Waffenlose Duelle.

Zum Wochenende meldet sich "Jason Derringer: Der Pfad der Rache" zurück. Nach so viel vergossenem Blut in den letzten Episoden steht heute ein waffenloses Duell im Mittelpunkt.

Entscheidet selbst, ob es einen Sieger gibt!

Viel Spaß mit der neusten, kostenlosen Episode aus "Jason Derringer: Der Pfad der Rache."

Am Dienstag geht es weiter in Thumberg. In der Fantasyserie spitzen sich die Ereignisse um den Ghoulkönig zu. Wird es unseren Helden gelingen, das Lagerhaus zu zerstören und damit den Bann wiederherzustellen?

Das letzte Kapitel von "Jason Derringer: Der Pfad der Rache" verpasst? Ihr findet es hier.







„Wollen Sie die Beiden nicht begraben?“

Kennedy betrachtete die junge Nonne mit offenem Mund. Er brauchte einen Augenblick für eine Antwort, so sehr überraschte ihn die Frage.

„Schwester Sarah“, entgegnete er, „diese Mistkerle wollten sie und mich umbringen. Und den alten Fieray hätten sie ebenfalls nicht am Leben gelassen. Und dabei war eine schnelle Kugel noch das Beste, was ihm passieren konnte. Um die Patrone zu sparen, traue ich den Verbrechern zu, dass sie ihn ohne Erbarmen trotz seiner Verwundung liegenlassen. Was sie mit Euch vorhatten, will ich gar nicht weiter erklären.“

„Aber es sind Menschen! Sie verdienen ein anständiges Begräbnis.“ Schwester Sarah gab keinen Fingerbreit nach.

„Junge Lady. Das können die Kojoten und Geier genauso gut übernehmen. Die Aasfresser wollen auch überleben.“

„Was sind sie nur für ein Mensch. Sie wollen doch nicht etwa Tieren die Beerdigung überlassen. Wo in diesem Land ist so etwas möglich.“

„Ma’am. Ich komme aus dem Krieg. Reist durch den Süden und fragt die Leute. Da findet Ihr ganze Felder voller nicht beerdigter Männer. Und die meisten von ihnen haben niemals eine Nonne verschleppt oder getötet. Die Kerle hier nehmen die Skalpe von Frauen und Kindern für ein paar Dollar.“

„So geht kein zivilisierter Mensch mit Toten um. Wir müssen sie begraben!“

„Ma’am. Diese Männer haben versucht, auch mich zu töten. Sprecht ein Gebet für sie. Euer Herr wird vermutlich eher auf eure Worte hören, als auf meine. Mehr könnt Ihr für sie nicht tun!“

„Das werden wir ja sehen!“

Wutentbrannt rannte Schwester Sarah zu den angeseilten Pferden. Dort stand auch Fierays Muli, Getrude. Ihr Gepäck, hauptsächlich Werkzeuge eines Goldgräbers, lagen direkt daneben. Hast suchte sie dort nach einem Spaten und wurde bald fündig.

„Wenn Ihr es nicht macht, werde ich sie begraben.“

Mit dem Werkzeug in der Hand stellte sie sich an den Rand des Lagers und begann damit, eine Grube auszuheben. Bald wirbelte der Sand durch die Luft, so dass Kennedy und Fieray husteten.

„Junge Frau,“ rief der Goldgräber schwach. „Nehm Rücksicht auf einen alten Mann. Einen Verwundeten. Sucht Euch eine andere Stelle, mir weht der ganze Dreck ins Gesicht.“

Ihre beiden Fäuste um krampften den Stiel des Spatens, als Schwester Sarah aufhörte und sich zu ihnen umdrehte. Staub und Sand klebten in ihrem Gesicht, deutlich zeichneten sich die nassen Spuren ihrer Tränen darin ab. Wütend schaute sie die beiden Männer an.

„Ihr werdet dies für das Seelenheil dieser Männer aushalten müssen“, antwortete sie trotzig.

Kennedy lehnte sich lässig an einen Felsen und zündete sich eine Zigarette an. „Haben wir verstanden, Ma’am.“ Er zeigte auf eine Stelle hinter sich. „Aber da ist der Boden weicher. Ihr braucht auch Steine. Mindestens faustgroß! Männerfäuste. Denn wenn Ihr die Toten begraben habt, müsst Ihr die Grube mit dicken Steinbrocken sichern. Sonst graben sie die Koyoten und Wildschweine wieder aus. Schneller, als ihr ein „Vaterunser“ gesprochen habt.“

„Woher nehmt Ihr die Frechheit ...“

Aber der Kopfgeldjäger winkte ab und unterbrach sie. „Diese Männer wollten mich töten. Euch wollten sie vergewaltigen und wenn sie Euch überdrüssig sind, wie in Stück Fleisch an die Comancheros verkaufen. Womit haben diese Mörder ein christliches Begräbnis verdient?“

„Ich werde sie begraben!“ Entschlossen stellte sie sich vor Kennedy, ihre Fäuste packten den Spaten mit so hoher Kraft, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. „Ich muss. Ich muss!“

Beinahe sanft antwortete Fieray: „Wir haben morgen einen langen Ritt vor uns. Das heißt, ich werde auf dieser Bahre liegen und mich durch die Gegend ziehen lassen. Mein Rücken ist schon voller blauer Flecken davon. Schwester Sarah. Es wird ein anstrengender Ritt werden, auch für Euch. Schont Eure Kräfte für diesen Ritt. Überlasst die Toten der Natur. Gott hat Wölfe und Kojoten nicht ohne Grund in diese Gegend geschickt.“

Doch seine Worte prallten an der jungen Frau ab. Den Spaten weiter umklammernd eilte sie zu der Stelle, auf die Kennedy gezeigt hatte. Erneut begann sie, eine Grube auszuheben. Wild keuchend trieb sie die Schaufel immer wieder in den Boden. Diesmal blieben die beiden Männer von dem Staub, den sie dabei aufwirbelte, verschont. Es dauerte nur wenige Minuten, dann gab die Nonne auf. Schweratmend stützte sie sie sich auf den Spatenstil, sie weinte. Langsam sank sie auf die Knie, hielt aber ihr Werkzeug fest in der Hand.

„Ich brauche nur eine Pause“, stammelte sie weinend. „Dann mache ich weiter. Nur eine kleine Pause.“ Ein Weinkrampf schüttelte sie so heftig, dass sie zu Boden fiel. Dort schlug sie die Hände vors Gesicht und ließ den Tränen ihren Lauf.

Wortlos hob Kennedy den Spaten auf und setzte ihre Arbeit fort. Fachmännisch trieb er ihn immer tiefer in den Sandboden und bald zeichneten sich deutlich die Umrisse eines Grabes ab, das zwei Körper bequem aufnehmen konnte. Jede seiner Bewegungen saß, der ausgehobene Dreck wirbelte nicht mehr in der Luft, sondern bildete schnell einen kleinen Hügel direkt an der Kopfseite der Grube.

Schwester Sarah stand müde auf und stellte sich neben dem Kopfgeldjäger. „Danke. Ihr müsst das nicht tun. Das ist nicht das erste Grab, das ihr aushebt!“

Kennedy antwortete ihr, ohne mit seiner Arbeit aufzuhören. „Lagen immer gute Männer drin. Jedenfalls meistens. Manchmal kommen sie in der Nacht. Reden mit mir. Einige meinen, dass sie ganz zufrieden wären. Da wo sie dort liegen. Kein Hunger, kein Durst. Kein Sergeant, der sie triezt. Keine Schmerzen mehr. Nur schlafen.“

Er setzte den Spaten für ein paar letzte Stiche an, dann warf er das Werkzeug zu Boden. „Was habt Ihr davon, diesen Kerlen ein anständiges Grab zu verschaffen. Sie hinterlassen eine Blutspur, wo immer sie entlangreiten. Morden. Plündern. Vergewaltigen. Verstümmeln. Jetzt werden sie in der Nacht zu mir kommen. Was meint ihr, haben sie mir zu sagen?“

Kennedy ging zu einem der toten Banditen, packte in sein Haar und zog ihn in die Grube. Dann durchsuchte er ihn und nahm, was er brauchen konnte. Das Gleiche tat er mit dem zweiten Skalpjäger. Fluchend zog er sein Messer aus der Brust des Toten, reinigte es im Sand und steckte es ein.

Der Kopfgeldjäger wollte den Spaten aufheben, aber Schwester Sarah war schneller. Müde schaufelte sie Erde auf die Körper, beobachtete, wie die Körper langsam unter einer Erddecke verschwanden.

Kennedy erkannte die Faszination, die in ihren Augen lag, und begriff endlich.

„Ihr meint, wenn Ihr sie begrabt, begrabt Ihr gleichzeitig die Erinnerung. Ihr habt im Gegensatz zu mir Angst, dass die Toten in der Nacht sonst wiederkommen. In euren Träumen.“

Schwester Sarah stoppte und stützte sich müde auf den Spatenstil. „Vor dem Kloster liegt einer von ihnen. Ich habe ihm den Kopf weggeschossen. Da war nicht viel Zeit, genau hinzuschauen. Diese Kerle kamen und nahmen mich mit. Aber ich habe genau hingeschaut auf die Stelle, wo sein Rumpf lag. Da war keine Spur mehr von seinem Kopf zu sehen. Er ist einfach weg.“

Sie übergab den Spaten an Kennedy und hob Steine auf, die sie auf den Erdhaufen legte. „Ich schwor, dass diese Hände nur Gutes tun würden. Heilen. Helfen. Lehren. Die Schöpfung unseres Herrn preisen und loben. Und jetzt klebt Blut dran. Ich kann keine Nonne mehr sein. Nie mehr.“

***

Sie blieben für eine Nacht an der Stelle. Fierays Wunde nässte und Schwester Sarah verordnete ihm einen Tag Ruhe. Als sie den Verband wechselte, konnte sie ein zufriedenes Lächeln nicht verbergen.

„Ihr kennt Euch mit Wunden aus, Kennedy. Wenn er es schafft, verdankt dieser alte Mann es Euren medizinischen Kenntnissen.“

„Er hatte Glück und ist zäh.“ Der Kopfgeldjäger betrachtete nachdenklich eine Staubwolke, die aus Richtung der Grenze kam. Er zeigte darauf. „Liegt dort Euer Kloster?“

„Ja, ich denke schon.“

„Stellt sich die Frage, wer da kommt. Gut möglich, dass es die Mescaleros sind. Oder eine weitere Gruppe Banditen. Wir haben keine Deckung hier und an eine Flucht ist mit dem alten Fieray nicht zu denken. Ihr solltet Eure Beziehungen zu Eurem Gottvater auf die Probe stellen. Betet, dass das dort vorne Freunde sind.“





Kommentare

  1. Hurmorvoll und doch tiefsinnig, so würde ich dieses Kapitel gerne beschreiben.
    Humorvoll, weil man sich nur allzu gut vorstellen kann wie die Nonne wutentbrannt die Schaufel in den Boden rammmt, aufgebracht, zornig..wüst - aber natürlich gottgefällig - schimpft und der Sand den Männern durchs Gesicht weht.
    Tiefsinnig, weil man etwas mehr erfährt, über Kennedy.
    Er war im Krieg, ok, das wissen wir bereits. An das Freunde oder gute-Männer begraben denkt man weniger. Am Allerwenigsten denkt man aber wohl daran, was die Überlebenden dabei denken, von wem sie da eigentlich Abschied nehmen, wie lange sie Seite an Seite geritten sind.
    Dass diese Männer des Nachts zu ihm kommen und mit ihm reden, das deutet auf Alpträume hin. Wenn er bei den "guten Männern" schon Alpträume hat, dann versteht man, warum er die Ganoven nicht begraben mag. Diese Träume, die Tatsache, dass er an ihrem Tod beteiligt war, dürfte ihm schlimmere Nächte bescheren.
    Dennoch ist er verständnisvoll. hilft Schwester Sarah, nachdem all seine Überredungskünste nicht fruchten und er sieht, dass sich Erschöpfung breit macht, bei der Frau.
    Begraben nicht Beide einen Teil von sich ? Sie, die geschworen hat, nur zu heilen, zu helfen, zu lehren.. Unbeflecktheit hat sie in diesem Wunsch nicht mehr. Kennedy, begräbt er nicht schon wieder einen Teil der Hoffnung, dass das Töten in seinem Leben ein Ende findet ?
    Immerhin gibt es den hoffnungsvollen Wink, dass Kennedy sich nicht nur aufs Töten, sondern auch aufs Heilen versteht.

    Bevor man dann zu nachdenklich wird, erbarmt sich der Autor uns schickt eine Staubwolke über den Horizont.
    Er schickt die Frage "Freund oder Feind ?"
    Wir wissen es genauso wenig. Sind es Verfolger der beiden Entführer ? Oder sind es die vorangerittenen Ganoven, die bemerkt haben, dass das Kloster keinen Unterschlupf mehr bietet ?
    Wir werden es sehen, in einem neuen Kapitel, dass sicherlich nicht nur von mir sehnsüchtig erwartet wird -Apropos Warten.
    Ich fang dann mal an..

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