hat einen Ohrring verloren. Direkt unter meinem Tisch", meinte er verlegen.

Mochtgehrn nutzte die Gelegenheit, um näher zu treten, seine Augen suchten das Stück Ghoulfleisch, das er bei seinem letzten Auftritt zurückließ. Doch er konnte es nirgends entdecken. Der Geruch müsste es eigentlich verraten.

Beiläufig blieben dabei seine Augen an der Bordellbesitzerin hängen, die hinter dem Tisch seines Vorgesetzten aufstand. Sie begegnete seinem Blick ohne Scham. „Ich suche meinen Ohrring“, meinte sie. „Er liegt hier irgendwo auf dem Boden!“

„Ghoulfleisch!“ De Koffel fand augenscheinlich seine Fassung wieder. „Selbstverständlich erinnere ich mich an diesen heimtückischen Angriff. Was wollt Ihr damit?“

„Master Leym hilft mir. Ich soll es besorgen“, antworte Mochtgehrn. „Für die Lösung des Problems auf dem Friedhof an der Südmauer. Ihr ...“

„Ich erinnere mich auch daran. Wie weit seid Ihr gekommen.“

„Es gab einen alten Vertrag mit den Ghou ...“

De Koffel trat rasch näher und unterbrach ihn. „Haltet den Mund!“ Mit einem Seitenblick wies er auf die Edle von Sonnenberg. „Wir sind nicht alleine.“

Dann nahm er Mochtgehrn eng in den Arm und führte ihn zu einem der schmalen Fenster. „Ihr seid ein Narr. Glaubt Ihr, ich verwahre stinkendes, faulendes Ghoulfleisch in meinem Büro auf. Es ist da, wo es hingehört.“

Mit diesen Worten wies er auf den Garten, der sich unter seinem Turm befand. „Es liegt da, wo es keinen weiteren Schaden anrichten kann. Vermutlich hat es bereits der Hund des Gärtners gefressen.“ Als er Mochtgehrns Erschrecken bemerkte, fügte er hinzu: „Wenn Ihr es so dringend benötigt, solltet Ihr Euch beeilen. Sein Herr hält ihn, soviel ich weiß, sehr knapp.“

Kopfschüttelnd verfolgte De Koffel den fluchtartigen Abgang seines Untergebenen. „Schließt die Tür und sucht diesen verfluchten Cahrgo“, rief er hinterher. Aber da war der Angesprochene bereits verschwunden.

***

Atemlos erreichte Mochtgehrn den Garten. So schnell die Beine seinen Körper tragen konnten, bewältigte er die zahllosen Stufen hinunter. Auf der Treppe stieß er überraschend auf Theo Dicklake. Sein Ziel war das gleiche Büro, das er selber gerade hastig verlassen hatte. Er erkannte einen Zettel in dessen Hand, daran klebte ein nur zu bekanntes Siegel. Der Rat versuchte, Pan aufzuhalten, doch der riss sich einfach los. Keine Zeit für Nichtigkeiten.

Er hörte im Weglaufen, wie der Feind Master Leyms ihm wütende Drohungen hinterherrief. Aber das kümmerte ihn nicht. Cargho war bisher nicht aufgetaucht, sollte der Mistkerl De Koffel ruhig bei seinen Verhandlungen mit der Bordellbesitzerin stören. Vermutlich kam er nicht so glimpflich davon.

Am Fuß des Turms angekommen, schaute er sich hektisch um. Es gab zwar angeblich einen Gärtner, Spuren seiner Arbeit sah er jedoch nirgends. Hüfthohes Gras, wuchernde Sträucher und überall Abfälle jeder Art. Er spähte nach dem Bürofenster seines Vorgesetzten. Das gesuchte Fleischstück dürfte in der Nähe zu finden sein. Dann bahnte er sich einen Weg durch das dichte Gestrüpp.

Ein dumpfes Knurren warnte ihn. Den Hund hatte er vergessen. Aus einem Gebüsch schob sich der dunkle Körper eines Wolfshundes, der den Eindringling wütend anblickte. Und zwischen seinen Pfoten erkannte Mochtgehrn den Grund für seinen Zorn. Da lag ein Klumpen Fleisch, eben das Stück des toten Ghouls, das er suchte.

Das Äußere wirkte wenig appetitanregend, das meinte offenbar auch dieses angriffslustige Exemplar. Der Leichengeruch stach selbst aus weiter Entfernung in der Nase. Vermutlich der einzige Grund, warum das Tier es nicht bereits gefressen hatte.

Dennoch fixierte es Mochtgehrn mit seinen Blicken und signalisierte mit Knurren und Gebell, dass es nicht gewillt war, seine Beute herzugeben.

"Ja, was bist du für ein feines Hündchen. Und du hast so schön darauf aufgepasst", schmeichelte sich Pan ein. "Aber es stinkt und fault. Das ist nichts für ein so feines Tier wie dich."

Langsam ging er in die Hocke und streckte vorsichtig, trotz der deutlichen Warnung seine Hand aus.

"Du kriegst auch was gaaanz Leckeres dafür. Schönes Filet. Und was hältst du von einem saftigen Steak."

Der Wolfshund legte die Ohren an und stellte seinen Kopf schräg, als ob er den Menschen verstehen und sich die Sache überlegen wollte. Sein Knurren wechselte in ein sanftes Fiepen, wie das eines Welpen.

"Feiner Hund!" Mochtgehrn streckte siegessicher seine Hand aus und griff nach dem Klumpen Ghoulfleisch. In dem Moment überlegte es sich der Vierbeiner offenbar anders. Mit einem schnellen Schnappen schluckte er es hinunter und schaute ihn dann schwanzwedelnd an.

"Verdammtes Vieh!" Pan stand wieder auf. Wie auf ein Signal bellte der Wolfshund und verschwand in den Büschen. Er ließ einen fluchenden und vor Wut stampfenden Menschen zurück.

Mochtgehrn suchte den Ausgang aus dem Garten. Den Weg über den Turm wollte er nicht noch einmal machen. Bei seinem Pech traf er dabei auf Theo Dicklake und seiner gesiegelten Rechnung.

Eine weitere Pforte befand sich am Rand zur Stadtmauer, erinnerte er sich. Ein altes Tor aus rostigem Eisen bewachte es. Da es aber seines Wissens nicht abgeschlossen war, sollte es ihn herausführen.

Unterwegs überlegte er, wie er Master Leym sein Versagen erklären konnte. Der hatte deutlich gemacht, dass er zum Gelingen ihres Plans alle drei Dinge benötigte. Nur zwei reichten nicht aus.

Kurz vor dem Ausgang hörte Mochtgehrn ein mitleiderregendes Wimmern und Schnaufen aus einer Ecke des Gartens. Neugierig sah er nach und fand hinter einem Busch den Wolfshund liegen. Das Tier krümmte sich, Krämpfe durchzuckten seinen Körper. Im Moment, in dem Pan nähertrat, würgte es den Klumpen Ghoulfleisch heraus und schaute ihn ängstlich an.

"Das Fleisch stammt von einem Leichenfresser. Du dummer Kerl. Aber du wolltest ja kein bisschen abgeben. Selbst wenn es widerlich stinkt und aussieht, wie schon dreimal verdaut."

Als Antwort wimmerte der Hund, legte sich auf die Seite, sein Schwanz schlug rasche Trommelwirbel, so dass kleine Staubfontänen aufwirbelten.

"Das heißt, ich kann es jetzt nehmen." Mochtgehrn misstraute dem Frieden und zog nur langsam das Fleischstück heran. Dabei ließ er nicht für einen Moment den kräftigen Hundekiefer aus den Augen. Doch sein Gegner schien seine Lektion gelernt zu haben. Ohne Probleme steckte Pan den triefenden Klumpen mit spitzen Fingern in eine seiner Taschen. Den Anzug musste er wohl anschließend wegwerfen. Ausgeschlossen, dass diesen Geruch selbst die beste Seife herauswaschen konnte. Aber das nahm er in Kauf.

Das Gartentor, kaum erkennbar, so sehr hatte es Unkraut überwachsen, stand zu seinem Glück offen. Schnell machte er sich auf den Weg zu Master Leyms Wohnung. Hier wartete das nächste Problem.




Kommentare

  1. Ghoulfleisch.. und zwar Echtes.
    Es bleibt abzuwarten, ob es den Aufwand wert war und ob Master Leym dies wirklich zu Papier gebracht hatte und ob er nicht doch etwas anderes meinte.
    Immerhin, dem Herrn Dicklake ist er knapp entronnen und er hat eine Weile wohl noch Freiraum, sich ungehindert zu bewegen.
    Da Herr Mochtgern das Lügen und Wahrheitverbiegen mittlerweile aber recht gut beherrscht, wer weiss, ob er sich da nicht noch erfolgreich rauswinden kann. Ich wünsche es ihm.
    Delikat, diese Ohrringsuche. So mancher andere Vorgesetzte wäre wohl aus der Haut gefahren, bei einer solchen "Verhandlung" gestört zu werden und eine zweite Störung ist abzusehen.
    Bei allem Pech Thumbergs, werden doch hoffentlich keine Bordell-losen Tage folgen ?
    Aber ich schweife ab.
    Die Zutaten sind gesammelt, Pan Mochtgern ist auf dem Weg zu Master Leym und man kann beginnen, mit dem dunklen Ritual.
    Das nächste Kapitel wird also spannend werden - wenn es zur Beschwörung kommt.
    Ich lasse mich gerne überraschen. Bald - hoffentlich :-)

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

heute in "Eisen und Magie: Ewige Liebe" Ein Dieb wird zum Mörder