Warum "Thumberg: Der Ghoulkönig" anders ist als andere Fantasy-Romane?


"Thumberg: Der Ghoulkönig": Die Erste Beamtenpflicht: Zuständigkeit!

Ihr kennt die Geschichten z. B. auch in meiner Serie "Eisen und Magie" von streitbaren Helden und Magiern. Ihnen ist gemeinsam, dass sie ein wenig außerhalb der Gesellschaft leben. Wir erleben sie als Abenteurer, Söldner, Außenseiter.

Die übrigen Bewohner einer Fantasy-Welt dienen mehr oder weniger als Staffage. Sie werden hingerichtet, ermordet, versklavt. Im besten Fall bewundern sie die Heldentaten der Protagonisten und überlassen sich gerne ihrer Führung.

In "Thumberg: Der Ghoulkönig" lesen wir von Helden, die zwar heldenhaftes leisten und sich tödlichen Gefahren stellen. Aber einfach nur, weil sie ihren Job so gut wie möglich machen wollen.

Mehr oder weniger wie wir alle!

Viel Spaß mit dem neusten Kapitel aus "Thumberg: Der Ghoulkönig"!





Das letzte Kapitel verpasst? Ihr findet es hier.

„Ich ..., ich dachte, es wäre tot!“ Mochtegehrn starrte ihn verzweifelt an. „Ich wollte auf keinen Fall ..., ich meine ..., das Viech sollte tot sein. Mausetot!“

„Silber!“ De Koffel nahm ein Tuch und reinigte seine Waffe. „Ghoule sind Geschöpfe der Nacht. Genau wie Vampire. Da schadet Silber nie! Ich denke, mein lieber Freund, Ihr müsst noch viel lernen.“

Er rümpfte die Nase. Wie konnte er nur vergessen, wie widerlich diese bleichen Leichenfresser stanken. Selbst wenn nur ein nasser Klumpen Fleisch von ihnen übrigblieb.

Nicht auszuhalten.

De Koffel steckte seine Waffe zurück und zog seinen neuen Mitarbeiter zum Fenster hinter seinem Schreibtisch. Nur weg von diesem Gestank. Die Luft, die vom Hafen in sein Büro zog, roch nach Salzwasser, Tang und vergammelten Fischen. Immer noch besser als tote Ghoule. Und eine gute Gelegenheit, Mochtgehrn seinen Aufgabenbereich zu zeigen.

Er zeigte auf den Friedhof, den er von seinem Turm aus sehen konnte. „Wir kennen in Thumberg schon seit ewigen Zeiten diese grässlichen Leichenknabberer. Sie streunten zwischen den Grabreihen herum. Wir steckten die Körper unser Liebsten in schwere Steinsärge und verbargen sie in Katakomben unter der Erde. Ab und zu hatten sie Glück. Jemand schloss die Tür ins Grabgewölbe nicht richtig. Ein Deckel verrutschte. Eher was zum Knabbern. Zuviel, dass sie wegzogen. In reichere Gefilde. Doch zu wenig, als dass sie wirklich störten.

Aber seit einiger Zeit verlassen sie das Areal des Friedhofs und jagen außerhalb. Ihre Erfolge sprechen sich in ihrem Volk herum. Ihre Zahl wächst. Die Sicherheit unserer Stadt ist gefährdet. Und die Gefahr geht von der Südmauer aus!“

De Koffel stubste seinen Untergebenen mit ausgestrecktem Zeigefinger gegen die Schulter. „Und Ihr seid für diesen Bereich verantwortlich, Mochtgehrn. Das Ghoulproblem ist Euer Problem. Und da wären noch ein paar mehr. Das Katapult. Das Lagerhaus. Ach ja!“ Er warf einen Blick auf den Korb mit den Erdbeeren. Sie sahen ja wirklich lecker aus. „Ich meine. Lassen wir es erst mal dabei. Ich vertraue Euch. Also enttäuscht mich nicht!“

„Wir könnten Soldaten auf dem Friedhof aufstellen. So können wir die Leichenfresser vertreiben. Gebt mir genug Leute, und wir sind das Problem los.“

Der Rat winkte ab. „Ich bezweifle, dass das hilft. Die Viecher verkriechen sich in ihren Erdlöchern und Spalten. Tauchen erst wieder auf, wenn die Wachen nach ein paar Tagen verschwinden.“

„Dann müssen sie eben länger bleiben!“

„Es wird schon schwer, genügend Männer für wenige Tage abzustellen. Wir müssten sie von den anderen Mauern abziehen. Das wird eine Menge Gefallen aufbrauchen. Zähe Verhandlungen mit den Kommandanten. Versprechen. Absprachen. Neue Gefälligkeiten. Aber für länger ...“. Er schüttelte den Kopf. „Unmöglich.“

Mochtgehrn kämpfte mit seinen Nerven. Auf der Schreiberschule für Adlige niederer Herkunft mit Ambitionen für den Verwaltungsdienst, kurz SAHAV, lehrte niemand passende Lösungen für dieses Problem. Dass man mit einem antiken Schwert über einen mit Ghoulen verseuchten Friedhof schleichen musste, stand in keiner Aufgabenbeschreibung.

Krampfhaft suchte er in seinen Erinnerungen, versuchte, sich an die Regel der Grundzüge eines guten Verwaltungsbeamten zu erinnern. Dann tauchten die Worte der Regel 11a vor seinem geistigen Auge auf:

„Es gibt nichts, was es nicht schon mal gab!“

„Wie war es denn früher“, wollte er wissen. „Diese Leichenfresser gab es doch bereits immer in Thumberg. Wieso sind sie jetzt so zahlreich? Und so gierig! Damals hielten sie sich nur auf dem Friedhof auf. Bald kommen sie in die Stadt. Lücken in der Mauer gibt es ja genug.“

De Koffel zog laut die Spucke durch die Zähne. Er hoffte, dass es wie Zähneknirschen klang. Der Medikus hatte ihm geraten, seine Holzzähne zu schonen. Aber er musste Ruhe in die Sache bringen.

Seine Gedanken rasten hin und her. Hier stapelten sich die Kosten für die Reparaturen der Stadtmauer. Dort wuchsen die Ausgaben für den Sold zusätzlicher Wachen zum Schutz der Bürger in ungeahnte Höhe. Wie sollte er das Problem lösen? Und da warteten weitere Problemfälle auf ihn.

De Koffel beschloss, sich auf die Grundzüge guten Beamtentums zu besinnen. Das Zauberwort in so einem Fall hieß: Zuständigkeit!

„Dafür seid ihr zuständig, lieber Mochtgehrn. Ihr macht es Euch ziemlich leicht. Ein Angriff von einem größenwahnsinnigen Ghoul und ihr macht einen Aufstand wie bei einer Invasion!“

„Es ist eine Invasion! Nicht mehr lange und die Viecher gehen in der Stadt spazieren!“

De Koffel stutze. Das Wort „Zuständigkeit“ weckte einen bereits vergessenen Gedanken in seinem von so vielerlei Sorgen geplagten Kopf. Es kreiste in seinem Schädel wie ein Karussell, er schmeckte jeden Buchstaben, ließ ihn auf seiner Zunge tanzen. Dann hatte er es.

„Ihr müsst zu Master Leym. Der wird Euch helfen. Master Leym. Zuständig für Kommunikation mit „Viel und weit weg Fremden“! Ghoule gehören in seine Verantwortung. Keine Frage!“

***


Kommentare

  1. Zuständigkeit..
    Es tut gut zu wissen, dass es in anderen Welten, in anderen Städten.. doch immer die gleichen Probleme gibt, bei denen man froh ist, dass sie andere zu erledigen haben..

    Schreiberschule für Adlige niederer Herkunft mit Ambitionen für den Verwaltungsdienst.. was für ein Name. was für eine schöne Idee..
    Und man lernt dort sogar etwas.. allerdings nichts, was einen wirklich weiterbringt, auch wenn man die richtigen Fragen kennt.. Egal wie sehr man Bürokrat ist, es gibt immer einen, der noch mehr bürokratisch ist und an dem man sich die Zähne ausbeisst..
    Zumindest gibt es für den armen Herrn Mochtgern eine neue Spur.. Master Leym..
    zuständig für... das gibt es allerdings nur im E&M Unversum.. Kommunikation mit "viel und weit weg Fremden"
    Fremd und viel dürfte passen... das weit weg.. das ist das Problem..

    Mal sehen, wo wir mit den Ghoulen noch landen.. ich bin gespannt..

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