Thumberg: Der Ghoulkönig geht ins nächste Kapitel

Willkommen zum neusten Kapiel von "Thumberg: Der Ghoulkönig".

Die Beschaffung der einzelnen Zutaten für die Totenbeschwörung bringt einige Überraschungen für Pan Mochtgehrn. Und neue Bekanntschaften.

Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier!

Viel Spaß!




Mochtegehrn ballte die Fäuste. Dunkle Mächte. Schwarze Künste. Das war eine verbotene Welt. Und doch ...! Mit den üblichen Mitteln wurde er den Leichenfressern nicht Herr. Dieser Weg stand in keinem Lehrbuch oder Handlungsanweisung niedergeschrieben.

„Was habt Ihr vor?“

„Ich habe hier ein Stück Kohle. Gebt mir ein Papier oder etwas Ähnliches! Nun macht schon!“

Mochtegehrn kramte in seinen Taschen. Da waren die einzelnen Berichte der Vorfälle über die Ereignisse auf dem Friedhof. Bunt gesäumt mit Wachssiegeln aller Beamten und Räte, die sich gemüßigt sahen, sie zu kommentieren. Die konnte er auf keinen Fall verwenden. Also suchte er weiter und fand einen Waschzettel, den er seit längerem vermisste. „Da! Beschreibt die Rückseite, sonst bekomme ich meine Hemden nicht wieder zurück!“

„Selbstverständlich!“

Wenig später stand der Sonderbeauftragte und geheime Berater in Bezug auf die Sicherheit der Südmauer in Thumberg und der Angelegenheiten in unmittelbarer Nähe im teuersten Parfümgeschäft der Stadt und versuchte die Schrift auf dem verschmierten Zettel zu lesen.

„Kyrianisches A!mbra. Die große Flasche!“

Der geschminkte Verkäufer schürzte die Lippen und zwinkerte: „Eine gute Wahl, mein Herr. Da wird sich aber ihr Freund freuen.“

„Es ... äh ... es ist nicht für mich. Es ist für jemand anderen.“

„Der Glückliche. Da werden sie eine Menge Spaß haben. Ein vorzügliches Geschenk. Und so exklusiv. Nur vom Besten.“ Er kniff erneut ein Auge zu. „Sie werden viel Freude erfahren, der Beschenkte wird sich sehr dankbar zeigen.“

„Ich brauche es für ... äh ... spirituelle Zwecke.“

„Ach, sagt man das jetzt dazu. Wartet, ich hole euren Schlüssel für perfekte Nächte voller Romantik und Liebe.“

Der Ladenbesitzer warf Mochtegehrn einen freundlichen Blick zu und verschwand im hinteren Teil des Ladens. Es dauerte nicht lange, bis er mit einer blassgrünen Flasche erschien. Das Glas steckte in einem dünnen Gitter aus gehämmerten Silber. Mit einer grandiosen Geste reichte er das Parfüm über die Theke, zog sie aber sofort zurück, als sein Kunde sie greifen wollte.

Ein Schwall süßer Luft stob durch das Geschäft, als er sich mit verschwörerischer Miene nach vorne beugte. „Kennt Ihr den Duft voller Träume und Verheißungen und vor allen Dingen“, sein freundliches Lächeln verschwand, „könnt Ihr ihn bezahlen?“

„Nennt den Preis!“

Der Verkäufer nannte eine Summe, die das Dreifache von Mochtgehrns Monatssalär betrug. Erschrocken wich er zurück. „Bei den Göttern, seid Ihr verrückt?“

„Ihr verfügt also nicht über den benötigten Betrag!“

„Nicht in Münzen. Ihr seid verrückt!“

„Sondern ...“

„Ich sagte doch, es ist für spirituelle Zwecke. Im Auftrag des Rats von Thumberg. Seid also geehrt, dass ihr für diese Ehre auserwählt wurdet.“

Der Verkäufer zuckte mit den Schultern. „Ich bin der Einzige in dieser Stadt, der über Kyrianisches A!mbra verfügt. Ihr könnt, wenn ich Euch richtig verstehe, einen Wechsel mit dem Siegel des Rats oder eines hohen Beamten vorlegen.“

Mochtegehrn suchte in seinen Taschen. Nicht, dass er einen solchen Beleg besaß, er wollte nur Zeit gewinnen. Auf seiner Suche stieß er auf die Beschwerden mit den vielen Siegeln am Rand. Ein Hinweis auf die große Anzahl hochrangiger Leute, die damit ihr Interesse dokumentierten und den Wunsch bekräftigten, das Ghoulproblem endlich gelöst zu sehen. Diese Vorgehensweise diente vor allen Dingen dazu, den Druck auf ihn zu erhöhen und die eigene Wichtigkeit zu dokumentieren.

Mit den Fingernägeln löste er in seiner Jackentasche unbemerkt von seinem Gegenüber ein Wachssiegel des Dokuments. „Gebt mir eine Rechnung. Ich füge ein Siegel des Stadtrats daran und Ihr reicht sie an die Kasse der Stadt weiter.“

„Ein ungewöhnliches Arrangement. Aber es sollte reichen“, antwortete der Verkäufer. Er füllte ein Pergament aus, erhitzte ein wenig Siegellack und legte es auf den Ladentisch.

Pan Mochtgehrn setzte alles auf eine Karte. Er beugte sich nach vorne, gleichzeitig stieß er wie unbeabsichtigt die Flasche mit dem Kyrianischen A!mbra vom Tisch. Erschrocken griff der Parfümeur danach, bewahrte sie nur mit einer schnellen Reaktion vor einem Sturz, den sie nicht überstanden hätte. So abgelenkt bemerkte er nicht, wie sein Gegenüber rasch das abgelöste Siegel aus seiner Tasche auf den heißen Lack presste.

„Oh, Verzeihung. Das wäre beinahe schiefgegangen“, meinte Mochtgehrn und reichte die Rechnung weiter. Dem Verkäufer stand der Schrecken noch im Gesicht geschrieben. Er atmete hörbar aus und überreichte die Parfümflasche seinem Kunden. Dann warf er einen prüfenden Blick auf das Siegel. „Ich erkenne es wieder! Es gehört Theo Dicklage.“

Ein Leuchten überzog seine Wangen. „Ah, das macht Sinn.“ Er zwinkerte verschwörerisch. „Die am lautesten schreien, haben ihre Gründe dafür. Sein Sohn kauft auch hier ein!“ Diesmal wollte Augenzwinkern kein Ende nehmen.

Mochtgehrn sah zu, dass er den Laden schnell verlies. Ausgerechnet dieses Siegel! Doch dieses Problem würde er später lösen. Zwei Dinge fehlten noch von der Liste Master Leyms.

Draußen warf er einen Blick auf seinen Waschzettel. Das hatte er geschafft. Was musste er jetzt besorgen? Aber der vielfach geknickte Zettel gab sein Geheimnis nicht leicht preis.

„Achs seide. Am besten blau oder grün. Weiss ginge auch“, las er.

Bei den Hufen des schwarzen Gottes der Unterwelt. Was war das schon wieder?“

***




Kommentare

  1. Ausgerechnet das Siegel des Ratsmitgliedes Dicklage..
    Wobei.. vermutlich gerät nicht mal der Herr Mochtgern in Verdacht, sondern eher der Sohn, der bei seinem Lebenswandel wohl schnell in Verdacht geraten könnte, er habe zu seinem Vorteil mit dem Siegel des Vaters seinen Einkauf vergünstigt.
    Schlecht für den Sohn, aber für die momentane Situation sicher hilfreich.
    Kyrianisches A!mbra.. Das muss ein Teufelszeug sein, was romantische Stunden angeht - sehr, sehr romantische Stunden. Es soll aber wohl einem gänzliche anderem Zweck dienen, beim Beschwören eines Toten - nunja.. es lockt immerhin an.
    Seide an sich ist nichts, was Herrn Mochtgern erstaunen sollte, also was "bei den Hufen des schwarzen Gottes der Unterwelt" hat Pan Mochtgern gesehen, dass er diese Beschimpfung ausruft ?
    Natürlich erwahren wir das sofort ! Nun ja, sofort, nach einer kleinen Wartezeit, wenn wir dann weiterlesen, hoffentlich, denk ich, macht Sinn..
    Der Herr Autor hält die Spannung aufrecht.

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