Das Wochenende gehört dem Wilden Westen!

Das Wochenende gehört dem Wilden Westen!

Darum erwartet Euch heute ein weitere Episode aus "Jason Derringer: Der Pfad der Rache". Wir schwenken von unseren Helden weg auf das erste Ziel aller Beteiligten, einem kleinen Kloster in Mexiko. Und endlich gibt es in diesem Roman auch eine Heldin!

:-)

Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.

Viel Spaß!






Schwester Sarah musterte die drei Männer, die draußen vor dem Klostertor warteten. Sie wirkten abgerissen, staubig, als ob ein langer Ritt sie hierher führte. Auch ihre Pferde stolperten übermüdet, zeigten, dass ihre Reiter wenig Rücksicht auf die Tiere nahmen. Doch die Bibel und Oberin Augusta lehrten, dass man sein Gegenüber nicht nach dem Äußeren beurteilen sollte. Besonders bei Reisenden, die ermüdet und erschöpft um ein Abendessen und ein Bett für die Nacht baten.

Vorerst blieb das Tor zum Hof geschlossen. Ein starker Balken verriegelte den offiziellen Eingang in den Klosterhof, auf den Zinnen der Mauer neben ihr beschützte sie Juan, der einzige Mann, den die Nonnen duldeten. Sie wusste, dass er sein Gewehr schussbereit hielt, in dieser einsamen Gegend nahe der Grenze trieb sich eine Menge lichtscheues Gesindel herum. Ein Kloster voller Frauen und harmloser Kinder wirkte wie ein Magnet.

Dazu kamen herumstreifende Indianer, Comancheros, ja selbst die mexikanischen Soldaten lockten die Reichtümer, die sie jenseits der Klostermauern vermuteten. Trotz der Lehren der Nächstenliebe und den Anweisungen der Oberin beschloss Schwester Sarah, die Unbekannten nicht hereinzulassen. Die Augen der Männer beunruhigten die junge Nonne. In ihnen lauerte eine Gefühlskälte und Gier, die ihr kalte Schauer über den Rücken schickten.

Der Anführer der Drei schien ihre Vorbehalte zu erkennen, lässig zog er seinen Mantel nach hinten. Auf seiner Brust funkelte im hellen Sonnenlicht der Stern eines Marshalls. Seine Begleiter ahmten seine Geste nach und auch dort schimmerten die silbernen Abzeichen. Dass diese Gesetzeshüter auf der Jagd nach Verbrechern auf die mexikanische Seite wechselten, geschah regelmäßig. Die hiesigen Behörden sahen das nicht gerne. Doch das hinderte die Amerikaner selten. Sie nahmen sich das Recht heraus, in dringenden Fällen ihren Zuständigkeitsbereich ohne Erlaubnis auszuweiten. Das würde ebenfalls ihren abgezehrten Zustand und die abgerittenen Pferde erklären.

Trotzdem befiel die junge Frau ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken, diese Fremden ins Kloster hineinzulassen. Auch Marshalls waren harte Männer mit harten Augen. Das blieb bei ihrer Arbeit nicht aus. Die Art, wie die Blicke der Wartenden über ihren Körper wanderten, zeigte eine Gier, deren Bedeutung die Nonne gut kannte. Nein, diese Kerle mussten draußen warten.

"Ich werde ihnen Wasser und etwas Proviant bringen lassen", rief Sarah hinunter. Mit einem kurzem Gebet bat sie ihren Bräutigam im Himmel um Vergebung für die Lüge, aber ihre Bedenken um die Sicherheit des Waisenhauses überwog. "Wir dürfen niemanden hineinlassen", log die Schwester. "Eines unser Waisenkinder ist krank. Wir glauben, es hat Typhus. Bis der Arzt hier ist, stehen wir unter Quarantäne."

So sehr gelogen war es eigentlich nicht, denn der kleinen Marias Durchfall könnte immerhin auf diese ansteckende Krankheit hindeuten. Wenn auch eher der nächtliche Ausflug der sechsjährigen in die Speise und die damit verbundene Plünderung des Vorrats an getrockneten Pflaumen die Ursache zu sein schien. Doch der Herr im Himmel würde ihr diese Notlüge sicher verzeihen.

"Was macht Ihr da Schwester Sarah?" Die junge Nonne zuckte zusammen. Musste ausgerechnet in diesem Moment Oberin Augusta aus der Küche kommen. "Wieso lasst Ihr diese armen Reisenden vor dem Tor warten! Juan, leg dein Gewehr beiseite. Diese Männer brauchen Wasser, Proviant und etwas Ruhe. Und vergesst die Pferde nicht!"

Der Klosterdiener zog den Holzbalken zurück. Das trockene Holz knarrte, als er einen Torflügel aufzog. In den Ohren der ängstlichen Frau klang es wie der Vorbote eines großen Unglücks.

***

Greg Synner betrachtete aufmerksam das Innere des Klosters. Massive Mauern, aus der Zeit, als Indianerüberfälle noch häufiger stattfanden. Das Tor verschloss ein schwerer Riegel und der Mexikaner mit dem Gewehr ließ kein Auge von ihm. Gute Idee, sich auf diese Weise Zugang zu verschaffen. Die erbeuteten Abzeichen der Marshalls verschafften ihnen einen Vorteil, der nicht zu unterschätzen war. Das junge Biest schaute weiterhin misstrauisch, aber der zähe Brocken, der hier das Kommando hatte, tat alles, damit es ihm und seinen beiden Komplizen gut ging.

Zufrieden leerte er seinen Teller. So gut und reichlich aß er in der Regel nicht. Auch seine Kumpanen griffen zu, grinsten ihren Boss verschwörerisch an. Gegen Mitternacht sollte der Rest der Bande eintreffen. Dann würden er zusammen mit seinen Leuten das Tor öffnen und die Übernahme des Klosters ein Kinderspiel sein. Als erster musste der Mex unschädlich gemacht werden. Danach gab es niemanden mehr, der ernsthaft Widerstand leisten konnte.

Frauen und Kinder. Keine wirklichen Gegner für seine kampferprobten Männer. Leichtes Spiel und wenig Risiko. Einfacher, als wie blöd um das befestigte Kloster zu galoppieren. Selbst der einzige Kerl hier war in der Lage, aus sicherer Deckung von der Mauer herab zu schießen. Die Schießscharten in den Außenmauern bewiesen ihm, dass man auf Angriffe vorbereitet war. Gut möglich, dass die Nonnen auch wussten, wie man mit einer Schusswaffe umging. Als angebliche Gesetzeshüter besaßen sie einen Vertrauensvorschuss, den sie in dieser Nacht ausnutzen würden.

***

Ihre Gedanken galten den Fremden, die sie auf Anordnung der Oberin Augusta bedienen musste. Sollte jemand lesen, was sich gerade in ihrem Kopf abspielte, reichten ein Dutzend Vaterunser als Buße nicht aus. Doch Schwester Sarah wagte es nicht, sich dem Oberhaupt ihrer Gemeinschaft zu widersetzen. Dabei wurde sie an anderer Stelle dringender gebraucht. Die kleine Julia brauchte ihre Fiebermedikamente. Im Hospital lag eine alte Mexikanerin, die arme Frau wartete auf das Schlafmittel, das ihr eine ruhige Nacht verschaffte.

"Habt ihr auch was Anständiges zu trinken!" Einer der Neuankömmlinge klopfte mit seinem leeren Becher auf den Tisch. Sarah versuchte, sich seinen gierigen Augen zu entziehen, indem sie in die Küche flüchtete. Aber zu ihrem Unglück erwartete sie dort die Oberin, die die junge Nonne zornig zurückschickte.

"Geh in den Keller und hol etwas Wein! Das sind durstige Männer und Gesetzeshüter. Und zu unserem Schutz hier. Willst Du ihnen Gründe geben, sich über die Gastfreundschaft unseres Ordens zu beschweren?"

Schwester Sarah gelang es nur schwer, ihren Zorn zu verbergen. Ihrer Meinung nach besaß die Versorgung ihrer Kranken Vorrang vor der Bewirtung von verdächtigen Fremden. Immerhin gab ihr die Anweisung eine gute Gelegenheit, sich ihren eigenen Interessen zu widmen. Ohne dass es dem Oberhaupt des Klosters auffallen konnte. Denn das kleine Hospital lag auf dem Weg zum Weinkeller.

Plötzlich erhielt sie einen heftigen Stoß, beinahe wäre ihr das Tablet aus den Händen gefallen. Es dauerte einen Moment, bis sie erkannte, was geschehen war. Einer der Kerle hatte ihr doch tatsächlich auf den Hintern gehauen. Jetzt schaute sie der Widerling auch noch unverschämt an.

"Ich freue mich schon auf den Wein, Süße! Also beeil Dich und mach einem einsamen, durstigen Reiter eine kleine Freude."

Diesmal sprang ihr der Zorn aus den Augen. Wütend funkelte die Nonne den Fremden an. Das Maß war voll. Es war an der Zeit, etwas zu unternehmen.

***

Sam Bolden lag nicht weit vom Eingang des Klosters gut verborgen hinter einem dürren Busch. Außer Hörweite warteten die übrigen Mitglieder der Bande auf ihr Zeichen. In den frühen Morgenstunden, so war abgesprochen, sollte der Angriff beginnen. Dann öffnete ihnen ihr Boss das Tor, nachdem er zusammen mit den beiden anderen angeblichen Gesetzeshütern jede mögliche Gegenwehr innerhalb der Klostermauern ausgeschaltet hatte. Bis dahin gönnte er seinen Männern eine kleine Verschnaufpause.

Im Inneren warteten eine trockene Unterkunft, Vorräte und eine Menge Spaß auf die Skalpjäger. Mit der Drohung die Waisen zu töten und sie zu skalpieren, besaßen sie einen wertvollen Trumpf. Mit diesem Druckmittel planten sie die Schwestern zu zwingen, die Bande für die Dauer ihres Unternehmens in Mexiko zu bewirten und zu versorgen. Das Kloster bildete eine sichere Basis für ihre Raubzüge in der Umgebung. Am Ende erwartete die Bewohner das gleiche Schicksal wie die Dörfer in der Nachbarschaft. Vielleicht fanden sich ein paar junge Nonnen darunter, die man an die Comancheros in Texas verkaufen konnte. Diese Halsabschneider, die ihren Unterhalt im legalen und illegalen Handel mit Indianern verdiente, waren immer auf der Suche nach Frischfleisch.

Sam schaute nach den Gestirnen. Die Nacht war klar und jeder Stern zeichnete sich deutlich am Himmel ab. Mittlerweile war es nachMitternacht. Die Übernahme des Klosters stand unmittelbar bevor.

***

Kommentare

  1. Aaah... das ist ein so schmutziges Vorgehen, wie man es von solchen Banditen erwartet...
    Frauen und Kinder.. Saufen und.. naja, Cowboykram, eben...
    Umso dringender wünscht man sich die Guten herbei, die am Besten gerade noch rechtzeitig vor dem Stürmen des Klosters die auf der Lauer liegende Bande abfängt, niedermacht und als Befreier in das Kloster rein reiten...
    Aufatmen bei den Nonnen, natürlich bis auf Mutter Oberin, die schon irgendetwas an ihnen auszusetzen haben wird.. :-)
    Nun beginnt es schon mächtig nach Finale zu duften..
    Der Kampf um das Kloster, das Leben der (vermeintlich - man weiss ja nie) hilflosen Nonnen..
    Ich hoffe, der "Mex" schafft es durchs Geschehen..

    All das sind Zutaten, die auf spannende kommende Kapitel deuten..
    Wie sag ich immer:
    Ich bin gespannt...

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