Gebrauchsanweisungen für ein Katapult.

Willkommen zum neusten Kapitel aus "Thumberg: Der Ghoulkönig"!

Am Ende der heutigen, wie immer kostenlosen Episode, wisst Ihr, ob Beamte der Stadt Thumberg mit einem Katapult umgehen können. Allerdings könnte es passieren, dass unsere beiden Freunde mit ihren Aktivitäten neue, gefährliche Gegner anzulocken.

Ob ihr ehrgeiziges Vorhaben, in einer Nacht und Nebelaktion das Lagerhaus der Schmuggler zu zerstören, gelingt, könnt ihr hier weiterverfolgen.

Viel Spaß mit der neusten Episode aus "Thumberg: Der Ghoulkönig"!

Letzte Folge verpasst? Ihr findet sie hier!

Ihr wollt mehr Geschichten aus Thumberg? Da hätte ich ein Angebot.




oder hier bei Thalia .






Master Leym überreichte ihm eine Steingutflasche. "Hab ich noch zuhause gefunden. Auf den Schreck ...!

Pan nahm einen tiefen Schluck. Der Branntwein brannte bei weitem nicht mehr so in der Kehle wie bei seinen ersten Versuchen. Er begann, Geschmack an dem Feuerwasser zu bekommen.

Das Geräusch der Frösche und Nachtvögel war nach dem Lärm, den das abgeschossene Katapult verursachte, wieder verstummt. Beide Freunde lauschten angestrengt, ob der vorzeitige Abschuss noch andere Nachtgestalten alarmierte.

"Hoffentlich haben wir im Lagerhaus niemanden neugierig gemacht", meinte Master Leym. "So ein Getöse weckt sogar Tote." Dann bediente er sich ebenfalls aus der Flasche.

"Manchmal bricht ein altes und baufälliges Mausoleum ein. Der Lärm klingt so ähnlich", wusste Mochtgehrn und ergänzte: "Auf die Idee, dass jemand die Wurfmaschine ausgelöst hat, müssen die erst einmal kommen."

"Einverstanden. Warten wir noch eine Weile, damit sich alle beruhigen können." Master Leym überprüfte im schwachen Licht der Laterne das Katapult. "In der Zwischenzeit versuchen wir herauszufinden, wie man so ein Ding bedient. Irgendwie kann man doch die Entfernung für das Geschoss einstellen."

Sie fanden in einem Viertelkreis, nahe dem Bronzerad, vier markierte Löcher im Seitenkasten der Maschine. Pan wies auf einen Pfeil über der obersten Markierung. "Das Zeichen dort zeigt vermutlich an, wie stark der Wurfarm gespannt wird. Auf diese Weise stellt man die Reichweite des Katapults ein."

Probehalber drehten die beiden Freunde zusammen an dem Rad und wirklich bewegte sich gleichzeitig die Anzeige in dem Kreis. Jetzt fiel ihnen auf, dass in dem untersten der Löcher ein schwerer Metallstift steckte, den Pan vorsichtig herauszog.

"Das hier scheint es zu sein. Wir benötigen den Dolch nicht mehr. Dieser Stift fixiert den Wurfarm in der Stellung, die die Schützen brauchen. Die Markierung ganz unten steht für die größte Entfernung, die oberste für die kürzeste. Die eingestellte Reichweite zeigt einem der Pfeil.

Aber wie weit ist das jeweils. Und wie finden wir heraus, mit welcher Einstellung wir das Lagerhaus treffen?"

"Lasst uns logisch herangehen." Master Leym reichte die Branntweinflasche an seinen Freund. "Wie weit ist am weitesten? Die Steinschleuder sichert die Einfahrt zum Hafen. Das heißt, es braucht nur den Bereich des Flusses zu bestreichen. Also ist die weiteste Entfernung, die ein Geschoss fliegen muss, der Uferrand auf der anderen Seite der Zufahrt. Die kürzeste Strecke wäre das Ufer direkt vor uns."

"Klingt vernünftig. Doch unser Ziel, das Lagerhaus, befindet sich auf dieser Uferseite. Etliche Schritte vom Flussufer entfernt. Zu nahe, um vom Katapult getroffen zu werden." Pan gab die Flasche zurück. Er begann den Geschmack zu lieben.

Master Leym kratzte sich das Kinn. "Stimmt. Aber genau wissen wir es erst, wenn wir ein oder zwei Probeschüsse abgegeben haben." Er wollte trinken, stellte jedoch fest, dass die Steingutflasche leer war. "Schade, nichts mehr da."

"Schau mal in den Sack mit dem Lampenöl. Ich hab was unterwegs beim Krämer gekauft. Soll gut sein", meinte Mochtgehrn gedankenverloren. "Und zwar versteuert, wie Du am Siegel sehen kannst. Um einen Test kommen wir nicht herum. Allzu viel Zeit bleibt uns nicht. Früher oder später werden wir hier Besuch bekommen!“

"Gute Idee!" Sein Freund zog nach kurzer Suche wirklich eine neue Flasche hervor. Er entfernte das Wachssiegel und nahm einen tiefen Schluck. "Viel Besuch. Vom Friedhof ein paar hungrige Ghoule, vom Lagerhaus Dickbackes Schmuggler und die Wachen werden sich ebenfalls blicken lassen. Und da ist noch ein Problem!"

"Welches?"

"Die Einstellungen gelten für ein funktionierendes und gut gewartetes Katapult. Doch diese Schleuder hier, ist seit Jahren nicht mehr abgeschossen worden. Niemand hat sich um das Gerät gekümmert. Vielleicht ist es eingerostet oder irgendwelcher Dreck blockiert die Mechanik."

"Funktionieren tut es. Das haben wir eben erlebt, aber Du hast Recht. Ob das Ding nach so langer Zeit noch so funktioniert wie geplant, weiß keiner."

"Am besten, wir kippen so viel Lampenöl hinein, wie wir entbehren können. Öl schmiert und löst Verkrustungen. Ein Teil wird nach unserem leeren Schuss möglicherweise sogar schon weggeflogen sein.

"Sei es, wie es sei. Bald wissen wir mehr!"

Die beiden Freund gossen Lampenöl in das Katapult und nahmen einige Schlucke aus der Flasche. "Wir müssen dem Öl Zeit geben, um zu wirken", meinte Pan Mochtgehrn. Ein wenig fürchtete er sich auch vor einem neuen Versuch. Der Schreck nach dem ersten Schuss steckte ihm noch in den Knochen.

Eine halbe Schnapsflasche später hoben sie einen der Steinbrocken auf das schaufelartige Ende des Wurfarms. Nach kurzer Beratung beschlossen sie, zunächst die Einstellung für die weiteste Entfernung zu verwenden.

Mit viel Mühe drehten sie das Bronzerad so lange, bis es sich bei aller Kraft nicht mehr bewegen ließ. Master Leym hielt es in dieser Stellung und Pan steckte den Metallbolzen hastig in das unterste Loch des Viertelkreises.

Dann schleppten die Freunde einen der behauenen Steine aus dem Munitionskasten herbei und hievten ihn auf das Katapult. Diesmal übernahm Master Leym die Aufgabe, das Geschoss abzuschießen. Mit spitzen Fingern zog er den blockierenden Bolzen aus seiner Position. Erwartungsvoll schaute er auf die Wurfmaschine. Pan hielt sich in Erwartung des Abschussgeräuschs die Ohren zu. Doch zunächst passierte ... nichts!

Die Steinschleuder rührte sich nicht. Lediglich ein leises Ächzen drang aus dem Inneren, als ob die Mechanik darin sich überlegte, wie sie reagieren sollte. Es kurzes Husten folgte, dann schoss der Wurfarm mit einem ohrenbetäubenden Getöse nach vorne.

Beide Beamte versuchten, dem Flug des Geschosses zu verfolgen, aber der dunkle Nachthimmel verschluckte den Stein. Erst das Geräusch des Einschlags verriet, dass er im Ziel einschlug. Wasser spritzte hoch. Wie Master Leym vermutete, nicht weit von der Mauer auf der anderen Seite des Flussufers.

„Das Ding braucht eine Weile, um in Fahrt zu kommen“, kommentierte Pan. „Doch unsere Vermutungen über ihre Reichweite und die Markierungen scheinen zuzutreffen.“

„Wir sollten uns beeilen“ Master Leym beobachtete misstrauisch das Lagerhaus. Dort bereitete sich Unruhe aus. Der Einschlag weckte das Interesse der Schmuggler.

„Wir warten einen Moment.“ Pan deckte den Lichtschein seiner Laterne ab. „Bis sich alles beruhigt hat. Sonst haben wir die Kerle schneller als uns lieb ist, am Nacken.“

Sein Freund folgte seinem Beispiel. Angespannt warteten sie darauf, dass die Aufregung rund um ihr Ziel abnahm. „Kannst Du Bewegungen auf der Stadtmauer sehen“, wollte Pan wissen. „Die Wachen sollten den Krach ebenfalls hören!“

„Pah!“, lautete die Antwort. „Die Südmauer. Allesamt Schlafmützen und Faulpelze!“

Mochgehrn öffnete den Mund, um zu protestieren, aber er erinnerte sich rechtzeitig daran, dass seine Erfahrungen mit den Soldaten in seinem Zuständigkeitsbereich seinem Freund und Kollegen Recht gaben. „Was kann man da machen,“ antwortete er achselzuckend.

Master Leym schaute ihn ernst an. 
"Bezahlt eure Wachen anständig. Ihr werdet dann bessere Leute bekommen. Männer und Frauen, die bereit sind, bei hohem Risiko so wenig Lohn zu erhalten, taugen nichts. Wenn die Bandenchefs und Clanführer ihren Leibwächtern so einen Hungerlohn gäben, wäre ihr Leben keine Kupfermünze wert.
Und ...", er hob mahnend den Zeigefinger, "anständig bezahlte Wachen sind nicht so anfällig für Bestechung. Eine gute Entlohnung zeigt, dass Ihr ihre Arbeit schätzt."

Pan überlegte für einen Moment. Höheres Gehalt. Bessere Entlohnung. Klang zu einfach, um wahr zu sein. Sicher, das derzeitige Personal auf der Südmauer weckte wenig Bewunderung. Eher Abscheu und Verachtung. Master Leyms Meinung über sie teilte bestimmt die Mehrheit der Bevölkerung in Thumberg. Aber woher sollte er das nötige Geld nehmen. Es reicht bereits heute kaum aus, die notwendigen Ausgaben zu begleichen.

Sein Freund stieß ihn an. „Die Frösche rufen wieder. Lasst uns den nächsten Stein werfen.“



Kommentare

  1. Einen kurzen Moment dachte ich, der Schnapps würde dem Beschuss ein Ende bereiten, bevor der nächste Stein geflogen ist.
    Aber obwohl Pan den Geschmack mehr und mehr zu schätzen weiss, und da Master Leym einen guten Stiefel verträgt, ist man weiterhin frohen Mutes.
    Es wurde mehr über das Funktionieren des Katapults herausgefunden und man hat sogar das Problem mit den Wachen auf der Mauer erörtert - auch wenn die Wege, wie man eine höhere Bezahlung ermöglicht noch nicht bekannt sind.
    Kritisch ist, dass das Ding bei jedem Abschuss eines Steins, einen solchen Krach verbreitet, dass es unmöglich scheint, dass es tatsächlich niemand hört.
    Wieviele Schüsse auf den Schuppen haben unsere Freunde tatsächlich ?
    Sollte man das Gemäuer tatsächlich treffen, werden die Schmuggler wohl aufgescheucht heraus gelaufen kommen und feststellen, was da vorgeht.
    Die nächste Frage ist, wieviel von dem Bauwerk muss denn weg, damit die Bannlinien wieder wirken ?
    Muss es gar komplett beseitigt und abgetragen werden, oder reicht eine Ruine, um das bereits zu bewirken ?
    Fragen über Fragen und die Antwort.. dauert.
    Wie gut, dass wir das gewöhnt sind und wenn ich das Buch erst hab - dann passiert mir das eh nicht nochmal..
    Vielen Dank, für ein weiteres, spannendes Kapitel

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das nächste Kapitel von "Eisen und Magie: Dämonenhand"

heute in "Eisen und Magie: Ewige Liebe" Ein Dieb wird zum Mörder